Aug 12, 2019 10:20 CET

Wie betrachten den letzten Abschnitt in dem bewegten Leben von Imam Dschafar Sadiq (F).

 

 

Beim letzten Mal haben wir über den nachhaltigsten Schritt Imam Sadiqs (F) gesprochen, nämlich die Gründung einer Hochschule auf Basis der dschafaritischen Rechtslehre, an der mehrere Tausend Wissen erworben haben. Imam Sadiq hat an dieser Lehrstätte hervorragende Persönlichkeiten ausgebildet damit diese die echte Lehre des Islams , die Lehre des Propheten Mohammads und seinem Hause unter der Bevölkerung im ganzen Islamischen Reich verbreiten und damit die Kulturrevolution, die sein Vater Imam Baqir (F)  begonnen hatte, ihren Höhepunkt erreicht.  Der große Erfolg, den Imam Sadiq (F) erzielte, hat nicht nur bei den schiitischen Gelehrten sondern auch bei sunnitischen Denkern Bewunderung und Lob ausgelöst. Hierzu einige Beispiele:

                         

Dr. Hamid, Dozent für Arabische Literatur an der Kairoer Fakultät für Fremdsprachen sagt: „Seit mehr als 20 Jahren erforsche ich die Geschichte der Islamischen Jurisprudenz und Wissenschaften. Hierbei bin ich auf die herausragende Persönlichkeit Imam Sadiqs, edler Nachkomme aus dem Hause des Propheten, aufmerksam geworden. Ich denke, dass dieser Edle einer der  Wegbereiter der Innovation in islamischen Wissenschaften und ein hervorragender Denker ist, der von allen schiitischen und sunnitischen Gelehrten beachtet wird.“ (Al-Imām al-Ṣādiq wa l-madhāhib al-arbaʿa , S. 52)  

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Malik Ibn Anas, der Leiter einer sunnitischen Rechtsschule hat (laut obiger Quelle, S.53) gesagt:  Ich habe niemanden gesehen,  der besser und würdiger als Dschafar ibn Mohammad Sadiq (F) bezüglich Wissen und Gott-Dienen und großer Kenntnis gewesen wäre.“

Der Begründer der hanafitischen Rechtsschule, einer der vier großen Rechtsschulen der Sunniten, Abu Hanifa al-Nu`man ibn Thabit,  berichtet: „Ich habe niemanden gesehen, der so sehr in der Jurisprudenz bewandert gewesen wäre wie Imam Dschafar Ibn  Mohammad. Einmal bereitete ich auf Empfehlung des Abbasidenkalifens Mansur 40  wichtige religionsrechtliche Fragen vor, um sie in Anwesenheit des Kalifen und von Persönlichkeiten zu unterbreiten. Er (der Imam) hat die Antworten und die verschiedenen Meinungen zu den Themen und alle 40 Fragen auf eine Weise behandelt und beantwortet, dass alle eingestanden, dass er mehr Kenntnisse als jeder andere auf dem Gebiet des Religionswissens und der Islamischen Wissenschaften besitzt.“  (Munaqib Abu Halifa, Bd.1,S.172)  Es sei daran erinnert, dass die meisten Kalifen gar kein Interesse an Wissen hatten, und wenn sie manchmal  Denker und Gelehrte an ihren  Hof bestellten, nur die Absicht hegten, sich selber als Unterstützer von Wissenschaft und Gelehrsamkeit zu präsentieren oder sie wollten die Fähigkeiten eines  angesehenen Gelehrten ins fragliche Licht rücken. Mit diesem Ziel vor Augen hatte auch der Abbasidenkalif Mansur Abu Hanifa aufgefordert vierzig komplizierte Fälle der Jurisprudenz vorzubereiten. Er war so naiv zu denken, dass Imam Sadiq nicht in der Lage ist eine Lösung für diese religionsrechtlichen Fragen anzubieten und er ihn vor allen anderen blamieren könnte. Doch sein böser Plan schlug fehl, denn Imam erntete von allen Lob.

Mit den Worten des Heiligen Korans im Vers 54 der Sure 3: „Und sie (die Widersacher) schmiedeten Ränke (um vielleicht die Wahrheit zu besiegen) doch auch Gott fasste Seine Pläne. Gott ist der beste Planer (und lässt die Ränke der Widersacher fehlschlagen)  .“

Chair ad-Din az-Zirikli, (geb. 1893 in Beirut) , Verfasser des Werkes al-Alam – über Berühmtheiten der Arabischen Welt bis 1975 schreibt über die herausragende Persönlichkeit Imam Sadiqs (F), dass er alle seine Zeitgenossen in Wissen und Tugend überragte und Imam Abu Hanifa aus seinem Wissensschatz geschöpft hat. Zirikli weist auf das Wissen Imam Sadiqs (F) in der Algebra und Chemie und anderen Wissenschaften hin und dass einer der Gelehrten, die aus seiner Schule hervorgingen, Dschabir ibn Hayyan (latinisiert: Geber) war, der  in der Chemie berühmt wurde.

 

 

Nicht nur vom Wissen her, sondern auch hinsichtlich seiner Gottesfürchtigkeit und seiner gutmütigen Art und Bescheidenheit überragte Imam Sadiq die anderen. Den  Beinamen Sadiq verdankt er seiner Aufrichtigkeit.   Der bekannte ägyptische Schriftsteller Dr. Ahmad Amin, sagt, dass Imam Sadiq nicht nur die größte Persönlichkeit der schiitischen Rechtsschule ist, sondern auch in den verschiedenen islamischen und den darauffolgenden Epochen als größte wissenschaftliche Persönlichkeit gegolten hat. Farid Wadschi   (geb. 1878), der bekannte ägyptische Verfasser von „Ascherin“, der Enzyklopädie 14. Jahrhundert , schreibt: „Das Zentrum für Wissenschaft und Wissen des Dschafar ibn Muhammad al-Sadiq füllte sich täglich mit großen Gelehrten. Sie brannten darauf , Überlieferungen, Koranexegese, Philosophie und Theologie kennenzulernen und nahmen an seinen Lehrstunden teil. In der Regel waren  zweitausend und manchmal viertausend bekannte Gelehrten in seinen Sitzungen anwesend.“

Imam Sadiq beeindruckte mit seiner Persönlichkeit nicht nur die Anhänger des Prophetenhauses sondern auch Anführer der Sunniten, Sufis, Forscher, Rechtsgelehrte und Literaten. Sogar Leugner Gottes und des Jenseits waren bestrebt, an seinem Wissen teilzuhaben.

Um zu verdeutlichen, welches Ansehen Imam Sadiq (F) genoss und welches kostbare Erbe seine Kulturrevolution für die Islamische Welt war, möchten wir noch die Äußerungen von zwei weiteren Persönlichkeiten über ihn vorstellen. Der bekannte ägyptische Dichter , Literat und Schriftsteller Abd ar- rahman  Al Scharkawi  (verstorben 1987    ) schreibt: „Die Menschen in der Zeit des Imam Sadiq liebten alle diesen Edlen, denn er besaß einen weiten geistigen Horizont, einen hellen Geist, ein großes Herz,  hatte ein freundliches Gesicht, sprach und verhielt sich freundlich  und eilte in guten Werken allen anderen voraus. Trotz aller bestehenden Repressalien und Schranken hat er die Menschen auf eine weise Art, einhergehend mit guten Ratschlägen,  zu den Lehren des Ein-Gott-Glaubens und dem Islam-Bekenntnis eingeladen.“    

Auch hat Muhammad Ibn Talha Schafii (12. – 13.. Jahrhundert nach Christus) , Verfasser des Buches Mutalib ul suul su`uli  die hohen Eigenschaften Imam Sadiqs beschrieben und gesagt: „Dschafar ibn Muhammad (al Sadiq) einer der großen Gelehrten aus dem Hause des Propheten, verfügte über großes Wissen. Seine gottesdienstlichen Werke waren zahlreich. Ständig war er Gott eingedenk und außerordentlich gottesfürchtig und enthaltsam. Er rezitierte oftmals den Koran, dachte über seinen tieferen Sinn nach, holte aus dem tiefen Meer des Gottesbuches kostbare Perlen hervor und verdeutlichte seinen Wundercharakter. Er  teilte seine Zeit für verschiedene gottesdienstliche Werke auf und zog sein Selbst zur Rechenschaft. Sein erleuchtetes Gesicht erinnerte den Menschen an das Jenseits  und wer seinen Worten zuhörte, der nahm Abstand von der diesseitigen Welt und der Liebe zu ihr.  Ihm zu folgen führt ins Paradies. Sein strahlendes Antlitz zeigte, dass er ein Nachkommen des Propheten Gottes ist. Seine lobenswerten und vortrefflichen Eigenschaften sind nicht zählbar. Von ihm wurden zahlreiche Mitteilungen und Ahadith überliefert, und eine große Zahl der Persönlichkeiten des muslimischen Volkes  hat aus dem Meer seines Wissens geschöpft.“

                       

Gestützt auf unsere kurze Biografie Imam Sadiqs (F) lässt sich sagen, dass dieser Imam wirksam einen Einfluss auf politischer Ebene ausgeübt hat. An der Rechts- und Denkschule Imam Sadiqs (F) wird deutlich dass eine lebendige islamische Rechtssprechung sich nur dann effektiv  in der Gesellschaft auswirkt, wenn   sie auf allen Gebieten theoretisch und praktisch tätig wird und zu jeder Zeit die wichtigsten aktuelle Bedürfnisse erwidern kann. Die islamische Rechtslehre muss sich gegen machthaberische arrogante Regierungen wehren , sie entlarven, ihre heimtückischen Pläne vereiteln und die Protestbewegungen des Volkes verteidigen. Der Begründer der Islamischen Republik Iran, Imam Chomeini,  der tiefe Kenntisse von der Vorgehensweise Imam Sadiqs (F) besaß, sagt über die Mission eines Rechtsgelehrten, der sich nach der dschafaritischen Rechtsschule (Imam Sadiqs )richtet:

„Zeit und Ort sind zwei entscheidende Elemente beim  Idschithad – der selbständigen Findung eines Rechtsurteils ... Der Mudschtahid muss die Fragen der Zeit überblicken ... Ein alle Bedingungen erfüllender Mudschathid zeichnet sich dadurch aus, dass er die Methoden kennt, um den listigen Täuschungen der in der Welt vorherrschenden Kultur zu begegnen, er muss Scharfsinn besitzen und in Wirtschaftsfragen und Politik und selbst über die Politiker Bescheid wissen. Ein Mudschtahid muss ein Gespür für die Lenkung einer großen islamischen und sogar einer nicht-islamischen Gesellschaft haben und er muss außerdem und zusätzlich zu der Aufrichtigkeit und Gottesfürchtigkeit, die einem Mudschtahid gebührt,  wirklich ein Verwalter und weiser Planer sein.“ (Sahifeh Nur, Bd. 21, S. 8)

 

 

Die abbasidischen Herrscher fürchteten die Umsetzung der lebendigen und gerechten Rechtslehre Imam Dschafar Sadiqs und in unserer Zeit, in der verschiedene Lehren über Denkweise, Glauben, Philosophie und Politik aufeinanderstoßen,  hegt das Hegemonialsystem die gleiche Furcht vor dem wahren Islam. Daher strebt sie nach internationaler Verbreitung eines  falschen verzerrtes Bildes vom wahren  Islam, der Religion des Allbarmherzigen -    und nach Massakern unter den Muslimen. Die Palette ihrer Politik reicht von der  Förderung von Sekten wie dem Wahhabismus  oder fragwürdiger mystischer Bewegungen bis zur Streuung von Zwietracht und Entfachung von Krieg und Verbrennen des Korans.

Abschließend möchten wir noch einige wertvolle Ratschläge Imam Sadiqs (F) anführen:

 

„Macht eure  Kinder mit unserer Lehre vertraut, bevor die Feinde ihre Herzen mit ihren abwegigen Lehren beschlagnahmen. Wir lieben jemanden, der verständig ist, die Religion kennt und aufrichtig und treu ist. Unsere Anhänger sind Leute der Rechtleitung, der Gottesfürchtigkeit, der guten Werke, des Glaubens und die Erfolgreichen. Meine beliebtesten Brüder sind die, die mir meine Fehler verzeihen.

Als Imam Sadiq (F), nach der Vergiftung durch den  Abbasidenkalifen Mansur auf dem Sterbebett dem Märtyrertod entgegenblickte, sagte er als Letztes: „Unsere Fürsprache wird jenen nicht zuteil, die das Gebetsritual auf die leichte Schulter nehmen.“