Aug 23, 2019 12:13 CET

Diesmal wollen wir über den siebten Imam und sein Werk sprechen. Es ist  Imam Kadhim (F).

 

Es war 128 nach der Hidschra (im Jahre 745 nach Christus),als Imam Sadiq (F), der sechste Imam der Schiiten mit einer Schar seiner Anhänger die Kaaba in Mekka aufgesucht hatte. Auch seine Gemahlin Hamida begleitete ihn. Nach Abschluss des Hadsches zog jede Pilgerkarawane in Richtung ihrer Heimat.  Die Karawane Imam Sadiqs (F) hatte auf dem Heimweg in einem kleinen Dorf namens Abwa` in der Nähe von Medina  Halt gemacht.  Da überbrachte jemand dem Imam eine Botschaft. Hamida hatte ihn zu sich gebeten. Bald darauf kehrte Imam Sadiq fröhlich zu seinen Gefährten zurück und sagte:  „Gott hat mir heute den Sohn beschert, der der beste von allen in seiner Epoche und euer zukünftiger Wegführer und Vorsteher sein wird „ (Qummi: Al Anwar ul Bahia, S. 78)

 

Die Mutter Imam Kadhims (F) war eine edle vortreffliche Frau und Imam Baqir (F) hatte, als er sie seinem Sohn Sadiq vorstellte, über sie gesagt: „Hamida ist wie pures Gold welches im Ofen geschmolzen und rein wurde. Es ist eine Gnade die Gott mir und dem Imam nach mir gewährt, dass er eine  solche edle und keusche Dame in unser Haus kommen ließ.“  Hamida entfaltete sich so vorzüglich während ihrer Ehe mit Imam Sadiq und schöpfte auf eine Weise aus seinem Wissen, dass  der Imam sagte, die Frauen sollten sich an sie wenden, um  Wissen über die Gebote und Fragen der  Religion zu erwerben. 

                             

 

Ibn Musa ibn Dschafar al Kadhim (F) war nicht nur mit einem Vater wie Imam Sadiq (F) sondern auch mit einer Mutter wie Hamida gesegnet. Von klein auf bewies er eine große Intelligenz und erstaunliche Fähigkeiten und schöpfte bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr – nämlich bis zum Märtyrertod seines Vaters, aus dessen hohen Lehren.  Er erreichte in der Lehrstätte seines Vaters die höchsten Stufen des Wissens.

Musa ibn Dschafar al-Kadhim überragte alle Gelehrten mit seinem Wissen und war bei allen für seine hohen menschlichen Charakter bekannt.  Die Gelehrten, die sich mit seiner Biografie befasst haben, achten diesen Imam, den Imam Kadhim, ebenso wegen seiner  Charaktergröße.  So zum Beispiel der ägyptische Gelehrte  und Überlieferer der sunnitischen Welt, Ibn Hadschar Asqalani (15. Jahrhundert n. Chr.) sowie Scheich Suleiman Hanafi al- Qanduzi (19. Jahrhundert n.Chr.). Sie bezeichnen Musa Kadhim als den Erben des Wissens seines Vaters Imam Sadiq und als einen Menschen mit hohem Charakter,  der gegenüber der  Unwissenheit und den Fehlern anderer eine außerordentliche Geduld und Milde besaß, so dass ihm der  Beiname Kadhim verliehen wurde. Kadhim bezeichnet nämlich jemanden, der seinen Zorn herunterschluckt. Aber die damaligen abbasidischen Herrscher waren anderer Meinung über Imam Kadhim. Sie spürten von der Beliebtheit dieses Imams und der anderen  Imame aus dem Hause des Propheten  eine Gefahr für ihre eigene Machtposition  ausgehen und machten sie letztendlich zu Märtyrern.

Der Abbasidenkalif Mansur war erbost über die Erfolge Imam Sadiqs (F) und ließ ihn vergiften. Auch auf dessen Sohn Musa ibn Dschafar – nämlich Imam Kadhim, hatte er es abgesehen.  Er schickte ein Schreiben an seinen Gouverneur in Medina  und befahl ihm, in das Haus von Imam Sadiq einzudringen und jeden auf der Stelle zu enthaupten, der sich als sein Nachfolger vorstellt. Mohammad ibn Sulaiman machte sich auf den Weg. Ihm fiel das Testament von  Imam Sadiq (F) in die Hände, in dem dieser seinen Nachfolger verkündet hatte. Doch Imam Sadiq (F) hatte in weiser Voraussicht des bösen Planes von Mansur in seinem Testament eine Vorkehrung getroffen. Als der Gouverneur von Medina das Testament Imam Sadiqs (F) vor sich hatte, stellte er verblüfft fest , dass der Imam fünf Personen als seine Nachfolger vorgestellt hatte, und zwar hatte er als ersten den  herrschenden Mansur Dawaniqi und danach  ihn, Mohammad ibn Sulaiman, den Gouverneur von Medina, genannt und als nächsten   Nachfolger  erst den älteren Bruder von Imam Kadhim namens Abdullah ibn Dschafar ibn Mohammad, dann Musa ibn Dschafar (al-Kadhim)  und schließlich  Hamida, die Mutter von Musa ibn Dschafar, seine Witwe, genannt.  

                   

 

Der Gouverneur von Medina war total verwirrt und ratlos. Er berichtete Mansur davon und wollte wissen: „Welchen von diesen Nachfolgern soll ich umbringen?“ Mansur geriet außer sich vor Wut über diesen Bericht und schrie: „Die lassen sich nicht töten!“

Auf diese Weise hat Imam Sadiq, Vater des Imam Kadhims (F), vor seinem Tod,  im Voraus den heimtückischen Plan von Mansur vereitelt und Imam Kadhim blieb dank Gottes Willen am Leben. Das  Imamat der Ahl-e Bait blieb erhalten und wurde fortgesetzt. Wieder bewahrheitete sich das Wort Gottes im Koran (in der Sure 9, Vers 32), wo es heißt:

„Sie wollen Allahs Licht mit ihren Mündern auslöschen. Aber Allah besteht darauf, Sein Licht doch zu vollenden, auch wenn es den Ungläubigen zuwider ist.“

Mansur gab natürlich nicht auf,  herauszufinden, wem Imam Sadiq in Wirklichkeit das Imamat nach ihm überlassen hatte und schickte Spione aus. Imam Kadhim stellte sich daher für eine längere Zeit nicht öffentlich als Imam und Nachfolger Imam Sadiqs vor und bat seine engen Helfer das Gleiche zu tun. Dies war eine Taktik, um allmählich - im Laufe der Zeit - die Voraussetzungen  für die Ziele seiner strategischen Politik schaffen zu können.

 

                                  

Hischam ibn Salim al Dschawaliqi war einer der nahestehenden Helfer Imam Sadiqs gewesen. Er berichtet: „Nach dem Märtyrertod Imam Sadiqs stellte sein ältester Sohn Abdullah Anspruch auf das Imamat und ein Gruppe von Anhängern zeigte sich ihm zugewandt. Ich und ein anderer Muslim suchten ihn auf, um ihn mit einigen grundlegenden Fragen auf die Probe zu stellen. Er gab nur falsche Antworten auf unsere Fragen. Wir verließen bekümmert und ratlos sein Haus und fragten uns verwirrt, wer denn der wahre Imam und Nachfolger Imam Sadiqs (F) ist. Da führte uns ein alter Mann zum Haus von Musa ibn Dschafar (al-Kadhim) (F).  Nach diesem göttlichen Beistand zum Erfolg fragte ich diesen Edlen (Imam Kadhim): `Mein Leben sei dir geopfert. Wer ist unser Vorsteher und Imam  nach dem Märtyrertod eures geehrten Vaters?` Hadhrat sagte: `So Gott will, wird Er dir den Weg weisen!` Hischam berichtet: „Ich stellte einige Fragen über das Imamat und wieder sagte der Edle: `So Gott will, wird Er dir den Weg weisen.` Schließlich spürte ich, dass Hadhrat es wegen der gefährlichen politischen Bedingungen nicht für gut hält, offen sein Imamat bekannt zu geben. Ich war gezwungen, meine Fragen anders zu formulieren und ich fragte ihn, den siebten Imam: `Habt ihr einen  Imam und Lenker? `Hadhrat antwortete: `Nein, ich habe keinen Imam.`“ Hischam berichtet: „Anhand dieser Antwort des Imams habe ich dann begriffen, dass er der Anführer der Schiiten ist und dass ich von meiner Ratlosigkeit befreit worden war. Ich freute mich sehr und fragte den Geehrten ob ich noch eine Frage stellen dürfe.  Er sagte: `Frag, aber sag den anderen nichts über mich, denn uns droht Gefahr.` Ich sagte zu dem Edlen: `Eure Anhänger und die Anhänger eures geehrten Vaters sind ratlos und verwirrt und wissen nicht wer zurzeit ihr Imam ist. Darf ich es ihnen sagen?` Hadhrat-e Kadhim sagte: `Die Gefahr lauert im Hinterhalt. Sag es jedem, dem du vertraust, aber bitte sie, die Nachricht nicht zu verbreiten.`“

Der Imam ging zu recht sehr vorsichtig vor, denn er wusste, dass die Spitzel Mansurs den Auftrag hatten, jeden, der das Imamat des wahren Nachfolgers Imam Sadiq (F) anerkennt, festzunehmen und zu ermorden. Der  siebte Imam führte die Politik seines Vaters Imam Sadiq (F) fort, indem er sich der Ausbildung von Gelehrten zuwandte, damit das kostbare Erbe seiner edlen Vorfahren erhalten und bewahrt  bleibt.

Seyyed ibn Tawus, ein großer Gelehrter des 13. Jahrhunderts nach Christus schreibt: eine große Schar von Helfern und besonderen Anhängern Imam Kadhims und von Persönlichkeiten der Familie der Haschimiten versammelten sich zu den Lehrstunden dieses Edlen und zog großen Nutzen  aus seinen kostbaren Lehren. Sie hielten die Antworten dieses Hadhrat auf Fragen schriftlich fest. Auf diese Weise wurden hervorragende Persönlichkeiten ausgebildet, die sich in der Gesellschaft der Verbreitung der Wissensschätze des Imams widmeten.“

Der Muslim Syed Amir Ali, indischer Historiker, Jurist und Politiker (gestorben 1928) schreibt: Imam Sadiq (F) starb 148 nach der Hidschra und dem Mondkalender in Medina den Märtyrertod, aber zum Glück wurde seine wissenschaftliche Schule nicht geschlossen , sondern ihre Blütezeit blieb unter Leitung seines Nachfolgers und Sohnes Musa Kadhim aufrecht erhalten.“