Sep 20, 2019 03:55 CET

Auch in diesem Teil möchten wir Ihnennoch einmal  über den siebten Imam aus der Nachkommenschaft des Propheten berichten.

 

 

Imam Musa Kadhim (Friede sei mit ihm) war nicht nur gesellschaftlich und politisch aktiv. Er hat auch viel im Bereich der Ausbildung von wissenschaftlichen und religiösen Persönlichkeiten seiner Epoche erreichen können. Seine Schüler konnten alle anderen Zeitgenossen überbieten, sowohl auf dem Gebiet des Religionsrechtes und der Überlieferung, Theologie und Koranauslegung und auch bei wissenschaftlichen Diskussionen.  Sie waren bekannt für ihre gute Moral und ihren Dienst an den Muslimen, zum Missbehagen der Abbasiden, die einen Aufstand gegen ihre Tyrannei fürchteten.  Wir wollen nun noch einige von diesen Schülern des siebten Imams (F) vorstellen. 

 

 

 

Ein Schüler Imam Kadhims ist ibn Abi Umair gewesen. Er hat auch noch die nachfolgenden Imame, Imame Ridha und Imam Dschawad (Friede sei mit ihnen) erlebt. Ibn Abi Umair gilt für schiitische und sunnitische Gelehrte als zuverlässige Quelle. Einige Hadithkenner wie Ibn  Butta al-Qumi haben die Zahl seiner Werke mit 94 benannt, doch leider sind viele von diesen Werken zu seinen Lebzeiten nach dem Märtyrertod von Imam Ridha (F) entwendet worden. Deshalb sah Ibn Abi Umair sich gezwungen alles, was er sich ins Gedächtnis eingeprägt hatte, noch einmal in vierzig Bänden, die er Al Nawadar nannte, zusammenzustellen.  Von einigen seiner Bücher sind nur noch die Titel bekannt. Sie behandelten Themen wie Glaube und Unglaube, das Bedürfnis nach dem Imamat, Tag und Nacht, oder auch Al Tauhid (die Einheit Gottes). 

Dschahiz, ein sunnitischer Gelehrter sagt: „Ibn Abi Umair war in jeder Angelegenheit einzigartig für seine Zeit.“ Nachdem einer ihrer Agenten der  Abbasidenregierung mitteilte, dass Ibn Abi Umair alle Namen der Schiiten kennt, wurde er festgenommen und unter Drohungen verlangte man von ihm, dass er diese Namen preisgibt. Sie entblößten seinen Körper, hängten ihn zwischen zwei Dattelbäumen auf und erteilten ihm 100 Peitschenhiebe. Zudem enteigneten sie einen Teil seines Besitzes. Aber er verriet nichts und ließ auch danach nicht von der Enthüllung der religionsfeindlichen und verbrecherischen Natur der Abbasidenkalifen ab.

Gemäß Scheich Mufid ist er schließlich 17 Jahre lang eingekerkert worden.

Ibn Abi Umair zeichnete sich außerdem durch seine hohe Moral und Menschlichkeit aus. Einmal schuldete ihm jemand Geld. Der Schuldner verkaufte sein Haus für 10 Tausend Dirham. Als er Ibn Abi Umair das Geld brachte, fragte dieser ihn: „Wo hast du es her? Hast du etwas geerbt?“ Da sagte ihm der andere, er habe sein Haus verkauft. Ibn Abi Umair aber erklärte: „Imam Sadiq (F) hat gesagt, dass ein Wohnhaus von der Schuldsumme ausgeschlossen bleibt,  und daher nehme ich das Geld nicht an, obwohl ich jeden Dirham brauchen könnte. “ 

                

Safwan ibn Mihran ist ebenso ein Schüler und Helfer von Imam  Kadhim (F) gewesen. Die Gelehrten stützen sich auf seine Mitteilungen. Imam Kadhim hat ihn wegen seiner hohen Tugenden gelobt. Der bekannte Gelehrte Scheich Tussi hat ihn als einen der zuverlässigsten und gottesfürchtigsten Menschen seiner Zeit bezeichnet.

     

Safwan hat auch noch den 8. Imam, Imam Ridha (F) gesehen und nahm einen hohen Platz bei diesem ein. Imam Dschawad (F), Sohn Imam Ridhas, hat über Safwan gesagt: „Gott möge mit ihm zufrieden sein wegen meiner Zufriedenheit mit ihm. Er hat niemals entgegen meiner Anweisungen und der Anweisungen meines Vaters gehandelt...“ Imam Kadhim hat gesagt: „Nichts gefährdet so sehr die Religion eines Muslims wie die Liebe zum Herrschen.  Von der Herrschaft geht eine größere Gefahr für die Religion der Muslime aus als wie wenn zwei hungrige Wölfe in eine unbewachte Herde einfallen. Safwan aber liebt das Herrschen nicht.“ 

           

 

Muhammad ibn Ali ibn Nu`man ist ebenso ein Schüler von Imam Kadhim und seinem Vater Imam Sadiq (Friede sei ihnen) gewesen. Weil er in der Stadt Kufa im Viertel Taq-i Muhamil einen Geschäftsladen hatte, wurde ihm der Beiname „Mumin al Taq“ (der al-Taq-Gläubige) verliehen.

Muhammad ibn Ali ibn Nu`man zählte zu den besonders befähigten Helfern von Imam Kadhim und Imam Sadiq (F). Imam Sadiq (F) hinderte einige seiner Helfer daran, dass sie an theologischen Diskursen teilnehmen, weil sie nicht die nötige Fertigkeit dazu besaßen. Aber  über Muhammad ibn Ali ibn Nu`am hat er gesagt, während seiner Diskussionen mit Gegnern gehe er wie ein Jagdfalke vor, der sich gezielt auf sein Jagdobjekt herunterstürzt und es überwältigt.

Berühmt wurde auch ein weiterer Helfer Imam Kadhims (F) namens Hischam ibn Hakam.

Ibn Nadim, der bekannte Bibliograph des vierten Jahrhunderts nach der Hidschra (10. Jahrhundert nach Christus) schreibt:  Hischam ist einer der herausragenden schiitischen Scholastikern und einer von denen gewesen, die in den Diskursen über Islamisches Wissen insbesondere zum Thema Imamat sehr gut zu analysieren und darzulegen verstanden. Er ist einer von denen, die eine ausgezeichnete Begabung für  Ilm-i Kalam  - die Scholastische Theologie   besaßen, und er war sehr schlagfertig."

 

Hischam hat viele Bücher verfasst und beachtliche Diskurse mit den Gelehrten anderer Religionen und religiösen Rechtsschulen geführt. Hier folgendes Beispiel:

                        

Einmal sagte Imam Sadiq (F) zu dem  jungen Hischam, er solle einer Gruppe seiner engen, vertrauenswürdigen Helfer über sein Streitgespräch mit Amru ibn Ubaid in der Moschee von Basra berichten.  Erst schämte sich Hischam in Gegenwart des Imams darüber zu sprechen aber Imam Sadiq sagte: „Wenn ich euch etwas befehle dann tue es.“

Hischam berichtete, dass er von Amru ibn Ubaid gehört hatte, der in der Moschee von Basra gegen die Führung der Muslime durch die Ahl-ul Bait argumentierte. Daraufhin habe er sich zu den Leuten, die ihn in der Moschee zuhörten und ihm Fragen stellten, gesetzt. Hischam weiter: ... „Dann sprach ich: `Ich bin ein fremder Mann. Darf ich dich über eine Sache fragen?` Amru ibn Ubaid sprach: `Frag doch!` Ich sprach:  `Hast du Augen?` Er sprach: `Oh mein Sohn, was ist das für eine Frage?! Wieso fragst du über so etwas?` Ich sprach: `Das ist meine Frage!` Er sprach: `Oh mein Sohn frag, auch wenn deine Fragen sinnlos sind.` Ich sprach: `Beantworte mir diese (Frage)!´ Er sprach: `Frag!` Ich sprach: `Hast du Augen?`Er sprach: `Ja!` Ich sprach: `Wofür verwendest du sie?` Er sprach: `Ich unterscheide damit die Farben und die Personen.` Ich sprach: `Hast du einen Nase?` Er sprach: `Ja!` Ich sprach: `Wofür verwendest du das?` Er sprach: `Ich rieche Gerüche damit.` Ich sprach: `Hast du eine Zunge?` Er sprach: `Ja.` Ich sprach: `Wofür verwendest du sie?` Er sprach: `Ich spreche damit.` Ich sprach: `Hast du Ohren?` Er sprach: `Ich höre Stimmen damit.` Ich sprach: `Hast du Hände?` Er sprach: `Ja.` Ich sprach: `Wofür verwendest du sie?` Er sprach: `Ich arbeite damit und unterscheide zwischen weich und rau.` Ich sprach: `Hast du Füße?` Er sprach: `Ja.` Ich sprach: `Wofür verwendest du sie?` Er sprach: `Ich gehe damit von einem Ort zum anderen.` Ich sprach: `Hast du einen Mund.` Er sprach: `Ja.` Ich sprach: `Wofür verwendest du sie?` Er sprach: `Ich unterscheide damit das Essen und die Getränke.` Ich sprach: `Hast du ein Herz?` Er sprach: `Ja.` Ich sprach: `Wofür verwendest du es?` Er sprach: `Ich unterscheide damit alles was die Sinnesorgane empfangen.` Ich sprach: `Können denn die Sinnesorgane auf das Herz verzichten?` Er sprach: `Nein!` Ich sprach: `Wie das denn, wo sie ganz und gesund sind?` Er sprach: `Oh mein Sohn, wenn die Sinnesorgane Zweifel schöpfen über eine Sache, die sie gerochen, gesehen oder geschmeckt haben, erfragen sie das Herz, das Sicherheit darüber gibt und den Zweifel beseitigt.` Ich sprach dann: `Also Allah, mächtig und Ehrwürdig ist Er, hat das Herz zum Beseitigen von Zweifel geschafft.` Er sprach: `Ja.` Ich sprach: `Also ist das Herz unverzichtbar, ansonsten hätten die Sinnesorgane keine Sicherheit.` Er sprach: `Ja.` Ich sprach: `Oh Abu Marwan, wahrlich Allah, geheiligt und erhaben ist Er, hat eure Sinnesorgane nur mit einem Imam, mit einem Lenker erschaffen. Der korrigiert sie zum Richtigen und beseitigt ihr Zweifel. Und dann soll Er die ganzen Geschöpfe ihrer Unentschlossenheit, ihrem Zweifel und ihre Uneinigkeit ausliefern, ohne dass Er einen Imam für sie bestimmt hat, der ihre Zweifel und Unentschlossenheit beseitigt, dir aber einen Imam für deine Sinnesorgane zur Verfügung stellt, der deine Unentschlossenheit und Zweifel beseitigt?!!`“

 

 

Amru ibn Ubaid  sagte nichts mehr. Er fragte Hischam wo er herkomme,  Hischam sagte: aus Kufa. Da fragte Ibn Ubaid,ob er Hischam sei. Als Hischam dies bejahte, lud er ihn ein, sich neben ihn zu setzen. „Danach sagte er nichts mehr und nach einer Weile verließ ich die Sitzung,“ so berichtet Hischam.

Als Imam Sadiq daraufhin Hischam fragte: „Wer hat dir so etwas beigebracht?", antwortete dieser: "Oh Sohn des Propheten meine Zunge erhielt das zum Sprechen.“ Imam Sadiq (F) sprach: „Oh Hischam, bei Allah steht das in den Schriften von Abraham (F) und Moses (F)geschrieben."

                          

 

Abschließend lässt sich über das Leben und Wirken des siebten Imams, Imam Kadhim (F), sagen, dass er aufgrund kluger Planung und entschiedener Stellungnahmen gegenüber den abbasidischen Herrschern und durch deren Entlarvung und den Einfluss auf die Gläubigen und Persönlichkeiten aus Kultur und Politik  seine Position als Imam festigen konnte.  Harun fürchtete um seine Macht und ließ Imam Kadhim verhaften und einsperren. Im Gefängnis von Kufa und Basra konnte der Imam sogar enge Mitarbeiter des abbasidischen Herrscherapparats für sich gewinnen.  Deshalb ließ Harun ihn in ein Gefängnis in Bagdad bringen und beauftragte einen seiner schlimmsten Handlanger mit seiner Überwachung und Folter. Als Harun klar wurde, dass er den Willen Imam Kadhims nicht brechen kann, ordnete er seine Vergiftung an.    Am 25. Radschab des Jahres 182 nach der Hidschra und dem Mondkalender fand dieser Imam den Märtyrertod. Das war im Jahre 799 nach Christus.

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