Dez 10, 2019 05:51 CET
  • Islam richtig kennenlernen (201 -  hier gesät - dort geerntet)

Wir setzen das Thema Qiyama fort.

     

 

Wir haben beim letzten Mal den Unterschied zwischen der Lage der Guten und der Schlechten am Jüngsten Tag beschrieben. Wir haben beschrieben, wie die schlechten Menschen mit gesenktem Kopf und gesenkten Blicken auf dem Schauplatz erscheinen, während ihr  Gesicht vom Staub der Schmach bedeckt ist und sie erfüllt sind von Kummer. Unterdessen eilt den Gläubigen, die im  Leben Gutes getan haben, ein Licht voraus und begleitet sie zur Rechten. Dieses Licht führt sie ins Paradies – den Ort der Ewigen Seligkeit. Die einen werden also am Jüngsten Tag glücklich und hocherfreut sein und ihr Gesicht wird im Glauben und in Reinheit erstrahlen, während die anderen infolge ihrer hässlichen Taten von Leid und Kummer geplagt sind. 

                        

 

 Das diesseitige Leben ist nicht getrennt vom jenseitigen zu sehen, sondern es steht mit ihm in engem Zusammenhang. An diese Wahrheit haben alle Gesandten Gottes erinnert: An die Wahrheit, dass der Mensch am  Jüngsten Tag dem Resultat seiner Taten, der guten und der schlechten, begegnet.

 

Das Diesseits ist wie ein Acker, den der Mensch bestellt.  Jede Tat des Menschen ist wie ein Saatkorn, welches der Bauer auf den Boden streut. Die Saat der Taten  auf dem diesseitigen Acker wächst heran und der Mensch erntet im Jenseits ihre Früchte. Es liegt auf der Hand, dass der Mensch nur das erntet, was er gesät hat.

Der Prophet Gottes hat gesagt:

„Die Welt ist der Acker zum Säen und das Jenseits ist das Feld zum Ernten.“

Der Mensch erntet also zweifelsohne im Jenseits das, was er im Diesseits gesät hat. Niemals wird jemand Weizen ernten, wenn er Gerstenkörner gestreut hat oder wird jemand schöne Blumen pflücken können, wenn er Dornengebüsch  angepflanzt hat.

Sollte jemand im  Leben alle möglichen verdorbenen Taten begehen, kann er nicht im Jenseits die Früchte der Seligkeit und des Guten kosten.

Weil der Mensch selber im diesseitigen Leben die Saat für das Leben im Jenseits streut,  bestimmt er von eigener Hand sein ewiges Schicksal im Hiernach.

                              

 

Nachdem der Mensch etwas gesagt oder getan hat, scheint seine Handlung sich in Nichts aufzulösen. Seine Handlung ist nicht mehr im Original vorhanden und sichtbar, selbst wenn sie angenommen gefilmt wurde. Aber dennoch werden unsere Taten,  die sich anscheinend in Nichts aufgelöst haben, am Jüngsten Tag zu sehen sein. Sie werden uns als selbständiges Wesen begleiten. 

 In Wahrheit vergeht also keine diesseitige Tat des Menschen. Er wird während der Benommenheit am  Tag der Auferstehung, seine diesseitigen Taten in verschiedener Gestalt erblicken. Seine guten Taten werden in einer lieblichen und seine hässlichen in einer abstoßenden schrecklichen Gestalt verkörpert sein.     

Die Taten des Menschen im Leben offenbaren sich  im Jenseits und die Belohnung oder Bestrafung im Jenseits besteht in der sichtbar gewordenen inneren Wahrheit und Konsequenz  der diesseitigen Taten des Menschen.

 

Jede Handlung und jedes Verhalten des Menschen im Leben, ob gut oder schlecht, hat ein diesseitiges äußeres Gesicht, welches wir wahrnehmen: ein gutes Verhalten wie Pfandtreue, Vergebung und Wohltätigkeit oder aber auch schlechte Taten wie Verbrechen, Diebstahl, Betrug usw.

Alle Taten verbergen  aber auch ein inneres Gesicht in sich und dieses Gesicht wird im Jenseits offenbar werden  und dem, der die Taten beging,  Genuss und Sicherheit  oder aber auch große Pein und Schmach bereiten.

 

Vollbringt der Mensch im Leben gute Werke, so verwandeln sich diese guten Werke im Jenseits in  Gärten und paradiesischen Segen und Paläste. Umgekehrt werden die üblen Taten sich in Feuer und Strafen verwandeln.  Jedes Vorgehen des Menschen hat also ein diesseitiges und ein jenseitiges Gesicht und die jenseitige Gestalt liegt bereits jetzt in jeder Tat verborgen. Sie tritt aber erst zum Vorschein, wenn das Jenseits begonnen hat, zur Freude bzw. zum Kummer des Menschen.

 

Mit anderen Worten gibt es eine komplette Beziehung und Übereinstimmung zwischen den irdischen Taten des Menschen und dem was er im Jenseits vor sich hat.  Das Reich des Jenseits ist die Reflexion des irdischen Reiches, allerdings nicht die Reflexion dessen Äußeren  sondern dessen Inneren.

Möglicherweise geht ein Handeln im Diesseits nach außen hin mit Mühsal einher, während sich jedoch im Innern dieses Handelns Gutes und Belohnung verbirgt. Dieses innere Gute wird im Jenseits sichtbar werden, nicht aber die  Mühsal. Es kann aber auch sein, dass eine Handlung scheinbar mit Freude und Glück einhergeht aber sich in ihrem Inneren Böses und Übel verbirgt. Dann wird im Jenseits dieser üble hässliche Inhalt in Erscheinung treten und nicht  das Angenehme und Vergnügliche. 

Hierüber sagt Gott in der Sure 3 (Ale Imran) im Vers 30:      

 

An dem Tag wird jeder Mensch das, was er an Gutem getan hat, vorfinden. Und von dem, was er an Bösem getan hat (und vorfinden wird)  hätte er gern, wenn zwischen ihm und ihm (dem Bösen) ein weiter Abstand wäre (und er dieses Böse im Jenseits nicht sehen würde).

 

Diese und weitere Verse aus dem Worte Gottes zeigen dass der Mensch  im Jenseits seine Taten verkörpert sieht.

                            

Unsere Taten werden sich also niemals in Nichts auflösen, auch wenn wir auf den ersten Blick meinen, dass dies der Fall sei.  Die Rechtschaffenen und die Sünder werden alle ihre Taten an jenem  Tag vorfinden, mit dem Unterschied dass die Rechtschaffenen sich darüber freuen und die Sünder nichts mit ihren Taten zu tun wollen. Ein Sünder wird jedoch im Jenseits seine Sündenlast nicht loswerden oder leugnen können. Da seine  verkörperten Taten den besten Beweis gegen ihn liefern, wünscht er sich, dass sie meilenweit von ihm entfernt wären.  

             

Aber in jener Welt sind die Taten des Menschen ein Teil von ihm. Der Mensch lebt im Jenseits zusammen  mit seinen Taten und dem, was er im Diesseits erworben hat.  Diese Taten begleiten ihn dort für immer. 

Jeder, der an Gott und die Rückkehr zu Ihm und an das Jenseits glaubt, gibt daher Acht auf sein Tun. Ihm ist bewusst, dass sein Verhalten nicht vergessen werden wird, sondern dass er seine Taten und Handlungen vorausschickt für die andere Ewige Welt. Er ist darum bemüht, ein gutes Kapital für das Jenseits anzulegen.  

 

Der Prophet hat hierzu gesagt:

„Wählt euch schon jetzt gute Kameraden und Freunde für die andere Welt, denn in jener Welt werden für jeden seine (verkörperten) Taten und Verhaltensweisen seine Begleiter  und Freunde sein.“

 

Über die Begegnung der Menschen  mit ihren Werken heißt es im Vers 6 der Sure 99 (Zalzala):

 

 An jenem Tag werden die Menschen (in Gruppen) getrennt (aus den Gräbern) herauskommen, damit ihnen ihre Werke gezeigt werden.

 

Dieser Vers im Koran ist einer der klarsten über das In-Erscheinung-Treten der Taten des Menschen. Jede Tat des Menschen wird am Jüngsten Tag auf bestimmte Weise verkörpert und dem Menschen gezeigt werden. Sie wird entweder ein angenehmer Geselle des Menschen sein oder ihm Pein bereiten.

                     

 

In den beiden nächsten Versen der Sure 99 heißt es dann konkret:

 

 فَمَن یَعْمَلْ مِثْقَالَ ذَرَّةٍ خَیْرًا یَرَهُ /  وَمَن یَعْمَلْ مِثْقَالَ ذَرَّةٍ شَرًّا یَرَهُ

 

 

Wer nun im Gewicht eines Stäubchens Gutes tut, wird es sehen.

Und wer im Gewicht eines Stäubchens Böses tut, wird es sehen

 

Auch diese beiden Verse zeugen davon, dass der Mensch seine Taten verkörpert sieht, die guten und die schlechten, die kleinen und großen. Selbst wenn der Mensch in Größe eines Stecknadelkopfes Gutes oder Schlechtes getan hat, wird er die Tat am Jüngsten Tag zu Gesicht bekommen.

Das bedeutet also, dass Gott an Jenem Tag außerordentlich genau über die Taten der Menschen abrechnet. Die „Waagen“,  mit denen die Taten am Jüngsten Tag gemessen werden, sind so fein eingestellt,  dass sogar die kleinste Tat des Menschen in die Abrechnung mit einbezogen wird ...

 

 

 

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