Feb 02, 2020 06:34 CET
  • Islam richtig kennenlernen (205  Linke oder Rechte?)

Was sagt der Islam weiter über die Seligen und Unglückseligen?

 

Sie haben erfahren, wer mit Gefährten der Rechten und Gefährten der Linken gemeint ist. Die Erstgenannten sind diejenigen, denen am Jüngsten Tag das Buch ihrer Taten in die rechte Hand gegeben wird. Die Zweitgenannten erhalten es mit der linken. Die Gefährten der Rechten haben sich im Leben würdig und die Gefährten der Linken unwürdig verhalten. Die Gefährten der Linken haben die Wahrheit geleugnet. Sie werden in der Sure Waqia im Vers 9 und in der Sure Balad auch als die Ashab-ul  Masch`ama bezeichnet – die Gruppe der Unglückseligen oder Gefährten der unglückseligen Seite.

In den Versen 19 und 20 der Sure 90    (Balad) lesen wir:

 

 

Diejenigen aber, die Unsere Zeichen verleugnen, sie sind die Gefährten der unglückseligen Seite.“

„Über ihnen liegt ein (sie) einschließendes Feuer (aus dem es kein Entrinnen gibt).“

 

 

Und aus der Sure 56 erfahren wir in den Versen 41 bis 44  wieder über die unglückseligen Gefährten der Linken

 

 

Sure 56 (Waqia) Verse 41 bis 44:

 

Und die Gefährten der linken Seite – was sind die Gefährten der linken Seite?

 (Sie sind) in Glutwind und heißem Wasser

und (in) Schatten aus dichtem schwarzem  Qualm,
(der) weder kühl noch behaglich (ist).

 

An dieser Stelle im Koran wird auf die unerträgliche Umgebung, in der die unglückseligen Gefährten der Linken zubringen, hingewiesen: glühend heißer Wind, kochend heißes Wasser, und der Schatten dichter Rauchschwaden, an denen sie zu ersticken drohen.  Dieser Schatten spendet keine Kühle ebensowenig wie der glühende Wind – im Gegenteil. 

 

Daraufhin heißt es in der Sure 56 (Waqia) in den Versen 45 bis 48 weiter über die Gefährten der Linken:

 

Sie lebten ja vordem (auf Erden) üppig (wurden aufgrund ihres Wohllebens trunken und stolz)

und hielten an dem großen Frevel fest

und pflegten zu sagen: „Wenn wir gestorben und zu Erde und Knochen geworden sind, sollen wir denn dann wirklich auferweckt werden?“

„Und auch unsere Vorväter?“

 

Hier meint der Koran besonders die Anführer der Gefährten der Linken, denn nicht alle Gefährten der Linken haben im Wohlstand gelebt. Ihre Anführer aber genossen so ausgiebig das Leben, dass sie vergaßen, wer ihnen die Gaben geschickt hat,  und vom Stolz geblendet den Irrweg gingen.  Wir erleben auch in unserer heutigen Zeit, dass die Missstände in den meisten Gesellschaften auf die wohlhabende Schicht zurückgehen. Sie sind in der Regel arrogante egoistische Menschen und leiten andere Leute auch auf den falschen Weg.

Meistens verursachen die  Mächtigen und Reichen   die Kriege und blutigen Konflikte und abwegigen Entwicklungen in der Gesellschaft. Daher hebt der Koran diese Gefährten der Linken hervor.

Viele  Wohlhabenden und Mächtigen halten oftmals nicht Maß. Sie verfallen der Genuss- und Vergnügungssucht und begehen Verschwendung. Dies  lässt sie oberflächlich werden und auf Abwege geraten.

Alle Dinge, die dem Menschen zur Verfügung gestellt werden, sollen ihm in Wahrheit dazu dienen, sich  weiter zu entwickeln und sich zu vervollkommnen.  Es sind Gaben Gottes. Aber Gabenfülle kann so manch einen auch hochmütig und achtlos  machen und ihn auf einen Weg abschweifen lassen, der in den Abgrund führt.

                     

Der obige Vers erinnert auch noch an eine andere Eigenschaft, die typisch ist für diese Gruppe von Leuten. Es sind nämlich Leute die auf schweren Sünden beharren, wie Götzenanbetung, Lügen, Vertragsbruch,  arrogantes Machtverhalten und Abwendung vom Gott-Dienen.

Die Leugnung des Jenseits ist der Grund für viele Sünden und ein Merkmal der Gefährten der Linken. Sie befinden sich im Irrtum, wenn sie daran zweifeln, dass Gott in der Lage ist,  die Menschen von den Toten zu erwecken.  Gott hat den Menschen die Fähigkeit gegeben nachzudenken damit sie die Wahrheit von der Lüge unterscheiden können. Aber die Gottes- und Jenseitsleugner nutzen nicht den Verstand und daher leugnen sie die Rückkehr zu Gott und Auferstehung von den Toten.

Sie schließen die Augen vor den  anschaulichen Beispielen der Wiedererweckung von den Toten im  Diesseits.  Sehen sie nicht wie im Frühling die Natur neu belebt wird, nachdem sie wie abgestorben war? Leuchtet ihnen nicht ein, dass es für Jenen, der etwas erschaffen hat, ein Leichtes ist diesen Schöpfungsakt erneut zu wiederholen?  Aber die Gefährten von der Linken bestehen auf ihrer Meinung, dass es kein Jenseits und keinen Jüngsten Tag gäbe und wundern sich darüber, dass ihre Vorväter auch von den Toten auferweckt werden.

Dieser und andere Verse im Koran zählen also einige Merkmale der Unglückseligen auf. Diese genießen die Gaben Gottes und leben oft im Überfluss, aber sie sind hochmütig und eigenwillig und betreiben hartnäckig Unrecht, Sünde und Frevel. Sie leugnen das Jenseits, helfen nicht den Bedürftigen und Hungernden und stimmen denen zu, die Schlechtes tun und verkehren mit ihnen.

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Ein weiteres wichtiges Thema im Zusammenhang mit dem Jenseits ist die Frage, ob das Leben im Jenseits  körperlicher oder rein spiritueller Natur ist.  Dies war schon immer ein Diskussionsthema unter den Gelehrten. Wird am Jüngsten Tag die Seele des Menschen mit ihrem Körper auferstehen?

Einige meinen, nur die Seele wird auferstehen, d.h. der Mensch wird ohne seinen Körper das Jenseits betreten. Er wird dort nur seelische Freuden für seine guten Werken bzw. nur seelische Leiden für sein schlechtes Wesen erfahren.  

Doch andere Gelehrten vertreten die Ansicht, dass der Mensch im Jenseits körperlich und seelisch zugegen sein wird. Bekannte schiitische Gelehrte wie Scheich Mufid, Scheich Tusi, Seyyed Murtaza, Muhaqiq Tusi, Alama Hilli, Mula Sadra und weitere haben anhand der Koranverse und der Überlieferung nachgewiesen, dass die Seele des Menschen im Jenseits mit dem  Körper vereint ist, dass also das jenseitige Leben eine körperliche und eine seelische Seite aufweist. Dem Menschen wurde ja auch bei der Ersterschaffung durch Gott Seele und Körper mitgegeben. Zwar trennt sich die Seele des Menschen, welche unabhängig von der Materie ist, beim Tod vom Körper, um ihr Leben in der Zwischenwelt fortzusetzen, aber sie kehrt bei der Auferstehung von den Toten wieder in den Leib zurück.    

 

Auf dem Schauplatz der Auferstehung von den Toten werden die verstreuten Teilchen des Körpers wieder zusammengefügt und der Mensch nimmt erneut äußerliche Gestalt an wie im Diesseits. Geist und Seele des Menschen, welche beim Tod den Körper verlassen haben, kehren wieder in ihn zurück. Der Körper der Toten wird wieder lebendig. Die äußere Gestalt des Menschen wird  auf eine Weise rekonstruiert, dass die anderen, die ihm im Leben begegnet sind, ihn wiedererkennen. Damit sie ihn wiedererkennen,  muss sein  Körper wieder hergestellt worden sein. Da seine Seele in den Körper zurückkehrt, existiert der Mensch also in der Ewigkeit  mit Leib und mit Seele.

Dem Koran ist zu entnehmen, dass die Seelen der Menschen am Jüngsten Tag in ihre Körper zurückkehren

Im Vers 7 und 8 derرSure 54 (Qamar) heißt es

.. Am Tag, da der Rufer zu etwas Entsetzlichem ruft,

werden sie mit niedergeschlagenen Blicken aus den Gräbern herauskommen wie ausschwärmende Heuschrecken,

 

Außerdem heißt es in den Versen 51 und 52 der Sure 36

(Ya-Sin), Verse 51 bis 52:

Es wird ins Horn geblasen werden, und da laufen sie sogleich schnell aus den Gräbern zu ihrem Herrn herbei.

Sie sagen: „O wehe uns! Wer hat uns von unserer Schlafstätte auferweckt? Das ist, was der Allerbarmer versprochen hat, und die Gesandten haben die Wahrheit gesagt.“

 

Würde im Jenseits  nur die Seele Belohnung und Strafe erfahren, warum ist dann in den obigen Versen von „niedergeschlagenen Blicken“ die Rede, und von einem schnellen Verlassen der Gräber? Wenn von der Auferstehung aus den Gräbern die Rede ist, kann es sich nicht um die Seelen sondern nur  um die Körper handeln, denn die Seelen befinden sich ja gar nicht im Grab sondern haben sich beim Tod getrennt um in der Zwischenwelt weiterzuleben.

Im nächsten Teil wollen wir dieses Thema wieder aufgreifen.

 

 

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