Mrz 15, 2020 06:54 CET

Das 18. Jahrhundert gilt in der Geschichte des Westens als Jahrhundert der Aufklärung und in gewissem Sinne war es gleichzeitig der Beginn des heutigen Zeitalters. 

 

 

Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Westen zur Zeit der Aufklärung wie zum Beispiel die Industrierevolution schufen die Grundlage für neue Debatten gegenüber den Religionen, insbesondere gegenüber dem Islam.  Die Autoren dieses Zeitalters betrieben an zwei verschiedenen Fronten ihre Forschung: Die eine Gruppe bestand aus Anhängern des Christentums, die versuchten die Konkurrenz der anderen Religionen zu beenden und daher gegen den Islam schrieben.

Der 1993 verstorbene iranische Journalist und Historiker   Dr. Abdulhadi Haeri sagt über die Denker in der Zeit der Aufklärung: „Die Anführer der Aufklärung haben in ihren Reden und Texten zu Unrecht und durch Lügen den Weltbewohnern glauben gemacht, dass das Reich jenseits der Grenzen Europas von unzivilisierten Völkern besiedelt wird, und es nur in Europa die höchste aller  Zivilisationen gäbe ... Dies war ein Komplott zur Verdrehung der Geschichte in dreifacher Form nämlich dadurch dass sie bestrebt wären:

 

Erstens: die Größe  der nicht-europäischen Zivilisationen  zu verschweigen

 

Zweitens: die zivilisatorischen Werte der anderen zu verdrehen

 

Drittens: der Weltbevölkerung die Vorstellung einzuflößen, dass Europa nicht unbedingt deshalb die restliche Welt überragt,   weil es Wissen und Technologie und Expertentum erreicht habe sondern vielmehr weil es sich der Vernunft zugewandt und sich von den alten Traditionen getrennt habe.“

 

Zielscheibe dieses Eingriffes in die Geschichte durch westliche Denker waren mehr als alle anderen Kulturen und Zivilisationen auf der Welt, die Kultur des Islams und seine Zivilisation.

                         

 

Den Leuten mit dieser Denkweise stand eine andere Gruppe gegenüber, nämlich diejenigen Orientkenner, die die  Absichten der Kirchenväter erkannten und sich unvoreingenommen mit den islamischen Texten auseinandersetzten, um mehr über das Geheimnis des Islams und die Person des Propheten zu erfahren.

Aber auch unter diesen Orientalisten, die anscheinend keine böswilligen Absichten gegen den Islam oder den Propheten hegten, gab es dennoch einige, die leider aufgrund der unwahren westlichen Quellen kein richtiges Urteil über den Charakter des Propheten fällten.  Aufgrund von Irrtümern oder falscher Deutung der Geschichte und falscher Auslegung islamischer Texte sowie wegen Übersetzungsfehlern haben sie nicht die islamischen Inhalte und Begriff richtig wiedergegeben und kein wahrheitsgetreues Porträt von ihrem Überbringer zeichnen können. Dennoch haben sie mehr oder weniger die Wahrheit in der Geschichte verbucht, dass Hadhrate Mohammad (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) das letzte Glied in der Reihe der Gottesgesandten ist. Sie haben eingestanden, dass  er einen großen Wandel in der Geschichte auslöste ebenso wie einen weltweiten Wandel in Richtung  guter Moral, Gerechtigkeitssuche und Menschenwürde, Wissen und Zivilisation. Einige von ihnen haben zugegeben,  dass dieser Gesandte Gottes jener segensbringende Mensch ist, dessen Kommen Prophet Jesus (Friede sei mit ihm) angekündigt hat.

Im Vers 6 der Sure 61 (Saff) steht:  

 « وَ إِذْ قالَ عِیسَى ابْنُ مَرْیَمَ یا بَنِی إِسْرائِیلَ إِنِّی رَسُولُ اللّهِ إِلَیْکُمْ مُصَدِّقاً لِما بَیْنَ یَدَیَّ مِنَ التَّوْراةِ وَ مُبَشِّراً بِرَسُول یَأْتِی مِنْ بَعْدِی اسْمُهُ أَحْمَدُ...»

Und als ʿĪsā, der Sohn Maryams, sagte: „O Kinder Isrāʾīls, gewiss, ich bin Allahs Gesandter an euch, das bestätigend, was von der Thora vor mir (offenbart) war, und einen Gesandten verkündend, der nach mir kommen wird: sein Name ist Ahmad.“ ...

 

                

Anfang 19. Jahrhundert begegnen wir Personen, die sich positiv zu dem Propheten des Islams und seiner Glaubenslehre äußern.  Zu ihnen gehört Karoline von Günderrode.  Karoline von Günderrode, die in einem evangelischen Stift in Frankfurt am Main aufgenommen wurde, beschäftigte sich dort mit Philosophie, Geschichte, Literatur und Mythologie. Sie schrieb ein Bühnenstück, in der ein Gedicht über Prophet  Mohammad (S) vorkommt. In diesem Gedicht, das 1804 unter dem Titel „Mohamets Traum in der Wüste“ veröffentlicht wurde, umschreibt sie  das Erlebnis der ersten Offenbarung des Propheten in der Nacht des Schicksals.  Siehe unten den vollen Text des Gedichtes.

 

 

Karoline von Günderrode  1780-1806

 

Karoline von Günderrode  nennt Mohammad einen Seher und beschreibt ihn als jemanden, der auf der Suche nach der Wahrheit ist. Sie beginnt  ihr Gedicht „Mohammets Traum in der Wüste“ wie folgt:

Bei des Mittags Brand    Wo der Wüste SandKein kühlend Lüftchen erlabet,Wo heiß, vom Samum nur geküsset,Ein grauer Fels die Wolken grüßetDa sinket müd der Seher hin.     Vom trügenden Schein    Will der Dinge SeynSein Geist, betrachtend hier, trennen.Der Zukunft Geist will er beschwören,Des eignen Herzens Stimme hören,Und folgen seiner Eingebung.

 

Die Dichterin beschreibt die Gefühle und die bewegenden Erlebnisse des Propheten in der Nacht des Schicksals mit Gleichnissen aus der Natur:

 

Im wilden Tanz,    Umschlinget der KranzDer irren Sterne, die Himmel;Das Meer erbraust in seinen Gründen,Und in der Erde tiefsten SchlündenStreiten die Elemente sich. Doch die Erlösung aus dieser Bedrängnis tritt durch  die erste  Offenbarung Gottes, die Prophet Mohammad erhält, ein und Karoline von Günderrode lässt ihr Gedicht wie folgt ausklingen

 

    Von Sternen herab    Zum Seher hinabErtönt nun eine Stimme:»Verkörpert hast du hier gesehenWas allen Dingen wird geschehenDie Weltgeschichte sahst du hier.     Es treibet die Kraft    Sie wirket und schafft,In unaufhaltsamem Regen;Was unrein ist das wird verzehret,Das Reine nur, der Lichtstoff, währetUnd fließt dem ew'gen Urlicht zu.«     Jetzt sinket die Nacht    Und glänzend ertagtDer Morgen in seiner Seele.Nichts! ruft er, soll mich mehr bezwingen:Daß Licht nur werde! sei mein Ringen,Dann wird mein Thun unsterblich sein.                    

 

Auch der weltberühmte deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe hat sich mit seiner Sprachkunst dem Propheten des Islams gewidmet; nicht  nur in dem  Gedicht Mahomets Gesang, von dem wir bereits sprachen; sondern auch in seinem West-östlichen Divan. Goethe hat den Propheten des Islams in diesem Werk gewürdigt.

Der Prophet des Islams hat mit seiner moralischen Gesinnung, seinem hohen Charakter und seiner fortschrittlichen Lehre zu der schnellen Ausbreitung des Islams von der Arabischen Halbinsel bis auf andere Länder beigetragen. Auch heute erreicht das Licht seiner Lehren mit ihren lebensspendenden Geboten empfängliche Herzen und ist sein belebender Aufruf zu hören. In den Augen Goethes ist Mohammad (S) daher wie ein breiter Strom der immer größer wird und immer mehr Menschen in sich aufnimmt um seinen Weg in Richtung der Ewigen Stätte des Glücks fortzusetzen.

Hier noch einmal ein Ausschnitt aus dem Gedicht Goethes Mohamets Gesang:

 

Und die Flüsse von der EbneUnd die Bäche von den BergenJauchzen ihm und rufen: Bruder!Bruder, nimm die Brüder mit,Mit zu deinem alten Vater,Zu dem ew`gen Ozean,

 

          

Goethe befürwortete das Leben. Jenseitig ausgerichtete  Predigten oder unnatürliche Askese gefielen ihm nicht. Im Tod sah er nicht die Vernichtung, sondern einen Art Wandel.  Er war der Überzeugung, dass alles Dasein ewig ist.  Aufgrund dieser Einstellung ließ er sich begeistert vom Propheten und seinen Lehren inspirieren. Im Alter von nur 23 schrieb er an seinen Freund Herder über die Anziehungskraft des Korans und bezog sich dabei  auf ein Gespräch zwischen Gott und dem Propheten Moses welches in der Sure 20  Taha  steht, wobei er explizit den Vers 25 anführt. Goethe schreibt an seinen Freund Herder:

„Ich möchte  wie Moses zu Gott beten, so wie es im Koran steht: `Mein Herr, weite mir meine Brust`.“

 

           

 

Goethe ehrt den Propheten des Islams wegen seines großen Erbes, des Korans, und  schreibt: „In seinem Koran muss man das Gesetz Gottes sehen und man darf es nicht wie Bücher betrachten, die für den Unterricht oder zur Unterhaltung der Menschen geschrieben werden.“ Ein Zitat von Goethe lautet:

„Der Stil des Korans ist seinem Inhalt und Zweck gemäß streng, groß, furchtbar, stellenweise wahrhaft erhaben; so treibt ein Keil den andern, und darf sich über die Wirksamkeit des Buches niemand verwundern“

 

In seinem Buch der Weisheiten (Hikmat-Nameh) – dichtet Goethe an einer Stelle:

Närrisch dass jeder in seinem Falle

Seine besondere Meinung preist

Wenn Islam Gott ergeben heißt,

in Islam leben und sterben wir alle.

 

 

Voller Text des Gedichtes von Karoline von Günderrode:

v Mahomets Traum in der Wüste     Bei des Mittags Brand    Wo der Wüste SandKein kühlend Lüftchen erlabet,Wo heiß, vom Samum nur geküsset,Ein grauer Fels die Wolken grüßetDa sinket müd der Seher hin.     Vom trügenden Schein    Will der Dinge SeynSein Geist, betrachtend hier, trennen.Der Zukunft Geist will er beschwören,Des eignen Herzens Stimme hören,Und folgen seiner Eingebung.     Hier flieht die Gottheit,    Die der Wahn ihm leiht,Der eitle Schimmer verstiebet.Und ihn, auf den die Völker sehen,Den Siegespalmen nur umwehen,Umkreist der Sorgen dunkle Nacht.     Des Sehers Traum    Durchflieget den RaumUnd all' die künftigen Zeiten,Bald kostet er, in trunknem Wahne,Die Seligkeit gelung'ner Plane,Dann sieht er seinen Untergang,     Entsetzen und Wuth,    Mit wechselnder Fluth,Kämpfen im innersten Leben,Von Zweifeln, ruft er, nur umgeben!Verhauchet der Entschluß sein Leben!Eh' Reu ihn und Mißlingen straft.     Der Gottheit Macht,    Zerreiße die NachtDes Schicksals, vor meinen Blicken!Sie lasse mich die Zukunft sehen,Ob meine Fahnen siegreich wehen?ob mein Gesetz die Welt regiert?     Er sprichts; da bebt    Die Erde, es hebtDie See sich auf zu den Wolken,Flammen entlodern den Felsenklüften,Die Luft, erfüllt von Schwefeldüften,Läßt träg die müden Schwingen ruhn.     Im wilden Tanz,    Umschlinget der KranzDer irren Sterne, die Himmel;Das Meer erbraußt in seinen Gründen,Und in der Erde tiefsten SchlündenStreiten die Elemente sich.     Und der Eintracht Band,    Das mächtig umwandDie Kräfte, es schien gelöset.Der Luft entsinkt der Wolken SchleierUnd aus dem Abgrund steigt das Feuer,Und zehret alles Ird'sche auf.     Mit trüberer Fluth    Steigt erst die Gluth,Doch brennt sie stets sich reiner,Bis hell ein Lichtmeer ihr entsteigetDas lodernd zu den Sternen reichetUnd rein, und hell, und strahlend wallt.     Der Seher erwacht    Wie aus GrabesnachtUnd staunend fühlt er sich leben,Erwachet aus dem Tod der Schrecken,Harr't zagend er, ob nun erweckenEin Gott der Wesen Kette wird.     Von Sternen herab    Zum Seher hinabErtönt nun eine Stimme:»Verkörpert hast du hier gesehenWas allen Dingen wird geschehenDie Weltgeschichte sahst du hier.     Es treibet die Kraft    Sie wirket und schafft,In unaufhaltsamem Regen;Was unrein ist das wird verzehret,Das Reine nur, der Lichtstoff, währetUnd fließt dem ew'gen Urlicht zu.«     Jetzt sinket die Nacht    Und glänzend ertagtDer Morgen in seiner Seele.Nichts! ruft er, soll mich mehr bezwingen:Daß Licht nur werde! sey mein Ringen,Dann wird mein Thun unsterblich seyn.