Sep 06, 2020 03:20 CET

In unserem heutigen Teil werfen wir einen Blick auf die Stellungnahmen eines amerikanischen Islamforschers aus der christlichen Welt namens Carl W. Ernst.

 

                                                                  

Seit vielen Jahren flößen die westlichen Medien in Europa und den USA der Bevölkerung in ihren Ländern Angst vor dem Islam ein. Dies hat bereits im Mittelalter im Westen begonnen. Schon damals  begann man  den Islam als brutal und Religion des Schwertes hinzustellen, der es nur ums Töten gehe.  Mit dieser Hetze hatten die Autoren  im Mittelalter jedoch bei den  Christen und Juden, die mit den Muslimen in der Islamischen Welt friedlich zusammenlebten keinen Erfolg, weil diese Zeuge der  Barmherzigkeit und Güte der Muslime wurden. Nichtsdestotrotz haben die Orientalisten, die später ans Werk gingen, ebenso gegen den Islam Propaganda betrieben, und diese Hetze eskalierte nach dem 11. September 2001.

                               

Gott hat  im Koran den  Propheten des Islams,  Mohammad (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seiner Familie) gelobt. Gemäß dem Koran ist er der Prophet der Barmherzigkeit und der Botschafter für Friede und Sicherheit.  Prophet Mohammad (S) hat, wie wir an seiner Biografie erkennen,  die Brutalität der anderen nicht mit Strafe und Gegengewalt beantwortet, sondern war nachsichtig, milde und friedfertig. Mit diesem Verhalten konnte er die Herzen für sich gewinnen. Gott hat im Vers 128 der Sure 9 (Tauba)  von der Güte und Barmherzigkeit des Propheten  wie folgt gesprochen:

Wahrlich, zu euch ist nunmehr ein Gesandter aus euren eigenen Reihen gekommen. Bedrückend ist es für ihn, wenn ihr in Bedrängnis seid, (er ist) eifrig um euch bestrebt, zu den Gläubigen gnadenvoll und barmherzig.

 

Die Angriffe auf den Propheten Gottes, mit dieser strahlenden Persönlichkeit, blieben nicht unbeantwortet. Die Muslime sowie freiheitliche,  gerechte Denker des Westens blieben gegenüber diesen Angriffen nicht teilnahmslos sondern bezogen einen Standpunkt. Professor Carl Ernst ist einer von ihnen. Er ist Professor für Islamwissenschaft  am Institut für Religionswissenschaft der University of North Carolina in Chapel Hill. Er ist außerdem Direktor des Carolina Center für Studien des Mittleren Ostens und der muslimischen Zivilisationen.

 Carl Ernst wurde 1950 in den USA geboren und erwarb 1973 seinen Bachelor of Arts in dem Fach „ vergleichende Religion“ an der Stanford University  und 1981 an der Harvard University  im gleichen Fach seinen Doktor der Philosophie. 

Professor Carl W. Ernst vertritt die  Ansicht, dass die westliche Sichtweise dem Islam Unrecht tut, von Ablehnung gezeichnet ist und ihr das richtige Islamverständnis fehlt. Er hat dieser negativen Sichtweise sein Buch  Following Muhammad – Rethinking Islam in the Contemporary World    (deutscher Titel: Nach Muhammad: Den Islam in der heutigen Welt neu denken) entgegengesetzt. In der Einleitung verweist Professor Ernst darauf, dass er kein Muslim ist und fährt fort: „aber das hindert mich nicht daran, die Wahrheiten zu sehen  und sie gegenüber dem unfreundlichen Umgang mit dem Koran und Islam zu verteidigen. Ich habe im Laufe von Jahren so gute Beziehungen zu einigen Muslimen gehabt, dass sie mich zu sich nach Hause eingeladen und im Kreis ihrer Familie bewirtet haben. Also ist der Inhalt dieses Buches das Mindeste, womit ich mich für diese Kontakte erkenntlich zeigen kann.“

An einer anderen Stelle erläutert Carl Ernst die Absicht, die er mit seinem Buch verfolgt, und schreibt: „Ich habe das Buch „Following Muhammad“ verfasst, damit es  das Gewölk des Misstrauens und des Missverständnisses beiseiteschiebt. Es soll die Grundlagen dafür schaffen, dass der Leser an ein Verständnis gelangt, das unabhängig von geschichtlichen Umständen und Themen ist, welche die Muslime und Nicht-Muslime  in der heutigen Welt beeinflussen.

Carl. W. Ernst (geb. 1950)

 

Professor Carl Ernst hat umfangreiche Islamstudien betrieben und viele muslimische Staaten bereist. Er ist international für seine Forschungen über die Geschichte des Islams bekannt. Eine Zeitlang war er Student der zeitgenössischen Islamforscherin Dr. Annemarie Schimmel und so hat er sein Buch dieser deutschen Professorin gewidmet. Sein besonderes Interesse gilt der Mystik im Islam. Über den Sufi Scheich Ruzbihan hat er intensiv Forschung betrieben und zwei Bücher über ihn verfasst. Im Jahre 2008 wurde er dafür auf dem Farabi-Festival preisgekrönt.  Während dieses internationalen  Festivals im Iran werden einige ausgewählte iranische und ausländische Wissenschaftler für ihre Forschungsarbeiten zu Human- und Islamwissenschaften ausgezeichnet.

                                  

Das Buch „Following Muhammad“ besteht aus der Einleitung und sechs Kapiteln.  In diesem Werk wird die zentrale Rolle des Propheten bei der Verdeutlichung des Sinns und Geistes des Islams  hervorgehoben. Das Kapitel drei ist den Heiligen Quellen des Islams gewidmet– nämlich dem Koran und der Sunna – der Vorgehensweise des Propheten -.  Dieses Kapitel beginnt mit einer Beschreibung des Lebens des Propheten und seiner zentralen Rolle als Rahmat-ul lil alamin – als Barmherzigkeit für die Weltbewohner – wie er im Koran genannt wird. An dieser Stelle nähert sich das Islamverständnis des Autors den schiitischen Standpunkten, da er die Frage des Wilayat – der Statthalterschaft und Führerschaft - der Muslime anspricht. Im gleichen Kapitel erwidert er die feindlichen Positionen  gegenüber dem Koran und nimmt insbesondere zu dem islamfeindlichen Buch „Satanische Verse“ von Salman Rushdie Stellung.

Carl Ernst sieht im Prophet des Islams die zentrale Figur des Islams.   Er ist den Ursachen der Islamophobie nachgegangen – von den Kreuzzügen im Mittelalter bis hin zum Schüren von Ängsten im 21. Jahrhundert.  An einer Stelle in seinem Buch schreibt er: „Im Mittelalter haben die christlichen Autoren alle guten Eigenschaften, die für die Muslime die Wahrhaftigkeit Mohammads (S) wiederspiegeln, verkehrt  und als Makel dargestellt. Dies haben sie nur deshalb getan, weil sie nicht den Gedanken ertragen konnten, dass nach Jesus ein Prophet gekommen sein soll.“ Ernst Carl will dem Westen sagen:  Ihr seht den Propheten des Islams hinter einem Schleier eigener Unwissenheit, aber die Juden und Christen in der Frühzeit des Islams haben niemals ein solches Bild vom Propheten gezeichnet. Ernst Carl hat sein Buch „Following Muhammad“  nach den Ereignissen vom 11. September und nachdem der Druck auf die Muslime gewachsen war, geschrieben. Mit der schönen Darstellung der Barmherzigkeit für die Weltenbewohner, wie der Koran den Propheten nennt, ebnet Ernest Carl den Weg für den interreligiösen Dialog.

Professor Dr. Carl W. Ernst (USA)

 

Carl Ernst beschäftigt sich mit den beiden wichtigen Eckpfeilern des Islams: Koran und Prophet (S). In vielen Dingen betrachtet er den Koran sogar als heiliger als die Bibel und das Alte Testament  und er nennt den Propheten eine internationale Persönlichkeit. Er führt den Menschen im Westen die schönen moralischen Eigenschaften und das gute Verhalten des Propheten vor Augen. Dabei zieht er die Beschreibungen des Propheten durch Imam Ali (Friede sei mit ihm) in dem Werk Nahdsch-ul Balagha  (welches die Reden und Aussprüche dieses Imams enthält) heran.

Ali (S) der selber Moral,  Menschlichkeit und Gerechtigkeit verkörpert, hat oftmals den Propheten gelobt und gesagt, dass er in der Schule des Propheten aufgewachsen ist und ihn von ganzem Herzen liebt. Imam Ali hat über den Propheten gesagt: „Er ist der  Führer der Gottesfürchtigen und verhilft denjenigen, die nach Rechtleitung suchen, zu Erkenntnis und Weitsicht. Er ist eine Leuchte mit strahlendem Licht, ein strahlender Stern ... Gott hat den Propheten aus dem starken Stammbaum der Propheten auserwählt  und Er hat ihn zur Quelle der Weisheit bestimmt, während er zugleich die Quelle des Lichtes der Rechtleitung und jene Leuchte ist, die Gott inmitten der Finsternissen der Unwissenheit anzündete. Der Prophet ist ein Arzt, der sich zur Behandlung von Kranken auf den Weg macht und selber überall  nach ihnen sucht, um sie zu heilen ... Seine Art ist ausgewogen und seine Lebensweise fest und beständig. Was er sagt, trennt die Wahrheit von der Lüge, das Recht vom Unrecht, und seine Befehle sind gerecht. Niemals hat ihn die Verschwörung der Feinde, die ihn einen Lügner nannten, vom Aufruf zu Gott und zur Wahrheit und Recht abgehalten, sodass deren Anstrengungen, das Licht der Sendung zu erlöschen, erfolglos blieben.“

              

Professor Carl Ernst ist, so lässt sich zusammengefasst sagen,   darum bemüht, die Muslime von heute vorzustellen, und er hat dem Propheten Gottes  Ehrerbietung gezollt.

 

 

 

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