Pars Today

Heute möchten wir über Martin Lings und insbesondere über seine Biografie Muhammad – Sein Leben nach den frühesten Quellen sprechen.  

Dieses Buch ist das bekannteste Werk des britischen Orientalisten und Religionsphilosophen Martin Lings. Es erschien 1983 zum ersten Mal und  wurde inzwischen  mehrmals ausgezeichnet und mehrmals verlegt und in verschiedene Sprachen übersetzt.  Martin Lings hat sich auf die ältesten Dokumente gestützt, als er diese Biografie über Prophet Mohammad (S) schrieb. Er hat den Propheten des Islams als ein leuchtendes Licht vorgestellt, welches Gott über den Weltbewohnern erstrahlen ließ; als ein Licht das niemals vergeht.

Martin Lings ist am 24. Januar 1909 in Manchester in einer protestantischen Familie zur Welt gekommen. Im Alter von 20 gab er seinen christlichen Glauben auf, blieb jedoch – im Gegensatz zu anderen Gleichaltrigen – auf der Suche nach der Wahrheit. Im Alter von 25 begann er sich mit den Weltreligionen zu beschäftigen und wurde   schließlich 1935 mit den Schriften des französischen  Philosophen René Jean-Marie Joseph Guénon vertraut.

Beim Studium der Werke dieses französischen Metaphysikers begriff Lings, dass alle großen Weltreligionen wahr sind und jede einen Weg zeigen kann, der zum menschlichen Ideal und zur Begegnung mit Gott führt. Ihm wurde jedoch auch klar, dass die Religionen, insbesondere das Christentum, in der Moderne den Verstand der Menschen sich selber überlassen haben und nur ihre Gefühle nähren, wobei das Dilemma des Modernismus die unmittelbare Folge davon bildet. Offiziell war Lings damals noch Christ, aber er sagte: „Die Werke René Guénon haben mich auf die Fehler der westlichen Zivilisation aufmerksam gemacht und gezeigt, dass die Gottesreligionen die Wahrheit beinhalten und ihre Überbringer  in verschiedenen Formen von dieser Wahrheit sprechen.“Lings schrieb: „Die Theorie Guénon hat mich wie ein Blitz getroffen. Ich wusste, dass ich der Wahrheit begegnet war und dass ich etwas unternehmen muss.“

Dr. Lings hat nach ausführlichen Studien und Recherchen den Islam angenommen. Er begründete dies damit, dass der Islam keine Religion der Nachahmung ist sondern Nachdenken voraussetzt und dass diese Religion Vergebung statt Tötung lehrt.

Lings legte sich den  islamischen Namen Abu Bakr Siradsch ad-din zu. 

Said Teheran Nesab, der iranische Übersetzer des Buches

Muhammad – Sein Leben nach den frühesten Quellen  sagt: „Als Lings die Wahrheit begriff, fühlte er sich vom Propheten des Islams angezogen  und hat  sich viel Zeit genommen um dessen Persönlichkeit vorzustellen. Ich habe ihn Ende Sommer 2004, ungefähr ein Jahr vor seinem Tod, in seinem schönen und schlichten Haus besucht. Er hat voller Respekt und eindrucksvoll über den Propheten Gottes (S) gesprochen und ihn ein großes Geschenk Gottes an die Menschheit genannt.  In seinem Zimmer stand an der Wand und auf seinem Gebetsteppich nur der Heilige Name Allah. Dieses Zimmer schien die Moschee seines Hauses zu sein, in dem er täglich fünfmal das Gebet verrichtete. Vielleicht hat er auch seine Werke in diesem Raum geschrieben.  Es war jedenfalls offensichtlich, dass sein Leben in Befolgung des großen Anführers des Islams auf die Uhr genau gemäß einem vollkommen sinnvollen, geregelten und gewollten Programm verlief.“

Lings stellt uns in seinem Werk einen unermüdlichen Propheten,  einen geduldigen Kämpfer und einen klugen Anführer vor.  Jemand der kühn die Unwissenheit  bekämpft, die Götzen zerbricht und in einem Teil der Erde Gottes, der am unfruchtbarsten von allen Orten schien, die Saat des Wissens streut und enthusiastisch sein Leben, Tag und Nacht,  für das Wachstum seines jungen Baumes einsetzt. Lings sieht im   Propheten des Islams eine unvergängliche und wahre Persönlichkeit. Er führt seine Bedeutung darauf zurück, dass er so rein wie das Wasser am Austritt einer Quelle ist und seine Botschaft direkt aus der Quelle der Offenbarung empfängt. Lings schreibt über den Propheten: „Er ist so erstaunlich verschieden von den anderen Menschen und zugleich überbringt er ihnen die Botschaft der Rechtleitung, denn er spricht im Auftrage des Einen Gottes.“ 

Dr. Lings verweist  im ersten Kapitel seines Buches auf die  Vorfahren des Propheten. Sie waren allen Anhänger des Glaubens an den Einen Gott. Lings schreibt: „Im Buch der Genesis steht, dass Abraham kinderlos blieb und die Hoffnung auf ein Kind aufgegeben hatte, als Gott ihn  eines nachts rief, aus seinem Zelt herauszutreten, und zu ihm sprach:  `Schau zum Himmel und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst!`  Und während Abraham zu den Sternen aufschaute, hörte er zweimal eine Stimme sagen: `Deine Nachkommenschaft wird genauso (zahlreich) sein!`“

Lings fährt fort: „Die Vorsehung bestimmte, dass  nicht nur ein sondern gleich zwei große Völker aus der Generation von Abraham hervorgingen, zwei rechtgeleitete Kräfte, zwei Mittel zur Verwirklichung des göttlichen Willens. Abraham ist der Ausgangspunkt  für zwei spirituelle Strömungen, zwei Religionen, zwei Kreise und zwei Mittelpunkte.  Der Mittelpunkt einer  dieser Strömungen  ging aus Amina (der Mutter des Propheten) hervor. Sie wusste von dem Licht in ihrem Innern. Einmal  hörte sie eine Stimme sagen: „Du trägst den Fürsten dieses Volkes unter deinem Herzen! Wenn dein Sohn geboren wurde, dann sag: Ich vertraue ihn  Gott , dem Einen, gegenüber dem Übel der Neider an, und nenne ihn Mohammad.“

Der Mensch ist immer auf der Suche nach einem idealen Vorbild. Er bewundert von selbst Menschen, die sich vervollkommnet haben. Der Erfolg der Gesandten Gottes geht darauf zurück, dass sie die reinen und empfänglichen Herzen  faszinierten. Die Propheten und die Imame haben alle Tugenden in sich vereint und sie galten als die edelsten Menschen ihrer Zeit.  Jeder auf der Welt, der auf der Suche nach der Wahrheit ist,  wird bei Betrachtung des Lebens und der Lebensweise und des Verhaltens der wahren Gottesfreunde zutiefst von ihnen beeindruckt.  Die Betrachtung deren Lebenswandel lenkt die sehnsüchtigen Herzen auf den Weg zu Recht und Wahrheit und zu Gott. Dr. Lings hat in seinem Buch, in dem er den Charakter des Propheten beschreibt, gesagt, dass jemand der sich mit der islamischen Mystik und dem göttlichen Wissen des Propheten beschäftigt, prächtige Weisheiten gewinnen kann. Zum Beispiel folgende Aufforderung:  „Sucht nach Wissen, und sei es in China“.

In seinem Buch berichtet Dr. Lings auch von den Wundern des Propheten und schreibt: „Der Prophet hat zahlreiche Wunder vollbracht.  Einmal forderten die Stammesführer der Qureisch, er müsse zum Beweis für seine Berufung als Prophet Gottes den Vollmond halbieren.  Der Prophet kam ihrer Forderung nach. Aber sie haben dieses große Wunder als Zauber bezeichnet und gesagt, der Prophet habe sie durch ein Zauberkunststück getäuscht.“ Lings erinnert daran, dass der Prophet zwar verschiedene Wunder vollbracht hat, diese aber nicht zur Achse seines Wirkens werden ließ, da sein größtes Wunder das Buch der Offenbarung ist.  Lings schreibt, dass der Koran das größte Wunder des Propheten und die göttliche Charta zur Rechtleitung der Menschen zu allen Zeiten. Er schreibt: „Der Koran ist das Buch des Lichtes und der Rechtleitung.“

Lings erwähnt in seinem Buch auch die erstaunliche Vorhersage eines Mönches über die Berufung Mohammads zum Propheten  und im Zusammenhang mit der Herabsendung der ersten Koranverse auf den Propheten erzählt er ebenso von dem blinden Gelehrten Waraqah ibn Nawfal , der Chadidscha, der Gemahlin des Propheten versicherte, dass es göttliche Offenbarung ist, die Mohammad erhalten hat, und  dass ihr Gemahl, zweifelsohne der Letzte Prophet ist, dessen Kommen Jesus Christus verheißen hat.

Aus der Sicht Martin Lings ist die Verheißung eines Retters eine der wichtigsten Botschaften die der Prophet überbracht hat. Lings schreibt: „Ein großer Teil der menschlichen Gesellschaft hat den Gipfel des Irrtums erreicht, sodass es kaum noch schlimmer werden kann.  Aber dieser Irrtum wird nicht alles erfassen, denn die Welt ist in sich etwas Heiliges. Es ist unvorstellbar, dass Gott die Welt sich selber überlässt. Der Prophet hat verheißen, dass sich, trotz all des Bösen, in der Endzeit ein Retter erheben wird, den die Menschen Mahdi nennen. Dieser Generalreformer wird mit Sicherheit kommen.“

Dr. Martin Lings war ein unermüdlicher Schriftsteller. Er legte die Feder bis an sein Lebensende von 97 Jahren nicht nieder. Viele Persönlichkeiten haben in ihm den großen Meister der Metaphysik gesehen  und andere haben ihn einen  Poeten ersten Grades genannt.

Die nahen Schüler Lings erinnern sich im Zusammenhang mit seinem Namen an zwei Dinge:  an das Schöne und das Gott-Eingedenksein.  Aus Liebe zum Schönen hat er den kleinen Hof an seinem Haus in Westerham Kent in ein regelrechtes Blüten- und Pflanzenparadies umgewandelt.  Als er im Mai 2005 starb wurde er in diesem kleinen Paradies beigesetzt.

Lings hat sein Buch mit folgendem Vers, dem Vers 56 der Sure 33 (Ahzab) zu Ende gebracht: 

Gewiss, Allah und Seine Engel sprechen den Segen über den Propheten. O die ihr glaubt, sprecht  (auch ihr) den Segen über ihn und grüßt ihn mit gehörigem Gruß.