Feb 14, 2021 05:06 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait,  (21 - jedem sein Recht) 

Ein besonderes Merkmal des Islams besteht darin, dass seine Lehren von den natürlichen Wesenszügen des Menschen ausgehen und mit seiner inneren, ihm von Gott verliehenen Natur übereinstimmen, welche Fitra heißt.

 

 

                          

Der Islam ist mit seinen Geboten und Lehren darum bemüht, Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Mensch auf dem richtigen Wege seine logischen und angemessenen Wünsche verwirklichen kann. Einer der wichtigsten Wünsche des Menschen ist Jahrhunderte lang der Wunsch nach Herstellung von Gerechtigkeit gewesen.  Im Islam gibt es wenig andere Fragen, denen so viel Bedeutung beigemessen worden wäre wie der Frage der Gerechtigkeit.  Jeder der mit der Offenbarungslehre und mit den vitalisierenden Weisungen des Korans vertraut ist, kennt auch die Begriffe Qist und Adl, göttliche und soziale Gerechtigkeit, und weiß, welchen wichtigen Platz sie in der Terminologie des Korans einnehmen. 

 

Der Koran hat in verschiedenen Formen von der Gerechtigkeit gesprochen und unterstrichen, wie bedeutend sie ist. Das Wort Adl kommt explizit 29 mal im Koran vor. Den Lehren des Korans ist zu entnehmen, dass die Gerechtigkeit ein generelles göttliches Gebot für alle Menschen, unabhängig von Ort und Zeit, darstellt. Es ist ein Gebot, dass selbst gegenüber dem Feind beachtet werden muss. In einem Teil des Verses 8 der Sure 5 (Maida) heißt es  zum Beispiel über den Umgang mit dem Feind:

Und der Hass, den ihr gegen (bestimmte) Leute hegt, soll euch ja nicht dazu bringen, dass ihr nicht gerecht handelt. Handelt gerecht. Das kommt der Gottesfurcht näher.

 

Zudem beinhaltet der Vers 25 der Sure 57   (Hadid), dass die Aussendung der Propheten dazu diente, Gerechtigkeit herzustellen. Denn es heißt dort: 
 

Wir haben ja Unsere Gesandten mit den klaren Beweisen gesandt und mit ihnen die Schrift und die Waage herabgesandt, damit die Menschen für die Gerechtigkeit eintreten.

                      

Zwei Dinge sind notwendig, um Gerechtigkeit in der Gesellschaft herzustellen: Erstens gerechte Gesetze und zweitens gerechte Personen, die diese Gesetze ohne jegliche Bevorzugung oder Benachteiligung durchführen.

Die Geschichte zeugt davon, dass überall wo die Propheten und Statthalter Gottes  die Gelegenheit fanden zu regieren,  sie  eine auf Gerechtigkeit basierende  Gesellschaft gründeten. Dies ist an der Vorgehensweise des Propheten des Islams (S) während seiner Herrschaft in Medina ebenso zu sehen wie an der kurzen Zeit in der Imam  Ali (F) das Kalifat innehatte.

 

Für Imam  Ali bedeutet Gerechtigkeit Leben. Er sagt: Nichts lässt die Städte so sehr aufblühen wie Gerechtigkeit.  (Ghurar al Hikam, S.116) . Außerdem hat er diejenige Regierung, die Gerechtigkeit herstellen kann, als die beste Regierung bezeichnet. In dem bekannten Schreiben an seinen Gouverneur in Ägypten, Malik Aschtar, zitiert er den Propheten des Islams (S), der gesagt hat, dass  ein Volk nur dann edel und rein werden wird, wenn unter ihm ohne Bedenken und  konsequent auf dem Wege der Gerechtigkeit das Recht eines Schwachen bei einem Starken eingefordert wird. Imam Ali erklärt, dass ohne die Gerechtigkeit, keine Sache in Ordnung gebracht werden kann.

Gemäß dem was die Ahl-ul-Bait (F) lehren, muss sich,  wie gesagt, die Gerechtigkeit als erstes im Menschen selber in Form einer Moral und Charaktereigenschaft herausbilden und dann auf die Angelegenheiten des Lebens, darunter die sozialen Angelegenheiten übergehen.  Daher ist auch von jemandem, der keinen Gerechtigkeitssinn besitzt, kein gerechtes Verhalten zu erwarten. 

Persönlichkeiten wie der Prophet des Islams (S) und sein Nachfolger Imam Ali (F) haben deshalb wahrhaft die Gerechtigkeit ausgeübt, weil der Wunsch nach Gerechtigkeit in ihnen selber verwurzelt war.

Jemand, der aufrichtig die Angelegenheiten der Gesellschaft ins rechte Lot bringen und Missstände und Korruption bekämpfen möchte,  wird dann erst erfolgreich sein, wenn er mit Taten Unrecht, Benachteiligung und Ungerechtigkeit bekämpft so wie die Propheten und die Imame, die die größten Reformer in der Geschichte waren, allesamt die Gerechtigkeit in ihren Vorhaben und bei ihrem Vorgehen ganz oben angestellt haben. Zweifelsohne ist in unserer heutgen Welt voller Unrecht  und Benachteiligung die Botschaft der Gerechtigeit für die Leidenden und die von Krisen heimgesuchten Gesellschaften eine der schönsten Botschaften überhaupt. Imam Sadiq hat hierüber gesagt: „Gerechtigkeit ist köstlicher als Wasser, an das ein Dürstender gelangt. Sie ist süßer als Honig und duftet lieblicher als Moschus. (Mizan al Hikmah, Bd.  3, Hadith 1838)

Das Wort Idalat (Gerechtigkeit tritt in den Worten der Makellosen eng verknüpft mit dem Wort Haq  (Recht)  auf. Immer wenn jemandens Recht verletzt wurde, haben der Prophet und die Ahl-ul-Bait sich zur Verteidigung erhoben und offen die Herstellung der Gerechtigkeit gefordert. In ihren Aussagen kommt der Begriff von Gerechtigkeit im Sinne von Beachtung der Würde und Kompetenzen und Berücksichtigung   der Rechte und Beseitigung der Benachteiligung vor. Außerdem sprechen sie von der Gerechtigkeit als Mittel für Leben und für Kultivierung und Aufbau, während sie Unrecht und Ungerechtigkeit als Anzeichen für den Tod und die Vernichtung betrachten. Imam Ali (F) hat gesagt:

Gerechtigkeit ist Leben und Unrecht und Ungerechtigkeit sind Tod und Vernichtung. (Ghurar al Hikam, S. 116)

Auch hat Imam Kadhim (F) einen Vers im Koran in dem es heißt: Wisst, dass Allah die Erde nach ihrem Tod wieder lebendig macht. (Vers 17, Sure 57 (Hadid) auf folgende Weise erklärt: Mit Wiederbelebung der Erde ist gemeint, dass Gott Menschen schickt, welche die Gerechtigkeit wiederbeleben und mit Wiederbelebung der Gerechtigkeit wird auch die Erde wieder lebendig. (Hadith  Wilayat, Bd. 3, S. 294)

 

                         

Die soziale Gerechtigkeit gehört zu den Merkmalen, an der die Berechtigung einer Staatsordnung abgelesen werden kann. Das Barometer für  soziale Gerechtigkeit sind die  Beachtung der Anliegen der Bevölkerung, das Fehlen von Diskriminierung und der geeignete Umgang mit den Mitgliedern der Gesellschaft.   Natürlich ist das Vorgehen der Regierungen und Regenten ein wichtiger Schlüsselfaktor zur Herstellung von Gerechtigkeit. Der geehrte Prophet des Islams (S) hat gesagt:

Gerechtigkeit ist gut , aber sie ist noch besser wenn sie von den Regenten kommt. (Nahdsch-ul Fasaha –S. 564) . Da der Prophet des Islams (S) und die Imame aus seinem Hause die Exegeten der Koranverse sowie das beste Vorbild für ihre Umsetzung in die Praxis sind,  waren sie sich mehr als alle anderen der Bedeutung und der Notwendigkeit für Gerechtigkeit in der Islamischen Gesellschaft bewusst. Die  Vorgehensweise dieser Edlen lässt deutlich die Gerechtigkeit in Angelegenheiten der Politik, Wirtschaft und der Gesellschaft und in der Gesetzgebung zu Tage treten.

Imam Ali (F) hat die Gerechtigkeit wie folgt auf einen Nenner gebracht: 

... Die Gerechtigkeit sorgt dafür, dass die Dinge an ihrem (angemessenen) Platz sind...

(Nahdsch-ul Balagha, Weisheit 437)

 

Diese Definition der Gerechtigkeit fußt auf der Überzeugung,  dass die Daseinsordnung den wahren Platz einer jeden Sache festlegt. Mit  dieser Definition, die sich nach dem übermittelten Wissen Gottes und der Einheit Gottes orientiert,  hat Imam Ali (F) auf die Daseinsordnung und die verborgenen Weisheiten, die sie enthält, so wie ihre kluge Erschaffung hingewiesen.  Er hat durch die Beschreibung der alles umfassenden Bedeutung der Gerechtigkeit, ihre Wichtigkeit  in den verschiedenen Bereichen menschlichen Lebens betont.  Gemäß dieser Definition besteht Gerechtigkeit darin, dass jedes Ding an sein Recht und an das was ihm gebührt, gelangt.  Da die Gerechtigkeit eines der grundsätzlichen Ziele der Religion des Letzten aller Propheten Gottes ist, stellt der Vollzug der Gerechtigkeit auch in den Versen und Überlieferungen  und in der praktischen Vorgehensweise des Propheten des Islams und der Edlen aus seinem Hause einen elementaren Grundsatz dar und wird hervorgehoben.  Darüber mehr beim nächsten Mal.

 

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