Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (30 – Ta`awun)
Wer mit der Vorgehensweise der Ahl-ul-Bait vertraut ist, der kennt den Islam, denn sie sind die konkrete Verkörperung der Werte, welche der Koran und die Offenbarungslehre empfiehlt. Ihr Verhalten und ihre Worte sind ein helles Licht auf dem Weg der Weiterentwicklung der Gesellschaft.
Diese Edlen haben das Modell für eine ausgewogenes Leben, frei von Unter- und Übertreibung vorgestellt. Die Befolgung ihres ewigen Vorbildes kann das Wohl in dieser und die Seligkeit ihn jener Welt gewährleisten.
Nachdem wir im letzten Teil bereits über die Bedeutung der Zusammenarbeit (Ta`awun) im Islam gesprochen haben, möchten wir noch mehr Beispiele für die Praktizierung dieses Grundsatzes durch den Propheten und seine Familie bringen.
Die Muslime sollen sich in allen Bereichen gegenseitig Hilfe leisten: in der Wirtschaft und Politik ebenso wie in spirituellen Dingen. Der Islam legt Wert auf die Zusammenarbeit, weil die Gesellschaft ohne sie nicht funktioniert. Der Koran und die Überlieferungen bilden die theoretische Grundlage für diese Kooperation und die Ahl-ul-Bait haben die Menschen aufgerufen, einander bei guten Werken zu unterstützen und davor gewarnt, in Dingen miteinander zu kooperieren, die zur Verbreitung von Übel und Ungerechtigkeit führen.
Da es ein Befehl Gottes ist, in guten Angelegenheiten einander zu helfen, hat der Prophet dies den Muslimen als einen wichtigen Grundsatz empfohlen. Denn Zusammenarbeit führt zur Freundschaft. Hadhrat-e Mohammad (S) hat gesagt:
Wenn ihr euch alle für das Gute und gute Werke zusammenschließt und einigt, werdet ihr einander Freunde sein und lieben. (Al Hayat, Band 1, S. 416)
Der Prophet hat sich schon vor seiner Aussendung an einem Pakt beteiligt, der dazu diente, alle zu unterstützen, denen Unrecht geschehen war. Dieser Pakt hieß Hilf-al- fudhul – (Bund der Vorzüglichen). Seine Mitglieder schworen sich, jedem Unterdrückten zu seinem Recht zu verhelfen, unabhängig davon, ob dieser ein Einheimischer oder ein Fremder ist.
Ein anderes Beispiel ist der Bau der Moschee in Medina nach der Auswanderung aus Mekka.
Es wird berichtet, dass der Prophet selber Steine herbeitrug und beim Errichten der Mauern der Moschee mitgewirkt hat. Sein Nachfolger Imam Ali (F) hat sich während seiner Zeit als Kalif des Islamischen Reiches persönlich um die Hilfsbedürftigen gekümmert und sein Enkelsohn Imam Sadschad (F) suchte unerkannt die Karawanen, die auf dem Weg nach Mekka waren auf, um ihnen zu helfen wenn sie etwas brauchten. Das sind nur ein paar von vielen Beispielen für die Praktizierung des Grundsatzes der Zusammenarbeit durch die Ahl-ul-Bait.
Imam Ali (F) hat es als verbindliches Recht Gottes gegenüber seinen Dienern bezeichnet, dass sie das Gute für einander wollen und zur Herstellung der Gerechtigkeit unter den Menschen einander helfen.
Auf dem Grundsatz der gegenseitigen Unterstützung basieren auch die Spenden und die islamischen Pflichtabgaben wie Khums und Zakkat. Deren Zahlung gilt als gottesdienstliche Handlung.
Der Islam betrachtet es als Notwendigkeit, dass die Bedürfnisse der Entbehrenden in der Gesellschaft gedeckt werden und der Prophet des Islams hat gesagt, dass Zusammenarbeit bei guten Werken Segen bringt. Von ihm stammen die folgenden Worte „Den Menschen wird es gut gehen, so lange sie das Gute Gebiete und das Schlechte verwehren und einander bei guten Werken helfen. Wenn sie dies jedoch nicht tun, wird der Segen von ihnen genommen werden.“ (Mizan ul Hikmat, Bd.7, S. 323)
Eine Zusammenarbeit in schlechten Dingen wurde dermaßen vom Propheten abgelehnt, dass er gesagt hat: Am Jüngsten Tag wird ein Rufer rufen: Wo sind die Unrechttuenden und wo sind ihre Helfer?!“
Ein Vertrauter Imam Sadiqs (F) und Imam Musa Kadhims (F) namens Safwan Dschamal berichtet:
„Ich hatte Imam Kadhim (F) aufgesucht. Da sagte der Edle zu mir: O Safwan! Bei dir ist alles gut und richtig bis auf eine Sache.` Da fragte ich ihn: `O mein Herr und Freund! Was denn`? Er antwortete: `Du leihst deine Kamele diesem Mann (dem Harun ar Raschid, dem damaligen Abbasidenherrscher) aus`.Da sagte ich: `Ich habe sie nicht in Hoffnung auf einen Vorteil oder aus Profitgier ausgeliehen. Denn er borgt sie für seine Reise nach Mekka und für den Hadsch bei mir aus. Außerdem diene ich ihm nicht und begleite ihn nicht, sondern schicke ihm meinen Sklaven mit. `Da sagte der Imam: `Schuldet er dir eine Ausleihgebühr`? Ich: `Ja`. Der Imam `Möchtest du, dass er am Leben bleibt, damit er dir die Ausleihgebühr bezahlt`? Ich: `Ja`. Da antwortete Imam Kadhim (F) mir: `Wer möchte, dass diese Leute (die Unterdrücker und Feinde Gottes) am Leben bleiben, gehört zu ihnen, und wer zu ihnen gehört, der wird in der Hölle sein`.“
Safwan berichtet: „Nach diesem Gespräch mit Imam Kadhim (F) habe ich alle meine Kamele verkauft. Als Harun davon erfuhr, fragte er mich nach dem Grund und ich sagte: `Ich bin alt und schwach geworden`. Aber Harun sagte: `Ich weiß, dass du nach einem Fingerzeig von Musa ibn Dschafar (Kadhim) deine Kamele verkauft hast. Ich schwöre bei Gott, wenn du nicht aus dem Umgang mit mir ein Recht gegenüber mir hättest, würde ich befehlen, dass sie dich enthaupten`.“
Der geehrte Prophet des Islams (S) hat laut Überlieferung alle zur gegenseitigen Unterstützung in guten Angelegenheiten angeregt: Eltern und Kinder, Freunde und Nachbarn, Bevölkerung und Regierung und alle Gemeinschaften. Und zwar hat er gesagt:
Gottes Barmherzigkeit sei auf einem Kind, welches seinen Eltern bei guten Werken hilft, und auf einem Vater, der sein Kind bei guten Werken unterstützt, und auf einem Nachbarn, der bei guten Werken Helfer seines Nachbarn ist. Die göttliche Barmherzigkeit sei auf jemandem, der seinem Mitarbeiter bei der Durchführung einer guten Sache hilft ebenso wie jemandem, der die Regierung bei der Erzielung von Gutem unterstützt.
Einmal kam jemand zu Imam Sadiq (F) und bat den Edlen, dass er ihm hilft, die notwendigen Mittel für eine Reise zu mieten. Da Safwan Kamelhalter war und ihn diese Angelegenheit betraf, sagte der Imam zu ihm: „Safwan, steh auf und hilf deinem Bruder.“ Safwan ging mit dem Mann und verschaffte ihm die Mittel für die Reise. Als er zu Imam Sadiq (F) zurückkehrte, fragte dieser ihn: „Safwan! Was hast du gemacht?“ Safwan anwortete: „Ich habe ihn versorgt, mit dem was er braucht!“ Da sagte Imam Sadiq (F): Was du getan hast, war besser als das siebenmalige Umschreiten der Kaaba (Tawwaf während der Pilgerreise) (Usul-i Kafi, Bd. 2, S. 159).
Abschließend zum Thema Ta`awun, gemäß der Vorgehensweise des Propheten und seinem Hause, bringen wir noch Worte von Imam Sadiq (Friede sei mit ihm):
Er hat gesagt:
Die Muslime haben die Pflicht um Vereinigung miteinander bemüht zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen bei der Erweisung von Liebe und Güte und den Bedürftigen Hilfsbereitschaft zu zeigen. Sie sollen einander Liebe erweisen, damit alle so werden wie Gott der Erhabene es befohlen hat. Ihr sollt bekümmert sein, wenn euch etwas von den Problemen und Bedürfnissen der anderen verborgen bleibt, so wie die Ansar (die Muslime in Medina, die den Auswanderern aus Mekka geholfen haben) zur Zeit des Propheten Gottes (S) es waren.“
(Al Hayat, Bd. 6, S. 120)