Apr 21, 2016 04:01 CET

Dieses Mal möchten wir über die Kunst des Kacheldekors sprechen.

 

 

 Die Keramik hat viele Änderungen in ihrer langen Geschichte erfahren. Zur Zeit der Ilchane, Timuriden und Saffawiden erreichte die Herstellung von kunstvollen Kacheln ihren Höhepunkt aber in anderen Epochen war sie weniger gefragt. Wie Sie wissen, werden Kacheln durch Glasieren von Tonplatten gewonnen und weil sie bei einer bestimmten Temperatur im Brennofen gefestigt werden, sind sie wasserdicht, relativ widerstandsfähig und druckfest.

 

Der Kacheldekor nimmt einen besonderen Platz beim Flächendekor der iranischen Architektur ein und wurde schon früh in historischen Bauwerken verwendet. Dabei werden mit sehr festen Keramikplatten Decken, Böden und Wände verziert. Dieser Fayencendekor setzt sich oft aus einfachen quadratischen Kacheln zusammen oder aber bildet ein detailliertes Mosaik. Meistens sind die Kacheln aus keramischer Masse, aber möglicherweise verwendet man auch Marmor-, Granit oder Glasplatten.

 

Schon in der vorislamischen Zeit verwendete man glasierte farbige Ziegel in Bauwerken. Das Kunsthandwerk des Fayencendekors fand in der Islamischen Ära von Iran aus Verbreitung in andere Teile der muslimischen Gebiete. Ein schönes Beispiel ist das Kachelwerk im türkischen Iznik.

 

Öffentliche Stätten und Moscheen wurden im Iran mit Fayencendekor geschmückt. Die berühmtesten Exemplare befinden sich in Isfahan und Umgebung.

Die ältesten Beispiele für islamischen Fayencendekor an Moscheenkuppeln stammen aus dem 7. und 8. Jahrhundert nach der Hidschra (circa 13 bis 14. Jahrhundert nach Christus) Die am meisten verwendete Farbe für diesen Kacheldekor ist Türkis. An den historischen Bauwerken aus der Zeit der Seldschuken (1040–1194) wurden schon Ziegelsteine verwendet, die mit einer türkisenen Glasur versehen waren. An manchen Gebäuden wurden diese glasierten Ziegel zu Inschriften im Kufi-Stil zusammengesetzt oder sie zierten verstreut das Mauerwerk aus normalen Ziegeln.

Im Iranischen Antike-Museum wird das älteste Beispiel für eine solche Kufi-Bauinschrift aus Keramikziegeln aufbewahrt. Diese Bauinschrift stammt aus dem 11. Jahrhundert nach Christus.

Zu den alten religiösen Bauwerken, an denen türkisfarbene Kacheln als Dekor verwendet wurden, gehören die Seyyed-Moschee in Isfahan, die Gonbad-e Qermes (Rote Kuppel) in Maragheh (Nordwestiran)und die Hauptmoschee in der Stadt Gonabad (Razavi-Chorassan).

In der Geschichte der Kunst des Fayencendekors heißt es, dass unter der Seldschukendynastie vor Beginn des 7. Jahrhundert nach der Hidschra (13. Jahrhundert n. Christus) die Herstellung von Kacheln eine erhebliche Verbreitung fand. Das wichtigste Herstellungszentrum war Kaschan (Provinz Isfahan) . Es wurden Kacheln in verschiedenen Formen und mit verschiedenen Verfahren in dieser zentraliranischen Stadt hergestellt. Zum Beispiel als acht- oder sechseckige Sterne. Die verschiedenförmigen Kacheln wurden zu einem schönen Wandmosaik meist im Gebäudeinneren zusammengelegt.

 

Entweder wurden die Kacheln einfarbig glasiert oder es wurde auf einer Hintergrundglasur eine mehrfarbige Mina`i Bemalung aufgetragen oder man benutzte die metallisch glänzende Glasur „Zarin-Faam“.

Mit Beginn der Saffawidenzeit, traten neue Techniken für den Kacheldekor in Erscheinung und es wurden siebenfarbige Kacheln (Kaschi- Haft-Rang) angefertigt. Es gab mehrere Gründe dafür, dass diese Technik beliebt worden: Sie war weniger kostspielig, nahm weniger Zeit in Anspruch und es bot sich den Künstlern die Gelegenheit, in Kombination mit dem vorherigen Kacheldekor neue Ideen zu verwirklichen.

Bei dieser Technik wurden quadratische Kacheln verwendet und nach getrenntem Brennvorgang zu größeren Kacheln zusammengesetzt. Eslami Muster (Arabesken-Dessin) und Inschriften fanden ab den Saffawiden bis Ende der Qadscharen-Dynastie (1779–1925) weitgehend Verbreitung. Die meisten Beispiele für Inschriften, die in Kufi-Schrift überlieferte Worte des Propheten (s) und der Imame aus seinem Hause (a) sowie Gebete – wiedergeben, sind im nordöstlichen Khorrasan in Neyschabur gefunden worden. Bei diesem kunstvollen Kachelwerk wurden die Farben Gelb und Hell-Orange bevorzugt.

Interessant ist, dass die meisten Kunsthandwerke, so auch die Kunst des Kacheldekors mündlich von Generation zu Generation, vom Vater zum Sohn oder vom Meister zum Lehrling weitgegeben wurde. Daher sind die Einzelheiten dieser Techniken und Muster selten schriftlich dokumentiert.

Das Handwerk des Fayencendekors lässt sich in verschiedene Kategorien einteilen. Zum Beispiel gibt es da das Moareq-Kachelwerk, bei dem kleine Mosaikstücke zusammengefügt werden. Jedes Mosaikstück wird gemäß der vorher angefertigten Zeichnung zurechtgeschliffen. Ein anderer Fayencendekor ist das Maaqeli-Kachelwerk. Es weist geometrische Muster auf und wird auch Bannai genannt, kommt oft als Bauinschrift vor und besteht aus der Kombination von geometrischen Formen. „Gereh“, und „Muschabak“ sind weitere Formen des Kacheldekors. Bei Gereh-Keschi werden Kacheln zu einer Summe von mehreckigen geometrischen Formen zusammengelegt und bei den Muschabak-Kacheldekor entsteht ein netzartiges Gesamtbild.

 

Das siebenfarbige Kachelwerk ist eines der wichtigsten Fayencendekore im Iran. Es wird aus feinen glasierten Ziegeln zusammengestellt. Die Kacheln können quadratisch, rechteckig oder 6-eckig sein. Sie sind oft 15 x 15 oder 20 x 20 cm groß. Die Grundfarbe ist meistens weiß. Sie werden nebeneinander gelegt, danach mit Magnesium-Oxid bepinselt und dann mit verschiedenen Farben bemalt. Die wichtigsten Farben sind Schwarz und Weiß, Ultramarinblau, Türkisfarben, Rot, Gelb und Hannafarben.

Diese Fayencen wurden an historischen Gebäuden und Heiligen Stätten für die Flächenverzierung verwendet.

 

Die Glasur der Fayencen übernimmt zwei Aufgaben. Sie dient der Verzierung und ist zugleich von praktischem Nutzen, denn durch einen Fayencen-Dekor werden die Gebäudewände gegenüber Feuchtigkeit geschützt.

Unter der Seldschuken-Dynastie hat man neben den traditionellen Glasuren auch Türkisblau und Ultramarinblau verwendet.

Der Historiker Abul Qasim Abdullah Ibn Mohammad schreibt, dass die Ilchane (1256–1335 ) das Wort „haft-rang“(siebenfarbig ) für die Bemalungstechnik für Mina`i auf der Glasur einführten. Diese Technik war kurze Zeit sehr verbreitet. Die Lüsterglasur, die Abu-l Qasem mit “zweimal gebrannt“ bezeichnet, war die am meist verbreitete Technik für die Verschönerung von Kacheln. Sie wurde im 8. Jahrhundert in Ägypten zur Verzierung von Glas benutzt.

Bei der Herstellung von Keramikkacheln wird dabei erst eine weiße Glasur auf die rohe Kachel aufgetragen und gebrannt. Danach wird die Kachel mit Farbkörnern, die Kupfer und Silber enthalten, gefärbt und nochmals erhitzt. Aus diesem Prozess ergibt sich eine schöne metallisch glänzende Glasur.

Wie wir sagten, sind Keramikkacheln einmal im Iran sehr verbreitet gewesen und waren ein großartiges Beispiel für das iranische Kunsthandwerk. Leider ist der Fayencen-Dekor heute nicht mehr so gefragt, denn modernes Baumaterial ist an seine Stelle getreten. Jedoch haben die Fayencen an historischen Bauwerken nichts von ihrer Schönheit eingebüßt.