Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (37 – für die Außenpolitik )
Wir nehmen erneut das Thema Regieren und Politik gemäß der Vorgehensweise des Propheten und der Ahl-ul-Bait auf. Aus vielen Lehren des Islams ist die Politik nicht wegzudenken
Der Islam soll die Menschheit auf den rechten Weg führen und seine Gebote erwidern alle Bedürfnisse des Menschen. Gemäß der Religion Gottes ist eine Regierung das erforderliche Mittel für die Umsetzung der islamischen Gesetze und zur Verwirklichung der hohen Ziele des Islams auf Gesellschaftsebene.
Der Prophet hat ab Beginn seiner Berufung die Menschen über die Zielsetzung des Lebens aufgeklärt und sie zur Anerkennung der Gleichheit der Menschen vor Gott und der Ablehnung von Privilegien für Völker und Stämme und der Ehrung der Frau in der Gesellschaft aufgerufen. Alle diese Angelegenheiten ließen sich erst dank einer Islamischen Regierung verwirklichen. Der Prophet gründete in Medina einen Staat, und dies ist der beste Beweis dafür, dass Religion und Politik miteinander eng verknüpft sind. Ziel des Propheten war die Verwaltung der politischen Angelegenheiten der Gesellschaft. Er begnügte sich also nicht mit Angelegenheiten des Gott-Dienens und der guten Moral und dies zeugt davon, dass Regierung und politische Führung im Islam einen wichtigen Platz einnehmen. Der Prophet hat persönlich Maßnahmen zur Praktizierung der Gesetze und Durchführung der Islamischen Konzepte und Betreuung der Angelegenheiten der Gesellschaft ergriffen. Diese politischen und sozialen Maßnahmen bildeten einen beachtlichen Teil in seiner 23-jährigen Tätigkeit als Prophet. Denn er wünschte eine heile Gesellschaft aufzubauen, deren Basis das edle Denken der Religion bildet. Deshalb hat er sofort, nachdem sich die Möglichkeit dazu bot, einen islamischen Staat gebildet.
Nach seiner Ankunft in Medina hat er mit verschiedenen Volksstämmen ein Bündnis geschlossen und unter ihnen Einigkeit erzielt. Zu diesen Bündnissen gehört der Bruderpakt zwischen den Einwanderern aus Mekka und den Muslimen in Medina. Solche Bündnisse festigten die Grundlagen des Islamischen Staates. Danach erbaute er zusammen mit den anderen die Moschee in Medina, in denen sich die Muslime versammelten, stellte ein Heer auf, entsandte Botschafter in andere Gebiete und wählte geeignete Personen für das Richteramt und Gouverneure für die Gebiete, die zum islamischen Reich zählten. Er ergriff ebenso kulturelle Maßnahmen und spornte die Muslime an, schriftkundig zu werden und Wissen zu erwerben, während er außerdem die irrigen Ansichten aus der Zeit der Unwissenheit und Aberglauben bekämpfte. Alle diese wichtigen Maßnahmen des Propheten waren nur im Rahmen der Islamischen Regierung verwirklichbar. Indem er den Gedanken von der islamischen Brüderlichkeit verbreitete rief er eine Eintracht hervor, die in der Religion verwurzelt war. Die islamische Verbrüderung war ein bedeutender politischer Schritt und schuf die Grundlage für die Bildung der großen islamischen Gemeinde.
An dem Vorgehen des Propheten zeigt sich, dass er sowohl auf interner als auch auf externer Ebene tätig wurde, da er den Glauben an den Einen Gott auf der ganzen Welt verbreiten wollte. Innerhalb des islamischen Gebietes schloss er Friedensverträge ab und bildete Kräfte aus, die die Religion unter der Bevölkerung lehren. Er schickte außerdem Botschafter und Schreiben in die Gebiete die außerhalb des Islamischen Staates lagen. Beim Aufruf zum Islam verfolgte er bestimmte Prinzipien und diese bildeten auch seine Grundlage in der Außenpolitik. Zu der Strategie des Aufrufes gehörten Flexibilität und Milde. Es war das milde und nachsichtige Verhalten des Propheten, welches deutlich zur Verbreitung des Islams und dazu beigetragen hat, dass er die Herzen der Menschen gewinnen konnte. Im Koran wird das milde und freundliche Verhalten des Propheten gegenüber den Menschen als eine Gnade Gottes bezeichnet. In der Sure 3 ( Al-i Imran) lesen wir im Vers 159:
Durch Erbarmen von Allah bist du mild zu ihnen gewesen; wärst du aber schroff und hartherzig, so würden sie wahrlich rings um dich auseinandergelaufen. So verzeihe ihnen, bitte für sie um Vergebung und ziehe sie in den Angelegenheiten zu Rate. Und wenn du dich entschlossen hast, dann verlasse dich auf Allah! Gewiss, Allah liebt die sich (auf Ihn) Verlassenden.
Die Nachsicht des Propheten ebnete ihm den Weg zu langfristigen Zielen. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass der Prophet das Wohl der Muslime oder die Grundlagen der Religion missachtete.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Außenpolitik des Propheten war es, Gemeinsamkeiten mit den Gegnern zu nutzen, um sie auf den rechten Weg zu rufen. Dies geht aus seinen Botschaften an die Oberhäupter anderer Reiche hervor. Zum Beispiel aus seinem Schreiben an den König von Iran und an den König von Abessinien. In seinem Schreiben an den König von Abessinien, der ein Christ war, stand unter anderem wie folgt:
„Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen, des Gnädigen. Von Mohammad dem Gesandten Gottes, an den König von Abessinien, den Negus! Zusammen mit dir preise ich Gott außer dem es keinen anderen Gott gibt – Gott, den Reinen, ohne Makel und Mangel, der Sicherheit gibt und wacht und ich zeuge dafür dass Jesus, der Sohn der Maria, der Geist Gottes und Sein Wort ist, welches er der keuschen Maria schickte, worauf sie Jesus empfing.“
Nach dieser Einleitung hat der Prophet (S) sich mit folgenden Worten an den König von Abessinien gewandt:
„Ich rufe dich zu dem Einen, Einzigen Gott und zum Gehorsam gegenüber Ihm und zur Befolgung von mir und dem, was zu mir herabgesandt wurde, auf. Denn ich bin der Gesandte Gottes und ich rufe dich und deine Heere zu Gott herbei.“
In den Beziehungen zum Ausland besaß die Einladung zum Islam den Vorrang vor anderen Prinzipien, denn es war das Ziel des Propheten, dass alle Menschen den Islam annehmen. Gott hatte ihm im Vers 125 der Sure 16 (Nahl) wie folgt offenbart:
Lade ein zum Weg Deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und debattiere mit ihnen auf die beste Art und Weise! Dein Herr ist es, Der am besten weiß, wer sich von Seinem Weg abwendet und wer zur Rechtleitung findet.
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In diesem Vers wird der Prophet dazu angehalten auf eine weise Art zum Islam einzuladen. Weisheit schließt Wissen, Logik und Beweisführung mit ein. Wenn die Außenpolitik auf Weisheit und Logik beruht, kann sie Gegner und Feinde zum Nachdenken anregen und schlummernde und oberflächliche Gemüter wachrütteln. Daraufhin wird der Prophet im obigen Vers angehalten, mit den Gegnern auf eine schöne Weise zu reden und zu diskutieren. Bei Mahnungen und gutem Rat sind Gefühle mit im Spiel und bei richtiger Gestaltung sprechen sie die Gefühle an. Imam Ali (F) berichtet: „Der Prophet schickte mich nach Jemen und empfahl mir: `O Ali, bekämpfe niemanden, ohne ihn vorher zum Islam eingeladen zu haben`!“ Außerdem heißt es in einem Schreiben, welches Chalid, der Botschafter des Propheten, an diesen verfasst hat: „Und Ihr habt mich zu dem Stamm des Harith ibn Kaab geschickt und gesagt und befohlen, drei Tage lang keinen Krieg gegen sie zu führen und sie zum Islam einzuladen.“ Daraufhin antwortete ihm der Prophet: „Ich habe gesagt, dass Harith ibn Kaab und sein Stamm, noch bevor du mit ihnen Krieg führst, sich ergeben haben und der Einladung zum Islam gefolgt sind und bezeugt haben, dass es keinen anderen Gott als den Einen Gott gibt ... Gib ihnen nun frohe Kunde und komm zusammen mit ihren Vertretern zu mir!“
Das Erstreben eines friedlichen Zusammenleben gehörte zu den Grundsätzen des Propheten in seiner Außenpolitik. Der Koran hält dazu an, wenn möglich Frieden zu schließen, und wir sehen es ebenso an der Vorgehensweise des Propheten. Gefechte waren für den Propheten das letzte Mittel, dass nur eingesetzt werden durfte, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab.