Jun 29, 2021 13:20 CET

Hörerpostsendung am 27. Juni 2021 Bismillaher rahmaner rahim - Salam und willkommen liebe Hörerfreunde. Freude und Trauer liegen ja erfahrungsgemäß sehr nah beieinander – das lehrt uns das Leben. Eigentlich wollten wir mit dem Geburtstagskind des heutigen Tages, unserem langjährigen Hörerfreund Dieter Leupold in Leipzig und seiner letzten Mail an uns, diese Hörerpostsendung beginnen.

Leider müssen wir aber einer traurigen Nachricht, die uns aus dem Erzgebirge erreichte, den Vorrang geben. Den Stammhörern in unsrer Hörerrunde ist sein Name aus so vielen Jahren des aktiven Kontakts ein Begriff – Christoph Schmidt der ehemalige Waldmeister. Der, der wie es Postmeisterin Ursula immer beschrieb: In den hinteren Reihen am Hörerstammtisch saß. Nun ist auch dieser Platz ganz leer geworden, wenn er auch schon länger nicht mehr besetzt war, aber er wurde immer respektvoll freigehalten. Und jetzt wird sich wohl niemand finden, der diesen Platz einnehmen kann. Der Christoph Schmidt war ein sehr besonderer Mensch. Wir sind sehr traurig über sein Ableben, aber wir wissen, dass es eine Erlösung von vielen und großen Schmerzen war.

"Emol muß doch ah sei!"  - das ist erzgebirgisch und bedeutet: „Einmal muß es doch sein“

So schrieb der gute Christoph Schmidt im Jahr 2007, wie es die Hörerpostsendung am 21. Oktober 2007 von Postmeisterin Ursula zutage bringt:

"Zweimal bin ich früh zeitig mit dem Motorrad dort rauf zum Friedhof gefahren, der zu dem kleinen Gebirgsort Steinheidel gehört. Von den Bänken vor dem Friedhof habe ich lange auf das Gebirge geschaut. Dabei war ich ganz ruhig und habe mir nur gewünscht, daß ich diese kommenden Weihnachten nochmals erleben darf. Vielleicht ist der Weg, der vor mir liegt noch lang... aber wer weiß? Wie sagt der Günther-Toni: '... emol muß doch ah sei!'"

 

„‘Emol muß doch ah sei!‘ - Wie geradeheraus Anton Günther mit diesem Wort die bittere Wahrheit beim Namen nennt, der wir uns so gern verschließen“  - so schrieb damals die Postmeisterin Ursula in ihrer Hörerpostsendung.

Und da sie den Waldmeister am besten von uns allen kennt haben wir sie gebeten doch einige Zeilen zu Christoph Schmidt zu schreiben. Hier sind nun die Zeilen, die Frau Zangeneh verfasst hat:

 

„Im Gedenken an Christoph Schmidt, gestorben am 22. Juni 2021

Der letzte Vertreter unserer „geheimen Hörergemeinschaft“ im Erzgebirge, Christoph Schmidt alias „Waldmeister“, hat sich vom Hörerstammtisch verabschiedet. Er hat, wie uns am Samstag von seinem Freund Jürgen Putzker per E-Mail mitgeteilt worden ist, seinen Hut genommen und ist von uns gegangen – nach vielen, ungezählten Jahren, die er zur Sendezeit des deutschsprachigen Kurzwellenprogramms in den hinteren Zuhörerreihen stets mit zugegen war. Sein 87 Jahre altes Waldmeisterherz hat aufgehört zu schlagen, in den stillen vier Wänden seines hellen und gemütlichen Eckzimmerchens im Pflegeheim „Herbstsonne“ in Eibenstock, wo ihm das Leben in den letzten fünf Monaten noch einmal erträglich gemacht worden war nach all den körperlichen und seelischen Leiden, die er in den letzten Jahren hatte wegstecken müssen.

 

Hier in der „Herbstsonne“ ist die Sonne all seiner Erinnerungen noch einmal aufgeglüht, bevor sie ganz zur Neige ging: 

an den CB-Funk während der DDR-Zeiten, wo er das Mike einschaltete, sobald aus dem krächzenden Lautsprecher das Kennwort „Waldmeister“ kam; an seinen ersten Kurzwellenempfang als Radiobastler, mit dem für ihn die Zeit des Dx-ens begann – zunächst auf dem großen, russischen Seilzug/Empfänger und zuallerletzt mit einem DAB-Empfangsgerät, das er von Freund Putzker-Jürgen zum 85. Geburtstag geschenkt bekam. All die Jahre, die er mit seinem tragbaren Radiogerät und Ersatzbatterien im Rucksack durch die Gegend gerannt ist, um um jeden Preis einen besseren Empfang zu bekommen, all die Jahre, die er auf der B-Station im Birkenwald zugebracht hat, wo seine perfekte DX-Anlage mit allem, was an Radios und Bandmaschinen und Antennen nötig war, dauerhaft installiert war.  

Frau Zangeneh schrieb weiter:

A propos Putzker-Jürgen: Dieser Mann ist ja seine ganze große Stütze gewesen in den letzten Jahren, ein Goldstück von Freund, ein Juwel von Kamerad. Er tauchte auf, als seine Frau starb, und er blieb an seiner Seite, als ein paar Jahre später auch seine Lebensgefährtin starb, und bis zum letzten Atemzug war er unermüdlich um ihn besorgt, als er krank wurde und ohne die tägliche Zuwendung und Pflege des Getreuen nicht mehr auskam. 

Jürgen hat alles mitgetragen. Christophs Freundin Vera half ihm dabei. 

Nichts ist schlimmer als der Augenblick, wo plötzlich alle Liebesmüh verloren ist...   

Was hat die Hörerfamilie durch den „alten Waldmeister“ verloren? Einen Hörer? 

Natürlich, aber viel mehr als nur das. Den Schreiber unvergessener Briefe, sorgfältig in die Maschine getippt mit zuletzt fast blinden Augen, Briefe, die zwanzig Jahre und mehr unseren Hörerpostkasten bereicherten; den Wortführer einer ganzen „geheimen Hörergemeinschaft im Erzgebirge“, die aus seinem Munde sprach; den Vermittler zwischen dem „Gottesgab“ des unvergessenen Mundartdichters Günther Anton; zwischen der erzgebirgischen Mundart, dem erzgebirgischen Brauchtum, dem Erzgebirge schlechthin und Radio Teheran, seiner ihm ans Herz gewachsenen Radiostation am Fuße des Elbursgebirges im fernen Iran.

Wir werden ihn nie vergessen, unseren Christoph Schmidt. Er existiert für uns wie all die hölzernen Bergleute, Nußknacker, Weihnachtpyramiden, Räucherkerzen und Räuchermännel, die uns an ihn erinnern, immer weiter, und ebenso sein rauhes „Glück-Auf!“ und die linkischen Verbeugungen um 45 Grad, in denen die ganze Bescheidenheit seines Wesens zum Ausdruck kam.“

 

Ganz herzlichen Dank sagen wir Frau Zangeneh, die einige wesentliche Dinge über und zum guten Waldmeister geschrieben hat. Sicher hätte sie noch mehrere Seiten über ihn schreiben können, so eine besondere Person war dieser Waldmeister.

Jetzt wollen wir ihn aber nochmal persönlich zu Wort kommen lassen, um Ihnen liebe Hörerfreunde nochmal etwas mehr die Art seiner Zeilen und Ausdrucksweise in Erinnerung zu rufen.

Es ist ein Ausschnitt aus unserer Hörerpostsendung vom 26.April 2015 – mit wahrscheinlich dem letzten Hörerbrief von Christoph Schmidt:

 

„Ebenfalls in Berlin gelandet ist ein Brief von unserem lieben Herrn Christoph Schmidt, dem Waldmeister aus Schneeberg. Herr Schmidt ist nicht nur Waldmeister, sondern auch Meister über die Musik, dass bestätigt uns ein Zeitungsausschnitt mit einem Bericht über ihn, und seine Aktivitäten zur Weihnachtszeit. Jetzt aber erst einmal der Brief, der am 19. März geschrieben wurde und der sich unter anderem auf die Hörerpostsendung im November bezieht, in der wir dem 80. Geburtstag von Herrn Schmidt gedachten:

 

"Sehr geehrter Herr Mahbod!

Ich kenne viele Redaktionsmitglieder nicht mehr und wende mich deswegen an Sie.

Ich wollte mich bei der ganzen Redaktion für die so innigen und freundlichen Geburtstagsgrüße bedanken. Danke in den nur möglichen Formen!!

Alles dazu war sehr gut eingefädelt, sodaß ich mit der alten guten Bandmaschine zur Stelle war und die Worte nun fest habe.

Versuchen Sie bitte den Kollegen der Redaktion zu sagen, dass ich alter Hörer zutiefst gerührt war. Und dann kam noch ein unbeschädigter Karton zu mir mit einem Geburtstagsgeschenk. Ganz lieb wart Ihr zu mir!!

 

Ich habe warten müssen, bis die DVD zusammengestellt war – deswegen jetzt erst mein Dank. Auf dieser Scheibe ist die Kurzwellenübertragung während der Feier mit eingespielt. Viele angenehme Fragen gab es dann bei den Gästen – ich war direkt ein bissel Stolz auf "meine Mannschaft im Funkhaus".

Ich war auf diese Gratulation im Hörerpostkasten in keiner Weise vorbereitet, denn man sagte mir, daß ein Frequenzwechsel der besonderen Art angesagt ist. Deswegen die zugeschaltete Bandmaschine.

Lieber Herr Mahbod. Mir altem Hörer können Sie es glauben – der Empfang abends und morgens ist immer ausreichend gut und die gegenwärtigen Sprecher sind durch ihren deutlichen langsamen Vortrag auch von den Älteren ohne Minderung zu verstehen. Einen besonderen Dank dafür.

Der Leserbrief von der Hörerin über die Krim kam generell ohne Störung. Sehr schön.

Ich kann in meinem Alter nur artig hintendran bleiben – aber Sie und die Kollegen sollen wissen, daß der alte Waldmeister wieder mit auf der Frequenz ist und je nach Gesundheit auch mal wieder schreibt. Wir sind dann wieder 3 Hörer in Schneeberg. Die DVD hat viel erzgebirgischen Dialekt, da fehlt die Ursula!

Hoch anerkennend für Sie alle in der Redaktion einen lieben Gruß vom alten Waldmeister in Schneeberg!

Das meint der Christoph Schmidt"

 

Weiter hieß es in der damaligen Hörerpostsendung:

Herr Schmidt hat mit seinen 80 Jahren den Brief an unseren Produktionsleiter Herrn Mahbod und die Redaktionskollegen und Kolleginnen säuberlich mit der Schreibmaschine getippt, dafür danken wir ihm besonders, und zollen ihm unsere Hochachtung.

Kommen wir auch noch mal auf die Zeitungsausschnitte über sein Engagement in Schneeberg zurück wo es heißt: "Er ist der Herr über die Musik"

Seit mehr als 50 Jahren übernimmt der Waldmeister jedes Jahr zur Advents- und Weihnachtszeit das Zepter im Schneeberger Rathausturm und sorgt für die musikalische Beschallung des Weihnachtsmarktes. Auch wenn die Technik moderner geworden ist und die alten Bandmaschinen in viel kompaktere Tonträger umgewandelt wurden, so ist das für den Christoph Schmidt kein Problem, denn er hat ja den Jürgen Putzger, der jünger und mit der neuen Technik vertrauter ist,  und der ihm bei der Umstellung geholfen hat.

Wir wünschen unserem Waldmeister, dass er in den nächsten Jahren nicht nur weiterhin im Schneeberger Gesellschaftsleben mitmischen kann, sondern auch bei uns in der Hörerrunde noch aktiv mit dabei ist. Denn wie wichtig es ist, dass alt und jung zusammen wirken, dass weiß der Waldmeister doch selbst am besten.

Hören Sie nun das Lied Tag ohne Sonnenuntergang, gesungen von Mohammad Nouri.

Heute sind wir sehr traurig und es fällt uns schwer umzuschalten und fröhlich zu sein. Trotzdem wollen wir aber unserem heutigen Geburtstagskind, dem lieben Dieter Leupold in Leipzig noch zum Geburtstag gratulieren. Schön, wenn ein Geburtstag auf den Sonntag fällt. Noch dazu wenn es ein halbrunder ist. Die beste Gelegenheit mit der Familie eine kleine Feier zu organisieren.

Ihnen lieber Herr Leupold wünschen wir alles, alles Gute für Gesundheit und Wohlergehen und ein schönes neues Lebensjahr mit vielen positiven Ereignissen.

Hier ist auch Ihre letzte Mail, für die wir uns bedanken:

 

"Werte deutschsprachige IRIB - Redaktion , 

Am heutigen Sonntag dem 20.6.2021 habe ich versucht IRIB in deutsch über 7300 KHz zu hören, aber leider war - siehe Video im Anhang - kein Empfang möglich oder kaum kaum was aufzunehmen. 

Der Empfang war sehr schwach, Euer Hörer Helmut Matt hat einen besseren Empfang gehabt, hat er mir mitgeteilt. 

Dann habe ich von einigen SDR - Empfängern IRIB - Messungen unternommen, siehe Anhang.

Habe die Sonntag-Sendung inzwischen heruntergeladen und nachgehört.  

Ich würde mich über eine QSL - Karte freuen. 

Die Temperaturen sind bei uns derzeit recht hoch, zwischen 30 und 35°C 

Mit freundlichen Grüßen Dieter Leupold“

 

Besten Dank Herr Leupold für Ihre Bemühungen um einen Empfang unserer Sendungen. Gut, dass Sie auch Internet haben und jederzeit unsere Sendungen über unsere Internetseite hören können. Trotz allem weiterhin viel Spaß bei Ihrem DX-Hobby und den Kontakten mit Ihren Hobbykollegen und den Radiostationen in aller Welt.

Wir haben auch immer noch nicht eine frühere Mail von Herrn Leupold vorgelesen, die noch vom Februar ist, und in der er von einem Zeitungsbericht über ein Ereignis in einem Umspannwerk im Südiran berichtet:

„Hallo werte deutschsprachige IRIB Redaktion !

Heute nach langer Zeit wieder einige Zeilen aus der heutigen Leipziger Volkszeitung vom 15. 2. 2021 über ein Katzendrama in einem Umspannwerk in Khark.

Die arme Katze mit so einer großen Wirkung.  

Die Hörerpost Sendung war wieder recht interessant. Die Stammhörer sind immer gut vertreten. 

Freundliche Grüße sendet Dieter Leupold aus Leipzig.“

 

Der Text des Zeitungsausschnitts lautet:

Katze löst Großfeuer in Kraftwerk aus.

Eine Katze hat Medien zufolge in einem Kraftwerk im Südiran einen Großbrand ausgelöst. Das Tier war demnach in der Nacht zu Samstag in das Kraftwerk auf der Insel Kharg eingedrungen und hatte einen Kabelbrand und letztendlich ein Großfeuer ausgelöst, hieß es.

Feuerwehrkräfte löschten den Brand aber das Kraftwerk musste ausgeschaltet werden.

So hatten die mehr als 10 000 Einwohner der Insel stundenlang keinen Strom. Die Katze starb in dem Feuer.

Laut einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur ISNA ereignete sich der Brand zwei Tage nach dem Jahrestag des Sieges der Islamischen Revolution am 24.Bahman.

Wichtige Betriebe und Einrichtungen wurden jedoch durch Generatoren mit Strom versorgt.

Danke Herr Leupold für diese Mitteilung. Wir sind nun am Ende der heutigen Hörerpostsendung angekommen und danken den Absendern weiterer Hörerpost und Empfangsberichte, wie Volker Willschrey, Martina Pohl, Stephan Lipsius. Für diese Post ist dann hoffentlich am nächsten Sonntag wieder Zeit.

Bis dahin wünschen wir Ihnen allen liebe Hörerfreunde wie immer

Khoda hafez – Gott schütze Sie !