Feb 19, 2024 04:36 CET

Hörerpostsendung am 18. Februar 2024

Bismillaher rahmaner rahim

 "Stellen wir uns einfach vor: Es wären unsere Kinder." 

Das hat die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock angesichts der Gefahr einer israelischen Offensive in Rafah im Süden des Gazastreifens gesagt.

Nach über 28 Tausend Toten im Gazastreifen, von denen ein Großteil Frauen und Kinder sind, kommen auch westlichen Politikern Bedenken gegenüber dem Vorgehen der israelischen Politiker bei ihrem Krieg im Gazastreifen. Aber es wird wahrscheinlich nicht viel nützen.

Wie kommen wir heute zu diesem Thema? Es ist die einzige Zuschrift in unserer Hörerpostsendung, die den Titel „Lage in Nahost“ trägt.

 

Die Zuschrift ist von unsrer lieben aktiven Hörerfreunding Martina Pohl:

Liebe Redaktion von Pars-Today,

die Sorge vor einem Flächenbrand anlässlich des Nahostkonflikts wächst. Eine Feuerpause ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht. Der Vorstoß nach Rafah wird immer wahrscheinlicher.
Auch die Außenministerin Annalena Baerbock hat Israel vehement davor gewarnt, die Kämpfe im Gazastreifen auf den Grenzort Rafah auszuweiten.
In einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte sie: „Sie habe mit Schrecken die Ankündigung des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant gehört, die israelische Offensive könnte im Süden des Gazastreifens auch Rafah erreichen.“

Weiter sagte sie: „Jetzt in Rafah, an dem letzten und überfüllten Ort, vorzugehen, wie vom israelischen Verteidigungsminister angekündigt, wäre einfach nicht zu rechtfertigen.“ „Ein Großteil der Opfer“ solcher Angriffe wären Frauen und Kinder, sagte die Außenministerin weiter und betonte: „Stellen wir uns einfach vor: Es wären unsere Kinder." Gemeinsam mit den USA habe sie gegenüber Israel immer wieder deutlich gemacht, dass sich die Menschen im Gazastreifen nicht in Luft auflösen könnten.
Nach Angaben der Medien halten sich momentan mindestens 1,3 Millionen palästinensische Binnenflüchtlinge in Rafah auf. Normalerweise leben in dieser Stadt 200.000 Einwohner. Durch intensive Zerstörungen in der Vergangenheit gibt es auch schon lange kein funktionierendes Eisenbahnnetz. Ebenso besteht der Flughafen nur noch aus Ruinen.
Auch in Israel bangen unschuldige Zivilisten um ihre entführten Angehörigen. Die Verzweiflung, ihre Liebsten nicht wieder in die Arme schließen zu können, wächst von Tag zu Tag.


Die Welt zeigt sich uns auch weiterhin kriegerisch, zerstörerisch und unmenschlich. Um politische Macht und den Zugang zu den Ressourcen geht es im Sudan. Dort ist die Lage für die Menschen ebenso verheerend. Die Kämpfe in diesem rohstoffreichen Land dauern auch dort an. Der Sudan ist Schauplatz der größten Vertriebenenkrise für Kinder weltweit.
Manchmal könnte man die Welt verfluchen, aber Optimismus und Hoffnung sollten auch nicht zu kurz kommen.
Viele Grüße von Eurer Hörerfreundin Martina“

Ganz herzlichen Dank liebe Frau Pohl, dass Sie dieses Thema angesprochen haben. Die Worte der deutschen Außenministerin sind erstaunlich inmitten all der bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung bezüglich des Krieges in Nahost. Es ist ein kleiner Anstoß, dass die menschliche Seite nicht zu einhundert Prozent vernachlässigt werden darf beim Blick auf die Palästinenser. Es ist ein Hoffnungsschimmer. Die israelische Macht über die deutsche Politik ist jedoch aufgrund des Holocaust so groß, dass eigentlich keine Wahl bleibt so vorzugehen, wie Deutschland vorgeht. Immer an der Seite Israels stehen, egal ob es Menschenrechte verletzt oder Völkermord begeht. Das ist die quälende Konsequenz, an der auch wir nichts ändern können.

Die Menschen in Gaza könnten sich nicht in Luft auflösen, auch das hat Annalena Baerbock gesagt, womit sie natürlich Recht hat. Mehr als die Hälfte der über 2 Millionen Einwohner des Gazastreifens sind in den Süden geflüchtet, und die Stadt Rafah ist restlos damit überlastet. Wo sollen sie hin? Die Grenze nach Ägypten ist zu.

Weitere Worte der deutschen Außenministerin sind: "Wir haben gesehen, dass Hunderttausende Menschen in den letzten Monaten ihr Zuhause verloren haben. Und natürlich müssen die Menschen Unterkünfte haben", ergänzte die Bundesaußenministerin. Es sei nun die gemeinsame Verantwortung, "dass es nicht nur in der Theorie sichere Orte, Schutzkorridore geben muss, sondern auch in der Realität».

 

Gestrigen Nachrichten zufolge hält der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jedoch an der geplanten Militäroffensive auf Rafah fest. Die Offensive werde auch im Falle einer Vereinbarung mit der Hamas über eine Freilassung der israelischen Geiseln stattfinden, heißt es weiter.

Selbst wenn eine solche Einigung erzielt werde, "werden wir in Rafah einrücken", so Netanjahu, obwohl sein engster Verbündeter, die USA sowie weitere Länder, auch einen Verzicht auf diese Militäroffensive fordern.

 

Israel strebt die Vernichtung der Hamas an, obwohl es wahrscheinlich selbst auch weiß, dass dies gar nicht möglich ist, da die Hamas fest verankert ist im Palästinensischen Volk und man daher den Großteil der Palästinenser vernichten müsste. Das ist Völkermord, und der hat auch schon lange begonnen.

Die Israelis und Juden, die selbst die Grauen des Holocaust in ihrer Geschichte erlebt haben beziehungsweise diese ganz gut kennen, wollen jetzt ähnlich vorgehen und ein anderes Volk auslöschen.

Kann das die Lösung in unserer heutigen Welt sein? Im Kopf von Netanjahu hat sich ein solcher Gedanke wohl festgesetzt, denn er will den Palästinensern ihr Existenzrecht absprechen.

"Israel wird sich unter meiner Führung weiterhin entschieden gegen die einseitige Anerkennung eines palästinensischen Staates aussprechen“, sagte er gestern noch.

Aus Sicht der deutschen Außenministerin kann jedoch nur mittels einer Zweistaatenlösung langfristig Frieden im Nahen Osten geschaffen werden. Eine nachhaltige Sicherheit für Israel könne nur entstehen, wenn auch die Palästinenser in einem eigenen Staat in Sicherheit und Würde leben könnten, sagte sie. Dazu müssten Israel und Palästinenser zugleich anerkennen, dass die Sicherheit des anderen die Lebensgarantie für einen selbst sei betonte sie gegenüber Riad Maleki dem Außenminister der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Gegen die Militäroffensive auf Rafah wollten auch die EU-Staaten einen einstimmigen Appell an die israelische Regierung senden, dies wurde jedoch von Ungarn verhindert.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell konnte die Erklärung deswegen nur in seinem eigenen Namen abgeben.

In dem Text heißt es, die EU sei sehr besorgt über die Pläne der israelischen Regierung für eine mögliche Bodenoperation in Rafah. Man fordere die israelische Regierung deswegen auf, in der Stadt Rafah keine militärischen Maßnahmen zu ergreifen, die die bereits katastrophale humanitäre Lage verschlimmern und die dringend benötigte Bereitstellung einer Grundversorgung und humanitärer Hilfe verhindern würden.

Es sei wichtig, im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht jederzeit den Schutz aller Zivilisten zu gewährleisten.

Das traurige Thema Nahost war heute das bestimmende Thema in der Hörerpostsendung, aufgrund der Mail unserer einzigen Hörerfreundin, bei der wir uns nochmals bedanken.

Von Hörerpostsendung kann ja kaum noch die Rede sein, aber „Wir und unsere Hörer“ passt ja doch immer noch irgendwie. Meinen Sie nicht auch.

Also bleiben wir noch dabei, bis eine neue Entscheidung getroffen wird.

Abschließend für heute singt Jamaluddin Manbari den Titel "Aineh" – das bedeutet auf Deutsch Spiegel

Damit wünschen wir noch Choda hafez – Gott schütze Sie! und verabschieden uns für heute.