Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (40- passende Strategien)
Wir haben mittlerweile einen Blick auf das politische Leben und die Regierungsmethoden des Propheten (S) und seines Statthalters Imam Ali (F) geworfen und möchten uns in diesem Teil den Standpunkten der nachfolgenden Imame aus dem Prophetenhaus in dieser Angelegenheit zuwenden.
Der Prophet des Islams hat die Bedeutung der Regentschaft im Islam hervorgehoben. Darüber hat sein Nachkomme Imam Sadiq (F) gesagt: „Gott, der Allmächtige, hat seinen Propheten gut erzogen und als er ihn vollkommen werden ließ, sprach Er zu ihm: `Dich schmückt eine großartige Moral`. Dann betraute Er ihn mit der Angelegenheit der Religion und des Volkes, damit er die Gottesdiener führt. Und Gott sprach auch zu dem Volk der Gläubigen: `Was euch der Prophet gibt, das nehmt entgegen und was er euch verbietet, davor hütet euch!` Der Gesandte Gottes wurde durch den Ruh-al-Quds (den Geist der Heiligkeit) gefestigt und mit Erfolg gekrönt. Daher hat er in der Politik und bei der Lenkung des Volkes keinen Irrtum begangen.“ (Bihar-ul-Anwar, Bd. 17, S.4)
In Folge der Bedingungen, die nach dem Verscheiden des Propheten (S) für die islamische Gemeinschaft auftraten, waren nur Imam Ali (F) und nach ihm sein Sohn Imam Hasan (F) in der Lage eine islamische Regierung zu bilden und dies auch nur für kurze Zeit. Die anderen Imame blieben jedoch politisch nicht untätig. Sie haben zu verschiedenen Ereignissen Stellung hinsichtlich der richtigen Verwaltung der muslimischen Gesellschaft und der Eigenschaften eines würdigen Herrschers bezogen. Also war die Frage der Regierung und Regierungsbildung zwecks Förderung der islamischen Zielsetzungen für sie wichtig.
Der iranische Denker und Koranexeget Ayatollah Dschawadi Amoli schreibt: „Wie ist der Regierungsauftrag von Malik Aschtar al-Nachai – der wahrhaft zu den politischen Grundlagen des echten Islams Mohammads und Imam Alis (s) gehört, damit zu vereinbaren, dass die Religion von der Politik zu trennen sei? Wie kann man die Maßnahmen des geehrten Propheten (S) zur Bildung einer islamischen Regierung bei der erstmöglichen Gelegenheit und die Bemühungen Imam Alis (F) um das Kalifat nach dem Verscheiden des Propheten (S) vor Augen haben und dann ein Bild vom Islam vorlegen, in dem die Politik fehlt und das angeblich richtig sein soll?! Wie kann man Zeuge von den Stellungnahmen Imam Alis (F) und Imam Hasan Mudschtabas (F) gegenüber Muawiyah und der Stellungnahme Husains ibn Alis (F) gegenüber Muawiyah und dessen Sohn Yazid und ebenso der Positionen, welche die anderen Imame (F) gegenüber den Sultanen und gewaltsamen Herrschern bezogen haben, sein und die Parole von der Ausschaltung der Religion aus der Politik gleichzeitig mit der Parole der Anhängerschaft dieser Edlen von sich geben?! ...Kann jemand ohne Einmischung in die Politik und ohne Kenntnis von den Grundsätzen der Politik und Kenntnissen von den Politikern, den Befehl Gottes einhalten, das Wohl Seiner Diener anstreben und der Beschützer seiner Religion sein?!“
Die Ahl-ul-Bait (F) bauten ihre politischen Grundsätze auf der Weltanschauung auf, die vom Glauben an Den Einen Gott geprägt ist. Für sie waren das Volk und das Bait-ul-Mal – die islamische Gemeinwohlkasse – etwas Kostbares, das ihnen Gott anvertraut hat und sie haben niemals durch Verletzung der moralischen Prinzipien versucht, an die Macht zu gelangen. Sowohl die Regierungszeit Imam Alis (F) als auch die seines Sohnes Imam Hasan (F) liefern ausgezeichnete Beispiele für eine islamische Regentschaft. Auch wenn diese Edlen während ihrer Regierungszeit, die leider nur von kurzer Dauer war, wegen zahlreicher interner und externer Sabotagen nicht alle ihre heilsamen Ziele erreichen konnten, so ist es ihnen dennoch gelungen, das Modell einer Regierung vorzustellen, die auf den Lehren des Islams und den Kriterien, die der Prophet (F) genannt hatte, beruht.
Laut Überlieferung hat Imam Hasan (F) die Politik wie folgt definiert :
„Politik besteht darin, dass du gegenüber dem Vorsteher der islamischen Gesellschaft, solange er das Wohl der Islamischen Glaubensgemeinschaft will, aufrichtig bist (ihn aufrichtig liebst und ihm gehorchst), und dass du gegen ihn vorgehst und Widerstand gegen ihn leistet, wenn er den geraden Weg verlassen hat.“ (Hayat-i Al Imam Hasan (F), Bd. 1, S. 142)
In den Augen der Ahl-ul-Bait (F) muss eine Politik in den islamischen Gebieten herrschen, die für die hohen Ziele des Islams und für das allgemeine Wohl gewährleisten. Es müssen Mittel bereitgestellt werden, die der Gesellschaft sowohl zum materiellen als auch zum immateriellen Fortschritt verhilft und sie ihre Ideale erreichen lässt. Die wichtigste Zielsetzung der Edlen aus dem Hause des Propheten bestand darin, die Gerechtigkeit zum Zuge zu bringen und aufrichtig und transparent zu handeln. Die Politik, deren Bannerträger sie waren, war frei von List und Heuchelei. Politik darf in den Augen der Ahl-ul-Bait (F) der Bevölkerung keine täuschenden Versprechungen machen und keine falschen Hoffnungen in ihnen erwecken, sondern sie muss immer ehrlich bleiben. Imam Hasan (F) hat diese Linie verfolgt. Er hat diesbezüglich zu seinem Helfer Solaiman ibn Surad gesagt:
„Wenn ich an das Weltliche denken würde und mich dem Weltlichen zuliebe angestrengt hätte, dann wäre Muawiyah nicht stärker als ich gewesen, aber ich denke wie ihr!“
Mit diesen Worten hat Imam Hasan ausgedrückt, dass er bestimmt seinen Feind besiegt hätte, wenn er nur nach dem Weltlichen gestrebt hätte, aber er liebte mehr als alle anderen Muslime die Beachtung und Bewahrung der Gebote des Islams.
Die Politik der Ahl-ul-Bait baut darauf auf, dass die höheren Beamten der Islamischen Regierung sowohl hinsichtlich Eignung als auch Lauterkeit und Durchsetzungsvermögen bei der Verwaltung der Angelegenheiten der Allgemeinheit die Besten von allen sein müssen. Die Ahl-ul-Bait fassten die Interessen aller ins Auge. Ihre Finanzpolitik war der Garant dafür, dass das Staatsbudget dem allgemeinen Interesse und der Regelung der vitalen Bedürfnisse des Volkes diente, um für immer das Gespenst der Armut zu bekämpfen. Sie gaben auch nicht eine Münze für etwas anderes als die Interessen des Volkes aus. Wenn Imam Hasan (F) von dieser edlen Methode abgewichen wäre und wie Muawiyah das Eigentum der Muslime dafür verwendet hätte, Stammesoberhäupter und einflussreiche Leute für sich zu gewinnen, dann wäre die Regierung niemals in die Hände von Muawiyah gefallen. Doch der Imam entschied sich für die Wahrung der islamischen Werte und für das Überleben des Islams und ging nach der Methode des Propheten (S) und seines Vaters Imam Ali vor. Diese Methode gehorchte nur dem geraden Weg des Islams und baute darauf auf, dass alle gegenüber dem Bait-ul-Mail, der islamischen Gemeinschaftskasse, gleichgestellt sind. In den Augen der Ahl-ul-Bait durfte Politik niemals mit Betrug, Heuchelei und Irreführung einhergehen, sondern musste bei allen Zielsetzungen und Plänen einen klaren Weg gehen, um überall für Gerechtigkeit zu sorgen.
Die Erfüllung ihrer Pflichten und Aufgaben war eines der Zielen der Ahl-ul-Bait (S) , das sie in allen Angelegenheiten so auch in der Politik verfolgten. Für sie war ausschlaggebend, was Gott erwartet und will. Dieses Wegziel vor Augen überkam sie weder Angst noch Traurigkeit noch Schwäche. Und daher haben sie konsequent gegenüber dem Unrecht und der Unterdrückung tyrannischer Herrscher standgehalten und viele Härten ertragen, wie Verbannung, Kerker und Folter. Imam Husain (F) ist aus diesem Grund für uns ein großer Sieger. Er hat gesiegt, obwohl er selber, seine Söhne und seine Brüder getötet wurden und seine Familie in Gefangenschaft geriet. Er siegte, weil er seine Pflicht gegenüber Gott erfüllte.
In ihren politischen Stellungnahmen ging es den Imamen niemals darum, wie sie handeln müssen, damit sie selber siegen, sondern für sie war wichtig: Wie sollen wir handeln, damit Gott mit uns zufrieden ist? Hiervon ausgehend wird uns auch klar, warum die Imame auf verschiedene Weise politisch Stellung bezogen haben. Manchmal war es ihre Pflicht zu schweigen und nichts zu unternehmen, ein anderes Mal war es ihre Aufgabe, die Regierung in die Hand zu nehmen. Unter wiederum anderen Bedingungen, waren sie verpflichtet, einen Frieden zu schließen oder aber sich zum bewaffneten Aufstand zu erheben.
Nach Imam Hasan (F) ist es zwar keinem der Imame mehr gelungen eine islamische Regierung zu bilden, aber sie haben eindeutig eine Reaktion auf die jeweilige politischen Lage gezeigt. Zur Zeit von Imam Husain (F) mündete ihr Widerstand im Verteidigungskampf und im Martyrium. Sein Sohn und seine Nachkommen haben als Vorsteher der Muslime jeweils auf ihre eigene geeignete Art die gewaltsamen Herrscher bekämpft. Zum Beispiel haben sie ihren Protest gezeigt, indem sie den Herrscherapparat der unrechtmäßigen Kalifen boykottierten und auf diese Weise deren Legitimität und Eignung ins fragliche Licht rückten. Ein Beispiel aus der Zeit des Imamats von Imam Sadschad (F) und Imam Mohammad Baqir (F) kann dies veranschaulichen.
Imam Sadschad (F) hat in einer Zeit, in der der geringste Protestruf erstickt wurde, erkannt, dass die islamische Gesellschaft einer richtigen Darlegung der Religionslehre bedarf. Wegen der schwachen Kenntnisse der Allgemeinheit von der Religion hat Imam Sadschad (F) sich der Darlegung des religiösen Gedankengutes gewidmet und zudem hat er die Erinnerung an den Aufstand seines Vaters Imam Husain (F) in Karbala wachgehalten, damit unter den Menschen der Geist des Widerstandes gegen Ungerechtigkeit bestehen bleibt. Sein Sohn Imam Baqir (F) ging genauso vor und konnte dank seines Einsatzes eine weitgehende Bewegung zur Erlangung von Wissen auslösen. Außerdem hat Imam Baqir (F) angesichts der schweren Unterdrückung der Freiheit seitens der Kalifen seine Anhänger aufgerufen, ihre Meinung nicht offen kundzutun. (Taqiyah). Darüber hoffen wir beim nächsten Mal noch ausführlicher berichten zu können.