Jul 10, 2021 14:04 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (41 – Boykott/Verstellung/Rettung)

Von den Nachfolgern des Propheten gelang es nur Imam Ali (F)  und Imam Hasan (F) eine islamische Regierung zu bilden und dies auch nur für kurze Zeit. Die darauffolgenden Imame betonten zwar ebenso die Bildung einer solchen Regierung. Eine islamische Regierung zu bilden war  ihnen  wegen der herrschenden Bedingungen jedoch nicht möglich...

 

   

zum Beispiel wurden sie von dem herrschenden Umayyaden und nach diesen den abassidischen Kalifen scharf kontrolliert. Doch bezogen sie gegenüber den politischen und sozialen Missständen den Umständen entsprechend auf spezielle Weise Position. Sie erklärten zu gegebenen Anlässen,  wie eine richtige muslimische Verwaltung der Gesellschaft aussehen muss und welche Eigenschaften kompetente Regenten mit sich bringen müssen. Daran wird deutlich, dass die Verwaltung der Gesellschaft und die Bildung einer Regierung für die Verwirklichung der Ziele des Islams für sie wichtige Angelegenheiten waren.

 Zum Beispiel haben die Imame sich aus dem System der unrechtmäßigen Kalifen zurückgezogen und auf diese Weise gegen sie protestiert. Die Verbreitung einer solchen Einstellung zu den Herrschern war eine wichtige Gefahr für diese, denn wenn die Bevölkerung nicht mehr an deren Legitimität glaubten, dann hätte es rasch zu einem Aufstand gegen sie und einem Sturz dieser Kalifen kommen können. Wäre diese Art der Bekämpfung der Kalifen durch die Imame nicht gewesen, dann wäre der Allgemeinheit die wahre Natur der unterdrückerischen Herrscher  verborgen geblieben.  Die Imame, welche die edlen Nachkommen des Propheten waren, wandten jedoch noch eine andere Strategie an. Während sie sich selber von dem Herrscherapparat der Unterdrücker fernhielten, um deren Legitimität ins fragliche  Licht zu rücken, erlaubten sie nämlich einigen ihrer Helfer, einen Posten in diesem Herrscherapparat zu übernehmen oder beizubehalten.

Es folgen zwei Beispiele für beide Strategien.

                                    

Imam Kadhim (F) hat zu Safwan Dschammal, einem seiner Freunde gesagt: „Was du machst, ist alles in Ordnung bis auf eine Sache. Warum verleihst du deine Kamele an Harun (den Kalifen)?“ Safwan sagte: „Macht es etwas, dass ich ihm meine Kamele gegen ein Entgelt und nicht umsonst zur Verfügung stelle, damit sie seine Sachen auf der (Pilger)reise nach Mekka tragen?“ Der Imam sagte: „Möchtest du nicht, dass Harun lebendig zurückkommt und dir die Leihgebühr bezahlt?“ Safwan sagte: „Ja, doch!“ Da sagte der Imam: „In dem Ausmaße wie du damit einverstanden bist, dass der Unterdrücker am  Leben bleibt, hast du gesündigt.“ Da ging Sawan und verkaufte seine gesamte Kamelherde mit allem was dazu gehörte,  noch bevor die Karawane von Harun sich in Richtung Mekka in Bewegung setzte.

Aber Imam Kadhim hat auf der anderen Seite denjenigen von seinen Helfern, die im Regierungsapparat einen Posten einnahmen und diesen im Interesse der Muslime nutzen konnten, erlaubt, innerhalb des herrschenden Sysems zu arbeiten. Einer seiner Schüler namens Ali Ibn Yaqtin war gottesfürchtig, gut gebildet und ein gewandter Politiker. Daher bestand Imam Kadhim (F) darauf, dass er in seinem Ministeramt im Herrscherapparat des Harun verbleibt und seine Haltung verheimlicht, damit er das Volk unterstützen kann. 

                                    

Wie wir bereits sagten, hat jeder Imam entsprechend der politischen und sozialen Bedingungen seiner Zeit eine passende Methode und Strategie eingesetzt. So ist es auch zu erklären, dass Imam Ridha (F) der achte der Imame aus dem Hause des Propheten die Anwärterschaft auf das Kalifat akzeptierte, allerdings nur gezwungerermaßen und unter Voraussetzungen, die er sich ausbedingte.

Und zwar hatte der Abbasidenkalif Mamun ihm vorgeschlagen, dass der Imam das Kalifat übernimmt, aber  Imam Ridha (F) hatte dies abgelehnt. Daraufhin verlangte Mamun von ihm, dass er die Anwärterschaft auf das Kalifat akzeptiert. Er zwang den Imam quasi dazu und Imam Ridha nahm nur mit Widerwillen und unter Bedingungen dieses Angebot an.

Gemäß dem Bericht eines treuen Helfer des Imams spielte sich (zusammengefasst) Folgendes ab:

 

 Abu Salt al-Herawi berichtet:

„Ich war in Marw (im nordöstlichen Chorasan im Iran)  und befand mich bei Imam  Ridha (F), als Mamun zu dem Geehrten sagte: „O Sohn des Propheten Gottes(F). Ich kenne deine Vortrefflichkeit, dein Wissen, deine Frömmigkeit und Lauterkeit und dein Gott-Dienen und denke, du bist würdiger für das Kalifat als ich. Ich möchte selber vom Kalifat zurücktreten und es dir überantworten und dir meine Treue schwören.“

Der Imam (F) sagte jedoch: „Wenn Gott das Kalifat für dich bestimmt hat, ist es nicht recht, dass du das Gewand, welches Gott dir angelegt hat, ablegst  und anderen übergibst. Sollte dir das Kalifat jedoch gar nicht gehören, wie willst du es dann mir übergeben?“

 Da sagte Mamun: „Dir bleibt nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren.“

Der Imam: „Das werde ich niemals tun.“

Da schlug Mamun ihm die Anwärterschaft für das Kalifat vor. Und Imam Ridha (F) akzeptiere es nur mit Widerwillen und unter bestimmten Bedingungen. Die Bedingungen waren einer Art, dass sie die Legitimität der Herrschaft des Mamun in Frage stellten.

Alle wussten, dass der Imam besser für das Kalifat geeignet ist, und so fragten  sich doch einige, warum er es nicht akzeptiert hatte. Aber bei näherer Betrachtung wurde leicht einsichtig, weshalb er sich so verhielt. Er bereitete mit seinem politischen Vorgehen dem Mamun eine Niederlage und verdarb ihm alle politischen Pläne, die er heimlich hegte. Deshalb hat Mamun ihn bald darauf vergiftet.

                          

Warum wollte Mamun unbedingt, dass der Imam das Kalifat übernimmt oder zumindest sein Anwärter wird?

 Es gibt einige historische Anhaltspunkte dafür, dass Mamun auf diese Weise beabsichtigte, seine eigene Macht zu festigen  und dass er auf keinen Fall sich von der Macht zurückziehen wollte. Mamun war ein listiger und machtsüchtiger Mensch. Er hatte sogar der Macht zuliebe Krieg gegen seinen eigenen Bruder Amin  geführt. Deshalb kann es gar nicht sein, dass er plötzlich auf alle Vorteile und auf die Herrschaft über das islamische Reich verzichtet, und sich in einen Winkel zurückzieht um sich nur seinen persönlichen Angelegenheiten zu widmen. Die Absichten, die Mamun hegte, sollten wir aus seinen eigenen Aussagen entnehmen.

Einige des Familienclans der Abbasiden und andere Anhänger des Mamun fragten ihn: „Warum willst du die große Ehre des Kalifats der Familie der Abbasiden wegnehmen und an die Familie Alis (F) zurückgeben? Auf diese Weise erhöhst du den Rang von Ali ibn Musa (Imam Ridha) und erniedrigst deinen eigenen.“ Mamun sagte: “Dieser Mann (er meinte Imam Ridha F)  ruft heimlich die Bevölkerung zu sich herbei. Ich habe  ihn zum Anwärter des Kalifats bestimmt, damit er die Bevölkerung zu mir herbeiruft.“

Mamun wollte also den Imam in seinen Aktivitäten einschränken, indem er ihn in sein System einbindet. Er wollte auf diese Weise erreichen, dass der Imam die Bevölkerung für das abbasidische System gewinnt. In den Augen der Allgemeinheit bedeutete es ein Bekenntnis zu der Legitimität der abbasidischen Herrschaft, dass der achte Imam (F) die Anwärterschaft des Kalifats akzeptierte. Aber Imam Ridha machte Mamun einen Strich durch die Rechnung. Er bedingte sich nämlich aus, dass er als Anwärter des Kalifats auf keine Weise im Herrscherapparat des Mamun mitwirken wird.  Damit stellte er die Legitimität des Kalifats von Mamun eindeutig in Frage.

                 

Die politischen und sozialen Zustände nach Imam Ridha (F), nämlich zur Zeit des Imam Dschawad (F), Imam Hadi (F) und dessen Sohn Imam Hasan Askari (F) waren schlimm und die damaligen Herrscher der Abbasiden zwangen diese Imame die Stadt Medina zu verlassen und an ihren Sitz in Bagdad bzw. nach Samarra umzusiedeln.

Der 11. Imam, Imam  Askari,  verbrachte die sechs Jahre, die er in Samarra leben musste, entweder im Gefängnis oder unter ständiger Beobachtung, wobei er niemanden empfangen durfte.  Die abbasidischen Kalifen hatten ihn und seinen Vater Imam Hadi gezwungen, nach Samarra zu kommen, damit sie aus der Nähe deren Beziehungen zu ihren Anhängern kontrollieren konnten. Die Anhänger der Ahl-ul-Bait waren davon überzeugt, dass die Abbasiden, den Imamen das  Recht auf Lenkung der muslimischen Gesellschaft – das Imamat – entzogen hatten. Daher ließen sie die religiösen Abgaben nicht den unrechtmäßigen tyrannischen Kalifen sondern auf verschiedenen klugen Wegen heimlich dem Imam zukommen. Die Agenten der Regierung stürmten manchmal mitten in der Nacht unangemeldet das Haus von Imam Askari und durchsuchten es. Denn die Kalifen hatten gehört, dass der Verheißene Retter (Imam Mahdi – Gott möge sein Erscheinen beschleunigen) Sohn Imam Hasan (F) Askaris ist  und dass Imam Mahdi auf Gottes Befehl das Banner von Wahrheit und Gerechtigkeit auf der Welt hissen und jegliche Tyrannei beenden wird.

                     

Wir sehen also, dass die Edlen Imame aus dem Hause des Propheten unter sehr harten Bedingungen zubrachten. Ihnen war es nicht möglich einen Sturz der Tyrannen in die Wege zu leiten. Dennoch haben sie bei verschiedenen Gelegenheiten den tyrannischen Charakter der Umayyaden und der Abbasiden  bloßgelegt.  Und das war der Grund, weshalb diese Kalifen sie im Rahmen von verschiedenen Intrigen zu Märtyrern machten. Jedoch der letzte dieser Imame, der letzte Hodschat (Beweis) Gottes, der Sohn des Imam Askari (F) blieb mit Gottes Gnade am Leben und wird zu einem Zeitpunkt, den nur Gott kennt, sich für die Bildung einer Regierung und die Erfüllung der Verheißungen Gottes erheben und  erfolgreich die Unterdrückung und Ungerechtigkeit beenden.  Der Verheißene Mahdi (Adsch) wird die von  Gott gewollte gerechte Regierung in die Tat umsetzen und diese Regierung nutzen, um die hohen Werte des Islams zu verwirklichen.

 

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