Jul 17, 2021 15:49 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait(42 –Lehre und Erziehung )

Der Prophet und die Edlen aus seinem Hause (S)  verfolgten als religiöse und politische Vorsteher mehrere grundlegende Angelegenheiten, die zu jeder Zeit eine wichtige Rolle für die kulturelle und wissenschaftliche Weiterentwicklung bilden.                                 

 

Solche grundlegende Angelegenheiten sind Lehre und Erziehung. Der Ansporn zum Wissenserwerb und die religiöse Erziehung sind zwei bedeutende Anliegen  der islamischen Lehre. Auf verschiedenen Wegen waren der Prophet und die Imame aus seinem Hause darum bemüht, diese beiden grundlegenden Dinge den Muslimen nahe zu bringen. Solche  Bemühungen gehörten zu ihrem Leben. Es mussten Grundlagen für die Entfaltung der Begabungen und Fähigkeiten des Menschen geschaffen und eventuelle Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Der Begriff Lehre und Erziehung steht daher  für Lehre und Entfaltung der Fähigkeiten der Menschen.  Alle Gesandten Gottes wollten dem Menschen zu einer hohen Stufe seelischer und geistiger Vollkommenheit verhelfen, denn Gott hat ihm das Potential dazu verliehen.

In einem überlieferten Wort vergleicht der Prophet  (S) die Menschen mit Gold- und Silbergruben: 

 

 الناسُ معادِنُ کَمَعادِنِ الذَّهبِ و الفِضَّه

                           

Körper und Seele des Menschen sind beide Gegenstand der islamischen Lehre und Erziehung. Ihre Verwirklichung  erfordert also dynamische und vielfältige Methoden. Diese Methoden bestanden zum Beispiel in freundlichen Gesprächen, manchmal auch in Mahnungen, oder in Nachsicht gegenüber den Anhängern. Alles diente der Rechtleitung und der Einladung zurück auf den geraden Weg. Die Hauptachsen, um die der Prophet  (S) Erziehung und Charakterveredlung aufbaute, waren die   Gott gegebene menschliche Natur, die zentrale Rolle des Glaubens an den Einen Gott, die Zielsetzung der Daseinsordnung und das ewige Leben des Menschen. Der Gesandte Gottes (S) sprach daher die Natur der Menschen an, rief sie zu dem Einen Gott herbei, machte sie mit den Zielen der Schöpfung vertraut  und sprach mit jedem entsprechend seines Begriffsvermögens. Jeder sollte sich selber für den Weg Gottes entscheiden. Der Heilige Koran sagt im Vers 33 der Sure 9 über das Ziel des Propheten:

 

Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Rechtleitung und der Religion der Wahrheit gesandt hat, um ihr die Oberhand über alle Religion zu geben...

Dieser Vers macht deutlich, dass der Prophet Mohammad (S( von Gott ausgesandt wurde, damit seine Religion, nämlich der Islam, Weltreligion wird.  Er begann seinen Aufruf  und die Lehre und Erziehung der Menschen in dem er frohe Botschaft gab und mahnte. Es war seine Aufgabe den frischen Muslimen die islamischen Sitten zu lehren und keine Mühe auf diesem Wege zu scheuen.

                            

Der Prophet verkörperte den Heiligen Koran und setzte in seinem Verhalten die göttlichen Gebote um.  Daher gilt die Vorgehensweise des Propheten neben dem Koran als Grundgerüst der islamischen Kultur und Erziehungsordnung. Gott hat in der Sure 33 (Ahzab) im Vers 21 den Propheten als geeignetes Vorbild der Menschen vorgestellt. Denn es heißt dort:

Ihr habt ja im Gesandten Allahs ein schönes Vorbild, (und zwar) für einen jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft und Allahs viel gedenkt.

 

Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Erziehungslehre der Propheten und den  anderen ideologischen Erziehungsschulen liegt gerade darin, dass sich die Lehre der Propheten praktizieren lässt. Aus dem Koran geht deutlich hervor, dass die Menschen keine Rechtleitung gefunden hätten, wenn ihnen nicht mittels der  Lehrer, die Gott auserwählt und ausgesandt hat, die göttliche Erziehung zuteil geworden wäre.  Ohne diese Erziehung wären die Menschen auf dem Irrweg verblieben.  Dies entnehmen wir dem Vers 2 der Sure 62 (Dschumua)

Er ist es, Der unter den Schriftunkundigen einen Gesandten von ihnen hat erstehen lassen, der ihnen Seine Zeichen verliest, sie läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich ja zuvor in deutlichem Irrtum befanden

 

Gemäß diesem edlen Vers gehören  die Läuterung der Seele und Gottesfürchtigkeit und die Lehre des Buches und der Weisheit  zu den Zielen der Aussendung von Propheten. Es war die heilsame Erziehung des Propheten des Islams (S) die im Zeitalter der Unwissenheit  aus den Bewohnern der arabischen Halbinsel,  denen eine höhere Kultur und Zivilisation fremd waren, würdige und bemerkenswerte Erdbewohner machte.

Wenn also die Grundlagen und Grundsätze in der Vorgehensweise des Propheten korrrekt analysiert und dargelegt werden, können sie als das geeigneteste Modell für erzieherisches Vorgehen in den islamischen Gesellschaften dienen. Angesichts der  Lehren des Propheten kann zusammengefasst die Erziehung als Mittel verstanden werden, um die  Fähigkeiten des Menschen unter Beachtung der ihm von Gott verliehenen Natur auf dem Weg, den Gott ihm durch Seine Zeichen bereitet hat, zur Entfaltung zu bringen. 

                        

Die Geschichte bezeugt, dass der Prophet (S) großen Wert auf die Lehre von Wissen und die religiöse Erziehung gelegt hat. Er hat alle falschen Werte aus der Zeit der Unwissenheit für ungültig erklärt und an ihrer Stelle die göttlichen Wertinhalte gesetzt. Der Prophet (S) hat Unwissenheit, Aberglauben und haltlose Vorstellungen und den Hang zu hässlichen Taten bekämpft. Zu den ersten Dingen, die er lehrte, gehörte, dass niemand blind die unsinnigen Sitten der Vorfahren nachahmen soll. Er stellte sich gegen alle Unsitten und er rief unter dem Volke Liebe und Eifer zum Lernen hervor.

Die ersten Verse, die dem Propheten herabgesandt wurden, beginnen mit der Aufforderung zu Lesen. Diese Aufforderung ist an ihn und die Anhänger der Religion Gottes gerichtet.  Der Prophet übernahm sofort nach seiner Aussendung die Aufgabe sein Volk rechtzuleiten. Er rief die Anhänger der Religion Gottes auf, das Buch Gottes zu lesen und über seinen Inhalt nachzudenken und erklärte, dass es eine Pflicht der Muslime ist, sich Wissen anzueignen.  Lehren und Lernen waren in seinen Augen so wichtig, dass er jeden Kriegsgefangenen, der 10 Analphabeten unter den Muslimen Schreiben und Lesen beibrachte, in die Freiheit entließ. Auf diese Weise fand Lehre und Erziehung unter den Muslimen Verbreitung und verhalfen ihnen zum Fortschritt.

                           

Der Prophet (S) forderte von allen Muslimen , dass sie nach Wissen streben , unabhängig von der Altersstufe und dem Geschlecht, von ihrem Beruf und ihrer sozialen Position.  Er hat Wissen nicht auf einen Ort oder eine bestimmte Zeit beschränkt . Vielmehr hat er gesagt: „Sucht nach Wissen und erwerbt es, und sei es in China.“  China galt  damals für die Einwohner der Arabischen Halbinsel als der entfernteste Ort.

                         

Die erste Stätte für die islamische Lehre und Erziehung war die Moschee und im Mittelpunkt des Lern- und Erziehungsprozesses stand der Heilige Koran. Die Annabi-Moschee in Medina ist das erste Lehrzentrum in der Geschichte des Islams. Der Prophet hatte diese Moschee nach seiner Auswanderung von Mekka nach Medina gebaut. Er schickte einzelne Personen und Gruppen nach ihrer Ausbildung in die verschiedenen Gebiete der Arabischen Halbinsel und nach Jemen, damit sie dort den Menschen den Koran vortragen und sie mit dem Islam vertraut machen.  Die Geschichte dokumentiert die Lehraktivitäten in den Moscheen und die Bildung von Lehrzirkeln zu Lebzeiten des Propheten. Aus dem Leben des Propheten wird wie folgt überliefert:

Einmal betrat er die Moschee. Es befanden sich zwei Gruppen dort. Die eine war mit dem Gebet beschäftigt und die zweite mit Lernen. Da sagte der Prophet: “Beide Gruppen vollbringen etwas Gutes, aber ich bin ein Lehrer und gekommen, um zu lehren!“ Daraufhin schloss er sich der Gruppe an, die mit Lernen beschäftigt war.

Nach dem Verscheiden des Propheten (S) haben auch die Edlen aus seinem Hause (die Ahl-ul-Bait) und Gelehrte in dieser Moschee Unterricht gegeben.

Abdullah Ibn Said, war der erste Lehrer, der in dieser Moschee die Schönschrift lehrte. Er war in der vorislamischen Zeit der Unwissenheit einer der berühmten Schreibkünstler der Araber gewesen. Der Prophet beauftragte ihn mit der Lehre der Kalligrafie. 

Der Prophet hat sich gleichzeitig mit  der Lehre des Korans auch für die Läuterung und Charaktererziehung der Muslime eingesetzt. Ihm ist es zu verdanken, dass die Muslime die Lehren des Korans auch praktizierten. Ibn Masud, einer der Muslime in der Frühzeit des Islams hat berichtet: „Immer wenn sich einer von uns zehn Koranverse ins Gedächtnis eingeprägt hatte, machte er erst weiter, nachdem er ihren Sinn kannte und sie im Leben anwandte. So haben wir den Koran zusammen mit dem Handeln nach dem Koran erlernt.“ 

 

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