Aug 01, 2021 04:27 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (44-Methoden)

Wir werden uns dieses Mal  anschauen, welche Methoden der Prophet und die Ahl-ul-Bait für die Lehre und Erziehung herangezogen haben.

 

 

Eine der Lehr- und Erziehungsmethoden der Unfehlbaren bestand darin, die Menschen zu motivieren, d.h. zu erreichen, dass sie von innen heraus sich für den Wissenserwerb begeistern. Die Neugierde ist zum Beispiel ein inneres Motiv, dass zum Lernen anregt. Um Neugierde und Wissbegier zu erwecken, haben die Makellosen aus dem Hause des Propheten zuerst den Menschen bewusst gemacht, dass sie so manches nicht wissen, so dass diese, nachdem sie das Bedürfnis nach Wissen verspüren, selber den Wunsch hegten dazuzulernen.  In der Überlieferung steht, dass einmal der Prophet des Islams gerade in der Moschee war, als jemand hereinkam und dort das Gebetsritual verrichtete. Dann trat er an den Propheten (S) heran und grüßte ihn. Der Prophet (S) beantwortete seinen Gruss und sagt: „Geh und verrichte dein Gebet, denn du hast es nicht wirklich gebetet!“   Da verrichtete der Mann erneut sein Gebet , kam wieder zum Propheten und grüßte ihn. Aber der Prophet sagte wieder:  „Geh und verrichte dein Gebet, denn du hast es nicht wirklich gebetet!“ Dasselbe spielte sich insgesamt dreimal ab. Der Mann wurde beim dritten Mal ratlos. Denn er wusste nicht, inwieweit sein Gebet falsch und weswegen es ungültig war. Er sagte: „Bei Gott der dich ausgesandt hat. Ich weiß das Gebet nicht besser zu verrichten. Lehr es mich.“ Da lehrte ihn der Prophet (S) wie er beten muss, damit sein Gebet gütlig ist.

Der Prophet hätte natürlich von Anfang an erklären können, wie das Gebet richtig verrichtet wird, aber er hat dies nicht getan. Warum? Weil dieser Mann seine Art zu beten für richtig hielt und nicht das Bedürfnis verspürte umzulernen. Daher hat der Prophet ihm mit dieser Methode erst einmal deutlich gemacht, dass er nicht genau weiß, wie man betet. Er hat also erst  ein Bedürfnis in ihm hervorgerufen und dann auf Bitten des Mannes ihm gesagt, wie das Gebetsritual richtig aussieht.

                           

Lob und Anreiz waren weitere Faktoren zur Motivation , welche die Imame aus dem Hause des Propheten und der Prophet (S)  anwandten .   Von Imam Baqir (F) wird wie folgt überliefert, dass er gesagt hat: „Mein Vater: Zain-ul-Abeidin hat immer wenn er jungen Menschen, die auf der Suche nach Wissen waren, begegnete, gesagt: `Bravo! Ich seid die Treuhänder des Wissens. Hoffentlich werdet ihr, die ihr heute die junge Generation dieses Volkes seid, in Zukunft die Großen für ein weiteres Volk werden`.“ Ein anderes Beispiel ist eine Begebenheit mit Imam Husain (F). Ein arabischer Beduine kam und sagte zu ihm: „Du Nachkomme des Propheten Gottes! Ich muss ein volles Blutgeld bezahlen, aber ich kann dies nicht. So habe ich mir gesagt, dass ich den Großzügigsten um Hilfe bitten muss und ich kenne niemanden, der großzügiger wäre als die aus dem Hause des Propehten Gottes.“ Da sagte der Imam (F) „O arabischer Bruder! Ich stelle dir drei Fragen, wenn du eine davon beantwortetst, gebe ich dir ein Drittel des Blutgeldes und wenn du zwei beantwortest zwei Drittel und wenn du sie alle beantwortest  dann zahle ich dir das ganze Blutgeld.“  Da sagte der arabische Beduine: „O Nachkomme des Propheten Gottes!  Stellt denn jemand wie du, der Wissen und Ansehen besitzt, jemanden wie mir Fragen?“ Der Imam sagte: „Ja doch! Ich habe meinen Großvater sagen hören:  `Die Wohltätigkeit zu jemanden muss so groß sein wie deren Wissen´.“

Dann stellte Imam Husain (F) seine Fragen und der Beduine beanwortete sie alle richtig. Da gab ihm der Imam seinen Fingerring und einen Beutel, in dem mehrere tausend Dinare waren und sagte: „Gibt diese Dinare denen, die Geld von dir verlangen und mit dem Ring bestreite deine Lebensunkosten.“  Ein solches Verhalten der Makellosen (F) war es, welches die Anhänger der Religion anregte und motivierte sich Wissen anzueignen.   

                              

Zu der Lehrmethodik des Propheten und der Unfehlbaren gehört es, geeignete Gelegenheiten zu nutzen, die sich für die Vermittlung von Wissen anbieten.  Auf der einen Seite lässt sich dadurch einfacher etwas lehren und auf der anderen Seite fördert es die Wissenschaft. Wie die Geschichte verbrieft, waren im Badr-Gefecht einige Feinde von den Muslimen festgenommen worden. Jeder von ihnen musste ein Summe zahlen, damit er freigelassen wird, oder er musste einem Muslim Schreiben und Lesen beibringen, damit er die Freiheit erwirbt. Anfangs war nämlich die Zahl der Schrift- und Lesekundigen unter den Muslimen gering, und der Prophet des Islams (S) nutzte diese Gelegenheit für die Bildung der Muslime zu sorgen.

  Das Lehren von Wissen war weder auf eine bestimmte Zeit noch auf einen bestimmten Ort für die Makellosen aus dem Hause des Propheten beschränkt. Meistens unterrichteten sie ihre Schüler in der Moschee und in der Regel nach Sonnenaufgang. Aber sie lehrten auch zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort,  wo sie jemanden begegneten, der Wissen erwerben wollte und  aufnahmefähig war oder Wissen benötigte.  Sie eröffneten unter einem Vorwand ein Gespräch und verwandelten die Unterhaltung  dann in eine Lehrstunde.  In diesem Zusammenhang gibt es ein berühmtes Beispiel.

 Der bekannte Gelehrte Scheich Saduq berichtet in seinem Werk „Tauhid“ über folgende Begebenheit: Ein arabischer Beduine fragte  auf dem Schlachtfeld den Fürsten der Gläubigen Imam Ali (F): „Sagt ihr, dass es nur einen Gott gibt?“ Die anderen protestierten gegen ihn und sagten: „Siehst du nicht, dass der Befehlshaber der Gläubigen (F) das Heer vorbereitet?“ Der Imam (F) sagte: „Lasst ihn in Ruhe! Bei dem was er fragt, geht es doch genau um das weswegen wir mit diesem Volk kämpfen.“ Und dann antwortete Imam Ali dem Beduinen.   

Alle Unfehlbaren sind auf diese Weise vorgegangen. Die meisten Dinge haben sie nicht im  offiziellen Unterricht sondern bei Gelegenheiten gelehrt, die  sich bei der Begegnung mit ihren nahen Helfern oder mit der Bevölkerung ergaben.  Wenn immer ihre Wegbegleiter sie etwas fragten, dann beantworteten die Imame (F) diese Fragen und wenn nicht, dann stellten sie selber eine Frage oder sagten: „Soll ich über dieses oder jenes Thema mit euch reden?“ Damit leiteten sie ihr Gespräch ein und sprachen über das Thema, das sie ins Auge gefasst hatten und zwar soviel wie der oder die anderen ein Bedürfnis hatten, mehr darüber zu erfahren.  Ihre Lehr- und Erziehungsmethoden waren geprägt von einem freundlichen Verhalten, Bescheidenheit, Güte sowie Achtung der Rechte der anderen. 

                  

Lehre und Erziehung sind erfolgreich, wenn Wissen und Praxis übereinstimmen. Der Prophet und die Ahl-ul-Bait praktizierten selber ihr Wissen. Sie setzten ihre Worte in Taten um. Imam Sadiq (F) empfahl dies auch den anderen und sagte: „Die Menschen sollen mit ihren Taten zu guten Werken einladen und sich nicht nur mit Worten begnügen.“

Zu den Praktiken, derer sich der Prophet und die Edlen aus seinem Hause in Lehre und Erziehung behalfen, gehört die wohlgemeinte Belehrung. Wohlgemeinte Belehrung ist eine Empfehlung des Korans im Zusammenhang mit dem Aufruf zur Religion und zum Weg Gottes. Wohlgemeinte Belehrung zeichnet sich durch ein wohlüberlegtes Wort aus, das  mit Weisheit, gutem Rat, bester Wortwahl, lauteren Absichten, Höflichkeit, Vernunft und Besonnenheit einhergeht.

Mit dieser Vorgehensweise erzielten sie , in Begleitung von  handfesten Beweisen und wissenschaftlichen Diskussionen, besonders bei Streitgesprächen  mit Gelehrten Erfolg. Imam Ali (F) ist davon überzeugt, dass gutgemeinte Belehrung die Seele glättet und Unachtsamkeit beseitigt. In seinem Brief 31  (im Nahdschul-Balagha) spricht er zu seinem Sohn Imam Hasan (F) Belebe dein Herz mit Warnung“.

                          

Eine weitere Lehr- und Erziehungsmethode bestand in Ansprachen. Die Ahl-ul-Bait haben entsprechend den politischen und sozialen Bedingungen, die in der Gesellschaft herrschten diese Möglichkeit genutzt. Der Prophet und die Makellosen Imame aus seinem Hause haben bei passenden Gelegenheiten diese Methode eingesetzt um ihre Ziele zu erreichen. Imam Ali (F) zum Beispiel hat sich mit seinen verschiedenen Predigten während seiner Regierung sowohl der Charakterveredlung der Gläubigen im Sinne der Religion als auch  der Darlegung religiöser Inhalte gewidmet.

                       

Wir konnten hier nicht alle Lehr- und Erziehungsmethoden des Propheten und der Ahl-ul-Bait nennen, werden aber noch im Zusammenhang mit der Familie auf das Thema Erziehung zurückkommen.

 

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