Sep 05, 2021 04:39 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (49 - Elternrecht)

Wir sind beim Thema Familie und der Rechte ihrer Mitglieder angelangt und haben  die Rechte des Ehepartners und der Kinder aufgezeigt. Heute geht es um die Rechte der Eltern aus der Sicht des Propheten und seinem Hause.

                            

Die gute Beziehung zu den Eltern zählt laut dem Propheten und der Ahl-ul-Bait zu den besten religiösen Verhaltensweisen.  Vater und Mutter nehmen einen hohen Platz ein. Der Prophet (S) hat hierüber gesagt: „Wenn Eltern zufrieden sind, wird auch Gott zufrieden, und wenn sie zornig werden, wird auch Er zornig.“ (Mustadrak al Wasa`il, Bd. 14, S. 286).

Laut diesem Wort des Propheten werden die Eltern so hoch eingestuft, dass das Wohlgefallen Gottes mit jemandem davon abhängt, dass die Eltern mit  ihm zufrieden sind.

Die gute Behandlung der Eltern ist dermaßen im Islam von Bedeutung, dass Gott im Heiligen Koran nach dem Gebot, I h m dankbar zu sein, die Dankbarkeit gegenüber den Mühen der E l t e r n betont.  Die Beachtung der Rechte der Eltern gehört zu den religiösen Geboten. In der Sure 31 (Luqman) heißt es an einer Stelle im Vers 14:

(Und  Wir haben dem Menschen seine Eltern anbefohlen) ...: „Sei Mir und deinen Eltern dankbar. Zu Mir ist der Ausgang.“

Du guten Werke an den Eltern haben eine außerordentliche Wirkung, die dem Menschen im diesseitigen und jenseitigen Leben nützt. Vom Propheten wird folgender Satz überliefert:

Wer ein längeres Leben und eine größere Versorgung möchte, der tue seinen Eltern Gutes.“ (Bihar ul Anwar, Bd. 74, Kapitel 2, Hadith 96) 

Aus der Sicht des Islams hat ein Kind, ob Mädchen oder Junge, als Erwachsener nach der Gründung einer eigenen Familie immer noch Pflichten gegenüber seinen Eltern. Insbesondere wenn die Eltern gealtert sind. Diese Unterstützung muss bedingungslos sein. Selbst wenn die Eltern religiös gesehen auf dem falschen Weg sind oder nicht die Rechte ihrer Kinder beachten, geht die Verantwortung der Kinder gegenüber ihnen nicht verloren und gibt es keine Entschuldigung für die Verletzung von Pflichten ihnen gegenüber.

Kinder müssen Vater und Mutter ehren und beschützen und sie erfreuen. Sie müssen ihnen Gutes tun, wenn sie leben und wenn sie verstorben sind, sollen sie für sie spenden und ihrer im Guten  gedenken. Imam Ali (F) hat gesagt: „Die größte und wichtigste religiöse Pflicht besteht darin, den Eltern Gutes zu tun.“ (Mizan al Hikma, Bd. 10, S. 709)

Imam Sadiq (F) hat gesagt: „Die besten Werke sind drei: Das Gebet  zum besten Zeitpunkt (zum Beispiel das Morgengebet gleich nach dem Gebetsruf) zu verrichten, den Eltern Gutes zu tun und sich auf dem Wege Gottes anstrengen.“ (Bihar-ul Anwar, Bd. 74, S. 85)

Über die Bedeutung des Gehorsams gegenüber den Eltern hat der Prophet (S) gesagt: „Jemand der seinen Eltern und Gott, Seinem Herrn, gehorcht, nimmt am Jüngsten Tag den höchsten Platz ein.“ (Kanz-ul-Amal, Bd. 16, S. 4)

      

Einmal sagte ein junger Mann zu dem Propheten (S): „Ich habe alte Eltern, die nicht wollen, dass ich in den Kampf für Gottes Sache ziehen, weil sie an mich gewöhnt sind (und mich brauchen).“ Da sagte der Prophet Gottes (): „Bleib bei deinen Eltern. Ich schwöre bei dem, in dessen Hand mein Leben ist, einen Tag ihres An-dich-Gewöhnt-Seins ist besser als ein Jahr Dschihad.“ (Bihar-ul-Anwar, Bd. 74, S. 52) (Natürlich gilt dies nur solange, wie der Kampf um Gottes Sache keine Pflicht für jedes Mitglied der islamischen Gemeinde geworden ist)

Kein Werk ist so wertvoll und wirksam beim Erwerb des Wohlgefallen Gottes wie die guten Taten an den Eltern. Kinder sollen den Eltern  gehorchen. Dies ist eine Forderung, die Gott stellt, allerdings unter der Bedingung, dass die Eltern den rechten Weg Gottes gehen und der Vorgehensweise des Propheten  folgen. Eltern die den rechten Weg gehen werden ihr Kind niemals zum Sündigen verleiten. Imam Sadiq (F) sagt über die guten Taten an Vater und Mutter:  „Sei also im Umgang mit ihnen nachsichtig und milde! Dulde es wenn sie dir zusetzen, so wie sie es mit Leib und Seele geduldet haben, als du in der Kindheit ihnen zugesetzt hast. Und so wie Gott dir Versorgung beschert hat, lass auch du sie  nicht notleiden, was Nahrung und Kleidung betrifft.  Wende dich nicht von ihnen ab und sprich nicht lauter als sie. Denn damit ehrst du in Wahrheit auch Gott.  Sprich gut zu ihnen und milde und fein. Wahrlich Gott wird den Lohn der Rechtschaffenen nicht vorenthalten.“ 

Wie sich aus den Worten Imam Sadiqs (F) ableiten lässt, müssen Kinder wenn sie mit ihren Eltern reden darauf achten, bescheiden und freundlich zu bleiben. Sie  dürfen Vater oder Mutter nie ärgerlich anfahren. Eine Empfehlung der Ahl-ul-Bait lautet, dass Kinder ihre Eltern nicht beim Vornamen rufen, sondern mit „Mutter“ und „Vater“ ansprechen.  Wenn Kinder ihre Eltern beim Vornamen rufen, ist es als ob sie die nahe Blutsverwandtschaft übergehen, worunter die emotionale Beziehung von Kind zu den Eltern leidet. Viele wissen vielleicht nicht, dass der Prophet (F) seine Tochter Fatima bat, dass sie ihn „Vater“ nenne und nicht mit einem anderen Namen anspricht, selbst nicht mit dem Titel Rasulullah – Prophet Gottes.

                        

Auch in der nicht verbalen Beziehung  von Kindern zu den Eltern soll Bescheidenheit zum Ausdruck kommen.  Den Überlieferungen des Propheten und der Ahl-ul-Bait über die Rechte der Eltern lassen sich mehrere wichtige Empfehlungen entnehmen wie folgende:

Ein Kind soll gegenüber seinen Eltern so bescheiden sein, dass es ihnen nicht vorausgeht und sich nicht setzt, bevor sie sich nicht hingesetzt haben. Kinder dürfen ihre Eltern nicht scharf und zornig anschauen, selbst wenn diese ihnen Unrecht angetan haben.   Wenn jemand seine Eltern liebevoll anschaut, so ist dies sogar ein gottesdienstliches Werk.  Ebenso ist es laut den Imamen aus dem Hause des Propheten ein gottesdienstliches Werk, die Eltern zu küssen. In der Regel begegnen die Eltern mit zunehmenden Alter auch zunehmend Problemen. In den religiösen Schriften wird die Fürsorge für die Eltern und ihre finanzielle Unterstützung   unterstrichen.  Besonders die Wohltaten an der Mutter werden vom Propheten und der Edlen aus seinem Hause hervorgehoben.  Das Recht der Mutter wird von ihnen betont und der guten Behandlung der Mutter wird noch mehr Bedeutung beigemessen als den guten Taten am Vater.

Der Koran spornt zu einer guten Beziehung zur Mutter an, indem er auf die Anstrengungen, die sie auf sich genommen hat, erinnert. Der Prophet des Islams (S) hat über das Recht der Mutter gesagt:  „Auch wenn du so viele Tage bei ihr (deiner Mutter) wärest und ihr dienen würdest, wie es Kieselsteine in der Wüste gibt und Regentropfen im Diesseits gibst: Du kannst  noch nicht einmal  die Mühen, die sie für dich in der Schwangerschaft auf sich genommen hat, wieder gut machen.“

(Mustadrak ul Wasa´il, Bd. 15, S. 182)

                      

Einst kam ein Mann zum Propheten Gottes (S) und sagte: „O Prophet Gottes! Es gibt nichts Schlechtes, was ich nicht getan hätte! Kann ich reuevolle Umkehr machen?“

Der Prophet sagte: „ Lebt dein Vater oder deine Mutter noch?“ Er: „Ja, mein Vater lebt noch!“ Da sagte der Prophet: Geh und tue ihm Gutes, damit dir vergeben wird.“ Als er gegangen war, sagte der Prophet (S) zu den anderen: „Ach wäre doch seine Mutter noch am Leben!“ (Bihar- ul Anwar, Bd. 74, Kapitel 2 , Hadith 88). 

Damit deutete der Prophet an, dass diesem Mann noch schneller vergeben würde, wenn seine Mutter am Leben wäre und er ihr Gutes tun würde.

                   

Auch wenn wir unser Sein Gott verdanken, so sind dennoch unser Sein und unser Leben durch unsere Eltern zustande gekommen. Wir sind die Frucht ihrer Liebe zueinander.  Aber der Mensch ist vergesslich, und wenn er  erstarkt ist und erfolgreich wurde, vergisst er die Hilflosigkeit in der Kindheit und die großen Mühen, die sich seine Eltern gemacht haben. Doch welche Undankbarkeit könnte schlimmer sein?!  Zugegeben! Wir sind nicht in der Lage das Recht auf Dankbarkeit, welches unsere Eltern uns gegenüber haben, voll und ganz zu erwidern. Aber wir  können sie freundlich und liebevoll behandeln. Und der Anweisung folgen, die in der Sure 17 (Isra) Vers 24 steht, nämlich:

Senke für sie aus Barmherzigkeit den Flügel der Demut und sag: „Mein Herr, erbarme Dich ihrer, wie sie mich aufgezogen haben, als ich klein war.“
 

 

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