Sep 12, 2021 01:29 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (50 – Elternrecht)

Auch in diesem Beitrag geht es um die Rechte der Eltern aus der Sicht des Propheten (S) und der Edlen aus seinem Hause – seine Ahl-ul-Bait.                             

 

Gott wollte es in Seiner Weisheit, dass Väter und Mütter in der Schöpfungsordnung ein wichtige Rolle im Leben eines Menschen spielen und ihm durch sie von Seinen Gnaden zuteilwerden lässt. Sie sind das Medium für den göttlichen Gnadenfluss. Daher liegt es auf der Hand, dass ihnen Liebe und Dankbarkeit zu erweisen sind. Der Rang der Eltern ist sehr hoch und sie haben zahlreiche Rechte gegenüber ihrem Kind. Die Art und Weise, wie die Eltern gemäß dem Propheten und seinem Hause zu behandeln sind, zeichnet sich durch gute Sitten, Respekt und Bescheidenheit einhergehend mit Anerkennung ihrer Mühe und durch Befolgung aus.

Jeder Mensch existiert dank seiner Eltern. Es lässt sich sagen dass von allen Verwandtschaftsbeziehungen   keine Beziehung so nahe ist wie die des Menschen zu seinen Eltern und außerdem hegt keiner eine derartige Liebe, wie sie die Eltern zu einem Menschen hegen.  Der Mensch hat als erstes Gott und dann seinen Eltern seine Existenz zu verdanken. Diese beiden liebevollen Wesen, haben ihren Kindern geholfen als sie klein und schwach waren bis sie auf eigenen Beinen stehen konnten und sie haben ihren Kindern großzügig alle Möglichkeiten zur Verfügung gestellt.  Niemandem bleibt also die vitale und wertvolle Rolle der Eltern bei der Erziehung und der Entfaltung des Kindes verborgen. Kinder müssen die Mühen ihrer Eltern zu schätzen wissen.

                           

In allen Himmelsreligionen genießen Eltern einen hohen Rang und Achtung. Auf diesen Rang haben der Prophet und die Ahl-ul-Bait immer wieder hingewiesen und den Menschen ans Herz gelegt, nicht zu vergessen, ihren Eltern Gutes zu tun. Dies ist so wichtig, dass laut Koran und den überlieferten Worten der Ahl-ul-Bait auch dann der Mensch die Rechte seiner Eltern achten muss, wenn diese einer anderen Religion oder religiösen Rechtsschule angehören.

„Soll ich für meine Eltern, die nicht auf dem Weg Gottes sind, beten?“ Dies ist eine Frage, die  ein Mann namens Muammar ibn Chalad einst Imam Ridha (F) stellte. Imam Ridha antwortete: „Bete für sie und gib in ihrem Namen Spenden und wenn sie noch leben und den Weg Gottes nicht kennen, dann behandele sie nachsichtig! Denn der Prophet Gottes (S) hat gesagt:  `Gott hat uns für die Barmherzigkeit und Liebe ausgesandt und nicht dazu, Beziehungen abzubrechen und  Unzufriedenheit zu stiften!`  (Wasa`il al Schia, Bd. 21,  S.490)

 

.Ein Mann namens Zakaria ibn Ibrahim, ein Helfer Imam Sadiqs (F) und Überlieferer, berichtet über sich selber: „Ich war ein Christ und bin dann zum Islam übergetreten und habe mich zum Hause Gottes (der Kaaba in Mekka) begeben. Auf der Hadsch-Reise suchte ich Imam Sadiq (F) auf und sagte zu ihm:  Ich bin Christ gewesen und nun ein Muslim geworden... Meine Eltern und Verwandten sind weiterhin im Christentum verblieben und meine Mutter ist blind. Ist es mir erlaubt, mit ihnen zu leben und mit ihnen Kontakt zu haben? Der Imam sagte: `Deiner Beziehungen mit ihnen steht nichts im Wege!`, und dann fügte er hinzu: `Schenke  deiner Mutter Beachtung! Tu ihr Gutes und Wohltaten und wenn sie aus der Welt scheidet, übernimm ihre Beisetzung.` Als ich vom Hadsch nach Kufah zurückgekehrt war, habe ich mich an die Anweisung des Imam gehalten und meiner Mutter viel Liebe erwiesen. Ich habe sie selber gefüttert und ihre Kleidung gepflegt, ihr die Haare gekämmt und ihr gedient. Meine Mutter bemerkte die Veränderung in meinem Verhalten und sagte: `Du hast in der Zeit, in der du meiner Religion angehörtest, mich nicht auf diese Weise behandelt. Wie kommt es dass du,  seitdem du den Islam angenommen hast, mir so viel Liebe erweist`?

Ich sagte: „Ein Nachkomme des Propheten des Islams (S) hat mich dazu angewiesen. Sie sagte: `Diese Anweisungen gehören zur Lehre der Propheten und deine Religion ist besser als meine. Lehr mich wie ich Muslim werden kann`.

Ich lehrte sie den Weg des Islams und sie wurde Muslim. Sie verrichtete das Gebet zu Mittag und Nachmittag, zum Abend und zur Nacht und um Mitternacht fühlte sie sich nicht wohl. Ich saß an ihrem Bettlager und versorgte sie. Sie sagte zu mir: `Mein Sohn. Sag mir noch einmal worin der Glaube des Islams besteht`. Ich wiederholte es für sie und sie bekannte sich zu alledem und noch in der gleichen  Nacht nahm sie Abschied von dieser Welt. Am nächsten Morgen wurde ihr von einer Gruppe von Muslimen und gemäß den islamischen Zeremonien das Letzte Geleit gegeben und ich habe das Totengebet über ihr gesprochen und sie mit eigenen Händen ins Grab gelegt.“

                           

Imam Sadiq (F) erklärt den Satz وَ بِالْوَالِدَیْنِ إِحْسَانًا  (zu den Eltern sollt ihr gütig sein), der mehrmals im Koran vorkommt unter andrem mit folgendem Satz „Ihsan“ – Gütig sein - besteht darin, dass du mit ihnen gut umgehst und sie nicht gezwungen sind, dich um etwas zu bitten, wenn sie etwas brauchen (sondern du es schon vorher besorgst) und dass du ihre Probleme im Leben verstehst und siehst ... (Usul-i Kafi, Bd. 2 , S. 157)  

Für erwachsene Kinder, denen es finanziell gut geht, ist es  eine Pflicht sich um die Eltern zu kümmern, wenn sie etwas brauchen. Sollten sich die Eltern nicht selber versorgen können, dann ist es eine Pflicht des Kindes ihnen einen Unterhalt zu zahlen. Außerdem ist es seine Pflicht, sich als Kinder so zu verhalten, dass seine Eltern nicht unzufrieden werden und ihr Ansehen nicht geschädigt wird. Denn manchmal werden Vater und Mutter herabgewürdigt und beleidigt, weil ihr Kind etwas Hässliches getan hat.  Imam Kadhim (F) hat überliefert, dass einmal jemand den Propheten Gottes(S) über die Rechte des Vaters befragte. Der Prophet sagte: „Ruft ihn nicht beim Namen. Geht ihm nicht voraus, setzt euch nicht, bevor er sich setzt und lasst es nicht so weit kommen, dass er verwünscht und beschimpft wird.“  (Mizan al Hikma  Bd. 12)  

Auch gibt Imam Ridha (F) folgenden weisen Rat:

„Du sollst deinem Vater gehorchen und ihm Gutes tun. Verhalte dich ihm gegenüber bescheiden und ehre ihn. Sei bemüht, immer etwas leiser als er zu sprechen, denn der Vater ist deine Wurzel und du bist der Zweig aus dieser Wurzel (Kitab Fiqh Ar Ridha).“

                              

Zum Schluss bringen wir den Ausschnitt aus einem Gebet von Imam Sadschad (F)

 

„...Allah unser, lasse mich ihnen (meinen Eltern) gegenüber die Ehrfurcht empfinden, wie gegenüber einem mächtigen Herrscher und zu ihnen gütig sein, mit der Güte einer barmherzigen Mutter....

Allah unser, senke meine Stimme gegenüber ihnen. Verschönere meine Sprache zu ihnen. Mache mein Benehmen zu ihnen weich. Besänftige mein Herz gegenüber ihnen. Lasse mich lieb zu ihren Gefährten und mitfühlend ihnen gegenüber sein.

Allah unser, belohne sie für meine Erziehung. Entlohne sie für ihre Liebe zu mir. Bewahre sie, wie sie mich bewahrt haben, in meinem jungen Alter.

 

Allah unser, segne Muhammad und seine Familie und seine Nachkommen und zeichne meine Eltern mit dem Besten aus, mit dem Du die Väter und Mütter Deiner gläubigen Diener ausgezeichnet hast, oh Gnädigster aller Gnädigen.

Allah unser, lasse mich ihre Erwähnung am Anschluss meiner rituellen Gebete, zu jeder Zeit der Zeiten meiner Nächte und zu jeder Stunde der Stunden meines Tages nicht vergessen.

Allah unser, segne Muhammad und seine Familie und vergib mir, indem ich für sie bete. Vergib ihnen Kraft ihrer Güte mir gegenüber, eine Vergebung, die sicher ist. Sei zufrieden mit ihnen durch meine Fürsprache für sie, eine entschlossene Zufriedenheit. Bringe sie durch Ehrung zu den Orten der Unversehrtheit.  (aus Sahifat-ul-Sadschadiya, Gebet 24)

 

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