Sep 13, 2021 08:39 CET
  • Deswegen “Ewiges Wunder” (25 – seine Erzählweise)

Der Koran ist das Buch der Rechtleitung und Wegweiser zum wahren Glück. Und da Gott  gerecht ist, kann es nicht anders sein, als dass er dem Menschen die beste Rechtleitung gibt.

 

 

Auch wenn der Mensch mit dem Licht des Verstandes  geschmückt wurde, so genügt dieser nicht um ihn zum wahren Glück zu führen.

Molana (Rumi) dichtet:

Nicht ans Ziel geführt,

 hat mich die Lenkung des Verstandes

Unser Wegführer muss mehr sein als der Weg

Der Verstand im Kopf ist wach,  aber schwach sind die Beine

Denn, auch wenn der Körper heile,

Das Herz ist krank.

                   

Der Koran ruft mit seinen Versen die Fähigkeit des Menschen zu denken wach und verhilft lenkend dieser Fähigkeit in die Bahn zu einem idealen Leben. Der Koran ebnet den Weg aus der Dunkelheit ins Licht. Im Vers 16 der Sure 5 (Maida) lesen wir über den Koran, dass er ein Buch ist:

mit dem Allah diejenigen, die Seinem Wohlgefallen folgen, die Wege des Heils leitet und sie aus den Finsternissen hinaus mit Seiner Erlaubnis ins Licht bringt und sie zu einem geraden Weg leitet.

Koranexperten haben die verschiedenen Methoden mit denen der Koran rechtleitet untersucht, wie Geschichten, Gleichnisse, Argumentationsführung und Schwüre. Hier wollen wir das Charakteristische der Geschichten im Koran betrachten.

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Seit eh und je waren Erzählungen üblich und beliebt.  Geschichten und Erzählungen wurden mündlich von Generation zu Generation übertragen. Erzählungen hatten eine große Wirkung und der Markt für Phantasiegeschichten florierte. Viele alte Bücher mit  Sagen und Märchen sind uns erhalten geblieben. Aber die Faszination von Geschichten soll nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern auch der Übermittlung von Erfahrung und gutem Rat. Erfahrungsgemäß und wie auch von der Psychologie bestätigt wird, bewirkt  ein guter Rat, der indirekt erfolgt eher einen Wandel im Menschen. Erzählungen sind, weil sie sich leichter  einprägen,  das geeignetste Mittel, um bewusst zu machen und anderen eine gute Lehre mit auf den Weg zu geben. 

Die Geschichten im Heiligen Koran sind interessant.  Gott berichtet aus dem Leben der Vorfahren, damit die nachfolgenden Generationen wachsam werden. Die Menschen sollen lehrreiche Dinge aus dem Leben der Vorfahren entnehmen, das Geheimnis für Erfolg kennenlernen und den Weg der Vervollkommnung und Rechtleitung erkennen. Der Koran weist selber darauf hin, dass seine Erzählungen ein Ziel verfolgen. Im Vers 111 der Sure 12 (Yusuf) heißt es: 
 

In ihren Geschichten ist wahrlich eine Lehre für diejenigen, die Verstand besitzen. ...

Und außerdem gibt Gott im Vers 11 der Sure 6  (Anam) seinem Propheten folgende Anweisung:

Sag: Reist auf der Erde umher und schaut, wie das Ende der Leugner war.

                    

 

In der Literatur spielt der Faktor Phantasie eine große Rolle.  Je mehr dieser Faktor Einfluss auf die Gestaltung der Geschichte nimmt, desto größer ist auch der Einfluss auf den Leser und Hörer.

Aber die Geschichten im Koran sind keine Phantasiegeschichten sondern sie berichten von wahren Begebenheiten. Seine Erzählungen sind völlig frei von Phantasien und erfundenen Märchen. Der Koran hebt dies am Ende der Sure Yusuf, in der aus dem Leben Josefs, seiner Brüder und seines Vaters Yaqub berichtet wird, hervor. Es heißt dort im Vers 111:

Es ist keine Aussage, die ersonnen wird, sondern (göttliche Offenbarung und) die Bestätigung dessen, was vor ihm (in den vorherigen Himmelsschriften) war, ...

Außerdem führt der Koran wichtige Ereignisse an, die jedes eine besondere Rolle für die Läuterung und Charakterveredlung der Menschen spielen.  Der Koran lässt diese Geschichten sprechen, damit sie auf schöne und interessante Weise die großen Beispiele unter den Menschen  für das Streben nach Vollkommenheit und die Irrtümer und Fehler von Menschen vor Augen führen.

Die Geschichten im Koran sind eine anschauliche Darstellung des Menschen und der Werte, die er besitzt.  Der Mensch kann Statthalter Gottes auf Erde sein oder aufgrund seiner egoistischen Launen dem Irrtum verfallen und der  Vernichtung anheimfallen. Diese Geschichten wirken verändernd auf die Einstellung  zum Leben und spornen dazu ein, nicht oberflächlich zu urteilen, sondern an den tieferen Sinn des Lebens zu denken. Dies sehen wir zum Beispiel an der Geschichte von Ibrahim (Abraham (F). Dieser betrachtete sorgfältig das All und wurde die Pracht der Schöpfung gewahr. Daraufhin verkündete er, dass er nur den Einen Gott anbetet, der Himmel und Erde erschaffen hat und über alle Dinge bestimmt.

In den Geschichten des Korans wird das Schöne an Geist und Seele des Menschen gelungen vor Augen geführt. In diesen Geschichten wird betont, dass die Abwendung von Moral und Religiosität den Menschen in die Dekadenz und Vernichtung führt. Die Berichte des Korans über das Schicksal  des Pharaos und des Nimrods  und der Feinde des Korans  sind alle wahr.

In den Erzählungen des Korans wird das schlechte und gute Verhalten anhand der Personen in der Geschichte veranschaulicht, damit die Menschen wachsam und sorgfältig die besten Vorbilder wählen. Gott der Höchsterhabene stellt die Propheten mit ihrem edlen leuchtenden Charakter als die würdigen Vorbilder vor und als Wegleuchten für alle Generationen und für alle Zeiten.  Indem der Schöpfer die herausragenden Eigenschaften der Propheten beschreibt, füllt er die Herzen mit Bewunderung für sie  und macht den Menschen  ihnen gegenüber bescheiden.

Man betrachte beispielsweise die Geschichte des jungen Ismaels(F). Er fügte sich in den Befehl Gottes und war bereit, dass sein Vater Ibrahim (F) ihn opfert. Oder sehen wir nur auf den Propheten Yaqub (Jakob) und seine beispiellose Geduld und sein Gottvertrauen oder auf die Sittsamkeit und Weisheit  des Propheten Yusuf (Josef). Jedes Mal wenn wir die Geschichte von Yusuf in der gleichnamigen Sure lesen, vermittelt sie uns eine neue Botschaft.

Das wichtigste Ziel des Korans ist wie gesagt die Rechtleitung der Menschen und alle Verse laufen auf dieses Ziel hinaus.  Daher gibt es auch keinen Punkt,  kein Gleichnis und keine Geschichte im Koran, die ziellos angeführt würde. Allameh Tabatabai, der große Koranexeget, erklärt hierzu:

„Dort wo das Wort Gottes Geschichten erzählt, geht es so vor, dass es sich mit den  wichtigsten Punkten, welche den Kern wiedergeben, begnügt und nicht auf die Einzelheiten  der Geschichte eingeht. Es ist typisch für den Koran, dass er eine Geschichte nicht von Anfang bis Ende erzählt oder die Umstände und Zustände, die zusammen mit einem Ereignis auftraten, nennt. Der Grund liegt auf der Hand. Denn der Heilige Koran ist kein Buch für Geschichte oder für Erzählungen, sondern ein Buch für Rechtleitung.“ (aus Al-Mizan, Bd. 1, S.492)   minus 6

Überhaupt geht der Koran selektiv mit den Ereignissen in den verschiedenen Epochen um. Er führt von diesen Ereignissen die Dinge an, die eine Botschaft oder eine Mahnung, Belehrung  und Rechtleitung enthalten.  Wenn er über historische Begebenheiten berichtet, dann wählt er die vitalisierenden wirksamen Abschnitte  und hält den Leser oder Hörer nicht mit Einzelheiten auf, so dass er daran gehindert würde tiefer nachzudenken und eine Lehre zu ziehen.

                             

Der Koran vermeidet  in seinen  Geschichten jeglichen abstoßenden und unpassenden oder unanständigen Ausdruck. Bei der Schilderung von kritischen Szenen einer Begebenheit, bewahrt er die Sittsamkeit trotz treffender Darstellung.  Der Koran verzichtet nicht auf die Erwähnung der Szene, aber er beachtet die Grundsätze der Moral und des Anstandes. Ein Beispiel ist die Geschichte von Prophet Yusuf (F) und der Frau des Potiphars, die ihn zum Ehebruch verleiten wollte. 

Allameh Tabatabai schreibt hierzu: „Der Koran ist ein kostbares Buch, in dem es nichts Böses und keine Lüge gibt und in das von Hand der Verschwörer nichts Böses und keine Unwahrheit eingebracht werden kann. Der Heilige Koran hat in vielen Versen ausdrücklich gesagt, dass er nur die Wahrheit sagt.“

 

Die Art der Darbringung von Geschichten - insbesondere die Geschichten von Propheten -  zählt mit ihrem besonderen Stil  in sich bereits zu den unnachahmbaren Aspekten des Heiligen Korans. Die einmalige und schöne Vorgehensweise verleiht diesen Geschichten ihre Anziehungskraft.

 

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