Sep 19, 2021 04:15 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (51 – silat al rahim )

Was haben die Ahl-ul-Bait über die Beziehungen zu Verwandten und Freunden und Bekannten gesagt? Dies ist das Thema unseres heutigen Beitrags.

 

                        

Die Beziehungen zu den Verwandten wird in der Islamischen Terminologie mit Silat al rahim bezeichnet.

Eine gesunde, glückliche Gesellschaft zeichnet sich unter anderem durch die heilen und freundlichen Beziehungen unter ihren Mitgliedern aus.  Der Islam, der ja allen Seiten des Menschen Aufmerksamkeit schenkt, hält kostbare Regeln für die Gestaltung der Beziehungen unter den Menschen bereit. Hierbei nehmen die Verwandtschaftsbeziehungen einen besonderen Platz ein. Sie werden Silat al rahim genannt. Zur  Pflege der Verwandtschaftsbeziehungen gehört jede Wohltat gegenüber den Verwandten, zum Beispiel sie zu besuchen und ihnen zu helfen, wenn sie Schwierigkeiten haben.  Jede Tat, welche die Beziehungen zu den Verwandten stärkt,  ist Verwandtschaftspflege, alleine schon ein netter Gruß oder die Erwiderung eines Grußes oder ein Schluck Wasser zum  Trinken. Aber andererseits führt  jede Art von Nichtbeachtung der Verwandten oder Vernachlässigung ihrer Rechte zu der Entfremdung von ihnen und zur Verstimmung und ist das Gegenteil von Silat-al-Rahim. Dies nennt sich  Qat`-al-Rahim – Darunter ist  das Fehlen der notwendigen Beziehungen zu den Verwandten zu verstehen.   

                  

                                        
Die Sitte der Silat al Rahim ist eines der besten Konzepte  in Bezug auf den Umgang mit anderen. Diese Verwandtschaftspflege nimmt einen besonderen Platz im Leben des Propheten (S) und der Edlen aus seinem Hause ein. Das heutige moderne Leben macht es manchmal schwierig  sich an dieses Konzept zu halten. Aber der Prophet hat diese gute Sitte betont. Er hat zu Beginn seiner Aussendung als erstes seine Verwanden beachtet und sie – wie Gott es ihm befohlen hat -  als Erste zum Islam eingeladen. Der Prophet bezeichnet die Verwandtschaft als eine Gnade Gottes und sagt:

 Die Verwandten sind ein Licht und Zeichen der Barmherzigkeit Gottes. (Usul-e Kafi, Bd. 74, Kapitel3, Hadith 25)

 In gewissem Sinne werden auch die  Glaubensgeschwister als Verwandte betrachtet. Wenn der Prophet zum Beispiel merkte dass einer seiner Helfer fehlte, erkundigte er sich sofort bei den anderen nach ihm, und wenn er erfuhr, dass einer seiner Freunde krank ist oder ein Problem hat, dann suchte er ihn sofort auf. Mit Verwandten verfuhr er erst recht so.

 

Gemäß Koran und den Überlieferungen der Imame aus dem Haus des Propheten lassen sich die Methoden der Verwandtschaftspflege  in zwei Gruppen einteilen: Die eine Gruppe der Methoden betrifft unser verbales Verhalten wie das Grüßen der Verwandten und ein Gebet für sie, gut über sie sprechen und hinter ihrem Rücken nichts Negatives über sie sagen, sie nicht verleugnen oder zu beschimpfen und sie nicht  auszukundschaften.

Die andere Gruppe besteht in Handlungen wie Besuche und Gegenbesuche, persönliche Gespräche, Einladungen, Auffrischung der Beziehung und Versöhnung nach Verstimmung, Krankenbesuch, Teilnahme an ihrem letzten Geleit  und den Verwandten helfen wenn ihnen Unrecht geschieht und Unheil von ihnen abzuwenden. Das sind die praktischen Formen der Verwandtschaftspflege.

                        

Wie wir der Überlieferung entnehmen,  haben der Prophet (S) und die Edlen aus seinem Hause (F) auf die zahlreichen positiven Auswirkungen der Silat ul Rahim hingewiesen.  Wir können nur einen Teil davon anführen. Einige nützlichen Folgen der Verwandtschaftspflege sind geistiger und seelischer Natur und andere machen sich in der Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen und einem besseren Leben und des vermehrten Mitgefühls und der Freundlichkeit in der Gesellschaft bemerkbar.

                           

Es ist klar, dass aufrichtige Beziehungen zwischen den Verwandten viele Sorgen vertreiben. Wenn der Mensch sich weniger zu beunruhigen braucht, tut es seiner Seele gut und dies ist wiederum ein Vorteil für die körperliche Gesundheit. Daher hat Imam Sadiq (F) gesagt:

 Wer den Tod hinausschieben möchte und sich Gesundheit wünscht, der soll die Beziehungen zu den Verwandten pflegen (Bihar –ul Anwar, Bd. 47, S.194).

Der große iranische Denker Allameh Mohammad Taqi Dschafari hat zu diesen Ausspruch Imam Sadiqs (F) gesagt: „Viele Störungen im Leben rühren von den Besorgnissen her, in unserer Seele aufkommen.  Kein Faktor nützt so viel der Vertreibung von Bedauern und Kummer wie die Gefühle, die man mit anderen Menschen in unangenehmen Zeiten und bei dem Genuss von angenehmen Zeiten teilt.“ 

So kommt es, dass in den Überlieferungen ein längeres Leben als einer der Vorteile der Verwandtschaftspflege genannt wird. Denn dank der Beziehungen zu den Verwandten verfliegen unnötige Besorgnisse und Verstimmung und Gram und an ihrer Stelle treten Fröhlichkeit, Ruhe und Hoffnung. Dies wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus. Imam Baqir (F) hat gesagt:

Die Silat al Rahim lässt die Taten rein werden, das Eigentum wachsen, wehrt Unglück ab, erleichtert die Abrechnung (am Jüngsten Tag) und schiebt das Fristende (den Tod) hinaus. Usul-i Kafi, Bd. 2,S. 150)  

Dieses gute einfache Werk ist so fruchtbar und stellt Gott so sehr zufrieden, dass Er deswegen Seine Vorsehung ändert und den Menschen dafür mit einem längeren Leben belohnt! Der Islam legt dermaßen großen Wert auf  die  Pflege der verwandtschaftlichen Beziehungen, dass die Gläubigen sogar mit denjenigen, die die Verbindung zu ihnen abgebrochen haben, den Kontakt wieder aufbauen sollen. Das erfordert natürlich Selbstverzicht und Nachsicht. Imam Ali (F) hat gesagt: 

Haltet die Verbindung zu den Verwandten aufrecht, auch wenn sie den Kontakt zu euch abbrechen.“   (Bihar ul Anwar, Bd. 71, S. 92)

Wir dürfen selbst dann, wenn die Verwandten uns nicht gut behandeln, die Verbindung nicht aufgeben. Dies ist an der nachfolgenden Begebenheit zu sehen.

                               

Ein Mann kam zum Propheten Gottes(S) und sagte: „O Gesandter Gottes! Ich habe Verwandte, mit denen ich den Kontakt pflege, aber sie sind gemein zu mir. Ich habe vor, mich von ihnen abzuwenden.“ Der Prophet (F) sagte: „Dann wird auch Gott sich von dir abwenden!“

Der Mann fragte: „Was soll ich denn tun?“ Der Prophet Gottes sagte: „Wenn jemand dir etwas verwehrt, so beschenke du ihn, bricht jemand die Verbindung zu dir ab,  so stell sie wieder her. Hat jemand dir  ein Unrecht getan, dann verzeih ihm. Wenn du dich so verhältst, wird Gott dich unterstützen.“ (Bihar-ul Anwar Bd. 71, S. 100)  

Einmal fragte jemand Imam Sadiq (F):  Einige Verwandten verfolgen eine Linie und Denkweise, die anders ist als die meinige. Haben sie noch ein Recht gegenüber mir?“ Der Imam sagte:  „Ja, das Recht aus der nahen Beziehung und Verwandtschaft geht durch nichts zugrunde. Wenn sie die gleiche Meinung und Überzeugung haben wie du, haben sie zwei Rechte dir gegenüber: erstens das Recht aus der Verwandtschaft und zweitens das Recht aufgrund des Islams und des Muslim-Seins. ( Mizan al Hikma, Bd.4 S. 83 )

 

Imam Ali (F) hat über den Verkehr mit den Verwandten gesagt:

Achte deinen Stamm und deine Verwandten. Sie sind wie die Schwingen eines Vogels, mit deren Hilfe du fliegst und sie sind deine Wurzel , durch die du an deine Abstammung gelangst und sie sind eine Hand für dich, mit deren Hilfe du deine Ziele erreichst.  (Usul-i Kafi, Bd. 23, S. 265)

                                  

 

Auch bringt die Verwandtschaftspflege Freude und die gegenseitige Nutzung von Erfahrungen mit sich. Das ist ein weiterer Vorzug der Sirat al rahim.  Imam Hadi (F) sagt:

Das Treffen zwischen Brüdern, so kurz und wenig es auch sein mag,  ruft Frohsinn hervor und lässt das Denken Früchte tragen. (Mizan al Hikma, Bd.4, S. 298)

 

Gott spricht in einem Heiligen Hadith: 

Jeder Muslim, der einen Muslim besucht, hat in Wahrheit Mir eine Audienz abgestattet  und der Lohn, den ich ihm geben muss, ist das Paradies. (Usul-i Kafi,S. 183)

 

Wir schließen unsere Ausführungen zu diesem Thema mit einem Wort von Imam Baqir (F), nämlich:

Jedem Gläubigen, der das Haus verlässt, um einen anderen Gläubigen im Wissen um dessen Rechte zu besuchen, wird Gott für jeden Schritt auf diesem Weg etwas Gutes niederschreiben und eine Sünde von ihm löschen und seinen Grad um einen weiteren erhöhen.   Wenn er anklopft, werden sich ihm die Tore zum Himmel öffnen  und wenn die Gläubigen einander begegnen und die Hand geben, wendet sich Gott, der Höchsterhabene, den Engeln zu und sagt stolz:  „Seht meine beiden Diener, die wegen mir miteinander befreundet sind und sich treffen. Es obliegt mir, sie ab jetzt von der Strafe freihzuhalten!“ Und wenn er (der Besucher) zurückkehrt, werden die Engel ihn begleiten. (Usul-i Kafi, Bd. 74, Kapitel 3, Hadith 25)

 

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