Wir und unsere Hörer- Teil 336
Hörerpostsendung am 24. Oktober 2021 Bismillaher rahmaner rahim - Heute ist Geburtstag angesagt, sicher haben Sie es von unserer Internetseite schon erfahren oder in den Nachrichten gehört. Heute ist der Jahrestag der Geburt des geehrten Propheten des Islams Mohammad –Friede sei mit ihm – und zwar wurde er im Jahr 570 nach Christus in Mekka geboren.
Das heutige Datum ist sein Geburtsdatum den schiitischen Überlieferungen zufolge. Das Geburtsdatum nach sunnitischen Überlieferungen liegt 5 Tage früher am 12. Rabi-ul-Awwal. Damit geht nun auch die Woche der Einheit, die vom Gründer der Islamischen Republik Iran, Imam Chomeini, anlässlich dieser beiden Geburtsdaten ins Leben gerufen wurde, zu Ende. In unseren Nachrichten haben Sie liebe Hörerfreunde ja davon gehört.
Mit dem Geburtstag des geehrten Propheten fällt auch der Geburtstag des 6. Imams der Schiiten, Imam Jafar Sadegh (AS) zusammen, der um das Jahr 700 nach Christus in Medina geboren wurde.
Am 2. Oktober schrieb unser österreichischer Hörerfreund Paul Gager:
„Werte Redaktion!Bitte finden Sie anbei meine letzten Empfangsberichte für den Monat September. Nun geht es ja Richtung Uhrzeit-bzw. Frequenzumstellung, und ich bin schon gespannt wie die Empfangsbedingungen auf der neuen Frequenz sein werden. Aber um etwas Geduld wird noch gebeten.Mit freundlichen Grüßen bei angenehmen spätsommerlichen Temperaturen Anfang Oktober.Paul Gager“
Besten Dank lieber Herr Gager! Nächsten Sonntag ist es dann soweit. Ab nächsten Sonntag dem 31. Oktober – wenn bei Ihnen liebe Hörerfreunde die „Sommeruhr“ wieder zurückgedreht wird – senden wir dann über eine andere Frequenz. Sie ist aber keine Überraschung, unsere Winterfrequenz 5940 kHz im 49m-Band, kennen Sie ja schon von letztem Jahr und von davor.
Ob unser Hörerfreund Marcel Gogolin in Mainz dann einen besseren Empfang bekommt, lässt sich nicht voraussagen, in den letzten 3 Monaten hat er SINPO 3 angegeben. Das wissen wir von der bildlichen Übermittlung seiner 6 Empfangsberichte von August, September und Oktober, durch unseren Kollege in Berlin.
Herr Gogolin schrieb dazu noch eine Bitte:
„Liebe Freunde von IRIB bitte bestätigt mir den Empfang der Sendungen mit einer Papier–QSL-Karte. Vielen Dank
Marcel Gogolin“
Ja, und wir danken für Ihre Empfangsberichte Herr Gogolin, wir versuchen unser Möglichstes bezüglich der QSL-Karten.
An dieser Stelle möchten wir aber auch eine Bitte äußern und zwar an alle Hörerfreunde, die ihre Berichte mit der Hand schreiben: Denken Sie bitte daran, dass es auch leserlich sein muss. Bei manchen Handschriften haben wir echte Probleme.
Ein ganz anderes Problem hat unsere Hörerfreundin Martina Pohl in ihrer Mail vom 17. Oktober angesprochen:
„Liebes Team in Teheran,an den Zapfsäulen der Tankstellen ziehen die Spritpreise mächtig an. Da überlegt man schon genau, ob die eine oder andere Fahrt wirklich notwendig ist. Auch die Strom- und Gaspreise steigen nicht nur in Deutschland weiter.Eine Tarif-Bremse hat man daher in Frankreich beschlossen. In Spanien hat sich der Strompreis im Vergleich zum letzten Jahr verdreifacht. Angeblich ist der Gaspreis im Großhandel um 250 Prozent gestiegen. Innenpolitische, aber auch außenpolitische Faktoren treiben die Preise nach oben. Zum einen gab es in Großbritannien eine lange Windflaute und die Sache mit dem Brexit kommt auch noch hinzu. In Brasilien wirkt sich die Dürre auch auf die Stromproduktion aus. Der russische Präsident hat den Energiekonzern Gazprom dazu angewiesen, die Gaslieferungen nach Europa zu verknappen. Die Gaspipeline Nord Stream 2 will er damit aufwerten. Durch die Ukraine hat Gazprom die Gaslieferungen stark reduziert. Auch die Hitzewelle in Asien ließ dort die Klimaanlagen Tag und Nacht laufen, wodurch der Strombedarf nicht unerheblich gestiegen ist.Dass dringend im Bereich Klimaschutz einiges getan werden muss, steht außer Frage. Deshalb fordern Klimaschutzmaßnahmen höhere Preise. Die CO2-Bepreisung sorgt für zusätzlich steigende Endkundenpreise.Auf die Bürger wird noch einiges an Kosten zukommen.Iran fördert ja selbst Erdöl und hat Anteil an den größten Erdgasvorkommen der Welt.
Steigen im Iran eigentlich die Energiekosten genauso an wie bei uns?Herzliche Grüße Martina”
Herzlichen Dank liebe Frau Pohl. Das Thema Energie ist weltweit ein schwieriges Thema. Sicher helfen höhere Energiepreise dabei, dass sich die Verantwortlichen aber auch die Verbraucher mehr Gedanken über das Thema machen, denn hoher Energieverbrauch geht auch mit stärkerer Umweltbelastung einher. Wir Menschen müssen uns viel mehr Gedanken machen, wie wir weniger Energie verbrauchen und welche Energiequellen wir nutzen, solange die meisten Energiequellen eine schlechte Umweltbilanz haben. Wir alle tragen dabei Verantwortung.
Die Ursachen für die Erhöhung der Energiepreise sind ja sehr vielfältig, sicher gehört auch die Sanktionierung Irans und seines Öls dazu.
Hier bei uns sind die Strom- und Gaspreise staatlich subventioniert, sodass sie bei den Haushaltsausgaben nicht so schwer wiegen wie z.B. in Europa oder den USA. Jedoch ist die Stromproduktion nicht immer ausreichend, wie wir im letzten besonders heißen Sommer erleben konnten, als es immer wieder zu gebietsweise abwechselnden Stromabschaltungen kam.
Der iranische Präsident hat ja schon darauf hingewiesen, dass man mehr auf Atomstrom setzen wolle und entsprechend in den Bau von Atomkraftwerken investieren werde. Derzeit hat der Atomstrom in Iran einen Anteil von 1,8 Prozent bei der Stromerzeugung. Iran steht damit ganz am Ende der Tabelle der Atomstromerzeuger.
Ganz anders Frankreich, dessen Präsident jetzt beim EU-Gipfel zum Ausbau des Atomstroms angesichts steigender Energiepreise und Energieabhängigkeit aufgerufen hat. Frankreich steht mit 70 Prozent Atomstromanteil bei der Stromerzeugung an erster Stelle der Tabelle und hat mehr als 50 Atomkraftwerke in Betrieb.
Atomstrom wird ja von vielen als umweltfreundlich angesehen. Dem mag wohl so sein, aber die Risiken, die durch den radioaktiven Atommüll anfallen, sind erheblich und nicht zu unterschätzen.
So, als nächstes haben wir eine Mail von Stephan Lipsius in Kassel, worüber wir uns freuen.
„Sehr geehrte Redaktion, liebe Freunde,gerne melde ich mich bei Ihnen, wobei mir gerade in den vergangenen Tagen aufgefallen ist, dass meine letzte E-Mail schon einige Zeit zurückliegt. Da ich aber nahezu täglich Ihre Website von ParsToday besuche, ist mir dieser Umstand gar nicht so bewusst gewesen. Mit großem Interesse verfolge ich auch derzeit die Entwicklungen im Iran sowie im sogenannten Nahen Osten. Es freut mich in diesem Kontext sehr, dass Sie weiterhin die Ereignisse in Ihrer Region, aber auch global, verfolgen und aus iranischer Sicht analytisch und treffend beleuchten. Dies ist stets sehr interessant und inhaltlich aufschlussreich!
Hat sich inzwischen im Iran die Corona-Lage etwas entspannt? Wie schätzen Sie die Entwicklung ein und wird die Einführung der 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet) als Zugangsvoraussetzung zu kulturellen Veranstaltungen usw. inzwischen auch im Iran diskutiert und von den Behörden als Maßnahme in Erwägung gezogen?
Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen und grüße Sie sehr herzlich,Ihr Stephan Lipsius“
Danke sehr lieber Herr Lipsius, dass Sie bei uns sozusagen am Ball bleiben. Natürlich freuen wir uns auch, wenn wir das durch Ihre Mails erfahren. Ihre Frage bezüglich der Corona-Situation stellten Sie am 20. Oktober. Sicher haben Sie unsere Nachricht vom 22. Oktober gelesen, dass das Freitagsgebet in Teheran nach 20 Monaten wieder veranstaltet wurde, aber nur mit Maske und Abstand. Natürlich sind es jetzt nur Hunderte Teilnehmer beim Freitagsgebet gewesen, vor Corona waren es Tausende.
Inzwischen wurden hier bei uns in Iran mehr als 50 Millionen Bürger erstgeimpft, und rund 28 Millionen haben auch schon die zweite Impfdosis bekommen.
Alle geimpften Iraner können für die erste und zweite Impfung auch eine digitale Impfkarte bekommen. Aufgrund der sinkenden Infizierten-Zahlen wurden inzwischen einige Beschränkungen für Reisen, den Besuch von Bildungs- und Sporteinrichtungen sowie Beschränkungen für Berufe und Innungen für Inhaber digitaler Impfausweise aufgehoben.
Personen, die eine Reise ins Ausland planen, können auch eine digitale Impfkarte in Englisch erhalten.
Öffentliche Dienstleistungen wie Flug-, Bahn-, Bus- und Bankdienstleistungen sowie Hotelübernachtungen erfolgen einfacher mit dem Impf- oder Gesundheitsausweis. Ohne diesen kann auch bei manchen Einrichtungen und Veranstaltungen der Zugang verwehrt werden.
Aber insgesamt gesehen ist die Corona-Gefahr hier bei uns noch nicht gebannt und es wurde anvisiert, dass bis zur Fadschr-Dekade die Impfungen weitgehend abgeschlossen sein sollen.
Jetzt ist es Zeit für unsere musikalische Pause – heute singt Mehdi Yaghmaei zu Ehren des geehrten Propheten das Lied Vala Mohammad
Unser Hörerfreund Paul Gager soll abschließend auch noch mal zu Wort kommen, ihm danken wir außerdem für viele weitere Empfangsberichte. Er schrieb uns:
„Werte Redaktion!Lassen wir mal die Schwierigkeiten beim analogen Kurzwellenempfang der letzten Tage beiseite und widmen wir uns den schönen Künsten.In der Druckausgabe der Wiener Zeitung vom Wochenende 16./17. Oktober ist eine Doppel-Hommage zum 1. 000. Todes- und zum 700. Geburtstag zu lesen.
Dazu fragte Herr Gager: Werte Redaktion, können Sie diesem Artikel etwas abgewinnen? Und: Was halten Sie vom Inhalt der Doppel-Hommage?
Mit freundlichen GrüßenPaul Gager“
Vielen Dank Herr Gager auch dafür. Zur Erklärung ist zu sagen, dass es bei diesem Artikel einerseits um den 1000. Todestag von Abu l-Qasem-e Ferdowsi oder Firdausi, geht und zweitens um den 700. Geburtstag von Mohammed Schamseddin genannt Hafis oder Hafez.
Zum ersteren – also Ferdowsi - heißt es in dem Artikel der Wiener Zeitung:Man stelle sich ein Land vor, dessen Menschen für jede Lebenssituation ein Gedicht oder zumindest einen Vers auswendig zu rezitieren vermögen und den Grabstätten ihrer großen Poeten regelmäßig Besuche abstatten, als wären sie enge Familienmitglieder. Der Iran wärmt ohne Zweifel das Herz jedes Literaturfreundes. Seine Dichtkunst zählt zu den kostbarsten Geschenken, die er der Menschheit vermacht hat.
Rudaki, Attar, Nizami und Omar Chajjam, Djami, Saadi und Rumi - das Pantheon persischer Literatur ist dicht bevölkert. Einen besonderen Ehrenplatz nimmt darin ein Mann ein, dessen profanen Namen Abul Kasim Mansur kaum jemand kennt. Sein Pseudonym hingegen ruft bei seinen Landsleuten bis heute tiefste Bewunderung und Dankbarkeit hervor. Firdausi, "der Paradiesische", geboren um 940 bei Tus in der Provinz Khorasan und verstorben ebendort vor ziemlich genau tausend Jahren, hat mit dem "Buch der Könige", dem Shahnameh, das wohl gewaltigste Epos, das je ein einzelner Mensch verfasst hat, geschaffen.
Weiter geht es in dem Artikel so:
Nahezu 1.000, in 62 Erzählstränge gegliederte Kapitel umfasst dieses Opus magnum, in Summe an die 60.000 gereimte Verspaare. Mehr als doppelt so lang wie Homers "Ilias" und "Odyssee" zusammen und zwölfmal länger als das Nibelungenlied, ist es zugleich ein Denkmal höchster Dichtkunst und auch profunder Historiographie, das den Werdegang des Iran in einer Mischung aus Legenden und geschichtlichen Ereignissen erzählt.An die 35 Jahre lang schrieb Firdausi daran - anfangs noch in Buchara, seinerzeit das Zentrum der sogenannten "persischen Renaissance", später dann am Hof des Sultan Mahmud von Ghazni. Dass beide Städte nicht im heutigen Iran liegen, sondern in Usbekistan beziehungsweise im südöstlichen Afghanistan, erinnert daran, wie weit sich der iranische Kulturraum einst erstreckte.Firdausis Königsbuch, dessen Bedeutung der Sultan, als sein Schöpfer es ihm nach der Fertigstellung im Jahre 1010 präsentierte, sträflich gering schätzte und unbelohnt ließ (worauf der alternde Dichter völlig verarmte), ist in mehrerlei Hinsicht epochal. Vordergründig durch seinen Inhalt: Es beschreibt die Entstehung der Welt und der iranischen Zivilisation, die Sagen rund um jenen legendären König Gayomarth, der einst den Menschen erstmals Kleidung und Nahrung brachte, sowie um Helden wie Rostam, Dschamschid, Kaveh oder Fereydoun und ihren längst mythisch verklärten Kampf gegen alle nicht-iranischen, vor allem turkstämmigen Feinde.
Aber es schildert auch die konkreten Taten historischer Herrscher, von Manutschehr, dem ersten heroischen König, bis Yazdegerd III., dem letzten Sassaniden-Schah. Als bedeutsam erwies sich auch, dass Firdausi in die historischen Beschreibungen vielerlei Ratschläge an seine Mitmenschen einfließen ließ. Dadurch vermittelte er Wertvorstellungen und Verhaltensweisen, die nach seiner Überzeugung das iranische Wesen definierten: Gottes- und Gesetzestreue zum Beispiel, Streben nach Weisheit und Gerechtigkeit, Solidarität mit Bedürftigen, Ritterlichkeit, Selbstkontrolle oder auch Höflichkeit. Dank der weiten Verbreitung und langfristigen Wirkung hat sein Werk so auch die Lebensart und Gesittung aller Völker des iranischen Raums stark beeinflusst und maßgeblich geholfen, sie zu einer Kulturgemeinschaft zu formen.
Weitreichende Folgen hatte das Königsbuch auch auf sprachhistorischem Gebiet: Firdausi schenkte den Iranern wieder eine eigene Hoch- und Literatursprache, nachdem das Mittelpersische (Pahlewi) nach dem Einzug des Arabischen verdrängt worden und zum ungeschliffenen Alltagsidiom von Bauern und Händlern herabgesunken war. Firdausis sogenanntes Neupersische erscheint frei von arabischen Lehnwörtern, dafür aber reich an poetischen Metaphern. Es war eine Pionierleistung, die in gewisser Weise mit der Dantes für die italienische Sprache oder auch der Luthers für das Neuhochdeutsche vergleichbar ist und langfristig Maßstäbe setzte: Noch heute kann jeder Iraner die vor mehr als dreißig Generationen formulierten Verse mühelos verstehen.
Nun geht es weiter mit dem zweiten Teil des Artikel, diesmal über Hafez:
Ein Jubiläum, nämlich seinen 700. Geburtstag, gilt es in diesem Jahr - so haben es zumindest Literaturhistoriker mehrheitlich konstatiert - auch mit Blick auf den im Iran populärsten und meistgelesenen Lyriker zu begehen: auf Schams ad-Din Mohammad, besser bekannt unter dem Künstlernamen Hafis (einem Ehrentitel für Männer, die den kompletten Koran auswendig kennen).Hafis verbrachte sein ganzes Leben (etwa 1320-1390) als Gelehrter in seiner Geburtsstadt Schiras. Er verfasste mehr als fünfhundert Gedichte und gilt als Großmeister des Ghasel, jener Form gereimter Doppelverse, die in der lyrischen Tradition der Perser dazu dient, Gefühle der Liebe auszudrücken. Wie kaum ein Zweiter lotete er die sublimsten Ebenen der menschlichen Seele aus, behandelte in einer hochmusikalischen, eleganten und dabei jedermann verständlichen Sprache ewige Grundthemen unseres Daseins wie Vereinigung, Trennung, Unruhe, Freude, Gleich- und Schwermut, Alleinsein, Heimweh und Vergänglichkeit.Ob tiefgläubiger Muslim, humanistischer Freidenker oder Sozialrevolutionär: Weil er in seinen Gedichten jede Form von Autorität ablehnte und für eine gerechte Gesellschaft eintrat, weil er seine Aussagen aber auch oft auf Koran und Hadith bezog, lässt sich Hafis verschieden und widersprüchlich deuten. Sein Werk hält für jede Lebenssituation die passenden Verse parat. Auch deshalb wird er von allen geliebt und gelesen. Viele Iraner haben ein Exemplar des "Diwan", seinem Hauptwerk, im Haus.
Abschließend noch einmal vielen Dank an Herrn Gager, aus Zeitgründen haben wir den Bericht etwas gekürzt.
Nun verbleiben wir mit den besten Grüßen und Wünschen bis zum nächsten Mal
Choda hafez – Gott schütze Sie !