Nov 02, 2021 05:55 CET
  • Deswegen „Ewiges Wunder“ (32 - in Gottes Nähe führend )

Der Koran betont die zentrale Rolle Gottes und bringt uns spürbar das menschliche Ideal näher. 

 

 

Der japanische Islamkenner Toshihiko Izutsu schreibt in  einem seiner Bücher mit dem Titel  “Gott und der Mensch im Koran” dass Gott gemäß dem Koran zentraler Mittelpunkt aller Dinge und Schöpfer allen Daseins und des Menschen ist. Ihm gehört laut Koran alle Macht und alles Wissen und der Koran ruft den Menschen durchgehend dazu auf über seine Schöpfung nachzudenken und seinen Schöpfer zu verehren.

 

Der Koran soll im Herzen der Diener Gottes einen auf Wissen und Erkenntnis beruhenden Glauben hervorrufen; ein Glaube der zur Folge hat, dass sie in Gott die Achse der gesamten Welt erkennen. Dieser  Glaube soll ihr Denken und ihr Verhalten prägen. Mit anderen Worten: Der Koran fordert die Menschen auf Gott in den Mittelpunkt ihres Denkens zu stellen und im Glauben an die göttlichen Vorkehrungen und Seine Allmacht, ihrem Leben eine Richtung geben. Der Grundgedanke des Korans ist die Rettung des Menschen.

                                        

 

Gemäß der Lehre des Korans sollen die göttlichen Botschaften den Menschen in Richtung seines Schöpfungszieles leiten. Dies wird an den Versen 4 bis 6 der Sure  95 (Tin)  deutlich. Dort heißt es, dass der Menschen in bester Form erschaffen wurde und dass diejenigen, die glauben und rechtschaffen handeln, Rettung finden und sie ein großartiger Lohn bei Gott erwartet, der nicht endet.

                                   

 

Der Koran nennt die typischen seelischen Eigenschaften und Neigungen des Menschen, sowohl die guten als auch die negativen.  Über die negativen sagt er zum Beispiel in der Sure  14 (Ibrahim) im Vers 34:

 

Gewiss, der Mensch ist wahrlich sehr oft ungerecht und sehr oft undankbar.

Oder es heißt  in der Sure 17 (Isra) im  Vers 11:

Der Mensch ruft (zu Allah) um das Schlechte, wie er um das Gute ruft; der Mensch ist ja stets voreilig.

Ein weiteres Beispiel sind die  Verse 67 und 83 in derselben Sure, nämlich:

... der Mensch ist eben sehr undankbar.

bzw.:

Wenn Wir dem Menschen Gunst erweisen, wendet er sich ab und entfernt sich (hochmütig von der Wahrheit). Wenn ihm aber Schlechtes widerfährt, ist er sehr verzweifelt.

 

Auch heißt in den Versen 19  bis 21 der Sure 70  (Maaridsch)

Gewiss, der Mensch ist als kleinmütig erschaffen.

Wenn ihm Schlechtes widerfährt, ist er sehr mutlos;

und wenn ihm Gutes widerfährt, (ist er) ein stetiger Verweigerer, -

Ein weiteres Beispiel für die Beschreibung der negativen Eigenschaften des Menschen finden wir bei den Versen 6 und 7 der Sure  96  Alaq vor, nämlich:

Der Mensch lehnt sich wahrlich auf,

dass er von sich meint, auf niemanden angewiesen zu sein.

                         

Aber in anderen Versen des Korans werden auf die positiven Seiten des Menschen hingewiesen: Zum Beispiel, dass er Statthalter Gottes auf Erden ist. Oder an verschiedenen Stellen werden auserwählte Menschen vorgestellt, die aufrichtig den Weg zur Vervollkommnung gegangen sind und hohe menschliche Rangstufen erreicht haben. Sie werden gelobt.

 Gemäß der Weltanschauung, die auf dem Koran aufbaut, ist der Mensch ein Wesen, welches einen Willen besitzt und selbst entscheidet.  Immer wenn er sich in Richtung der Vollkommenheit bewegt  und sich Mühe gibt, Gott zu gehorchen und ihm näher zu kommen und seinen Glauben durch rechtschaffenes Handeln stärkt, wird er mit edlen Eigenschaften geschmückt.  Der Koran bringt zum Ausdruck, dass der Mensch sich von hässlichen Taten fernhalten wird, wenn er einmal das Schöne der edlen Moral erkannt hat. Mit anderen Worten bedeutet das zum Beispiel, dass Leute, die lügen, nicht verstanden haben wie schön die Ehrlichkeit ist. Also muss das Gefühl für das moralisch Schöne in ihnen gestärkt werden.

                               

Die Verse des Korans enthalten fruchtbare Lehren, die den Menschen in beiden Welt Glück und Wohl bescheren sollen. Das Hauptziel der Lehren im Koran besteht in diesem Rahmen darin, moralische Grundsätze zu unterbreiten, die zum inneren Wachstum und zur Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit führen, sowie den Menschen von unangemessenen Handlungen abzuhalten. In der Moralordnung des Korans wird der Mensch immer wieder aufgefordert, sich so gut er kann mit Eigenschaften zu schmücken, die charakteristisch für Gott sind. Zum Beispiel fordert Gott in  der Sure 5 (Maida) im Vers 8 den Menschen auf, immer gerecht zu bleiben und Selbstbeherrschung zu üben, selbst gegenüber seinen Feinden. Er soll  im Zorn niemals das Maß überschreiten.

Der Vers lautet:

O die ihr glaubt, setzt euch für (die Sache von)  Allah ein,  als Zeugen für die Gerechtigkeit. Und der Hass, den ihr gegen (bestimmte) Leute hegt, soll euch ja nicht dazu bringen, dass ihr nicht gerecht handelt. Handelt gerecht. Das kommt der Gottesfurcht näher. 

Überall im Koran wird der Mensch gemahnt, anderen kein Unrecht anzutun. Der Mensch wird sogar  gemahnt, sich selber kein Unrecht anzutun.

Zugleich versichert Gott im Koran, dass Er niemandem auch nur das geringste Unrecht zufügt.

                             

Um den Geist der Liebe im Menschen zu stärken, fordert der Koran als erstes den Menschen auf, mit seinen Eltern und Verwandten liebevoll umzugehen. Dann dehnt er die Aufforderung, Güte walten zu lassen,  auf die ganze Gesellschaft auf und unterstreicht die Liebe und Barmherzigkeit zu den Mitmenschen.

Barmherzigkeit ist ein göttliches Attribut und der Mensch muss sich diese Eigenschaft aneignen. 

 

Gottes Vergebung gegenüber Seinen Dienern ist unermesslich groß. Er ist  bereit zu vergeben und die Fehler seiner Geschöpfe zu verzeihen.  In verschiedenen Versen wird dieses Attribut Gottes hervorgehoben und der Mensch wird aufgefordert, anderen zu verzeihen.

                             

Die Sure 49 ( Hudschurat) enthält eine ganze Reihe von wertvollen Botschaften für moralisches und soziales Verhalten, so dass einigeKoranexegeten diese Sure auch Sure Achlaq – Sure der Moral - genannt haben. In den Versen 11 und 12 dieser Sure heißt es:

O die ihr glaubt, die einen sollen nicht über die anderen spotten, vielleicht sind eben diese besser als sie. Auch sollen nicht Frauen über andere Frauen (spotten), vielleicht sind eben diese besser als sie. Und beleidigt euch nicht gegenseitig durch Gesten und bewerft euch nicht gegenseitig mit (häßlichen) Beinamen. Welch schlimmer Name der des Frevels (für jemanden) nach der Annahme des Glaubens! Und wer nicht bereut, das sind die Ungerechten.

O die ihr glaubt, meidet viel von den Mutmaßungen; gewiß, manche Mutmaßung ist Sünde. Und sucht nicht (andere) auszukundschaften und führt nicht üble Nachrede übereinander...

Diese Verse richten sich sowohl an die Frauen als auch an die Männer. Aus der Sicht des Korans muss ein Mensch mit einem gesunden Verstand Herr seines Egos sein. Der Mensch sollte sich davor hüten, andere herabzusetzen und zu verspotten. Die Ursache für ein solches falsches Verhalten ist nämlich das Gefühl besser zu sein und Eigendünkel.  Aber gerade der Hochmut und das Überlegenheitsgefühl sind ein Grund für viele blutige Konflikte und Kriege in der Geschichte der Menschheit  gewesen.  Solche Eigenschaften gehören zu den hässlichsten moralischen Fehlern, welche zahlreiche schädliche Folgen für den Einzelnen und die Gesellschaft haben.

 

  Bei Beachtung der Lehren, um die es in der Sure Hudschurat geht - wie das Verbot zu verspotten, oder zu beschimpfen und nach Fehlern zu suchen oder das Leben der anderen auszukundschaften-  , wird das Ansehen des Einzelnen bewahrt und alle würdigen einander.  Dann kann keiner mit dem Ansehen eines anderen spielen und sich über jemanden amüsieren und ihn verspotten, oder über die anderen schlecht reden, sie mit hässlichen Titeln bezeichnen und die Ehre  von anderen verletzen. Laut Koran geziemt es sich nicht, anderen grundlos zu misstrauen und ihnen nachzuspionieren oder ihre verborgenen  Fehler an andere weiter zu erzählen.

                       

Der Islam ist bestrebt in der Gesellschaft wahre Sicherheit herzustellen, so dass die Bevölkerung sogar vor schlechtem Gerede und vor schlechten Gedanken sicher ist.  Dieses Niveau von Sicherheit besteht nur in einer Gesellschaft, deren Mitglieder sich mit dem Glauben, der Moral und den guten Sitten der Religion  geschmückt haben. Der Koran kleidet die moralischen Werte derartig schön in Worte, dass deutlich spürbar wird, wie schön  Freundschaft ist, und wenn der Mensch einmal die Süße der Opferbereitschaft und der Standhaftigkeit, der Gerechtigkeit und Friedensliebe, der Langmut und des Großmutes spürt, wird er von selber dazu gebracht, einen Schritt in Richtung von  Tugenden und Glück  zu tun.

 

 

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