Jan 10, 2022 07:14 CET
  • Moral – islamisch gesehen (11-  Freundlichkeit )

Es geht in diesem Teil um die Freundlichkeit und ihren Segen im Diesseits.

 

Statt auf schlechtes Verhalten mit Ablehnung  zu reagieren, Nachsicht üben und sich konstruktiv verhalten! Das ist eine Regel, die uns der Islam lehrt. Sie hilft uns die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern. Davon haben wir beim letzten Mal gesprochen. Wir sollen uns auf diese Weise verhalten, um Freunde zu gewinnen. Freundlichkeit spielt eine wichtige Rolle dabei, die Menschen einander näherzubringen. Natürlich ist hier mit Freundlichkeit kein Verhalten gemeint, das vorübergehender Natur oder womöglich geheuchelt ist oder auf Abwägung eigener Interesse beruht.  Jemand, der in der islamischen Ethiklehre herangewachsen ist,  begegnet - frei von irgendeiner heimlichen Absicht, immer anderen in einer freundlichen Art.

Als jemand Imam Sadiq (F) fragte, wodurch sich ein freundlicher Mensch auszeichnet, sagte er:

„Er ist anderen gegenüber bescheiden, spricht nur auf gute und schöne Art, und begegnet anderen mit einem freundlichen Gesicht.“ 

                     

In der islamischen Erziehungskultur, wie sie der Prophet Mohammad (S) lehrt, sind religiöser Glaube und moralische Grundsätze und Werte eng miteinander verknüpft. Wir sehen es an einem Ausspruch Imam Baqirs (F), der gesagt hat:

Der vollkommenste von allen im Glauben ist der, der am freundlichsten ist.“

Dieses elementare Prinzip muss in der Gesellschaft und im Verhalten zu den anderen verwirklicht werden. Der Prophet des Islams (S), der perfekt die moralischen Werte und edlen Eigenschaften widerspiegelte, hat gesagt:

Die vortrefflichsten und besten von euch sind jene, die den anderen auf die schönste moralische Art begegnen (und in völliger Bescheidenheit) mit den Menschen verkehren,  Freundschaft mit ihnen schließen (und sehr herzlich mit ihnen umgehen) so dass diese ebenso zeigen, dass auch ihnen sehr an einer Freundschaft gelegen ist...“ 

 

Es sei zu beachten, dass jemand, der sich auf diese Weise freundlich und gut zu den anderen verhält, wie jene belohnt wird, die sich für Gottes Sache abmühen.

Imam Sadiq (F) hat gesagt:

Fürwahr, Gott der Allerhöchste gibt jenen, die freundlich und charaktervoll mit anderen umgehen, den gleichen Lohn wie denen, die jeden  Tag morgens und abends für die Sache Gottes kämpfen.“

Wer freundlich und umgänglich ist  erhält dafür den gleichen Lohn wie jene, die im Koran und in der Überlieferung wegen ihres Einsatzes für den Islam mit Leib und Seele gelobt werden und den hohen Rang eines Mudschahid erreicht haben.

Ein freundliches charaktervolles Verhalten streut die Saat der Zuneigung und Liebe in die Herzen. Es ist sehr wichtig für die Festigung von engen Beziehungen und guter Freundschaft. Auf ganz natürliche Weise werden überall auf der Welt freundliche Menschen geliebt. Imam Baqir (F)  hat darüber gesagt:

Gute, charaktervolle und freundliche Menschen gewinnen die Zuneigung der anderen...“

                                 

Wenn sich die angenehme Atmosphäre der Güte und Liebe in der Gesellschaft verbreitet und die Saat der Zuneigung in den Herzen aufgeht und Früchte trägt, werden die scharfen Dornen der Abneigung und des Hasses für immer verdorren. Dem Prophet des Islams (S) gelang es dank seines freundlichen und liebevollen Verhaltens das Feuer des Hasses zwischen den Menschen, welches   aus der Zeit der Unwissenheit stammte, zu löschen und eine Gemeinschaft zu gründen, in der Liebe und Güte herrschte. Er konnte die Herzen einander näher bringen und hat gesagt: 

„Ein freundliches, umgängliches Verhalten vertreibt Hass aus dem Herzen!“

Ein freundliches Verhalten wirkt sich sogar auf die Kultivierung und Weiterentwicklung der Gesellschaft aus. Weil es für seelische Ruhe sorgt, werden die Voraussetzungen für ein frohes und angenehmes Leben geschaffen. Die Zuversicht wächst und das Leben verlängert sich. 

Imam Sadiq (F)  hat diese Wahrheit mit folgenden Worten hervorgehoben:

 

 

Wohltätigkeit und freundliches Verhalten kultivieren die Häuser und verlängern das Leben.“

Nun könnte sich der eine oder andere fragen, welcher Zusammenhang denn zwischen freundlichem Verhalten und der Kultivierung der Häuser und einem längeren Leben besteht.

                           

Zweifelsohne wird in einer Gesellschaft, in welcher der  Geist der Wohltätigkeit und Freundlichkeit herrscht, auch die Friedlichkeit Fuß fassen und Friede herrschen. Die Gemeinschaft bleibt erhalten und es wird keine Spuren mehr von Rache- und Kriegslust zu verspüren sein. Keiner braucht besorgt zu sein. Auf diese Weise wächst die Lebenserwartung. Wenn in unserem jetzigen Zeitalter die Zahl der Menschen, die unter Depressionen leiden, weitersteigt ebenso wie die Zahl der vorzeitigen Todesfälle weiter zunimmt, dann liegt das vor allem daran, dass die Macht- und Vermögenszentren die Trommeln der Feindschaft und der Spaltung rühren, anstatt für die Kultur der Wohltätigkeit, Menschenliebe  und Freundlichkeit zu werben. Sie haben der Völkergemeinschaft den Schlaf und die Sicherheit geraubt und - statt Häuser zu errichten - Häuser zerstört und die Familien, die doch der  Ausgangspunkt für Leben sind, auseinander gerissen. Infolge dieser Politik wurde der Menschheit Friede und Sicherheit geraubt.