Mrz 02, 2022 11:44 CET

Bismillaher rahmaner rahim - Salam und Herzlich Willkommen zur heutigen Hörerpostsendung liebe Freunde unseres Senders. Seit wir nicht mehr über Kurzwelle ausstrahlen, ist es noch schwieriger geworden eine Hörerpostsendung zusammenzustellen. Heute sind wir optimistisch, dass es klappen wird, wenn auch ein trauriger Umstand, nämlich der Krieg in der Ukraine, der Anlass dafür ist, dass wir längere Hörerpost haben.

Dafür möchten wir uns auch gleich bei unsrer langjährigen und einzigen aktiven Hörerfreundin Martina Pohl bedanken.

Zunächst erwähnen wir aber erst die Meldungen, die uns über den neu eingerichteten WhatsApp-Kanal erreicht haben.

Fast kann man sagen: Wie könnte es anders sein, als dass unser langjährigster treuer Hörerfreund Volker Willschrey die erste Meldung diesbezüglich gemacht hat:

„Hallo schön mit Ihnen verbunden zu sein“ schrieb er und verfasste gleich eine Sprachnachricht, die Sie hier hören können.

WhatsApp-Strachnachricht von Volker Willschrey

Obwohl unser lieber Herr Willschrey so viele Jahrzehnte der Kurzwelle stark verbunden ist, verschließt er sich auch nicht vor den neuen Medien und Technologien. Großartig – Besten Dank Herr Willschrey !

Unser langjähriger IRIB-ParsToday-Freund Stephan Lipsius, der allerdings auch vorher kein Kurzwellenhörer war, ist sowieso auch mit neuen Technologien vertraut, so schrieb er uns über WhatsApp:

„Liebe Freunde, gerne sende ich Ihnen eine erste Nachricht über den neuen von ihnen eingerichteten Kommunikationskanal zur deutschsprachigen Redaktion von IRIB/ParsToday. Die Neuerung ist eine ausgesprochen gute Idee und wird hoffentlich dazu beitragen, den Kontakt zwischen Ihnen in Teheran und Ihren Hörerinnen und Hörern zu intensivieren.

Mit diesen kurzen Zeilen verbleibe ich für heute und wünsche Ihnen allen einstweilen weiterhin Gesundheit und auch sonst alles Gute!

Herzliche Grüße aus Kassel, Ihr Stephan Lipsius!

 

So nun kommen wir zur Mail von Martina Pohl in Überlingen aus aktuellem Anlass:

„Liebe Redaktion von IRIB/Pars Today,es sind schwere Zeiten für Europa angebrochen. Wir sind im 3. Jahrtausend, da sollte es keine Kriege mehr geben. Man ist fassungslos, dass so was möglich ist. Internationales Recht wird durch Gewalt ersetzt. Russland hat den kriegerischen Weg eingeschlagen, um Waffen gegen Menschen zu erheben. Das schlimmste Szenario ist eingetroffen: der russische Angriff auf die Ukraine.Nach den ursprünglichen Abmachungen sollte die Ukraine neutral sein, es sollte also keine Erweiterung der NATO nach Osten geben. Warum gibt es nicht die Möglichkeit eines neutralen Staates zwischen Ost und West nach dem Vorbild der Schweiz? Was wäre schlimm daran, wenn die Ukraine ein neutraler Staat wäre? Für diese Fragen kann es nur eine Verhandlungslösung geben.Präsident Putin hat der Ukraine die Staatlichkeit abgesprochen und gesagt, dass diese nie ein eigenständiger Staat war. Die Ukraine und die Weltgemeinschaft sehen dies anders. Putin hat die beiden Seperatistengebiete im Osten der Ukraine völkerrechtlich anerkannt. Der Vormarsch russischer Truppen in die Ukraine geht weiter.Diplomatische Bemühungen haben nicht gefruchtet. Eine friedliche Lösung war, wenn man ehrlich ist, nicht mehr zu erwarten. Putins Schritt hat sich schon lange in eine andere Richtung bewegt. Er regiert nach anderen Prioritäten. Die russische Führung hatte da wenig Interesse, was den Verhandlungstisch betraf.

 

So geht die Mail von Frau Pohl weiter:

Der Westen reagiert mit harten Sanktionen. Der Handel mit russischen Staatsanleihen soll verboten werden. Dem russischen Staat soll der Zugang zum EU-Kapital und Finanzmarkt erschwert werden u.s.w..

Sanktionen treffen am härtesten die normale Bevölkerung nicht nur in der Ukraine, sondern auch bei uns.Die Energiekosten explodieren bei uns und Deutschland ist auf Erdgasimporte angewiesen. Vor Jahren wurden in 38 europäischen Staaten Gas-Stresstests durchgeführt, um auf mögliche Engpass-Szenarien reagieren zu können. In diesem Zusammenhang wurden zwei konkrete Ausfallsituationen simuliert. Der vollständige Lieferstop von Erdgas aus Russland und die Unterbrechung der russischen Gasimporte über die ukrainische Transitroute. Bei diesem Szenario ging man aber nur von einer begrenzten Zeit von 1 oder 6 Monaten aus.Ich sende Euch heute noch den Artikel „Putin im Zangengriff“ von Peter Scholl-Latour aus dem Buch: Der Weg in den neuen Kalten Krieg vom 13. November 2006 zu. Ihr müsst diesen Beitrag natürlich nicht in der Hörerpost vorlesen, da dieser Inhalt etwas lang ist.

Eure Martina“

 

Liebe Frau Pohl, nochmals vielen Dank, dass Sie dieses aktuelle Thema angesprochen haben, ebenso wie die Zusendung des Artikels von Peter Scholl-Latour, auf den wir nachher noch eingehen werden.

Wirklich hätte sich vor Kurzem noch kaum jemand denken können, dass es so bald zu einem Krieg in Europa kommen könnte so etwas schien unmöglich, leider, leider ist die unvermutete und unerwünschte Situation eingetreten und wir sollten alle beten, dass die kriegerischen Maßnahmen so schnell wie möglich eingestellt werden und nicht noch mehr Blut vergossen wird.

Das sich die Einstellung Irans gegenüber dem Vorgehen des russischen Präsidenten von der der westlichen Länder unterscheidet, konnten Sie sicher schon in unseren Nachrichten lesen oder hören, nichtsdestotrotz verurteilt die IR Iran den Krieg. In einer unserer Nachrichten von vorgestern (Freitag) heißt es:

„Ayatollah Ahmad Khatami, der die Freitagsgebete in Teheran leitet, sagte, die Politik Irans in Bezug auf die Ukraine-Krise und ähnliche Themen bestehe darin, von allen beteiligten Ländern Zurückhaltung zu verlangen.

„Was uns Sorgen macht, ist die Tötung unschuldiger Menschen“, sagte er.

„Bei diesem Vorfall haben die provokativen Aktionen der NATO unter der Führung der Vereinigten Staaten die Situation in der Region verkompliziert“, sagte Ayatollah Khatami und fügte hinzu, dass die Ukraine-Krise das Ergebnis davon sei, dass Washington „seine Nase in alles auf der ganzen Welt stecke.“

Er fügte hinzu, dass die USA „sich selbst fälschlicherweise als Supermacht betrachten, obwohl sie keine Supermacht sind. Auf der anderen Seite schlagen die europäischen Länder in dieser Angelegenheit ständig die Kriegstrommeln, als ob sie glauben, dass der Krieg [ihnen nützt].“

 

Wenden wir uns zunächst erst noch der Mail unseres Leipziger Hörerfreundes Dieter Leupold zu, die wir vor einigen Tagen bekommen haben:

„Hallo liebe ParsToady-Redaktion (IRIB) Deutsche Redaktion 

 

Nach einigen Wochen Schreibpause heute wieder einige Zeilen an die Redaktion zu Euch ins Funkhaus. 

Nun sind schon fast 2 Monate vergangen, dass die Kurzwellenausstrahlung für das deutsche Programm eingestellt wurde. Auch wenn das deutsche Programm nicht mehr über 5900 Khz gesendet wird, ziehe ich mir jeden Sonntagabend das deutsche Programm aus dem Internet herunter zum Nachhören, über www.wwdxc.de , da geht es am schnellsten. 

Also ich höre Euch auch weiterhin zu. 

Werden überhaupt wieder QSL-Karten versendet ? 

Außerdem meine Frage ob man Euch auch weiterhin als IRIB bezeichnen kann, weil auf der Internetseite ParsToday steht? 

Habe Euch mal eine Tabelle beigefügt, Stand 2/22.

Wieviele Sprachdienste Stand Februar 2022 hat ParsToady derzeit und in welchen Sprachen sendet Ihr? 

Mir geht‘s den Umständen entsprechend noch gut, trotz der fast 3-jährigen Zwangs-Corona-Politik in Deutschland, andere Länder haben in den zurückliegen Wochen gelockert, bloß hier in Deutschland tragen wir weiterhin die "Fusel Windel" in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmittel. 

Wo man hingeht liegen die Nasen- und Mundschutz-Binden überall auf der Erde herum, das sind inzwischen schon einige Millionen. 

Wieviel wiegt eine Einwegmaske? Die einfachen hellblauen oder weißen Masken - je nach Verfügbarkeit, mit Ohrschlaufen, Verarbeitung 3-lagig, wiegen 3 Gramm.

Wenn man die 3 Gramm mit 60 Millionen Einwohnern Deutschlands (Kinder abgerechnet) multipliziert, sind das gleich 180 Tonnen, was da so rumliegt an Abfall auf Plätzen, in Parks und Straßen. Ich frage mich: Wo sind da die Grünen die sich bei jedem Umweltskandal aufregen? Keine Stimme aus dem  Plenarsaal gegen diese Umweltverschmutzung.   

Soweit für Heute in Kürze. Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen Euer Hörer Dieter Leupold“

 

Lieber Herr Leupold, wir haben uns gefreut, dass Sie sich wieder bei uns gemeldet haben und auch noch die Hörerpostsendung weiter verfolgen.

Bisher konnten wir noch keine QSL-Karten mehr versenden, aber es wird auch wieder besser, zumindest mit eQSL.

Die Tabelle die Sie haben über die Sprachdienste von IRIB ist aktuell und richtig. Auch besteht IRIB weiterhin und ParsToday ist sozusagen nur eine Unterabteilung.

Jetzt singt erst einmal Behnam Safavi das Lied Aramesh, was auf Deutsch soviel bedeutet wie Ruhe. Damit grüßen wir besonders auch unser österreichisches Geburtstagskind von Ende Februar Paul Gager von dem wir leider lange nichts gehört haben.

Außerdem grüßen wir unsere ehemaligen Hörer Ralph Ladusch und Helmut Lesser, die heute Geburtstag haben.

 

So nun kommen wir noch zu dem sehr interessanten Artikel von Peter Scholl-Latour aus dem Buch: "Der Weg in den neuen Kalten Krieg" vom 13. November 2006, den uns Frau Pohl zugeschickt hat. Leider ist Herr Scholl-Latour schon 2014 verstorben, sein Platz ist jetzt besonders leer, denn er hat die Ursachen für die Ukraine-Krise, die jetzt auf einem Höhepunkt ist, schon damals sehr gut erkannt. Sicher hätte unser Kollege Herr Schahrokny so manches Interview diesbezüglich mit ihm geführt, würde er denn noch leben.

Nun aus seinem Artikel einige Ausschnitte:

Deutschland steht vor der Wahl, mit Russland eine vielversprechende ökonomische Partnerschaft, ja Symbiose einzugehen oder sich im Namen einer obsoleten NATO-Struktur in einen neuen Kalten Krieg hineinzerren zu lassen. Man mag die Behauptung Gerhard Schröders belächeln, er habe in Wladimir Putin einen „lupenreinen Demokraten“ erkannt, aber bei seinem betonten Kooperationswillen mit Moskau hat der Ex-Kanzler eine Richtung gewiesen, von der seine Nachfolgerin nicht abweichen sollte.In der deutschen Öffentlichkeit gehört es zum guten Ton, sich über den Regierungsstil des russischen Präsidenten zu entrüsten. Zweifellos hat sich im Kreml der traditionelle Zug zur Autokratie wieder durchgesetzt. Aber wer wünschte sich schon jene pseudodemokratische Ära der Perestroika zurück, als das Sowjetimperium ohne äußeren Zwang auseinander fiel, als die Reichtümer des Landes skrupellosen Spekulanten ausgeliefert waren und die Straßen Moskaus ein chaotisches Bild des Massenelends boten.Die deutschen Politiker sollten es sich ohnehin abgewöhnen, in sämtlichen Kontinenten mit erhobenem Finger die Wahrung der Menschenrechte anzumahnen, die durchzusetzen sie gar nicht in der Lage sind und auf deren Respektierung sie schamvoll verzichten, wenn die Großwetterlage es verlangt. Gewiss, es geschehen unerträgliche Übergriffe der Sicherheitsorgane in den Weiten der Russischen Föderation, doch es war bestimmt nicht Wladimir Putin, der am Vorabend seines Deutschlandbesuchs die Ermordung der Journalistin Anna Politkowskaja in Auftrag gab.Was die grauenhafte Unterdrückung der Tschetschenen betrifft, so sind diese Exzesse auf die Befürchtung Putins zurückzuführen, der ethnische und islamistische Aufstand könne auf sämtliche autonomen Republiken des Nordkaukasus, vor allem auf Dagestan, übergreifen, längs der Wolga nach Norden vordringen und auch den Separatismus der Tataren und Baschkiren anheizen. Es leben insgesamt mehr als 20 Millionen turkstämmige Muslime im Land, deren hohe Geburtenrate krass mit dem demographischen Verfall des russischen Staatsvolkes kontrastiert, bei dem der Bevölkerungsschwund 800 000 Seelen pro Jahr beträgt. Im Übrigen lebt Russland weiterhin in der traumatischen Erinnerung an das Tatarenjoch der Goldenen Horde, das fast 300 Jahre lang die Herrschaft des Halbmondes bis zu den Pripjet-Sümpfen ausdehnte.

 

In den deutsch-russischen Beziehungen unserer Tage geht es vorrangig um Gas und Öl. In den Medien werden Krokodilstränen über das Schicksal jener Oligarchen vergossen, die sich durch extreme Cleverness, aber vor allem mit räuberischen Methoden der Ressourcen des Landes bemächtigten und im Begriff standen - wie das in der Ukraine tatsächlich geschah - auch die staatliche Macht sowie die Herrschaft über die Medien an sich zu reißen. Wladimir Putin, der zu dem Vorbild Peter dem Großen aufblickt, versucht diese neuen „Bojaren“ in die Zucht zu nehmen. Zumindest ein Dutzend von ihnen - wenn sie denn erfolgreich operieren und Steuern entrichten - ist vor den Nachstellungen dieses ehemaligen KGB-Offiziers verschont geblieben. Bedingung war, dass sie, anders als Michail Chodorkowski, auf politischen Einfluss sowie auf den Ankauf von Fernsehstationen und die suspekte Zusammenarbeit mit US-Konzernen verzichteten.Ist es wirklich so verwunderlich, dass das mächtige Gazprom-Kombinat von den Ukrainern und Georgiern die Entrichtung angemessener Preise für die unentbehrlichen Gaslieferungen fordert, nachdem sich in Kiew und Tiflis neben dem unbändigen Unabhängigkeitswillen auch eine präferenzielle Ausrichtung auf Washington durchsetzte, die in dem Wunsch gipfelt, dem Atlantischen Bündnis beizutreten?

 

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Die Atlantische Allianz hatte den Präsidenten Gorbatschow und Jelzin feierlich, wenn auch ohne vertragliche Absicherung versprochen, sie werde nach der deutschen Wiedervereinigung ihren Bündnisbereich nicht bis zu den Grenzen der ehemaligen Sowjetunion vorantreiben - und schon gar nicht das in Europa stark verkleinerte Territorium der Russischen Föderation zusätzlich reduzieren. Stattdessen hat die NATO zu einem „Drang nach Osten“ angesetzt, wie ihn bereits der Sicherheitsberater des US-Präsidenten Carter, Zbigniew Brzezinski, angekündigt hatte. Der Eindruck entstand, Amerika und seine folgsamen europäischen Verbündeten wollten die Erben des Zarenreichs und des Sowjetimperiums auf eine Linie Smolensk-Rostow zurückwerfen, was bei den Russen düstere Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg weckt. Die Expansion der NATO »out of area« hat in Osteuropa - aus der Perspektive des Kreml - geradezu aggressive Züge angenommen. War es wirklich notwendig, die jüngste Sitzung des Atlantischen Bündnisses in Riga, also gewissermaßen im Vorhof von Sankt Petersburg, abzuhalten? Schon sind amerikanische Offiziere dabei, die ukrainischen und die georgischen Streitkräfte auf NATO-Standard umzustrukturieren. Sie werden dabei von deutschen Militärexperten unterstützt.

Das Problem in diesem Raum - man könnte noch weitere Teile von Nahem und Mittlerem Osten bis zum Hindukusch hinzuzählen - besteht nicht in der Existenz des Nordatlantischen Bündnisses, das für Amerikaner und Europäer unentbehrlich und eine Herzenssache bleiben sollte. Es besteht in der obsoleten Struktur der Organisation der Allianz- North Atlantic Treaty Organization - die während des Kalten Krieges zwangsläufig dem amerikanischen Oberbefehl untergeordnet war, die jedoch den Erfordernissen einer seit Ende des Ost-West-Konfliktes total veränderten Welt in keiner Weise mehr Rechnung trägt. 

Wir belassen es für heute damit, nochmals besten Dank Frau Pohl.

Choda hafez – Gott schütze Sie!