Apr 12, 2022 04:24 CET
  • Moral – islamisch gesehen  (23 – Stärke und Ehre)

Es geht auch heute um die gemeinsame Leitmoral in der Islamischen Gesellschaft. In der Islamischen Gesellschaft herrscht der Geist der Einheit und Zusammenarbeit, Friede und Freundschaft. Die Gerechtigkeit wird in ihr angestrebt und Unrecht abgelehnt.  Doch noch ein weiteres Merkmal zeichnet diese Gesellschaft aus.

                                         

Die Islamische Gesellschaft prägen nicht nur die vorab genannten Merkmale, sondern es ist auch kennzeichnend für sie, dass sie nach Ehre und Stärke sucht und Schmach und Erniedrigung aus dem Wege geht. Diese Gesinnung fußt auf dem Koran, der das Leben der Gläubigen gestaltet. Er lehrte die Muslime zu Beginn des Islams im Vers 8 der Sure 63 (Munafiqun):

 

: "... وَلِلَّهِ الْعِزَّةُ وَلِرَسُولِهِ وَلِلْمُؤْمِنِینَ وَلَٰکِنَّ الْمُنَافِقِینَ لَا یَعْلَمُونَ"

 

…. Doch Allah gehört die Macht und Würdigkeit, und auch Seinem Gesandten und den (wahrhaftigen) Gläubigen. Aber die Heuchler können das nicht begreifen.

                      

Inspiriert von dieser stärkenden Botschaft Gottes hat Imam Husein (Friede sei mit ihm) als er wegen der  Drohungen der Umayyaden vor einer Weggabelung stand und zwischen dem Weg der Ehre und Würde und dem Weg der Niedrigkeit wählen musste, wie folgt gesagt:

 

Wisset, dass dieser Niederträchtige, Sohn eines Niederträchtigen, mich an eine Weggabelung gezwungen hat, an der ich mich entweder für das Schwert (die Tötung durch das Schwert)  oder die Bereitschaft zur Erniedrigung und Schmach entscheiden muss. Aber  es liegt unserer Hoheitssphäre (des Strebens nach Würde und Stärke) fern, Erniedrigung zu akzeptieren. Denn Gott, der Prophet und die aufrichtig Gläubigen gestatten nicht, dass wir uns der Niedrigkeit und Schmach ausliefern.“ 

Und dann  sprach Imam Husain (F) über die fruchtbare Rolle, welche die nach Stärke und Würde strebende Familie des Propheten und der Imame, zu denen er gehörte,  bei der Formung seiner Personalität gespielt haben und sagte:

„Und auch der edle Schoß der Mütter, in dem ich aufgewachsen bin sowie die  Menschen mit edlem Wesen und die Seelen mit Ehrgefühl  und Würde akzeptieren nicht, dass ich den Gehorsam gegenüber den Niederträchtigen dem Ort, an dem ich geopfert werden soll, vorziehe.“ 

Tarich-i Tabari (423/4/5)

 

                         

Aufgrund der auf dem Prinzip der Einheit Gottes beruhenden Überzeugungen sowie der Lebensweise des Propheten und der obersten Anführer der Religion darf kein wahrhaftig Gottgläubiger  auf Kosten seiner Ehre in die Erniedrigung durch Unterdrücker einwilligen und sich mit ihnen versöhnen, selbst dann nicht, wenn sein Leben auf dem Spiel steht.  Es zählt nämlich zu den Errungenschaften des Gottglaubens, dass sich alle Menschen, insbesondere diejenigen, die an den Einen Gott glauben, von dem Joch und der erniedrigenden Befolgung aller Schein-Mächte befreien und an jene Stärke und Würde, die Gott ihnen verspricht, gelangen.  Wir sollten wissen und beachten, dass – auch wenn Gott dem Menschen Entscheidungsfreiheit verliehen und ihm die Verwaltung aller Angelegenheiten des Lebens überlassen hat, - er dennoch laut einem Wort Imam Sadiqs (Friede sei mit ihm) nicht berechtigt ist, sich zu erniedrigen. (siehe Kafi 63/5).

Imam Ali, der in der Gott-Dienstbarkeit seine Ehre und Stärke sah, war um die Verankerung dieser Sichtweise bemüht, als er an einer Stelle seines lehrreichen Briefes an Imam Hasan (Friede sei mit ihm) schrieb:

Ehre deine Seele, indem du von jeglichem Niedrigen, auch wenn es dich die Erfüllung deiner Wünsche (nach Vergänglichem) erreichen ließe, fern bleibst. Denn was du anderenfalls im Austausch dafür bekommen würdest, würde niemals so viel sein, wie das, was du  von deiner Stärke und Ehre weggegeben hättest. Sei kein Diener von anderen, denn Allah hat dich frei erschaffen...“(Nahdschul-Balagha , 31.Brief)

 

Dies ist eine würdige Einstellung, die Schmach und Erniedrigung ablehnt und auf dem Glauben an den Einen Gott beruht. Kurzsichtige und oberflächliche Menschen denken genau das Gegenteil.  Sie akzeptieren jede Art der Schmach und Erniedrigung, wenn es darum geht, nur ein bisschen länger zu leben oder ein ruhiges und gutes Leben auf dieser vergänglichen Welt zu haben. Besonders diejenigen sind so, die Macht und Reichtum  besitzen und ein vergnügliches Leben führen. Sogar ganze Völker, die Bequemlichkeit und Wohlleben gewohnt sind, fügen sich der Erniedrigung durch andere, nur damit sie ihre flüchtigen Freuden weiter genießen können. 

                            

Imam Ali (Friede sei mit ihm) hat einmal gesagt:

 „Ich bin nicht wie jene, die wie das Vieh auf der Weide leben und dort grasen.“

 Er lehnte strikt die Bereitschaft sich erniedrigen zu lassen ab, indem er sagte:

„Einen Augenblick Erniedrigung zu akzeptieren, um bis ans Ende gut, angesehen und in Ruhe zu leben, ist ein Schritt, der Schaden  mit sich bringt.“ (Ghurar al Hikam (Perlen der Weisheit), 58)

 

Natürlich meinen jene, die zur Erniedrigung bereit sind, dass sie nur dann Stärke, Würde und Ansehen im Leben erzielen, wenn sie mit den Zentren und Inhabern von Macht und Reichtum in Verbindung stehen. Sie denken, dass sie in dem Moment Erniedrigung und Schmach erfahren werden, wenn sie sich von den Mächtigen und Reichen fernhalten  und sich gegen die Unterdrücker erheben. Aber Gott, der Macht und Größe und Würde verleiht,  weist diese Ansicht im Vers 26 der Sure 3 (Al-i Imran) zurück.  Dort richtet er folgende Worte an seinen geehrten Propheten des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause):

 

"قُلِ اللَّهُمَّ مَالِکَ الْمُلْکِ تُؤْتِی الْمُلْکَ مَنْ تَشَاءُ وَتَنْزِعُ الْمُلْکَ مِمَّنْ تَشَاءُ وَتُعِزُّ مَنْ تَشَاءُ وَتُذِلُّ مَنْ تَشَاءُ ۖ بِیَدِکَ الْخَیْرُ ۖ إِنَّکَ عَلَىٰ کُلِّ شَیْءٍ قَدِیرٌ"

Sure 3, Al-i Imran,  Vers 26:

Sag: O Allah, Herr der Herrschaft, Du gibst die Herrschaft, wem Du willst, und Du entziehst die Herrschaft, wem Du willst. Du machst mächtig, wen Du willst, und Du erniedrigst, wen Du willst. In Deiner Hand ist (all) das Gute. Gewiss, Du hast zu allem die Macht.

 

                     

Die Einwilligung in Erniedrigung und Schmach, insbesondere wenn jemand gerne dazu bereit ist,   gilt also in der Kultur des wahren Islams, so wie Prophet Mohammad (S) ihn gelehrt hat, als unzulässig. Denn diese Kultur fordert die Ablehnung der Erniedrigung und das Streben nach Stärke und Ehre.

Der Prophet des Islams hat vor mehr als 14 Jahrhunderten wie folgt gesagt:

Wer aufgrund eigener Entscheidung (gegenüber den Manifestationen von Reichtum, Macht und Betrug)               seine Niedrigkeit beteuert und sie akzeptiert, gehört nicht zu uns, der Familie des Prophetenhauses.“

Tuhaf al Uqul   (Meisterwerke des Geistes) 58

 

In der Hoffnung auf zunehmende Erstarkung der Muslime gegenüber den Gewaltmächten der Welt!