May 28, 2023 15:04 CET

Liebe Hörerfreunde. Wir begrüßen Sie zum zweiten Teil unserer neuen Sendereihe zum Thema: die Frau in  Familie und Gesellschaft. Im ersten Teil haben wir bereits einen kurzen Blick auf die Lage der Frau  im Römischen Reich und im antiken Griechenland geworfen. Dieses Mal wollen wir uns noch etwas genauer mit der Situation der Frau im antiken Griechenland befassen.

Das antike Griechenland umfasst vor allen Dingen den Zeitraum von 800 bis 500 vor Christus.  Im 8. Jahrhundert vor Christus war die Stadt Athen eine der ältesten Städte. Viele betrachten das antike Griechenland als Begründer der Demokratie. Diese Zivilisation hat viele Philosophen hervorgebracht, doch die Frauen fanden in  dieser Zivilisation kaum Beachtung

Die Athener handelten mit den Frauen, als wären sie eine Ware. Der Preis für eine Frau war ausgesprochen niedrig. Sie war so wenig wert , dass sie zum Erbgut eines Verstorbenen zählte oder testamentarisch einer anderen Person überlassen wurde.

Die Frauen hatten sich nur um den Haushalt und die Kindererziehung zu kümmern und mussten dem Manne dienen.  Auch in den Häusern der Wohlhabenden, wo Sklavinnen sich um das Kochen, den Hausputz und das Wasserholen kümmerten, musste die Frau das Haus hüten und ihr wurde nicht erlaubt einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. 

In der Athener Gesellschaft hatten die Frauen kaum etwas zu sagen, und wurden wenig beachtet, solange sie kein Kind erwarteten.  Wenn eine Frau ein Kind gebar, brachte man es ihrem Ehemann. Gefiel diesem das Neugeborene, dann blieb es am Leben. Anderenfalls erwartete es ein gewaltsamer Tod. In Sparta fällte ein Ausschuss das Urteil über das Schicksal des Kindes.  Der Säugling wurde von ihm begutachtet und es wurde  überprüft, ob daraus einmal ein mutiger und kräftiger Soldat bzw. eine nützliche Frau werden würde oder nicht.

Im antiken Athen, konnte der Mann beliebig viele Frauen heiraten. Wollte eine Frau sich von ihrem Mann trennen, so hing das zum großen Teil von der Meinung des Mannes ab. Wenn ein Mann nicht mit seiner Frau zufrieden war oder sich, aus welchem Grund auch immer, von ihr trennen wollte, sprach er vor Zeugen die Scheidung aus oder schickte die Frau mit ihrer Aussteuer zu ihren Angehörigen zurück.  Durch die Scheidung verlor die Frau jedes Anrecht auf ihre Kinder. Die Kinder blieben beim Vater. Wenn die Frau die Scheidung wollte, musste sie erst die Zustimmung eines Archon – eines führenden Amtsträgers -  einholen.

Die Athenerin hatte kein Recht auf Eigentum. Ihr ganzes Leben unterlag der Kontrolle von Männern.  Der Ehemann einer Frau wurde Besitzer der ganzen Habe seiner Frau und im Falle einer Scheidung ging dieses Hab und Gut auf den Vater des Mannes oder seinen nächsten Angehörigen über. Frauen, die einen Bruder hatten, erbten nichts von ihrem Vater und selbst wenn sie keinen Bruder hatten  und etwas erbten, war es gerade soviel wie die Aussteuer, die sie mit ins Haus des Ehemanns einbringen mussten.  Wenn sie verheiratet waren, mussten sie ihr Erbe dem Ehemann überlassen  und hatten nicht das Recht, es zu verwenden oder zu verkaufen.  Athen war eine Agrargesellschaft und jeder Bürger hatte ein bestimmtes Eigentum, Aber die Frauen hatten nicht das Recht Boden oder ein Ackerfeld zu besitzen.  Jedes Kind gehörte nach der Geburt zur Familie ihres Ehemannes. Es galt als wichtig, dass jede Familie einen männlichen Erben hat. 

Die sozialen Rechte der Frauen waren im antiken Griechenland auch nur geringfügig. Sie durften nicht wählen und an der Verwaltung der Gesellschaft oder am Gesellschaftsleben teilhaben. Es war ihnen zum Beispiel untersagt bei den olympischen Spielen zuzuschauen. Der Grund war verständlich, denn die Sportler traten unbekleidet auf. Die Frauen durften  nur bei religiösen Zeremonien, Festen und Trauerfeiern dabei sein. Es gab ein Fest namens Thesmophorien, das verheiratete Frauen unter Ausschluss der Männer feierten. Sie brachten bei diesen Feiern ihren Göttern Opfer und Geschenke dar. Ein anderes Fest der Frauen hieß Haloa und wurde zu Ehren der Schutzgöttin des Ackerbaus, Demeter, gefeiert. Die Frauen spielten eine wichtige Rolle im Athener Religionsleben.

Die Frauen im antiken Griechenland nahmen außerdem an Trauerzeremonien und Beerdigungen teil. Sie übernahmen eine wichtige Rolle bei der Vorbereitungen zur Beisetzung. Beim letzten Geleit versprühten sie Wein. Nur bei diesem letzten Geleiten durften sie den Männern vorausgehen. Am 3. und 9. Tag der Trauerzeremonien bereiteten sie Speisen und Wein für die Erbauer der Grabstätte vor.  Solon – ein berühmter Athener Staatsmann und Gesetzgeber in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Christus - führte ein Gesetz ein, mit dem verhütet wurde, dass die Frauen bei diesen Zeremonien mit unziemlicher Kleidung und unziemlichem Verhalten in Erscheinung traten. Das Beklagen und Verletzen eines Verstorbenen war danach nur noch begrenzt gestattet.

                         

Für die Athener bestand der einzige Nutzen der Frau darin, dass sie einen Sohn gebärt. Kam ein Sohn auf die Welt wurde das Haus des Vaters mit einem Kranz aus Olivenzweigen geschmückt . Die Geburt eines Knaben gereichte zur  Ehre. Doch wenn das Neugeborene ein Mädchen war, versteckte sich der Vater bekümmert vor den Leuten.  In der Regel galt im antiken Griechenland ein weibliches Neugeborenes als Last für die Familie, während ein männlicher Nachkomme wegen seiner Fähigkeit, ein kräftiger Mann und Kämpfer zu werden,  begeistert begrüßt wurde.

Der angesehene  Athener Lyriker Simonides beschrieb die Frauen als Tiere in Menschengestalt und als Ursprung von Aufruhr, Er behauptete, Frauen könnten ihre sexuellen Neigungen nicht zügeln und müssten zu ihrem eigenen Vorteil in ihre Grenzen verwiesen werden.. Simonides meinte: „Die Frauen nehmen den Männern alles weg sowohl ihre   Potenz als auch ihre körperlichen Kräften, sie verbrauchen ihre Nahrung und ihren Reichtum und sind Ausgangspunkt für jegliche Besudelung; aber ohne sie geht die Gesellschaft zugrunde.“

Der ruhmreiche  griechische Dramatiker Euripides  verfasste im 5. Jahrhundert vor Christus  die Tragödie Medea . Diese handelte von der Königstochter Medea, die , die sich grausam an ihrem Ehemann rächt weil er sie verstoßen hat. Medea tötet dabei  sogar ihre eigenen Kinder. In diesem Drama vertritt Euripides die Meinung:..Wenn Kinder auf einem anderen Wege als dem Geschlecht der Frau hervorgebracht werden könnten und  es die Frau nicht gäbe, fände der Mensch Rettung vor allen Übeln, denen er begegnet .