Iranisches Kunsthandwerk (11 - Holzschnitzereien)
Wir besprechen weiter das Holzkunsthandwerk. Einer der wichtigsten Zweige dieses Handwerkes ist Monabbat-Kari. So nennt sich die Holzschnitzerei auf Farsi.
Der deutsche Weltenreisende Adam Olearius 1599-1671 hat ausführlich in der Schilderung seiner Iranreise über das Holz im Iran und seine Anwendung geschrieben. Er erwähnt die schön gestalteten Fensterrahmen und -gitter aus Holz.
Mit Monabbatkari bezeichnet man die Hervorrufung von Reliefen auf Holz. Das Wort Monabbat ist von dem arabischen „Nabbat“ abgeleitet, welches „Pflanze“ oder „Wachsendes“ bedeutet. Die Bezeichnung Monabbat spielt darauf an, dass das Schnitzrelief sich, ähnlich wie die Pflanze aus dem Boden, aus dem Untergrund hervorwächst.
Aus der Urzeit des Menschen sind nur sehr wenig geschnitzte Holzgegenstände erhalten gebleiben, denn Holz ist kurzlebig und wird relativ rasch in Folge von Wärme, Feuchtigkeit und unter dem Einfluss weiterer Faktoren zerstört.
Die älteste Holzschnitzerei ist eine Statue aus Holz , die auf 2500 Jahre vor Christus datiert wird und in Ägypten gefunden wurde.
Von den arischen Völkern, die einmal vom Norden her in das Hochplateau Irans einwanderten, sind zylindrische, schön geschnitzte Holzsiegel erhalten geblieben.
Die Könige im antiken Iran haben mit diesen kunstvollen Holzsiegeln, die ihr Wahrzeichen trugen, Befehle bekräftigt.
Der amerikanische Iranist Arthur Pope schreibt, dass es im Iran Eingravierungen auf Stein oder Holz mehrere Tausend Jahre vor den Achämeniden gab und die Iraner schon Jahrhunderte vor Entstehung dieser Dynastie, die Schnitzerei erfanden und verwendeten. Bis vor einiger Zeit, so schreibt Pope weiter, haben einige diese Kunst irrtümlich den Griechen zugeschrieben, aber in Wahrheit haben die Griechen das Schnitzen und die Anfertigung von Siegeln bei den Achämeniden nachgeahmt.“
Man hat zwar unter den Gegenständen aus Stein in Schusch (Susa) und in Tacht-e Dschamschid (Persepolis), d.h.im Südwesten und Süden Irans einige Holzschnitzereien gefunden, aber die Holzschnitzerei entfaltete sich im Iran in der islamischen Zivilisationsära. Nach deren Beginn wurden viele Moscheen gebaut und die iranischen Künstler gehören zu den ersten, die ihre Fähigkeiten für die Ausschmückung dieser Anbetungsstätten einsetzten. Sie verwendeten die Holzschnitzerei für die Bearbeitung von Koranständern, Predigersitzen, Fensterrahmen und Gitter.
Die Iraner blicken auf eine lange Geschichte der Eingravierungsarbeiten und Malerei zurück und wurden allmählich mit den Feinheiten und Techniken zur kunstvollen Verarbeitung von Holz, insbesondere der Schnitzerei vertraut. Zur Zeit der Saffawiden (16. Bis Anfang 18. Jahrhundert) wurde Portale, Predigersitze, Koranständer, hölzerne Zimmerpfeiler, Messergriffe, Löffel und Gefäße mit Schnitzereien verziert.
In den darauffolgenden Epochen hat man sich auf Monabbatkari auf kleineren Gegenständen wie Spiegelrahmen, Koranständern usw. beschränkt. Die Schnitzerei blieb hier und da im Lande bestehen und beliebt. Heutzutage wird sie noch auf Stöcken, Kerzenständern, traditionellen Musikinstrumenten wie Taar und Santur und auf Statuen von iranischen Berühmtheiten verwendet. Auch für die Ausschmückung von Hirschgeweihen und Büffelhörner und ähnlichem wird Schnitzwerk verwendet.
Das älteste Stück Monabbatkari im Iran stammt aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts nach der Hidschra (Anfang 9.Jahrhundert nach Christus) Es handelt sich dabei um einen Türflügel der Atiq-Moschee in Schiras. Dieser geschnitzte Türflügel wurde zur Zeit der Saffariden (861-1003)aus Pappelholz angefertigt. Dieser Türflügel ist mit feinen Spänen aus Walnussholz sehr schön verziert.
Danach lassen sich die geschnitzten Portale aus Tannenholz, die aus dem 4. Jahrhundert nach der Hidschra (10. Jahrhundert nach Christus) stammen, nennen. Auf ihnen wurden im Kufi-Stil Inschriften eingraviert.
Unter den Saffawiden nahm der Bau von religiösen Gebäuden und Herrscherpalästen spürbar zu und so kam es dass die Künstler nach Isfahan, der Hauptstadt der Saffawiden kamen und ihre Versammlung an einem bestimmten Ort führte zur Entstehung von unvergesslichen,großartigen Werken.
Die politische Lage war nach den Saffawiden unstetig und verhinderte jahrelang jegliche fruchtbare Tätigkeit, so dass auch die Künstler die sich der Holzschnitzerei gewidmet hatten verstreut wurden und andere Tätigkeiten aufnahmen. Aber seit dem Beginn der Qadscharen-Dynastie ( 1779-1925) wurden Möbel aus Holz üblich, so dass auch wieder die Schnitzerei zur Geltung kam. Heutzutage ist Schnitzerei ein angesehenes und beliebtes Kunsthandwerk und dient nur der Verzierung. Ein großer Teil der Erzeugnisse in Monabbatkari wird heute ins Ausland exportiert. Zu den wichtigen Zentren der Holzschnitzerei im Iran gehören die Städte Abadeh in der Provinz Fars, Golpaigan in der Provinz Isfahan und Bushehr in der Provinz Hormozgan. Abgesehen davon ist die Holzschnitzerei auch verstreut an anderen Orten Irans üblich.
Jemand, der sich für die Holzschnitzerei interessiert, muss als erstes die Grundregeln und Techniken für dieses Kunsthandwerk erlernen und erlernen,wie er einen Entwurf für eine Schnitzerei zeichnet. Er muss sich dann mit den verschiedenen Arten von Holz und den Werkzeugen und dem Zimmern vertraut machen und die Anfertigung von Aussägearbeiten - erlernen. Bei Monabbatkari besteht die letzte Arbeitsphase in der Bemalung und weiteren Bearbeitung zur Verschönerung des Holzes und dem Schutz vor Feuchtigkeit und Wärme und weiteren schädlichen Faktoren.
Monabbatkari gibt es in kleinem und großen Format (ris und doroscht) Werkstoff ist meistens Holz, es können aber auch Tierknochen und Elfenbein verwendet werden. Aus dem Werkstoff werden Statuen, Porträts in Frontalansicht und Seitenprofil, Blütenblätter im Eslimi-Stil (Arabeske) usw. angefertigt.
Verwendet werden das Holz von Eschen, Eukalyptus, Granatapfel, Ahorn, Buchen, Akazien, Kirsch, Birn- oder Walnussbaum und der chinesischen Jujube.
Spezialisten dieses Kunsthandwerkes setzen folgende Bedingungen für ein geeignetes Holz für Monabbatkari voraus:
Geeignete und schöne Farbe, feste Faserung ohne große Härte, Fehlen von Astlöchern.
Für Monabbatkari werden Werkzeuge nötig wie Messer, Säge, Raspel und Schnitzwerkzeug unter anderem moghaar und Qalam monabbatkari. Moghaar ist ein sehr altes Schnitzwerkzeug mit mehreren Klingen.
Beim Schnitzen wird entweder der gewünschte Entwurf als Relief aus dem Holz herausgearbeitet oder das Bild wird eingekerbt. Die letztgenannte Methode wird in der Regel für Muster aus geometrischen Figuren verwendet.
Bei der Reliefschnitzerei überragt das Werk den Hintergrund völlig bei anderen nicht. Beim Eingravieren eines Bildes oder Musters liegt das Bild tiefer als der Untergrund. Je größer der Entwurf ist, desto mehr sollte er auf dem Untergrund herausragen. Seit einigen Jahren werden CNC-Geräte eingesetzt, die mit Software wie Auto Cad den dreidimensionalen Entwurf auf das Holz übertragen.
Die meisten Motive für Schnitzwerke sind Portraits, „Blumen mit Vögeln“, Arabesken, „Blumen mit Blumenblättern und Knospen“, Kalligraphie, Muscheln, Tier- und Vogelfiguren usw.