Aug 09, 2023 07:41 CET

In diesem Teil unserer Sendung, liebe Hörerfreunde, sprechen wir darüber, welche Position die Frau gemäß dem Islam in der Gesellschaft einnimmt.

Außerdem wird es darum gehen, dass der Islam die Frauen nicht gegenüber den Männern benachteiligt.

Der Islam zieht keines der beiden Geschlechter vor. Als Geschöpf Gottes, als Ehepartner, hinsichtlich Belohnung und Strafe, und hinsichtlich der Annäherung an Gott und Frömmigkeit,  im Handel und in der Politik und in sozialen Fragen genießen Mann und Frau Gleichstellung und keiner von beiden kommt wegen seines Geschlechtes in diesen Angelegenheiten  über den anderen zu stehen.

Wir haben die Zustände in vorislamischen Kulturen und ihre Traditionen betrachtet und gesagt, dass der Koran den Frauen eine besondere Beachtung schenkt. Zum Beweis wollen   wir erneut einen Blick auf die Verse in diesem Himmelsbuch werfen.  Wir wollen auch die Frage beantworten, ob gemäß dem Islam die Frauen angeregt werden eine Rolle in der Gesellschaft zu übernehmen und ob, laut dem Islam,  ihre Anwesenheit in der Gesellschaft mit ihrer Aufgabe  in der Familie, als Ehepartnerin und als Mutter vereinbar ist. Möchte Gott, dass die Frau nur das Haus hütet und gesellschaftlichen Anlässen fernbleibt oder setzt Er einen Rahmen für diese soziale Mitbeteiligung fest? Was sagt der Koran dazu?

Es gibt zahlreiche Beispiele im Koran für die Anerkennung der sozialen Rolle der Frauen. Wir werden in diesem Teil einige davon für Sie nennen.

Als erstes Beispiel verweisen wir auf den Befehl Gottes an den Propheten (S) bezüglich des Treueschwurs, den er den gläubigen Frauen abnehmen sollte. Es heißt in dem Vers 12 der Sure Mumtahana (Sure 60):

«یا أَیهَا النَّبِی إِذَا جَاءک الْمُوْمِنَاتُ یا أَیهَا النَّبِی إِذَا جَاءک الْمُوْمِنَاتُ یبَایعْنَک عَلَی أَن لَّا یشْرِکنَ بِاللَّهِ شَیئًا وَلَا یسْرِقْنَ وَلَا یزْنِینَ وَلَا یقْتُلْنَ أَوْلَادَهُنَّ وَلَا یأْتِینَ بِبُهْتَانٍ یفْتَرِینَهُ بَینَ أَیدِیهِنَّ وَأَرْجُلِهِنَّ وَلَا یعْصِینَک فِی مَعْرُوفٍ فَبَایعْهُنَّ وَاسْتَغْفِرْ لَهُنَّ اللَّهَ إِنَّ اللَّهَ غَفُورٌ رَّحِیمٌ»

O Prophet, wenn gläubige Frauen zu dir kommen, um dir Treue zu geloben, dass sie Gott nichts beigesellen, nicht stehlen, keinen Ehebruch begehen, ihre Kinder nicht töten, keine Verleumdung vorbringen, die sie vor ihren eigenen Händen und Füßen erdichten, (d. h. ihrem Ehemann das Kind eines anderen zuschreiben) und gegen dich nicht ungehorsam sind in dem, was recht ist, dann nimm ihr Treueversprechen an und bitte Gott für sie um Vergebung. Gott ist voller Vergebung und barmherzig.

 

Mit diesem Vers im Koran forderte Gott also den Propheten auf, den Frauen ein Treueversprechen abzunehmen. Das bedeutet aber im Grunde nichts anderes als dass die Frauen als wichtige Mitglieder und Stützen der Gesellschaft bekannt gemacht werden und dass sie auf ihre Weise eine Verantwortung für den Schutz und das Wohl der Gesellschaft tragen.

Ein Treueid ist gleichbedeutend damit, ein Bündnis zu schließen und jemanden als den Vorsteher und Regenten anzuerkennen bzw. kundzugeben, ihm treu zu bleiben und seine Anordnungen zu befolgen.  Unter den Arabern in der vorislamischen Zeit war eine solche Bi`at, wie sich der Treueid auf Arabisch nennt, eine der wichtigsten Traditionen, welche der Islam beibehielt. Den Frauen wurde allerdings in der Zeit der Unwissenheit keine Bedeutung bei solchen Bündnissen beigemessen. Erst nachdem sich die Einstellung zur Frau dank des Islams geändert hatte, fand auch deren Mitbeteiligung an Bündnissen allgemeine Anerkennung.

Die Offenbarung des 12. Verses der Sure Mumtahana, den wir eben anführte, erfolgte, nachdem der Prophet auf der Anhöhe  Safa in Mekka  nach Eroberung dieser Stadt die Bevölkerung aufforderte, ihm die Treue zu schwören. Auch die Frauen kamen zum Propheten , um ihre Loyalität zu erklärten. Der offenbarte Vers enthielt  die Bedingungen für das Treueversprechen.  Bei diesem Eid , der als  Bi`at Nisa –Treueid der Frauen – bekannt wurde, sollten die Frauen geloben, dass sie keine Götzen neben Gott stellen, nicht stehlen, keinen Ehebruch begehen oder ihre Kinder töten, den Befehl des Propheten nicht missachten und nicht  ihrem Ehemann das Kind eines anderen zuschreiben.

In dem berühmtesten Bericht über dieses Ereignis nach der Eroberung von Mekka  heißt es, dass der Prophet wie folgt sein Bündnis mit den Frauen schloss:

Er tauchte seine Hand in eine große Schüssel mit Wasser und nannte die Bedingungen des Treueversprechens,  und danach tauchten die Frauen ihre Hand in dasselbe  Wasser und erklärten auf diese Weise ihr Einverständnis mit diesen Bündnisbedingungen.  

Immer wenn Gott im Koran den Menschen ansprechen will dann heißt es ya aiyaha nnas– o ihr Menschen , oder es heißt ya aiyuhal insan - o Mensch. Damit sind also, unabhängig vom Geschlecht, alle Menschen angesprochen und stehen sie alle vor Gott auf gleicher Stufe. Das einzige Kriterium dafür, dass jemand bei Gott höher zu stehen kommt, ist die Gottesfürchtigkeit eines Menschen. Das Geschlecht spielt also keine Rolle. Der 13. Vers der Sure Hudschurat (Sure  49 ) stellt dies klar. Er besagt, dass die Rangstufe eines Menschen vor Gott nur davon abhängt, wie groß seine Gottesehrfurcht ist und wie sehr er sich von der Sünde enthält.  Es heißt an dieser Stelle im Koran:

 

«یَا أَیُّهَا النَّاسُ إِنَّا خَلَقْنَاکُمْ مِنْ ذَکَرٍ وَأُنْثَى وَجَعَلْنَاکُمْ شُعُوبًا وَقَبَائِلَ لِتَعَارَفُوا إِنَّ أَکْرَمَکُمْ عِنْدَ اللَّهِ أَتْقَاکُمْ إِنَّ اللَّهَ عَلِیمٌ خَبِیرٌ»

 

O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch dann  zu vielen verschiedenen Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem

 

Mann und Frau sind beide Menschen und beide besitzen in gleichem Maße die Kompetenz, Statthalter Gottes auf Erden zu sein. Der Heilige Koran nennt den Menschen den Statthalter Gottes auf Erde und verweist auf seine wichtige Verantwortung als Treuhänder des göttlichen Pfandes, ohne dabei einen Unterschied nach dem Geschlecht zu machen.

Wir können uns davon anhand von Vers 72 in der Sure Ahzab (Sure 33) überzeugen. Dort spricht Gott:

 

«إِنَّا عَرَضْنَا الْأَمَانَةَ عَلَى السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ وَالْجِبَالِ فَأَبَیْنَ أَنْ یَحْمِلْنَهَا وَأَشْفَقْنَ مِنْهَا وَحَمَلَهَا الْإِنْسَانُ إِنَّهُ کَانَ ظَلُومًا جَهُولًا»

Wir haben das Vertrauenspfand den Himmeln und der Erde und den Bergen angeboten, sie aber weigerten sich, es zu tragen, sie waren erschrocken davor. Der Mensch trug es - er tut wirklich Unrecht und ist sehr töricht.  

 

Daraus geht hervor, dass der Islam Männer und Frauen die gleiche Verantwortung gegenüber Gott übertragen hat und beide in gleichem Maße zur Erfüllung der göttlichen Gebote verpflichtet sind.

 

Beide, sowohl der Mann als auch die Frau, können sich frei für das Gute oder das Schlechte entscheiden und durch ihre Entscheidung selber ihr Schicksal bestimmen. Für beide liegen die Voraussetzungen für die Wahl des Weges vor – des Weges zur spirituellen Vollendung und Erreichung des wahren Glücks oder des Weges, der in die Irre und die Vernichtung führt.  Es ist charakteristisch für den Heiligen Koran, dass er jeden Menschen für seine eigenen Taten verantwortlich erklärt. An zahlreichen Stellen heißt es, dass ihm selber seine guten Werke angerechnet werden und er selber für die schlechten Rechenschaft ablegen muss. Im Vers 38 der Sure Mudathir (Sure 74) spricht Gott über die Haftung für schlechte Taten

 

«کُلُّ نَفْسٍ بِمَا کَسَبَتْ رَهِینَةٌ»

Ein jeder haftet für das, was er erworben hat

 

Im obigen Vers kommt das Wort „nafs“ vor, was „Seele“ bedeutet. Gemeint ist hier  jeder Mensch, unabhängig davon ob es sich bei ihm um eine Frau oder einen Mann handelt. Aus diesem Vers lässt sich ableiten, dass die wichtigste Voraussetzung für die Gottesdienstbarkeit darin besteht, darauf zu achten, was man tut. Wenn jemand sein eigenes Tun beaufsichtigt, merkt er schnell, falls  er auf den Abhang der Sünde zu geraten droht.  Dann verspürt er die Gefahr und weiß, dass er aufwachen und Umkehr machen muss.

Wer den Weg des Gott-Dienens betreten hat, der wird von Gott belohnt. Sein Geschlecht spielt dabei keine Rolle. Gott hat dies im Vers 195 der Sure Ale Imran (Sure 3) eindeutig verkündet und gesagt:

«فَاسْتَجَابَ لَهُمْ رَبُّهُمْ أَنِّی لَا أُضِیعُ عَمَلَ عَامِلٍ مِنْکُمْ مِنْ ذَکَرٍ أَوْ أُنْثَى بَعْضُکُمْ مِنْ بَعْضٍ ...»

Da erhörte sie ihr Herr: «Ich (der Herr) lasse bestimmt keine Tat verlorengehen, die einer von euch getan hat, ob Mann oder Frau. Die einen stammen ja von den anderen. (und alle sind vor Mir gleich)…

Gott ruft alle zu sich vorbei und wir sehen, dass die Werke derjenigen, die Seiner Einladung folgen und sich nach seinen Geboten richten und sich dem enthalten, was er verboten hat, bei Gott zu Buche stehen bleiben, ohne dass ein Unterschied nach dem Geschlecht gemacht würde.