Aug 09, 2023 07:46 CET

Liebe Hörerfreunde! In diesem Teil unserer Sendereihe soll es darum gehen, wie der Koran zu den abergläubischen und haltlosen Ansichten aus der vorislamischen Zeit der Unwissenheit bezüglich der Frauen Stellung nimmt.

Der Koran ist keine reine Sammlung von Geboten. Er enthält Gesetze aber auch Geschichte. Er mahnt und erklärt die Schöpfung und spricht noch über zahlreiche andere Themen. Neben Bekanntgabe von Geboten kommentiert er die Gotteszeichen in der Schöpfung und erklärt das Ziel der Erschaffung von Himmel,  Erde und Lebewesen. In anderen Versen schiebt er die Schleier über dem  Geheimnis von Leben und Tod und Jenseits beiseite.  Der Koran ist kein Buch für Philosophie und dennoch verkündet er klar seinen Standpunkt über drei wichtige Gegenstände der Philosophie, nämlich, die Welt, die Gesellschaft und den Menschen.  Dieses Himmelsbuch, welches die Menschen rechtleitet,  besteht nicht nur aus Mahnung und gutem Rat sondern durch die Deutung der Schöpfung und des Daseins gibt es dem Leser und Hörer eine besondere Weltanschauung zur Hand und schiebt der falschen Denkweise derer, die ihn anzugreifen versuchen,  einen Riegel vor.

Eine erniedrigende Ansicht, die in der vorislamischen Zeit der Unwissenheit herrschte, war die, dass der Mann die Voraussetzung für die Entstehung der Frau gewesen sei , und die Frau nur wegen des Mannes erschaffen wurde, um für ihn da zu sein.

Der  Islam unterscheidet nicht nach dem Geschlecht, wenn es heißt, dass  Himmel und Erde, Wolken und Wind, Pflanzen und Tiere  alle für den Menschen erschaffen wurden

Außerdem heißt es im Vers 187 der Sure Baqara, Sure 2, dass Mann und Frau füreinander wie eine Bekleidung sind und beide füreinander da sind:

 

«هُنَّ لِباسٌ لَکُمْ وَ أَنْتُمْ لِباسٌ لَهُنَّ»

… Sie (die Frauen) sind eine Bekleidung für euch, und ihr seid  eine Bekleidung für sie.

 

Gemäß diesem Vers sind Frau und Mann füreinander  wie eine Bekleidung. Das bedeutet dass sie sich mit ihrer Ansehnlichkeit bzw. Unansehnlichkeit gegenseitig beeinflussen können. Sie sollen, wie  eine Bekleidung, die den Menschen schmückt und das Hässliche verdeckt , füreinander ein Schmuck sein und das Hässlichen an ihnen verhüllen. 

Die Übersetzung des Verses sieht daher auch mitunter wie folgt aus:

Sie (die Frauen) sind ein Schmuck und eine Bekleidung für euch, und ihr seid ein Schmuck und  eine Bekleidung für sie.

Die Erschaffung von Mann und Frau ist ein wichtiges Thema im Koran. In der Sure Nisa (Sure 4) sagt der Koran klar und deutlich im Vers 1, dass die Frauen aus demselben Wesen wie die Männer erschaffen wurden:

 

یَا أَیُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّکُمُ الَّذِی خَلَقَکُمْ مِنْ نَفْسٍ وَاحِدَةٍ وَخَلَقَ مِنْهَا زَوْجَهَا وَبَثَّ مِنْهُمَا رِجَالًا کَثِیرًا وَنِسَاءً …

O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, der euch aus einem einzigen Wesen erschuf,  und auch aus ihm seine Gattin erschuf und aus ihnen beiden viele Männer und Frauen entstehen und sich ausbreiten ließ. …

Einige Kommentatoren ziehen diesen Vers heran, um zu begründen, dass Gott Hawa (Eva) aus der linke Rippe des Adam erschaffen hätte.  Wenn wir einen Blick auf die Thora, in der veränderten Form wie sie heute existiert,  werfen, stellen wir fest, dass diese Ansicht von  dort übernommen wurde. In einer abgeänderten Version des Alten Testament heißt es im Exodus, im Kapitel 2, in den Versen 21 und 24:

„Dann sprach Jahwe Gott: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht… Nun ließ Jahwe Gott einen Tiefschlaf über den Menschen fallen, dass dieser einschlief, und er nahm eine von seinen Rippen und schloss das Fleisch an ihrer Stelle zu. Dann baute Jahwe Gott die Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, zu einem Weibe und führte es zum Menschen. Da sprach der Mensch: Das ist endlich Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Diese soll Weib heißen, weil sie vom Mann genommen ist…“ 

Ähnliches wurde auch vom Christentum übernommen.

Auch glaubten einige Araber in der islamischen Zeit immer noch an die falsche Ansicht, die Frau sei aus der linken Rippe des Adam erschaffen worden, und sahen diese Ansicht im Vers 1 der Sure Nisa bestätigt. In diesem Zusammenhang berichtet Zurara, ein treuer Helfer des Imam Sadiq (F), dass jemand den Imam (Friede sei mit ihm) fragte: „Stimmt es, wenn einige sagen: Gott hat Eva aus der linken Rippe des Adam erschaffen? „

Imam Sadiq (F) antwortete:

„Gott steht weit über dieser Behauptung. Wer so etwas sagt, der denkt, Gott hätte nicht die Macht gehabt, für Adam aus etwas anderem als seiner Rippe eine Gemahlin  zu erschaffen.“

Der Koran macht keinen Unterschied zwischen der Erschaffung der Frau und des Mannes. Laut ihm  kommt bei Gott nur derjenige über andere zu stehen, dessen Gottesfürchtigkeit größer ist. Der Heilige Koran lässt nicht zu, dass einige sich auf die Aussagen früherer Völker stützen, um sich abfällig über die Frau zu äußern. Daher spricht Gott im Vers 13 der Sure Hudschurat, Sure 49:

«یَا أَیُّهَا النَّاسُ إِنَّا خَلَقْنَاکُمْ مِنْ ذَکَرٍ وَأُنْثَى وَجَعَلْنَاکُمْ شُعُوبًا وَقَبَائِلَ لِتَعَارَفُوا إِنَّ أَکْرَمَکُمْ عِنْدَ اللَّهِ أَتْقَاکُمْ إِنَّ اللَّهَ عَلِیمٌ خَبِیرٌ»

O ihr Menschen, Wir haben euch alle von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.

Eine andere erniedrigende Ansicht aus der vorislamischen Zeit war die, dass die Frau  ein Element der Sünde sei. Im Alten und Neuen Testament wird die Frau so beschrieben, als ob sie vom Wesen her Böses und Versuchung auslöst und deshalb haben einige Exegeten die Frau als kleinen Satan bezeichnet. Die Vorfahren sahen bei jeder Sünde und jedem Verbrechen, welche die Männer begingen, eine Frau mit im Spiel und waren der falschen Ansicht, dass die Frau den Mann zur Sünde verleitet. Sie behaupteten, dass Satan nicht direkt in das Wesen des Mannes eindringen könne und dies nur durch die Frau möglich werde, welche die Männer in Versuchung bringt.  Alle diese unsinnigen, haltlosen Ansichten dienten dazu, die Frau zu erniedrigen und den Mann grundlos auf eine höhere Stufe zu stellen. Aber der Heilige Koran bestätigt keine von diesen haltlosen Ansichten. 

Gemäß einem solchen Aberglauben soll Satan Eva  überlistet haben, damit sie  auf Adam einredet, von dem verbotenen Baum zu essen  und Adam soll dies deshalb getan haben, weil Eva darauf bestanden hatte. Das bedeutete quasi, dass Eva schuld an der Vertreibung aus dem Paradies sei.  Hierzu ist zu sagen, dass der Heilige Koran bei der Beschreibung der Geschichte,  Eva nicht als die Hauptschuldige für die Vertreibung aus dem Paradies bezeichnet. Vielmehr  unterstreicht er, dass sie beide, Adam und Eva, von Satan überlistet wurden.

Darauf , dass Satan nicht nur Eva, sondern sowohl Adam als auch Eva verführt hat, weisen die Worte Gottes in den Versen 20 bis 22 der Sure Araf (Sure 7) hin:

 

«... فَوَسْوَسَ لَهُمَا الشَّيْطَانُ وَقَالَ مَا نَهَاكُمَا رَبُّكُمَا عَنْ هَٰذِهِ الشَّجَرَةِ إِلَّا أَنْ تَكُونَا مَلَكَيْنِ أَوْ تَكُونَا مِنَ الْخَالِدِينَ (20)، وَ قاسَمَهُما إِنِّی لَکُما لَمِنَ النَّاصِحِینَ (21)، فَدَلَّاهُمَا بِغُرُورٍ ... (22

Der Satan flüsterte ihnen beiden ein,… «Nur deswegen hat euch euer Herr diesen Baum verboten, damit ihr nicht zu Engeln werdet oder zu denen gehöret, die ewig leben.»20 Und er schwor ihnen: «Ich bin zu euch einer von denen, die (euch) gut raten.»21

Er ließ sie beide durch Betörung abfallen. …»22

 

Auf diese Weise hat der Heilige Koran die Denkweise, die vor dem Islam üblich und verbreitet war, bekämpft und das weibliche Geschlecht von dem falschen Vorwurf befreit, Urheberin  der Verführung und Sünde und ein kleiner Satan zu sein. 

Eine andere diskriminierende Ansicht, die hinsichtlich der Frau existierte, betraf ihre geistigen und spirituellen Qualifikationen.  Man dachte, die Frau könne keine spirituellen Stufen erreichen und sie könne nicht wie der Mann in Gottes Nähe finden und könne nicht ins Paradies einkehren. Aber der Koran hat in zahlreichen Versen deutlich gesagt,  dass die Belohnung im Jenseits und die spirituelle Annäherung an Gott unabhängig vom Geschlecht ist und dass sie vielmehr  vom Glauben und den Werken eines Menschen, ob Mann oder Frau, abhängen.  Gott spricht in der Sure Ale Imran (Sure 3), Vers 195:

«فَاسْتَجَابَ لَهُمْ رَبُّهُمْ أَنِّی لَا أُضِیعُ عَمَلَ عَامِلٍ مِنْکُمْ مِنْ ذَکَرٍ أَوْ أُنْثَى ...»

Da erhörte sie ihr Herr: «Ich (der Herr) lasse keine Tat verlorengehen und unbelohnt bleiben, die einer von euch getan hat, ob Mann oder Frau …