Feb 09, 2016 14:54 CET

Ab Beginn des 10. Jahrhunderts nach der Hidschra, sprich 16. Jahrhundert nach Christus, regierte eine Dynastie namens Saffawiden für circa 2 Jahrhunderte über den Iran.

Unter den Saffawiden erreichten Künste wie die Architektur, Malerei, Metallarbeiten und Weberei, geknüpfte Teppiche und Gebäudedekoration ihren Höhepunkt.

 

Unter dem Saffawiden Schah Abbas versammelten sich die Meister der Kunst aus dem In- und Ausland an seinem Regierungssitz in Isfahan. So wurde Isfahan zum Zentrum für die Schaffung von Werken der Islamischen Kunst. Schah Abbas ließ zahlreiche Werkstätten einrichten. Eine Blütezeit der Künste, darunter der Töpferkunst begann.   Berühmt wurden zum Beispiel die einfarbige Töpferware aus Kerman, Südostiran, und die mehrfarbige aus dem nordöstlichen Teil des Landes. Sie wurden mit Blumen und Menschen- und Tiermotiven verziert.

 

 

Von der Anfertigungstechnik her lässt sich die Töpferware in mehrere Kategorien einteilen:

 

Kubatschi und Iznik-Keramik 

 

Bemalte glänzende Keramik mit Blumen und Vogel-Motiven

 

Weiße Keramik berühmt als Gamberun-Keramik – und mehrfarbige oder einfarbige Kermaner Seladon-Keramik

 

 

Die Kubatschi-Keramik (englisch: Kubachi ware)  war auf weißem Untergrund in Schwarz, Rot, Braun, Grün und Blau bemalt und mit einer  dünnen transparenten Glasur versehen.  Iznik-Keramik entstand unter dem Einfluss des Töpfereihandwerkes im Osmanischen Reich. Auch hierbei handelte es sich um Gefäße mit weißer Glasur, die in abwechslungsreichen Farben schön bemalt wurden.

 

 

 

Die schönste Keramikware aus der Saffawidenzeit ist die Gamberun-Töpferware.  Die heutige südiranische Hafenstadt Bandar Abbas trug einmal diesen Namen, bevor sie von den Portugiesen und dann von Schah Abbas umbenannt wurde. Die Töpferware aus dieser Stadt war weiß und sehr fein in Blau und Schwarz bemalt. Gegen Ende der Saffawidenherrschaft wurde auch in anderen Städten wie Kerman im Osten und Maschhad im Nordosten weißblaue Keramik üblich und allmählich setzte sich immer mehr  das Blau durch.

 

In der Saffawidenzeit wurde  eine neue Art von Keramik in den Töpfereien angefertigt, genannt Seladon-Keramik. Zunächst entstanden sie in Anlehnung an die chinesische Töpfereiware dieser Art. Doch die iranischen Töpfermeister schufen durch neue Muster und Verzierungen  eine eigenständige iranische Seladon-Keramik.  Diese Seladon-Tongefäße waren sehr stabil und mit einer dunkel- oder hellgrünen Glasur versehen. Sie trugen Relief- oder eingravierte Muster und beliebte Motive waren Drachen, das Fabelwesen Simorgh, Fische, komplizierte Wolkengebilde oder die Lotosblume.  

 

Zum Teil wurde diese Seladon-Keramik auch mit einer Inschrift am Rande des Gefäßes oder innerhalb der Bebilderung versehen.  Darüber, wo  die Zentren für die Anfertigung der iranischen  Seladon-Keramik genau lagen, weiß man wegen Mangel an ausreichenden Untersuchungen nicht viel.  Man hat diese Art von Töpferware aber in den Städten Kerman, (Ostiran), in Bandar Abbas (Südiran) und in Isfahan in Zentraliran und  Sultaniyeh in Westiran gefunden.   

 

 

 

Der Aufschwung , den die  Saffawiden der Kunst bescherten, brach mit  ihrer Entmachtung  ab und  im Zusammenspiel mit den Kontakten zu der westlichen und östlichen Welt traten viele Veränderungen in der Kunst des Irans mit seiner langen Geschichte ein.  Das künstlerische Wirken  in Form früherer Methoden geriet  in größerem Umfange in Vergessenheit.

 

Nach dem Einfall der Afghanen und der Vernichtung der Saffawiden-Dynastie setzten zwar die Töpferwerkstätten ihre Arbeit fort, aber ihre Erzeugnisse konnten sich nicht mehr mit der glänzenden Keramik der Vergangenheit messen.

 

                      

 

Bei einer Gesamtbetrachtung der  Geschichte des iranischen Töpfer-Kunsthandwerkes  während der Islamischen Ära, die circa 1400 Jahre umfasst, lässt sich feststellen, dass dieses Handwerk in dieser Ära eine neue Stufe erreicht hat und hinsichtlich Anfertigungsweise, Verzierung und Verwendung deutliche Entwicklungen erfahren hat.  Diese Entwicklungen entstanden im Zusammenhang mit der Religiosität, der Wirtschaft, der Kalligrafie  und Malerei und  wiesen insbesondere durch ihre islamisch geprägte Musterung und Bemalung große Unterschiede zu der vorislamischen Ära auf.   Die muslimischen Töpfermeister haben ihre Werke nicht nur mit Mustern und naturalistischen Bildern verziert sondern sie auch mit Koranversen und Poesiereimen geschmückt.

 

 

 

Um Sie noch besser mit der iranischen Keramik vertraut zu machen, wollen wir kurz etwas näher über eine wichtige Art dieser Keramik sprechen und zwar die Mina`i-Keramik ).

 

                                         

 

Das älteste Stück Mina`i-Keramik der Welt  stammt aus dem 15. Jahrhundert vor Christus. Es handelt sich um ein Gefäß aus Ägypten, welches  eine Verzierung mit Glaspulver trägt. Auch im Iran blickt  Mina`i – Tonware  auf eine lange Vergangenheit zurück und liefert sehr  schöne Exemplare.   Im antiken Iran wurden  unter den  Achämeniden, die vom 6. bis 4. Jahrhundert vor Christus herrschten, Mina`i Ziegelsteine mit einer alkalischen Glasur hergestellt. Beispiele dafür hat  man in der Apadana-Palastanlage im südwestiranischen  Schusch (Susa) gefunden.  Für die Verzierung dieser Ziegel wendete man zwei Methoden an:  Entweder wurden Ziegel glasiert und  reliefartig gemustert oder sie hatten eine bunt bemalte glatte Oberfläche.  Eine Mischung von Sand und Kalk wurde in Formen gegossen und die Ziegel wurden  drei Mal in Brennöfen gefestigt.

 

Beim ersten Brennvorgang nahm der Ziegel seine feste Gestalt an.  Beim zweiten wurde er mit der  Mina-Glasur  und beim dritten  mit einer silicathaltigen Glasur versehen: eine flüssige transparente Masse, der oftmals Farbstoffe und Oxide beigefügt wurden.

 

                               

Für die Mina`i- Tonware wird Porzellanerde verwendet. Die in Kaschan und weiteren Städten im Zentraliran im 12.Jahrhundert üblichen Methoden zur Herstellung von Mina`i-Keramik gehen wahrscheinlich auf die Experimente in den Töpferwerkstätten  im nordöstlichen Neyschabur und in Samarkand (heutiges Usbekistan) zurück. Nach einem ersten Brenndurchgang wurde die Tonware verziert. Es folgten mehrere weitere Brennvorgänge zuerst mit einer  Temperatur von 750 Grad und dann unter allmählicher Verminderung der Hitze. Eine der besten Mina`i Glasuren, die die iranischen Töpfermeister herstellten, entstand durch Zugabe von Kupfersulfat, Silbernitrat oder Wismut Nitrat,  Goldchlorid oder Silbercarbonat. Am schwierigsten war die Anfertigung von Mina`i-Keramik mit Reliefverzierung.  

 

Meistens markierten die Töpferkünstler als erstes die Bereiche, die vergoldet werden sollten und trugen dann Schicht für Schicht ihre Farbe auf. Dadurch erzielten sie einen einmaligen  Glanzeffekt.

 

Die Innenseite der Mina`i-Gefäße wurde in der Regel ganzflächig mit geometrischen Mustern und Blüten und Pflanzenmotiven verziert.  Zu den kostbaren historischen Exemplaren dieser Keramikart gehört eine Mina`i Schale mit Islimi-Mustern in Schwarz, Weiß und Braun, die  um den Innen- und Außenrand herum  eine Aufschrift trägt, deren Stil dem Kufi-Stil ähnelt.  Dieses wertvolle Stück  entstand ungefähr im 6 bis 7. Jahrhundert nach der Hidschra, also 12. bis 13. Jahrhundert nach Christus.  Doch wurde die Mina`i –Keramik auch mit Bildern von Tieren oder Menschen geschmückt. Es wurden Szenen aus Romanzen oder von einer königlichen Jagdgesellschaft oder Musikergruppe aber manchmal auch Episoden aus dem Buch der Könige von Ferdowsi abgebildet. Häufige Elemente in diesen  Abbildungen waren Vögel oder zwei Menschen oder  ein Baum.  Es gibt bei der Bemalung dieser Art von Keramik keinen großen Unterschied zwischen den Gesichtern von Menschen oder den männlichen und weiblichen Gewändern.  Die Bilder und  Verzierung harmonieren aber immer mit der Beschriftung.   Einige Kunstforscher sind daher der Ansicht, dass die  Bemalung und Kalligrafie auf diesen Gefäßen nicht von zwei verschiedenen sondern von ein- und demselben Künstler vorgenommen wurde.  Typische Farben für die Bemalung der Mina`i- Gefäße waren Blau, Grün, Türkisfarben, Rot, Braun, oder Schwarz, Gelb und Weiß.  Manchmal wurden alle Farben eingesetzt und manchmal nur eine alleine.

 

Als Zentren für die Anfertigung dieser Art von Keramik werden Saveh, Natans, Rey, Arak und Kaschan in Zentraliran genannt. Allerdings haben Forschungen ergeben, dass Rey (ehemals bedeutende Stadt im Süden des heutigen Teheran)  nicht Herstellungszentrum war sondern die Mina`i Keramik aus anderen Orten bezog.