Der Hadsch wird von Riad außenpolitisch instrumentalisiert
(last modified Wed, 25 May 2016 00:21:37 GMT )
May 25, 2016 02:21 Europe/Berlin

Das saudische Herrscherhaus ist bestrebt, durch Einschränkungen der Hadsch-Zeremonien für die Iraner diesen heiligen Brauch als Druckhebel gegen die Islamischen Republik Iran einzusetzen.


Am 15. Mai 2016 forderte die Behörde für Hadsch und Pilgerreisen der Islamischen Republik Iran in einer Erklärung mit Hinweis auf die knappe Zeit bis zum nächsten Hadsch, die saudi-arabische Regierung dringend auf, so bald wie möglich die geeigneten Voraussetzungen für die diesjährige Entsendung von iranischen Pilgern zu den Bedingungen der vergangenen Jahre zu schaffen und die Erfüllung der Hadsch-Pflicht nicht zu behindern. Das Ministerium für Hadsch und Umra Saudi Arabiens hatte einige Tage zuvor in einer Bekanntmachung erklärt, die iranische Behörden seien nicht bereit gewesen, das Protokoll der beidseitigen Verhandlungen zu unterzeichnen. Laut Iran gibt es aber in diesem Verhandlungsprotokoll Unklarheiten über die Ausstellung von Visa, die Beförderung der Hadschpilger und deren konsularische Unterstützung. Es war vereinbart worden, dass die Saudis die offenen Fragen klären. Es ist also noch immer ungewiss, ob die Iraner dieses Jahr nach Mekka zum Hadsch reisen können oder ihnen die Erfüllung dieses Wunsches eines jeden Muslims verwehrt wird. 

Die Behörde für Hadsch und Pilgerreisen der Islamischen Republik Iran hat vor circa 4 Monaten um Gespräche vor Ort mit den saudischen Verantwortlichen zwecks Vorbereitung der Hadschreise der Iraner gebeten, aber die Saudis haben unter verschiedenen Vorwänden die Anreise der iranischen Delegation hinausgezögert.

Dies geschah, obwohl die einleitenden Maßnahmen für die Hadschreise jährlich schon einige Monate vor dem Hadsch getroffen werden müssen, insbesondere da Iran immer um optimale Bedingungen für seine Pilger für die Teilnahme an diesen bedeutenden Brauch bemüht ist, was genügend Zeit und die Zusammenarbeit der saudischen Regierung erfordert. Die Saudis haben sich aber aus konkreten Gründen einer Zusammenarbeit mit den Leitern der Hadsch- und Pilgerbehörde Irans enthalten. Sie haben sich seit einigen Monaten in sinnlose politische Konflikte mit der Islamischen Republik Iran verwickelt und die diplomatischen Beziehungen zu Teheran abgebrochen. Ebenso haben sie den Propagandakrieg gegen den Iran verschärft. Den Grund für das Scheitern ihrer Interventionspolitik in Syrien, Jemen, Irak, Libanon und Bahrain sehen sie in der Strategie des Widerstandes, die die Islamische Republik Iran und ihre Verbündeten verfolgen. Deshalb legen sie nun dem Hadsch der iranischen Gläubigen Hindernisse auf den Weg.

Zudem haben die iranischen Verantwortlichen angesichts der Tragödie, die sich letztes Jahr während des Hadsches abspielte, ausreichende Garantien für die Sicherheit und die Achtung der Hadschpilger gefordert. Im letzten Jahr sind mehrere Tausend Pilger in Mina, nahe bei Mekka auf tragische Weise ums Leben gekommen und 464 der Opfer waren Iraner. Außerdem stürzte ein Baukran in die Heilige Moschee von Mekka wobei 107 Pilger getötet und 238 verletzt wurden. Diese erschütternden Ereignisse zeugen zusammen mit weiteren Mängeln während des Hadsches für die zunehmende Nicht-Eignung der Saudis bezüglich einer korrekten Verwaltung der Hadsch-Angelegenheiten. Daher haben die Verantwortlichen von Iran 4 Forderungen an die Saudis gestellt. Said Ohadi, der Leiter der Behörde für Hadsch und Pilgerreisen der Islamischen Republik Iran sagt hierzu: „Zu den vier roten Linien, die wir den Saudis nannten, gehören: Die Verwendung inländischer Flugzeuge, die Zuversicht über die Sicherheit der Pilger angesichts des Unglücks von Mina und des Kranunglücks in Mekka, die Ausstellung von Visa sowie die Bereitstellung von konsularischen Diensten. Er sagte: Wir werden nicht von diesen Forderungen abrücken.

Aber es scheint, dass die Saudis unter haltlosen Ausreden den logischen Bedingungen Irans ausweichen wollen und die Teilnahme iranischer Muslime am Hadsch in Mekka zu verhindern versuchen.

                                   

Als Prophet Abraham (gegrüßet sei er) die Kaaba in Mekka neu errichtete, gab Gott ihm gemäß Vers 27 der Sure Hadsch (Sure 22) die Anweisung:

„Und rufe die Menschen zur Pilgerfahrt auf. Sie werden zu Fuß und auf jedem mageren Kamel aus allen fernen Gegenden zu dir kommen.“

Auch hat Gott in der Sure Ale Imran (Sure 3) im Vers 97 die Hadsch-Zeremonie zur Pflicht erklärt:

„Und der Menschen Pflicht gegenüber Allah ist die Pilgerfahrt zum Hause (zur Kaaba) , wer da den Weg zu ihm machen kann. Wer aber ungläubig ist (und den Hadsch beiseite stellt, der schadet sich selber) - wahrlich, Allah ist auf niemanden auf der Welt angewiesen.“

Wenn der Koran und zahlreiche Überlieferungen den Hadsch hervorheben, ist es ein Hinweis auf seine Bedeutung. Bei der riesigen und beeindruckenden Hadsch-Versammlung von Muslimen aus allen Ländern in Mekka können diese nicht nur gemeinsam die schönen sinnvollen Zeremonien des Hadsches durchführen und an der spirituellen Atmosphäre teilhaben, sondern auch über die Lage in der Islamischen Welt und der Muslime korrespondieren. Keine Regierung – auch nicht die saudische – ist berechtigt, die Muslime an der Pilgerfahrt nach Mekka und der Vollbringung der wichtigen Pflicht des Hadsches zu hindern.

Gemäß dem Übereinkommen, welches von Iran und Saudi Arabien in der Vergangenheit unterzeichnet wurde, sind beide Seiten verpflichtet nicht zuzulassen, dass politische Probleme in ihren bilateralen Beziehungen die Durchführung des Hadsches durch iranische Pilger beeinträchtigen. Die saudischen Staatsmänner verstoßen offen gegen diese Vereinbarung. Sie lassen aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten mit der Islamischen Republik Iran nicht zu, dass der Weg für die Entsendung der Iraner zum Hadsch geebnet wird. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass die Saudis den Hadsch als Druckhebel gegen ein Land einsetzen. Seit 4 Jahren wird den Muslimen aus Syrien seitens des saudischen Herrscherhauses die Teilnahme am Hadsch in Mekka verwehrt. Dies hat mit der Unterstützung der wahhabitischen Regierung in Riad für die takfiristischen Terrorgruppen im Krieg gegen die Regierung von Baschar Assad zu tun.

Im Gefolge der Militärangriffe der Saudis auf Jemen, wurde im vergangenen Jahr auch der jemenitischen Bevölkerung die Einreise in Saudi Arabien zur Teilnahme an den Hadsch-Ritualen verwehrt. Der Vize des jemenitischen Ministeriums für Stiftungen verurteilte dieses Vorgehen des saudischen Regimes. Abdur rahman al Qalam sagt: „Die Saudis gehen aufgrund persönlicher Ziele gegen einen der wichtigen Grundpfeiler des Islams (den Hadsch) vor.“

Auch sind die irakischen Muslime und Muslime aus einigen anderen Ländern, deren Regierungen keine guten Beziehungen zu den Saudis in Riad hatten, mehrmals an der Teilnahme am Hadsch gehindert worden.

Das heilige Mekka und Medina und die heiligen Stätten in diesem beiden wichtigsten Städten der Islamischen Welt gehören allen Muslimen. Keine Regierung, welche die Verwaltung dieser Städte in der Hand hat, kann die Einreise von Muslimen und die Durchführung der Hadsch-Zeremonien verhindern.

Nuur Zaman, der Sprecher des pakistanischen Ministeriums für religiöse Angelegenheiten sagt: „Unabhängig von jeglichen politischen Meinungsverschiedenheiten darf keinem Muslim auf der Welt die Erfüllung der Hadsch-Pflicht verwehrt werden. Der Hadsch ist ein weltweiter Brauch für alle Muslime.“

Aber das saudische Regime stellt sich nicht nur einfach gegen die Durchführung des Hadsches seitens Muslime verschiedener Länder, sondern macht auch Unterschiede zwischen den Hadschpilgern. Die Pilger aus Saudi-Arabien und aus den mit Riad verbündeten arabischen Staaten erhalten die besten Dienstleistungen während des Hadsches. Während Pilger aus Ländern, die keine nahen Beziehungen mit Saudi Arabien haben oder aus armen Staaten kommen keine geeigneten Aufenthaltsbedingungen in Mekka und Medina haben. Und gerade diese Pilger erleiden bei Unglücken den größten Schaden, was sich bei dem tragischen Ereignis in Mina im September vergangenen Jahres wieder einmal gezeigt hat.

Die Saudis haben schon öfters bewiesen, dass sie nicht die Kompetenz zur Verwaltung einer wichtigen religiösen Zeremonie wie den Hadsch besitzen. Das Herrscherhaus begnügt sich in Bezug auf den Hadsch nur mit dem Häuserbau in und in Umgebung der Heiligen Gebiete, und durch seine Bauprojekte hat es zum Teil der religiösen Atmosphäre geschadet.

Es ist aber die wichtigste Aufgabe der Saudis, dass sie für Sicherheit und Achtung der Hadschpilger sorgen, damit dies sich ganz der Vollbringung ihrer Hadsch-Pflicht widmen können. Die Saudis haben gezeigt, dass sie dazu nicht in der Lage sind und deshalb sind zahlreiche Denker der Islamischen Welt der Ansicht, dass der Hadsch von Vertretern der Islamischen Länder verwaltet werden muss. Der Vater der Islamischen Republik Iran, Imam Chomeini, hat nachdem die saudischen Beamten 1987 mehrere hunderte Pilger aus Iran und anderen Ländern getötet haben, bereits damals betont, dass diese Dynastie nicht die Kompetenz zur Verwaltung der Heiligen Gebiete besitzt und die islamischen Ländern einen Rat bilden müssen, der diese Aufgabe übernimmt. Diese Forderung ist heute noch aktuell, zumal die Nicht-Kompetenz der Saudis noch mehr an den Tag getreten ist und sie gezeigt haben, dass sie die Verwaltung der Hadsch-Zeremonie für ihre politischen Ziele ausnutzen. Hussein Scheich-ul Islam, Berater des Vorsitzenden des Iranischen Parlaments betont in diesem Zusammenhang: „Die Verwaltung des Hauses Gottes darf nicht in der Hand der Saudis sein, denn sie haben jedes Jahr ihre Inkompetenz in dieser Beziehung bewiesen und selber zugegeben, dass jedes Jahr während des Hadsches Unglücke vorkommen.“

Er schlägt vor: „Der Hadsch muss durch einen Rat, bestehend aus den islamischen Ländern verwaltet werden oder die Hadsch-Verwaltung muss zumindest unter Aufsicht dieses Rates erfolgen, damit sich keine Fehler mehr widerholen.“

                   

Die Umsetzung eines solchen Vorschlags kann verhindern, dass die Saudis diese heilige spirituelle Zeremonie missbrauchen und kann den Pilgern zum Hause Gottes die Zuversicht verleihen, dass die Hadsch-Angelegenheiten gemeinsam und überlegt geregelt werden.


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