33. Internationales Kinderfilmfestival trotz Corona
Vor kurzem fand das 33. Internationale Isfahaner Kinder- und Jugendfilmfestival statt, und zwar wie so viele andere Kulturereignisse im virtuellen Raum.
Corona ist vor 8 Monaten ausgebrochen und hat für viele Bereiche negative Folgen mit sich gebracht. Es hat sich auch nachteilig auf unsere Kinder ausgewirkt. Sie müssen längere Zeit das Haus hüten und hören laufend über diese Krankheit und das hat sie verängstigt. Es wirkt sich auf ihre Seele aus nicht draußen spielen zu können und ihre Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt, was auch für ihr körperliches Wachstum nicht gut ist.
Wie kann man in dieser schwierigen Situation etwas für die seelische Gesundheit der Kinder tun? Was die Kinder am meisten beruhigt und ihnen das Gefühl der Sicherheit gibt, ist ein schönes sicheres Zuhause und dass die Eltern sich mehr mit ihnen beschäftigen und mit ihnen über ihre Ängste sprechen.
In einer Zeit, wo von allen Seiten schlechte Nachrichten auf uns zukommen, kann auch den Kindern die Kunst zu einem besseren Gefühl verhelfen, zum Beispiel mit einem guten Film. Solche Filme aus dem In- und Ausland stellte dieses Jahr wieder das 33.internationale Kinder- und Jugendfilmfestival vor. Es fand vom 18. bis zum 23. Oktober in Teheran und Isfahan statt, allerdings im virtuellen Raum und unter Berücksichtigung der Corona-Schutzmaßnahmen. Dieses Festival fand schon seit Jahren jeden Herbst in Isfahan statt.
Natürlich verlief das Festival diesmal etwas anders als all die Jahre zuvor. Unter den Bedingungen nach Ausbruch von Corona ist auf der ganzen Welt die Filmindustrie in eine Krise geraten und der Sinn von Festivals wird in Frage gestellt. Einige von denen die momentan Festivals ablehnen, denken, es sei wichtiger, die dafür anfallenden Gelder für die Unterstützung der Künstler zu verwenden, die Schaden erlitten haben, sowie für die Produktion neuer Filme. Es ist jedoch ungewiss, bis wann die Menschheit noch von Corona bedroht bleiben wird. Das gibt es keine klaren Perspektiven. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet mit anderthalb bis zu zwei Jahren. Sie rät Völkern und Regierungen, sich durch Vorbeugung und durch Änderung des Lebensstils der Situation anpassen. In einer Situation, wo die wichtigste Gelegenheit für die Vorführung von Filmen verloren gegangen ist und die Kinos leer stehen, müssen daher die Filmfestivals erhalten bleiben, damit auf ihnen neue Filme vorgestellt werden. Auf diese Weise finden die Künstler in der Kinoszene Gelegenheit, ihre neuesten Werke für die Beurteilung vorzuführen und sie auf den Markt zu bringen.
Das 33. Internationale Kinder- und Jugendfilmfestival fand on-line statt und das signalisiert, dass das Kino weiterlebt und die Künstlergesellschaft dieser Branche neue Wege finden wird um ihre Werke vorzustellen. Ein wichtiger Pluspunkt der on-line-Abhaltung dieses Festivals besteht darin, dass nicht nur die Kinder in Isfahan sondern alle Kinder im Iran quasi die Filme, die auf diesem Festival vorgestellt wurden, sehen konnten. Das on-line-Festival kann natürlich kein kompletter Ersatz für die bisherigen traditionell stattfindenden Festivals sein, aber es ist eine neue Erfahrung, die zur Weiterentwicklung dieser Art von Festivals beitragen wird.
Mittels der Maßnahmen, die man im technischen Bereich und für den internationalen Festivalbazaar ins Auge gefasst hat wurde die Video-Bibliothek in Zusammenarbeit mit der Plattform Hoshure on-line veranstaltet und ebenso konnten Kunden den Filmbazaar im virtuellen Raum besuchen. In der Video-Bibliothek, in der Verteiler im In- und Ausland Mitglied werden konnten, sind 400 auserlesene Kinder- und Jugendfilme Irans gespeichert.
Ein besonderer Aspekt des Isfahaner Festivals für Kinder- und Jugendfilme sind die Kontakte zwischen alterfahrenen Filmemacher und der jungen Generation. Letztes Jahr haben sich bekannte Filmemacher mit Nachwuchs aus allen Teilen des Landes anlässlich der 3. Olympiade für jugendliche Filmemacher getroffen und diese an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Unter diesen erfahrenen Filmemacher waren zum Beispiel Frau Marzieh Borumand, Iradsch Tahmasb, Frau Puran Darachschande, Abu-l-Fadhl Dschalili , Kambuzia Partui und Wahid Nikcha Azad .
Dieses Jahr konnte die Jugend, die sich für das Kino begeistert ebenso bei Meistern des Kinder- und Jugendfilms Erfahrung sammeln, denn es wurden mehrere Video-Workshops veranstaltet. Zu diesen gehörte unter anderem die Werkstatt der italienischen Regiebuchautorin Federica Jacobelli zum Thema „Elemente eines Regiebuches für Kinderfilme“, und die Werkstatt ihrer Landsmännin und Schauspielerin Anna Redi über „Techniken zeitgenössischen Schauspiels in Kinder- und Jugendfilmen“ weiterhin ein workshop von Lee Thompson und Ramanjit Kaur aus Indien über Puppenfilme oder auch die Werkstatt von Alexandra Porshneva aus Kasachstan über das Konzept für Charakteren im Kinderkino.
Die Abschlusszeremonie des 33. Internationalen Filmfestivals für Kinder- und Jugendfilme fand ebenso on-line statt und die Gewinner des goldenen Schmetterlings wurden vorgestellt. Der iranische Gesundheitsminister sagte in einer Videobotschaft anlässlich dieser Feier: „Covid 19 ist ein wichtiger Faktor, der die Wirtschaft, Kultur und alle sozialen Angelegenheiten der Länder beeinträchtigt hat. Eine Gruppe, auf die sich dieses Phänomen gewaltig auswirkt, sind die Kinder und Heranwachsenden. Der soziale Abstand bedeutet für Kinder und Jugendliche in unserem Land und in allen Ländern der Welt Isolation. Das Fernbleiben von der Schule hat starke negative Auswirkungen auf Geist und Seele der Kinder, aber dieses Festival konnte erneut den Familien, Kindern und der heranwachsenden Jugend Freude ins Haus bringen und die Isolation aufgrund von Corona überbrücken. Beim diesjährigen Festival wurden nicht nur die Bestimmungen des Gesundheitsprotokolls gut beachtet, sondern man hat auch die Möglichkeiten des Cyber-Raumes genutzt und außerdem wurde auf diese Weise die Reichweite des Kinos auf die ganze Gesellschaft ausgedehnt.“
Doch nun zur Preisverleihung:
Im internationalen Wettbewerbsteil des Festivals wurde der Sonderpreis der CIFEJ - des Internationalen Filmzentrums für Kinder und Jugendliche - an den deutschen Film „Fritzi (eine revolutionäre Geschichte)“ von Ralf Kukula und Matthias Bruhn vergeben.
Den goldenen Schmetterling und das Ehrendiplom der Festivalabteilung Kurzanimation erhielt der iranische Film „Der elfte Schritt“ von Frau Maryam Kashkoulinia.
Der goldene Schmetterling und das Ehrendiplom für den besten Darsteller gingen an Ruhullah Zamani für sein gelungenes Spiel in dem iranischen Film „Chorschid“ und der Regisseur dieses Filmes, Madschid Madschidi, wurde auf die gleiche Weise für die beste Regie geehrt. Der Film, den er zusammen mit Amir Banan produziert hat, wurde als bester Film des Festivals preisgekrönt. Ebenso erhielt der indische Film „Das andere Flussufer“ den ersten Preis für das beste Regiebuch. Der Jurypreis ging an den Film „Die Wolfswelpen im Apfeltal“ unter Regie von Fereydun Nadschafi während die Kinder- und Jugendlichen-Jury in der internationalen Sparte den Film Fritzi (eine revolutionäre Geschichte) von Ralf Kukula und Matthias Bruhn als den besten befand.
Der Sonderpreis der UNICEF wurde dem iranischen Film: „Nach dem Vorfall“, eine Produktion von Schahab Husaini, unter Regie von Pouria Heidari verliehen und der Sonderpreis für die Festivalsparte „Corona-Geschichte“ erhielt Mohammad Mehdi Fekrian für seinen Kurzfilm „Der letzte Besuch“, in dem er der Opferbereitschaft der Ärzte und Krankenpfleger liebevoll Aufmerksamkeit schenkt. Mit dem Sonderpreis für kontinuierliches Schaffen auf dem Sektor iranisches Kinderkino und für die Bemühung, das iranische Kulturerbe in das moderne Weltkino einzubringen, wurde Husain Qena`at für seinen Film: „Selfie mit Rostam“ (dem Helden aus dem Schahnameh Ferdosis) ausgezeichnet.
In der Wettbewerbsabteilung für iranisches Kinder- und Jugendkino wurden Preise zu verschiedenen Themen und Inhalten verliehen: Themen wie die Verbundenheit zur Natur und Tierwelt, die Beachtung der Kindheit für die Entfaltung des Menschen, das Recht der Kinder auf Anleitung in Gesundheit- und Sicherheitsfragen, die Bedeutung der Privatsphäre von Heranwachsenden, die Hervorhebung eines friedlichen Leben, die Unabhängigkeit der Identität des Kindes und die Bedeutung kindlicher Fröhlichkeit.
Der Film „Chorschid“ (Sonne) von Madschid Madschidi glänzte auf dem 33. Internationalen Filmfestival für Kinder- und Jugend. Er handelt von Kindern die für ihre Familie arbeiten. Beifall fanden sowohl das Regiebuch und die Regie als auch das Spiel seiner jungen Darsteller, die, bevor sie in diesem Film spielten, in der Realität zu den arbeitenden Kindern gehörten. Der Film wurde sowohl auf den Fadschr-Filmfestspielen als auch auf den Filmfestspielen von Venedig und nun auch auf diesem Festival preisgekrönt. „Chorschid“ widmet sich einem Problem, das es nicht nur im Iran sondern auch in vielen anderen Ländern gibt. Er handelt von Kindern aus gestörten Familienverhältnissen, die gezwungen sind zu arbeiten, damit ihre Familien und sie selber ein Einkommen haben.
Madschid Madschidi sagte, er habe mit diesem Film die verschiedenen Aspekte der arbeitenden Kinder aufzeigen wollen und fügte hinzu: „Immer wenn ein Teil einer Gesellschaft arm wird, wird ein anderer Teil reicher. Ich bin überzeugt davon, dass in der Klageschrift gegen diejenigen, die Unterschlagungen begangen und das Vermögen einer Gesellschaft an sich gerissen haben, auf dieses Phänomen, nämlich die Verarmung eines Teils der Gesellschaft und das Unrecht, dass diesen Kindern angetan wird, hingewiesen werden muss.“