Iranische Dörfer, ihre Wunder und Attraktionen, Teil 12
Im Namen Gottes und einem schönen guten Tag an unsere lieben Interessenten der Beitragsreihe „Iranische Dörfer, ihre Attraktionen und Wunder“.
In unserer heutigen Sendung wollen wir Ihnen ein weiteres einzigartiges Dorf in Iran vorstellen, nämlich das Jahrtausende alte Felsendorf Meimand, das im Jahr 2005 zur siebten historisch-natürlichen Kulturlandschaft der Welt ernannt wurde und somit den Mercury-Preis bekam, ein Preis der von der griechischen Regierung in Zusammenarbeit mit der UNESCO und ICOMOS, dem Rat für Schutz und Bewahrung von Denkmälern und historischem Kulturerbe, Stätten mit einzigartigen kulturellen, natürlichen sowie historischen Besonderheiten gewidmet wird.
Meimand liegt 35 km entfernt von der Stadt Schahre Babak in der Provinz Kerman in einer Höhe von 2240 m über dem Meeresspiegel. Zweifellos ist die Ortschaft eine der ältesten Wohngemeinden der Menschheit weltweit, die vor 12 Tausend Jahren entstand und heutzutage immer noch bewohnt ist. Nach Angaben von Forschern entstand das Kerngebiet von Meimand in der Zeit, wo die Iraner noch Mithraismen waren. Sie bildeten aus den dunklen Höhlen Gebetsstätten und legten ihre Toten in die Klüfte, die sie selbst gegraben hatten. Aus diesem Grund wurden in dieser Ortschaft mehrere Gebetsstätten und Grabmäler errichtet. Die Menschen bauten ihre Häuser damals im Berginneren. Manche sind der Meinung, dass sich die Bewohner wegen natürlichen Faktoren und auch aufgrund des Klimas in die „selbst gemachten“ Höhlen begaben. Die 10 Tausend Jahre alten Reliefs sowie die 6000 jährigen alten Keramiken sind Beweise für die lange Geschichte von Meimand.

Die Ortschaft Meimand hat ein gemäßigtes Bergklima, im Winter ist es dort kalt und im Sommer nicht besonders warm. Das Dorf liegt in einem Grenzgebiet von Weidelandschaften und Gebirgen. Die Weide, die sich zwischen Schahre Babak und dieser Gemeinde erstreckt, war früher mit Pistazien und Wildmandeln bedeckt. In der Nähe von Meimand sind zahlreiche weiße und rote Maulbeerbäume zu sehen. Außerdem gibt es dort verschiedene Wüstentiere wie zum Beispiel Schlangen, Leguane, Igel und Schildkröten. Auch wildlebende Tiere wie Rehe, Leoparden, Wölfe, Füchse, Steinböcke und Raubvögel sind in den Gebirgen zu sehen.
In der Umgebung des Dorfes fließen sowohl einige saisonale Flüsse wie auch unterirdisches Wasser und Quellen, die auch die Landwirtschaft dieser Region stark beeinflussen. Wirtschaftlich gesehen stützt sich die Gemeinde auf Landwirtschaft,

Viehzucht und die Teppichknüpfkunst, wobei das Knüpfen von Teppichen eine sehr große Rolle spielt. Unter anderem gehören die Knüpferzeugnisse von Meimand zu den besten Teppichen Irans und sind auch weltweit sehr bekannt.
Da sich in dieser Gegend sehr viele Menschen mit diesem Handwerk beschäftigen, werden auch die dazu gehörigen Berufe in großem Maße ausgeübt. Berufe wie: Färberei, Filzherstellung, das Weben von Kelims und Häkeln. Viele stellen auch Werkzeuge für die Landwirtschaft, Viehzucht und die Teppichweberei her.
Die Bewohner von Meimand haben wegen der besonderen klimatischen Lage drei Arbeits- und Wohnbereiche. Im Winter flüchten sie vor der Kälte und dem Frost in ihre Steinhöhlen. Die Frauen beschäftigen sich in dieser Zeit mit dem Knüpfen von Teppichen und die Männer hüten das Vieh. Anfang Frühling ziehen sie in die schönen grünen Regionen, wo ein gutes Klima herrscht und wo sie bis zum Sommer ihrer Haupttätigkeit nachgehen, nämlich der Viehzucht und Erzeugung von Molkereiprodukten. In der warmen Jahreszeit fängt für die Bewohner die Gärtnerei an, sie schauen auf ihre Wildpistazien-, Wildmandel-, Mandel- und Walnussbäume sowie das Kümmelgewächs, wobei besonders Walnüsse und Mandeln aus Meimand sehr bekannt sind. Die vielen Heilkräuter, die dort wachsen verströmen insbesondere im Frühling einen sehr starken Duft in der Ortschaft; dazu gehören Heilpflanzen wie: Baumwollkapseln, Ysop, Salbei, Schafgarbe, Hahnenfuß, Thymian, Kümmel, Manna, Malve, Fenchel, Minze, Lakritze und Besenkraut. Sie schaffen aus den Weiden dieser Gegend eine Einkommensquelle für die Dorfbewohner. Aber auch die Bewohner selbst benutzen diese Kräuter als Heilpflanzen und für ihre speziellen traditionellen Gerichte. In Meimand kann man viele betagte Leute sehen, die trotz ihres hohen Alters immer noch gesund und munter sind. Vielleicht ist das Geheimnis ihrer Gesundheit sowohl das Leben in der unberührten schönen Natur als auch die einheimischen traditionellen Speisen.

Architektonisch betrachtet besteht das Dorf aus einer Sammlung von „Dast Kand“, womit man selbst gegrabene Häuser bezeichnet, einer Moschee und einem Gebets- und Veranstaltungsraum, einem Bad und einer Schule, die alle durch Menschenhand aus den Bergen gegraben wurden. Es gibt zwei Arten von Felsenarchitektur; eine dieser Arten ist das Dorf Kandovan, wo in den Felsen unabhängige und voneinander getrennte Räume entstanden, und wo die großen Höhlen unterschiedliche Anwendung finden wie zum Beispiel als Wohnorte oder öffentliche Räume. Da sich die äußere Fassade nicht innen im Berg befindet, ist es auch möglich, sie zu verzieren und es werden sogar Fenster als Lichtquelle ausgearbeitet.
Bei der anderen Art von Felsenarchitektur sind im Inneren der größeren Felsen, die oft als Berg oder Hügel zu sehen sind, Wohn- oder öffentliche Räume gebildet worden. Da sich ein großer Teil solcher Räume oft im Inneren der Felsen befindet, ist es nicht möglich Fenster zu bauen oder die Außenfassade zu verschönern. Das trifft in Meimand bei Kerman zu.
Die alten Häuser dieses Dorfes sind wie Höhlen in die Felsen gegraben worden. Diese bestehen aus harten Sedimentsteinen und die Zimmer, die sich darin befinden sind sehr stabil. In diesen Höhlenhäusern haben die Zimmer und Kammern Dielen und Säulen, die eine besondere ländliche Art von Architektur aufzeigen. Wegen des steilen Abhanges des nahe gelegenen Tales sind die Zimmer in vier oder fünf übereinander gelegenen Stockwerken angelegt worden. Die Häuser sind 2 Meter hoch und etwa 16 bis 20 qm groß. Sie haben weder natürliche Lichtquellen noch Kamine oder Fenster. Mitten im Zimmer wurde ein Ofen heraus gegraben, der die Räume wärmt oder worauf man das Essen zubereitet.

Jedes Steinhaus hat einen steilen Flur, der nach außen führt. Ein ganzes Haus besteht normalerweise aus einem oder mehreren Zimmern und einem Stall, der Kiche genannt wird.
In Meimand gibt es eine Festung mit mehreren Räumen und einer Fläche von 400 qm. 15 der Zimmer sind rundförmig angelegt und haben kein Dach. Offenbar platzierten die Bewohner vor dem Islam ihre Toten an diesem Ort, denn es wurden dort Knochen und andere Gegenstände gefunden. Die Badanlage, die Schule und die Moschee dieser Ortschaft zählen zu den wichtigsten architektonischen Werken. Die Vielfalt und die Wunder von Meimand wird man erst dann erkennen, wenn man dieses außergewöhnliche Dorf selbst besichtigt und erlebt hat. Daher waren auch viele ausländische Touristen, die Meimand von der Nähe aus gesehen haben, ganz begeistert gewesen.

Für die Besucher dieser Gemeinde gibt es ein Gästehaus mit fünf Zimmern, die ebenfalls höhlenförmig in die Felsen gebaut wurden. In den Zimmern ist alles für ein ländliches Leben verfügbar. Auch wurde ein Haus von Meimand in ein traditionelles Restaurant umgebaut.
Man kann behaupten, dass das Felsendorf Meimand ein wichtiges Museum und Labor für Anthropologie und Paläontologie ist. Durch die Untersuchung der Reliefs und Betrachtung der historischen Vergangenheit dieses Ortes kann man die Kultur, Geschichte und die alte Zivilisation von Meimand besser kennen lernen.
Nun sind wir am Ende der Sendung angelangt. Wir hoffen, dass auch diese Folge Ihren Gefallen gefunden hat. Bis zum nächsten Mal, Gott schütze Sie!