Nov 09, 2016 16:20 CET

Im Namen des barmherzigen Gottes, liebe Hörerinnen und Hörer! Heute werden wir uns mit der Geschichte Teherans befassen.

Geografie und natürliche Gegebenheiten Teherans haben wir in der letzten Woche besprochen. Es ging dabei hauptsächlich um die bedeutenden Wirtschaftskonzentrationspunkte und die zentrale Position Teherans für Politik und den Verwaltungsapparat. Damit haben sich die Kapazitäten in Industrie und Dienstleistung in Teheran gesammelt. Teheran zählt zu den größten und bevölkerungsreichsten Städten der Welt. Seine Geschichte ist durchzogen von zahlreichen Höhen und Tiefen.

Die Forschungsarbeit in der Provinz Teheran hat bisher ergeben, dass erste Anzeichen auf eine Ansiedlung von Menschen in der Region Kilan um Damavand 14.000 Jahre zurückgehen. Damals lebten die Menschen noch in Höhlen und ernährten sich von der Jagd. Vor 8000 Jahren entwickelte sich die Urbanisierung auf der Provinzfläche, die bis zur Zeit der Meder andauerte.

In Teheran haben sich 5000 Jahren vor Christus erste Menschen angesiedelt. Im Dez. 2014 wurde ein Menschen-Skelett  im Bezirk Molawi in Teheran entdeckt, das auf 5000 Jahren vor Christi datiert wurde. Zuvor wurde angenommen, dass das Leben im heuten Teheran ausschließlich auf den Bezirk Gheytarieh und 3000 Jahren vor Christi beschränkt gewesen sei.  Die neuen Funde widerlegten die Annahme, dass die Geschichte Teherans mit den Arsekiden und vor etwa 2000 Jahren begonnen hat. Teheran war damals ein Dorf im Norden von Ray bzw. Raga, das Dahran genannt wurde; Ray galt als eine wichtige und wohlhabende Stadt, die Darius auf seiner Bistun-Tafel erwähnt hat.

Ray gewann unter den Sassaniden ihren Höhepunkt; zahlreiche Werke aus dieser Zeit sind in und um Ray erhalten geblieben. Bis zum 4. Jahrhundert nach Hedschra war Ray eine der blühenden Städte des Orients, doch der Überfall der Mongolen 617 im Mondkalender, etwa 1220, zerstörte  sie vollständig. Über Ray und seine heutige Lage werden wir nächste Woche ausführlicher Sprechen.

Teheran war damals ein großes Dorf mit grünen Obstgärten, ein Erholungsort für die Bevölkerung von Ray. In den Häusern waren Keller angebracht, die bei Angriffen von Feinden als Zufluchtsort dienten. Dort wurde Proviant gelagert, so dass man Monate dort ausharren konnte. Aus diesem Grund blieb Teheran vor dem Einfall der Mongolen verschont und gewann an Bedeutung, nachdem Ray zerstört wurde.

„Al-Masalek w-al Mamalek“ ist die älteste Schrift, die 340 im Mondkalender in Teheran entdeckt wurde. Abu Ishaq Ibrahim ibn Mohammad Istakhri hat es niedergeschrieben. Nach ihm haben Yaqut Hamawi und Ibn Hawqal ebenfalls Artikel über Teheran verfasst. In Al-Mo`jam Al-Baladan schrieb Hamawi: „Teheran ist ein großes Dorf, in dem unter den Häusern Keller gebaut wurden. Man kann in kein Haus kommen, wenn es die Bewohner nicht wünschen.“

Der Autor von Al-Belad, Mohammad Ghazwini, schrieb über Teheran: „Die Häuser der Teheraner sind unter der Erde gebaut worden; im Falle von Angriffen können die Menschen sofort aus ihren Häusern stürmen und sich zur Wehr setzen.“

Teheran-Forscher und Geografen meinen, Teheran sei in alten Zeiten ein Dorf von Ray gewesen; es befand sich auf dem Kreuzweg zwischen Ghom, Khorassan, Mazandaran, Gilan und Saweh und galt als ein politisches Zentrum und Handels- und Verwaltungsknotenpunkt, aus diesem Grund hat es stets große Beachtung bekommen. Die strategisch wichtige Lage der Stadt machte sich immer wieder zum Ziel von Angriffen. Das Dorf Teheran bot eben wegen der unterirdischen Unterkünfte und der natürlichen Hindernisse Staatsmännern und Flüchtlingen sichere Zuflucht.

Teheran entwickelte sich unter den Safawiden: König Tahmasb (930-984 im Mondkalender) hatte Ghazwin zu seiner Hauptstadt gewählt. Gelegentlich pilgerte er zur Grabstätte des Ahnen der Safawiden Seyed Hamzah. Das Klima in Teheran war angenehm und die zahlreichen Gärten und Bäche zogen den König an, so dass er sich immer länger dort aufhielt. König Tahmasb hat in seiner Herrschaftszeit Gebäude und starke Festungen bauen lassen. Etwa 1553 oder 1554 ließ er einen Wall um Teheran bauen, der mit 114 Wachtürmen – nach der Zahl der Koransuren- versehen war. Vier Tore gewährten Eingang in die Stadt: Schemiran, Ghazwin, Dulab und Abdolazim. Später wurden zwei weitere Eingänge, nämlich Doulat und Mohammadiyeh, hinzugefügt. Die Erde zu den Bauarbeiten wurden aus der Umgebung hergeholt, die entstandenen Gruben nannte man später Chale-Meydan und Chal-Hesar.

1618 besuchte der bekannte italienische Abenteurer Pietro della Valle während der Herrschaftszeit des Safawiden-Königs Schah Abbas Iran und die Stadt Teheran. Er schrieb: „Teheran ist größer als Kaschan, doch es hat weniger Einwohner. In Ein Drittel des Landes sind Wohnhäuser und in Zweidrittel Gärten angelegt worden. In den Straßen-artigen Gassen sind Pappeln gepflanzt worden; manche haben einen so großen Durchmesser, dass man mit vier Mann den Baum nur schwer umringen kann.“

Nach dem Zerfall der Safawiden und Machtübernahme der Afschariyeh überließ Nader Schah 1739 die Regentschaft Teherans seinem Ältesten Reza Gholi Mirza. Nach dem Tod von Nader Schah durchzog Chaos die politische Elite des Landes, 1758 übernahm Karim Khan Zand die Macht und ließ sich in Teheran nieder. Vier Jahre war Teheran das Machtzentrum des Landes, im Bezirk „Arg“ wurden neue Gebäude errichtet. Die Auseinandersetzungen mit Mohammad Hassan Khan, dem Kadscharen,  um die Hauptstadt von Torkaman Sahra fernzuhalten, verlegte er die Hauptstadt von Teheran nach Schiraz.

Teheran verlor damit weder an Glanz noch an Bedeutung, nach kurzer Zeit erreichte es wieder ihre alte Stellung und wurde wieder zur Hauptstadt ernannt.

Der erste König, der Teheran zur Hauptstadt erklärte, war Agha Mohammad Khan der Kadschare. Nach den Auseinandersetzungen mit dem Statthalter Teherans, Ghafur Khan, besiegte Agha Mohammad Khan seine Gegner und errichtete eine Machtzentrale. 1795 krönte sich Agha Mohammad Khan in Teheran zum König. Er ließ auf seinen Namen Münzen prägen und wählte Teheran zur Hauptstadt, die er Dar-ul Khalafat nannte. Für seine Wahl hatte er einige Gründe: Zunächst befand sich Teheran in der Nähe der ertragreichen Landwirtschaftsböden von Waramin und dem Ansiedlungsort der Stämme von Afschar, Sawojbolagh und anderen westlichen Stämmen in Teheran in Waramin, denn diese waren Agha Mohammad Khan treu ergeben. Ein weiterer Grund war die Nähe zu Estarabad und Mazandaran, wo seine Anhänger wohnten und lebten. Seit dieser Zeit erlebte das kleine Dorf mit 20.000 Einwohnern Fortschritt und Entwicklung. Fathali Schah trug nach Agha Mohammad Khan diesem Fortschritt erheblich bei. In Teheran  wurden neue Gebäude und Werke errichtet. So siedelten aus nahen und fernen Städten die Menschen nach Teheran und so nahm die Bevölkerung merklich zu.

Morier reist 1807 nach Teheran und beschrieb in seinem Reisebericht diese Stadt; er legte auch eine Statistik über die Zahl der Bäder, Karawansereien und großen Plätzen in der Stadt vor.

In der Ära von Nasseredin Schah, bekannt als Nasseri Zeit, ereigneten sich ein politischer und ein kultureller Umbruch. Der Einfluss der Industrie aus Europa und die imperialistische Politik des Westens überfluteten das Land, so dass nach dem Tod des Königs unmittelbar die konstitutionelle Bewegung  und weitere Entwicklung wieder Oberhand gewannen. In Teheran vollzogen sich Baureform und Bevölkerungszuwachs.

Damit endet der heutige Beitrag. Weiteres Interessantes über Teheran erfahren Sie nächste Woche.