Oct 14, 2017 18:45 CET

Wie wir bereits sagten,  ist der Prophet des Islams der einzige von den Gesandten Gottes, über den bis in die Einzelheiten eine Geschichtsschreibung vorliegt.  Alle gerechten  Geschichtsforscher gestehen ein, dass  es keine dunklen Stellen in der Bibliografie des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) gibt.

 

  Obwohl der Prophet vor seiner Berufung unter einem Volk der Unwissenden und Götzenanbetern aufwuchs und lebte, hatte er nichts mit dieser Gesellschaft gemeinsam. Er zeichnete sich durch Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Gerechtigkeitssinn, durch sein freundliches Wesen und seine Liebe zu den Notleidenden und Schwachen aus.  Seine Worte enthielten Weisheit und waren tiefsinnig und er war sehr intelligent.  Wir wollen einen weiteren Abschnitt aus seiner Jugend beschreiben.

                                      

Über die Reise, die der zwölfjährige Mohammad mit seinem Onkel Abu Talib nach Scham unternahm und die Weissagung des Mönchen Bariha haben sie beim letzten Mal erfahren. Jahre später stand sich seiner Onkel finanziell nicht mehr so gut. Er hatte 5 Kinder. Mohammad versuchte ihm  zu helfen, indem er das Hüten seiner Schafe besorgte.  Dabei  fand er wieder viel Gelegenheit zum Nachdenken. Beim Nachdenken über die erstaunliche Daseinsordnung wurde ihm bewusst, dass es Gottes Schöpfungswerk ist.  Die Stille außerhalb der Stadt liebte Mohammad besonders. Besonders gerne blickte er abends zum Stern übersäten Himmel und sagte sich, dass dieser mit Gewissheit für einen bestimmten Zweck geschaffen worden ist und dass der Schöpfer dieser wunderbaren große Welt  einmalig mächtig und weise und ein Einziger ist.  

 

                                      

Auch als Mohammad (S) erwachsen geworden war, dachte er viel über Gott und über die Daseinswelt nach. Auf dem Berg „Nur“ bei Mekka gab es eine Höhle – die Höhle Hara. Mohammad zog  es dorthin, denn die   Kultur seiner Gesellschaft und die abwegigen Ansichten, die in ihr herrschten, waren ihm fremd. Droben  in der Höhle Hara konnte er besser nachdenken und beten.  Diese Höhle war ein Zufluchtsort für Mohammad. Der Weg zu ihr war steinig und nicht leicht zu begehen. Aber das nahm der junge Mohammad gerne in Kauf.  Jedes Jahr ging er einen Monat lang dort hin. Er suchte die Höhle Hara in der Nacht auf, wenn es still und dunkel war. Mohammad betete an diesem stillen Ort zu seinem Herrn und sein Herz wurde mit dem Licht des Glaubens und der Erkenntnis erfüllt.  Manchmal saß er mehrere Stunden lang in  Richtung Mekka und blickte durch den Höhleneingang auf  die Gassen und Häuser der Stadt. Er dachte an die Menschen, die dort lebten  und an ihre falschen Bräuche und an die Verdorbenheit unter ihnen.  Er liebte Mekka sehr, aber die falschen Bräuche und Sitten aus der Zeit der Unwissenheit waren ihm zuwider.  Er war bekümmert über die blutigen Stammesfehden und die Anbetung der Götzen, über das Leid der  Unterdrückten und über die schreckliche Sitte, Mädchen bei lebendigem Leibe in der Erde zu verscharren, weil die Geburt einer Tochter als Schmach galt.   Wie sehr wünschte er sich, dass sich diese Zustände in Mekka ändern und es nicht mehr solche schlimmen Taten, die  das Gesicht der Menschen verschandeln, gibt.  Nichts von all diesen hässlichen Dingen in Mekka  hatte auf ihn abgefärbt. Er mied alle Feste mit zweifelhaften Vergnügen. Die  Götzen waren für ihn Feinde und die unsinnigen Sitten aus der Zeit der Unwissenheit verwerflich.

Mohammad  hatte ein reines Herz und er hegte hohe Gedanken. Mit 25 war er in ganz Mekka bekannt für seine Ehrlichkeit  und seinen Anstand. Es gab keinen anderen jungen Mann der ähnlich gewesen wäre.  Alle kannten seine freundliche Art  und seine guten Eigenschaften. Mohammad war  beliebt in Mekka, weil er freundlich, höflich und anständig war.   

Obwohl er keine Schule besucht hatte, war er sehr weise.  Er führte ein charaktervolles Leben, brach kein Versprechen  und jeder konnte sich auf ihn verlassen. So kam es, dass ihm die anderen, noch bevor er von Gott  zum Propheten berufen worden war, den Beinamen „Amin“ – der Zuverlässige – verliehen.

 

Abi Al Hamisa berichtet von folgendem Beispiel für  die Zuverlässigkeit Mohammads:

„Einmal hatte ich Mohammad (S) eine Ware verkauft und es war abgemacht, dass ich den Rest des Geldes am nächsten Tag am Rande des Bazars von Mekka von Mohammad erhalte. Aber ich vergaß die Abmachung,  verließ Mekka zur Erledigung einer Angelegenheit und kehrte erst nach drei Tagen wieder zurück. Da kam ich an jener Stelle im Bazar vorbei. Ich sah Mohammad auf einem Sockel sitzen und auf mich warten. Erst da  fiel mir ein, was ich mit ihm  abgemacht hatte.  Da ging ich zu ihm. Bei unserem Gespräch  stellte sich heraus,  dass dieser edle junge Mann seit drei Tagen an die vereinbarte Stelle kommt, damit er mir meine Forderung bezahlt.  Da war ich sehr erstaunt über seine Worttreue und schämte mich dafür, dass ich mich nicht an die Vereinbarung gehalten hatte. In dem Moment wurde mir klar, weshalb die anderen ihm den Beinamen „Amin“ (der Zuverlässige) gegeben  haben und ihn so schätzen, obwohl er noch sehr jung ist.“

 

                             

Dem jungen Mohammad lag es sehr am Herzen den Unterdrückten zu helfen. Dieses Verlangen ließ ihn an einem Bündnis namens Hilf al fudul – teilnehmen. Die Mitglieder dieses Bündnisses hatten sich vorgenommen, niemandem ein Unrecht anzutun, ob einem Einheimischen oder einem Fremden und sich das Recht des Unterdrückten bei dem Unterdrücker zu holen. Zu diesem wertvollen Bündnis kam es aufgrund des folgenden Vorfalls:

Ein Mann mittleren Alters hatte  bei der Kaaba einen Sockel bestiegen und gerufen:  „O ihr Qureisch. Helft einem Fremden, dem Unrecht  angetan wurde. Man hat ihn in einer Stadt wie Mekka um sein Eigentum gebracht.“

Dieser Mann gehörte dem Stamm der Bani Zabid an. Er hatte Waren nach Mekka gebracht um sie dort zu verkaufen. Ein Mekkaner namens Aas Ibn Wail hatte ihm die Ware abgekauft, ihn jedoch nicht dafür bezahlt.

 Als Mohammad den Ruf des Mannes hörte, wurde er zornig und fasste den Entschluss, dem Fremden zu seinem Recht zu verhelfen.  Also ging er zu den Vornehmen seines Volkstammes. Mehrere Edelmütige aus Mekka taten sich zusammen, um eine Lösung zu finden und in Zukunft ein solches Unrecht zu verhüten.  Sie schlossen ein Bündnis und versprachen, dass sie von da an  jedem, der ungerecht behandelt wurde, zur Hilfe eilen werden.   Mohammad selber beteiligte sich ebenso an diesem Bündnis, welches als  Bündnis der Edelmütigen bekannt wurde.   Viele in Mekka begrüßten diese Abmachung.

Am nächsten Tag ließen  die Verbündeten  Aas Ibn Wail wissen, dass er sofort dem Fremden den Preis für die Ware leisten muss.  Aas bekam es mit der Angst zu tun, und beglich seine Schuld.  

Mohammad hat  niemals dieses schöne Bündnis zur Verteidigung der Rechte der Entrechteten vergessen und es als ein kostbares Bündnis bezeichnet, das für ihn sehr wertvoll war und ihm große Freude bereitet hat.

 

                               

Mohammad brachte jeden Tag die Schafsherde von Abu Talib vor die Stadt. Eines Morgens rief ihn Abu Talib zu sich und sagte: „Mein Sohn.  Ich habe eine Nachricht für dich.“

Mohammad  setzte sich höflich zu seinem Onkel und wartete darauf, was er ihm mitteilen will. Abu Talib sagte: „Chadidscha, die Tochter der Chuwailid,  hat dir eine Botschaft zukommen lassen.  Du weißt, dass ihr Gemahl vor einiger Zeit gestorben ist und ihr viel Besitz hinterlassen hat  Chadidscha betreibt mit diesem Besitz Handelsgeschäfte  und bringt jedes Jahr Waren nach Schaam (Syrien) und Jemen. Weil sie dich als zuverlässig und ehrlich betrachtet, möchte sie mit deiner Hilfe mit diesen Gütern Handel betreiben.“

Dieser Vorschlag leitete ein neues Kapitel im Leben des Propheten (S) ein, über das wir beim nächsten Mal mehr berichten werden.