Oct 26, 2017 07:51 CET

Wenn wir die  Bewegung der Propheten betrachten, fällt uns auf, dass ihr wichtigster Schritt zur Erreichung einer  Wandlung in der Gesellschaft die moralische Revolution war. Die Moral, für die sie warben, entsprang den edlen Lehren des Tauhid-Glaubens.  Gott heißt diese Moral willkommen. Sie  beruht auf den Zielen und Motiven, die Sein Wohlgefallen finden.

   

 

 

Der Prophet hat einmal seine Gefährten gefragt, welches die festeste Stütze des Glaubens sei. Einige sagten: „Gott und Sein Prophet wissen besser Bescheid!“ Andere antworteten: „Das Gebetsritual“. Wiederum andere meinten, die festeste Stütze des Glaubens sei die Zakkat-Abgabe oder auch das Fasten, der Hadsch bzw. der Dschihad. Der Prophet aber sagte:

„Die Dinge, dir ihr genannt habt, haben jedes für sich einen Vorzug und Wert. Jedoch  die beste Stütze für den Glauben sind die Zuneigung Gott zuliebe und die Abneigung Gott zuliebe –  der Liebeserweis gegenüber den Freunden Gottes und die Distanzierungserklärung gegenüber Seinen Feinden.“  (Usul-e Kafi, Kapital: Liebe und Feindschaft Gott zuliebe).

                              

Ein gutes moralisches Verhalten ist gemäß der Lehre des Islams überhaupt nichts wert, wenn es nicht aus religiösen Motiven heraus geschieht und zum Beispiel nur dazu dient, sich beliebt zu machen, Interessen zu wahren oder die politische und gesellschaftliche Position zu festigen. Dieses Verhalten ist deswegen nichts wert, weil es nicht echt ist. Vielmehr lässt es sich als eine Vortäuschung von Moral bezeichnen. Schon  das geringste Problem lassen in Wirklichkeit ein künstliches Lächeln zu einem Grinsen und die gemimte Freundschaft zu einer Feindschaft werden.

Aber wenn der Glaube die Grundlage  eines guten  Verhaltens bildet,  bleibt eine  Freundschaft und gute Beziehung fest und wird durch nichts erschüttert.  Ein gläubiger Mensch, der auf seine Moral achtet, wird sogar schlechtes Verhalten mit Gutem erwidern und auf Aggressivität und  Feindseligkeiten mit Freundlichkeit reagieren, damit die menschlichen Beziehungen keinen Schaden erleiden. Daher hat der geehrte Prophet des Islams (S)  von Gott den Auftrag erhalten, dem schlechten Verhalten von Gegnern auf eine gute Weise zu begegnen und es heißt im Vers 96 der Sue 23 (Muminun)

Wehre mit dem, was besser ist, das Böse ab. Wir wissen sehr wohl, was sie (dir)  da zuschreiben.“

Und an anderer Stelle im Koran, dem Vers 34 der Sure 41 (Fussilat)  spricht:
 

„Nicht gleich sind die gute Tat und die schlechte Tat. Wehre mit einer Tat, die besser ist, (die schlechte) ab, dann wird derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft besteht, so, als wäre er ein naher Freund.“

                           

 

Ein Beduine war in Medina angekommen und direkt zur Moschee gegangen, in der Hoffnung, vom Propheten Gottes eine Geldspende  zu erhalten.  Der Prophet (Gottes Segen sei auf ihm und Friede den Reinen seines Hauses)  saß gerade wieder inmitten einer größeren Zahl von Gefährten und Helfern in der Moschee. Der Fremde brachte seine Bitte vor. Der Prophet gab ihm etwas, aber der Beduine war nicht damit zufrieden. Er murrte und beschimpfte sogar den Propheten. Darüber waren die Prophetengefährten empört und beinahe hätten sie dem Fremden etwas angetan. Aber das ließ der Prophet Gottes nicht zu.

 

Der Prophet  nahm den Beduinen sogar mit nach Hause und spendete ihm noch mehr. Als dieser das bescheidene Leben des Propheten sah,  war er beeindruckt und dankte dem Gesandten Gottes. Der Erhabene Prophet  sagte zu ihm:  „Du hast in der Moschee grob geredet und meine Gefährten haben sich darüber aufgeregt. Ich fürchte, dass sie dir etwas antun.  Kannst du  diese Dankesworte vor den Muslimen wiederholen, damit sie sich beruhigen?“

 Der Mann war einverstanden. Am nächsten Tag kam er in die Moschee. Alle waren versammelt.  Der Prophet wandte sich an sie und sagte: „Dieser Mann sagt, dass er mit mir zufrieden ist.“ Und er sagt, dem Beduinen zugewandt: „Nicht wahr?“ Der Beduine sagte: „Ja, doch!“  Und dann widerholte er die Dankesworte die er gesagt hatte, als er mit dem Prophet alleine gewesen war.  Die Gefährten des Propheten freuten sich und lachten froh.  Da sagte der Prophet Gottes zu ihnen:

„Wenn ich euch gestern hätte gewähren lassen, hätte es gut sein können, dass ihr diesen Beduinen tötet. Aber ich habe euren Wutausbruch  verhütet und ich habe ihn mit einem milden Verhalten gebändigt und zu meinem Freund gemacht.“ ( Kuhl-ul Basar, S. 70)   

                                                

Wenn der Mensch kein religiöses Ziel hat  und nicht religiös motiviert ist, fällt es ihm zweifelsohne schwer,  gegenüber Schlechtem, Beleidigungen und Aggressivität milde und nachsichtig zu bleiben.  Aber jemand, der mit der Tauhid-Weltanschauung lebt, d.h. dessen Leben von dem Glauben an den Einen Gott geprägt wird,  für den ist es nicht schwer dem schlechten  Verhalten anderer gegenüber geduldig zu bleiben. Er verzeiht schnell, weil er Gott   zufrieden stellen möchte.  Durch ein gutes Verhalten  bringt er den anderen dazu, sein schlechtes Verhalten zu  bereuen. Gott, in dem vollständig  alle Güte und Liebe zum Ausdruck kommt, hat über das hervorragende Verhalten des Propheten des Islams im Vers 159 der Sure 3, (Ale Imran) gesagt:

 

Durch Erbarmen von Allah bist du mild zu ihnen gewesen; wärst du aber schroff und hartherzig, sie wären sicherlich  rings um dich auseinander gestoben. So verzeihe ihnen, bitte für sie um Vergebung …“

 

Inspiriert von der göttlichen Offenbarung hat der Prophet (S) zu Ali (Friede sei mit ihm) gesagt:

„Es gibt drei besondere Dinge, die zu den edelsten moralischen Eigenschaften zählen! Knüpfe mit dem eine Freundschaft an, der die Beziehung zu  dir abgebrochen hat.  Beschenke den, der  dir (von dem, was er besitzt) verwehrt und verzeih und sei nachsichtig zu  dem, der dir Unrecht angetan hat.“     (Tuhaf ul-Uqul).

                                

Eine klare vorzügliche Eigenschaft  ist die Nachsichtigkeit. Nachsichtig sein bedeutet nachgiebig sein, mit den anderen zurechtkommen, ein Auge zuzudrücken gegenüber aggressivem Verhalten und vergeben. Gott stuft das verzeihende Verständnis für andere so hoch ein, dass der Prophet (S) sagt: „Mein Herr hat mir befohlen, zu den Menschen nachsichtig zu sein. Genauso wie er mir befohlen hat, die Pflichten zu erfüllen.“  (Usul-e Kafi, Buch: Glaube und Unglaube, Kapitel: Nachsichtigkeit).

Der Offenbarungsengel hat zum Propheten (S) gesagt: „O Mohammad! Dein Herr grüßt dich und spricht: Behandle die  Menschen, die Meine Geschöpfe sind, mit Nachsicht.“ (gleiche Quelle wie oben).

 

Wenn  in einer Gesellschaft der Geist der Nachsichtigkeit herrscht, werden wir zweifelsohne kein schlechtes Verhalten mehr erleben und die Menschen können sich am Leben erfreuen. Der Prophet Gottes (S) drückt diese Wahrheit (gemäß obiger Quelle) wie folgt aus:

„Nachsichtigkeit mit den anderen ist die Hälfte des Glaubens – zu ihnen nachsichtig zu sein, ist die Hälfte des Lebens.“

 

Auch zu den Tieren, die ja nicht in der Lage sind zu sprechen und sich zu beschweren, war der Prophet nachsichtig und gütig.  Er hat gesagt: „Gott liebt Milde und mit Milde hilft er dem Menschen.“ Dann fügte er hinzu:  „Wenn ihr ein mageres Reittier besteigt,  so bringt es in eure Unterkunft (damit es Heu frisst und sich ausruht). Wenn ihr unterwegs in eine Gegend kommt, die dürr ist und in der es kein Wasser gibt, dann lasst sie rasch hinter euch. In einer grünen Gegend voller Pflanzen, lasst eure Reittiere haltmachen, damit sie grasen.“  (Usul-e Kafi, Kapital Verhütung von Gewalt, Hadith 12)

 
Gemäß dem Koran und der Lebensweise des Propheten (S) und der Edlen aus seinem Hause, lässt sich der wahre Muslim bei allen seinen guten Verhaltensweisen von religiösen Motiven leiten und um die Zufriedenheit Gottes zu finden, erwidert er Schlechtes mit Gutem. Er nimmt sich an der hohen Moral des  Propheten Gottes ein Beispiel und verhält sich nachsichtig gegenüber den anderen.

 

 

 

 

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