Seltene Tier- und Pflanzenarten im Iran (29 - gefährdete Schildkrötenart im Persischen Golf)
Sie lernen heute eine selten gewordene Schildkrötenart im Iran kennen - Eretmochelys imbricata - die Echte Karettschildkröte
In den Gewässern des Persischen Golfes und des Golfs von Oman - im Süden Irans - gibt es an mehr als fünfzig Stellen einen wichtigen Lebensraum für Meeresschildkröten, wo sie sich ernähren, paaren und Eier ablegen. Es existieren gemäß Untersuchungen vier verschiedene Schildkrötenarten an den Küsten dieser Region. Von der Zahl der Nistplätze und der Gelege her bilden jedoch die Suppenschildkröte - in der Landessprache "grüne" Schildkröte genannt - und die Echte Karettschildkröte den größten Anteil davon. Doch die Population der Schildkröten in der Region, insbesondere der Echten Karettschildkröte hat leider inzwischen großen Schaden erlitten, und zwar infolge des Fischfangs, der Meeresverschmutzung und Zerstörung von Lebensräumen an der Küste und im Meer, der Wegnahme von Eiern und der Jagd auf die ausgewachsenen Tiere sowie natürlicher Feinde und der weltweiten Umweltkatastrophen. Die Karettschildkröte spielt eine wichtige Rolle für ein gesundes Meeres-Ökosystem zum Beispiel für die Korallen. Daher hat sie die besondere Aufmerksamkeit von Organisationen zum Schutz von Tier- und Pflanzenarten die vom Aussterben bedroht sind, darunter der Internationalen Naturschutzunion IUCN, erweckt, und wurde als gefährdet eingestuft.

Die Echte Karettschildkröte ist eine Meeresschildkröte. Der Körper des ausgewachsenes Tieres beträgt ungefähr ein Meter und das Gewicht im Durchschnitt circa 80 kg. Das Maul dieser Schildkröte ist so geformt, dass sie bequem ihre Hauptnahrung, nämlich Meeresschwämme zwischen den Korallen herauszupfen kann. Es ähnelt dem Schnabel eines Adlers und daher wird das Tier in der Landessprache Lakposcht-e puse oqabi - oder lakpuscht minqar kuta - Adlerschnauze bzw. Kurzschnabelschildkröte genannt. Diese Schildkrötenart lebt vor allen in den Küstengegenden mit geringeren Tiefen und am steinigem Boden und Felsen und an Korallenbänken, wo es genug Nahrung für sie gibt. Die Echte Karettschildkröte gehört zu den Reptilien, die sich dem Leben im Wasser angepasst haben aber auch aufs Festland kommen. Zur Atmung muss diese Schildkröte an die Wasseroberfläche hochtauchen.

Die Echte Karettschildkröte kann sich mit ihren vier Flossen schnell und einfach durch das Wasser bewegen. Die Vorderflossen dienen ihr auch manchmal als Arme. Sie hat einen sehr schön gezeichneten Panzer. Der Panzer ist bernsteinfarben mit schwarzen, weißen und braunen Flecken und Bändern in anderen Farben. Gerade dieser schöner Panzer hat diese Schildkrötenart an vielen Orten der Welt in Schwierigkeiten gebracht und Menschen dazu verleitet, Jagd auf dieses Tier zu machen. An dem Schild dieser Schildkröte lässt sich am leichtesten feststellen, ob es sich um ein Weibchen oder Männchen handelt. Die Farben des männlichen Tieres sind dunkler und intensiver . Auch ist der Gesichtsausdruck aggressiver. Bei den meisten Schildkröten, so auch bei der Echten Karettschildkröte setzt sich der Rückenpanzer aus mehreren kleineren Schildern zusammen.

Die Echte Karettschildkröte ist erst mit 30 Jahren ausgewachsen. Mit großer Wahrscheinlichkeit kehren die weiblichen Schildkröten immer zur Eiablage an den Platz zurück, wo sie selber einmal aus dem Ei geschlüpft sind. Sie kommen Ende des Winters bis Mitte des Sommers zur Eiablage an die Sandküsten. In der Eier-Legezeit schwanken an den Küsten des Persischen Golfes und des Golfes von Oman die Lufttemperaturen am Abend von 25 bis 28 Grad Celcius und die Schildkröten legen ihre Eier vor allen Dingen in der Nacht an den sandigen Küsten ab. Die Weibchen bevorzugen ruhige Gebiete und daher am meisten unbewohnte Inseln. Die Echte Karettschildkröte legt in jeder Saison durchschnittlich drei Mal Eier im Abstand von 15 Tagen. Die Eier dieser Schildkrötenart wiegen 26 bis 31 Gramm und haben einen Durchmesser von circa 43 mm und ein Volumen von 25 bis 30 Kubikzentimetern. Die kleinen Schildkröten schlüpfen nach 60 bis 70 Tagen aus dem Ei.

Im Iran ist der Verzehr von Schildkrötenfleisch nicht üblich, ebensowenig wie der Handel mit Schildkrötenpanzern. Aber der Verkauf und Verzehr von Schildkröteneiern ist gang und gäbe, weil viele an ihren hohen Nahrungswert und den Wert als Heilmittel glauben. Es wurde beobachtet, dass Leute in der Nähe des Ortes wo das Weibchen seine Eier ablegt, abwarten bis die Ablage zu Ende ist, um die Eier anschließend einzusammeln. Aber nicht nur der Verzehr von Schildkröteneiern bedeutet eine Gefährdung dieser Tierart. Hinzu kommt der Fischfang, denn die Tiere bleiben manchmal in den Netzen hängen. Weitere Faktoren sind die Umweltverschmutzung und verschiedene Krankheiten sowie zunehmende Bebauung der Küstengebiete . Die Schildkröten bleiben manchmal in den Fischernetzen hängen. Die Umweltschutzbehörde der Islamischen Republik Iran hat in den letzten Jahren größere Maßnahmen zur Wahrung dieser kostbaren Schildkrötenart begonnen. Wichtige Strategien in diesem Zusammenhang sind die Nutzung moderner Wissenschaften und des Potentials der einheimischen Bevölkerung.