Apr 25, 2018 05:20 CET
  • Sprituell gesund (12)

Der Mensch besteht aus Körper und Geist. Aber diese beiden stehen nicht auf einer Stufe. Vielmehr gilt der Körper als das Instrument des Geistes. Deshalb kommt die Gesundheit des Geistes - die spirituelle Gesundheit - höher zu stehen als die körperliche Gesundheit.

Das aus Körper und Geist bestehende Wesen namens Mensch  ist sichtbar und wahrnehmbar. Der Geist ist jedoch nicht stofflich.  Vielleicht lässt sich sagen, dass der Geist nichts anderes ist als das "Ich".

Alle Menschen spüren von der Geburt bis zum Tod ihr Ich und das Ich eines jeden ist für sich etwas Einmaliges. Ibn Sina , der große iranische Gelehrter, der in westlichen Breiten Avicenna genannt wird und im   10. bis 11.   Jahrhundert nach Christus gelebt hat, erklärt den Zusammenhang auf feinsinnige Weise und sagt: Nehmt einmal an wir kämen  mit einem vollständigen Körper und einer natürlichen Intelligenz auf die Welt, aber besäßen aus irgendeinem Grunde keine körperlichen Sinnesorgane. Man kann sich zu diesem Zweck vorstellen, dass wir in einem völlig dunklen Raum schweben. Die Temperatur ist so gemäßigt, dass wir weder Wärme noch Kälte verspüren. Kein Laut ist zu hören  und die Körperglieder und Organe berühren sich nicht.  In diesem Zustand werden  wir ohne Zweifel, obwohl wir nichts von der Existenz des Körpers spüren,  trotzdem gewahr, dass wir existieren. "

 Was hier als "Ich" verspürt wird, ist also etwas anderes als der Körper, denn es wird angenommen, dass wir unseren Körper wegen Fehlen der Sinnesorgane nicht wahrnehmen.  Also ist der Geist, den wir mit dem "Ich" definieren, etwas anderes als der stoffliche Körper. In Wahrheit ändert sich dieses "Ich"  trotz der Verwandlung der Körperzellen oder einiger Veränderungen der körperlichen und psychischen Besonderheiten oder sogar dem Verlust einer der Gliedmaßen oder deren künstlicher Ersatz, nicht. Die gute Stimmung und die gesamte Gesundheit des Menschen hängt folglich von der guten Stimmung und der Gesundheit dieses Ichs ab d.h. des Geistes des Menschen. 

 

Der Hauptteil des menschlichen Wesens entspringt  seinem Geist   und der stoffliche Körper des Menschen übernimmt dabei nur die Rolle eines Instrumentes. Auch die Gefühle, der Wille und das Denken entspringen dem Geist  und die Menschlichkeit des Menschen hängt ebenfalls von diesem Geist ab - von seinem wahren Ich.  Gemäß dem Heiligen Koran gebührte dem ersten Menschen, Hadhrat-i Adam (gegrüßt sei er) in dem Moment die Ehre, dass die Engel sich vor ihm verbeugen, als er in den Besitz des Geistes gelangt war:

فَإِذَا سَوَّیْتُهُ وَنَفَخْتُ فِیهِ مِن رُّوحِی فَقَعُوا لَهُ ساجِدینَ.

Wenn Ich (Gott) es zurechtgeformt und ihm von Meinem Geist eingehaucht habe, dann fallt und werft euch vor ihm nieder.“

Sure Sad (Sure 38) 

Das wahre Ziel des Menschen ist also dass er seinen Geist (oder sein wahres Ich) vervollkommnet)  Der Körper ist dabei das Mittel, das  zur Vervollkommnung des Geistes dient. Deshalb lässt sich sagen, dass die spirituelle Gesundheit  nicht auf gleicher Stufe mit der körperlichen Gesundheit steht .Vielmehr ist die körperliche Gesundheit der vorbereitende Schritt zur geistigen Gesundheit des Menschen.

Hierbei darf nicht vergessen werden dass Geist und Körper aufeinander einwirken. Wenn zum Beispiel bei einer Versuchsperson der vordere Abschnitt des Gehirns einen Impuls erhält, so hebt diese Person ohne es zu wollen die Hand hoch.  Erhalten tiefere Regionen des Gehirns  Impulse so entstehen verschiedene Gefühle wie Freude, Unruhe oder Zorn.  Auch beeinflusst die Menge und Art von Hormonen der Körperdrüsen den psychischen Zustand.  Zum Beispiel hat die Serotonin-Menge große Einwirkung auf einige psychische Zustände wie Depressivität.  Oder bei Erwachsenen wirkt sich die sinkende Hormonausschüttung der Schilddrüse nicht nur auf den Körper aus sondern schwächt auch das Gedächtnis und ruft Depressionen hervor.  Aber Depressionen, d.h. die Wirkung des Körpers auf die Seele, können mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden. 

 

Genauso wie sich psychischer Druck auf den Körper auswirkt,   haben auch Erregungen eine Wirkung auf die körperliche Befindlichkeit. Negative Erregungen führen zu Beschwerden, wie Nervenschwäche  oder Verdauungsstörungen. Auch  Ängste und Bekümmernisse beeinträchtigen  oft die Verdauungsvorgänge im Körper. Zorn beschleunigt den Blutkreislauf,  die Atmung und den Herzschlag.  Psychische Belastung reduziert die Funktionsfähigkeit des Immunsystems und dies hat wiederum physische Schäden zur Folge.

Positive Erregungen können dem Körper nützen. So kann man  durch entsprechendes positives Denken und positive Suggestion einige körperliche Leiden beseitigen.  Es ist jedoch umgekehrt möglich, dass der Körper tatsächlich erkrankt,  wenn man sich nur einbildet, krank zu sein. Einige psychische Störungen können akute körperliche Probleme hervorrufen.  Deshalb beschäftigt man sich in der medizinischen und psychiatrischen Forschung heute weitgehend mit psychosomatischen Erkrankungen.

Abschließend sei gesagt: Auch wenn bei vollständiger Beurteilung der Gesundheit und Feststellung von Schwächen und Stärken sowie der  Planung zur Verbesserung der Gesundheit des  Einzelnen und der Gesellschaft die verschiedenen Seiten der Gesundheit voneinander getrennt untersucht werden, bleibt zu beachten, dass diese verschiedenen Seiten aufeinander einwirken  und dass ein Mangel an Gesundheit auf einer oder zwei ihrer Ebenen auch eine  Erkrankung auf einer anderen ihrer Ebenen mit sich bringt. Ein gesunder Mensch ist also jemand, der auf  allen Ebenen Gesundheit aufweist, insbesondere aber auf der spirituellen Ebene

 

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