Pars Today

Die Bedeutung der Geduld für die spirituelle Gesundheit wird das Thema unserer heutigen Sendung sein.

Die Suche nach Nähe zu Gott und Verbundenheit mit Ihm ist das wichtigste Kriterium für die spirituelle Gesundheit und alles Verhalten und alle Neigungen des Menschen werden ihm - wie wir dargelegt haben - zu wahrer Vollkommenheit verhelfen, wenn er sie nach Gott ausrichtet. Über eine Eigenschaft, welche eine wichtige Rolle dabei spielt, dass der Mensch an diese Vollkommenheit gelangt, haben wir noch nicht gesprochen: Es ist die Geduld.

Geduld bedeutet Selbstbeherrschung. Geduld hilft Schmerzen lindern. Sie hilft sogar gegen Schmerzen, die so groß sind, dass der Mensch zu allem bereit wäre, nur um sie wieder loszuwerden. 

 Im Leben begegnet der Mensch Kummer und Missgeschicken. Diese bereiten ihm Unruhe und Sorge und belasten seine Seele. Sie können ihn seelisch und körperlich krankmachen. Aber das beste einmalige Mittel dagegen ist die Geduld, vor allen Dingen wenn sie auf dem Glauben an Gott beruht. Wie viele schwere Krankheiten sind nicht schon nur durch die erbetene Hilfe Gottes und durch die tapfere Geduld geheilt worden!? Die Geduld ist ein heilbringender  Weg, einfach und ohne Unkosten. Sie beschert dem Menschen innere Ruhe und spirituelle Gesundheit. 

Viele Psychologen sagen, dass es zu Depressionen führt, wenn die Belastungen des Lebens nicht unter Kontrolle gebracht werden. Die Geduld ist der beste Weg um Depressionen zu begegnen. Sie verhindert nämlich eine negative Einschätzung und überstürztes Handeln bei der Lösung von Problemen und der Überwindung von Missgeschicken. Sie hilft dem Menschen  die Situation richtig einzuschätzen  und zu einer positiven Einstellung gegenüber den Vorkommnissen im Leben zu gelangen.  Schon seit Jahren haben zahlreiche Forscher die Wirkung von Geduld auf die Reduzierung von Sorgen und Melancholie  und auf die Steigerung der Lebensfreude untersucht. Sie vertreten die Meinung, dass zwischen Geduld und Lebensgenuss eine wichtige positive Beziehung besteht  Die Geduld steigert nämlich die Zuneigung zwischen den Menschen und die positive Gefühlserregungen, das Glücksgefühl und die Zufriedenheit mit dem Leben. 

Wenn der Mensch auf natürliche Weise reagiert, dann versucht er Gutes mit Guten zu erwidern.  Selten wird jemand daher bewusst Gutes mit Schlechtem vergelten. Auf der anderen Seite liegt es auf der Hand, dass nur wenige das Schlechte der anderen mit Gutem beantworten. Aber wer Geduld besitzt, der richtet sich in seinem Verhalten nicht nach den natürlichen Reaktionen der anderer, sondern  er richtet sich nach der Moral und den menschlichen Lehren und reagiert sogar mit Gutem, wenn andere ihm Schlechtes antun.  Es ist klar, wie groß die   positive Wirkung eines  solchen Verhaltens auf  seine spirituelle Gesundheit sein wird und wie sehr es  ihn vor seelischen Erkrankungen wie Depressivität schützt. 

Wenn jemand im Leben innere und äußere Belastungen heil überstehen möchte, sollte er auf die Geduld und Standhaftigkeit als das wichtigste Hilfsmittel achten.  Die Geduld ist natürlich die Frucht der Hoffnung und Hoffnung ist ein göttliches Geschenk, welches für die spirituelle und seelische Gesundheit und die Erreichung der angemessenen Selbsterziehung eine wichtige Rolle spielt.  Wenn Probleme und Unannehmlichkeiten den Menschen attackieren, verhindert die Hoffnung, dass er resigniert und die Nerven verliert. Hoffnung ist der Impuls für das Handeln. Im Islam bildet  die Hoffnung auf den Segen und die Barmherzigkeit Gottes einen Eckpfeiler der Religion. Der Mensch soll daran glauben, dass  Gott nach jeder Erschwernis eine Erleichterung schickt und nach jeder Prüfung Heilvolles und nach jedem schwierigen Engpass  Glück und Geborgenheit schenkt. In den Versen 5 und 6  der Sure al Scharh verheißt Gott zweimal hintereinander

"فَإِنَّ مَعَ الْعُسْرِ یُسْرًا، إِنَّ مَعَ الْعُسْرِ یُسْرًا

„Also gewiss, mit der Erschwernis ist Erleichterung“.

Gott  beruhigt den Menschen auf diese Weise. Der Mensch kann mit Hoffnung im Herzen und mit Geduld und Gottes Gnade alle Härten ertragen. Wenn er standhaft bleibt, dann wird Gott seine Verheißung erfüllen und ihm eine besondere große Ruhe bescheren, so dass seine spirituelle Gesundheit wächst und er sich von den Besorgnissen freimachen kann.  

Das arabische Wort „Sabr“ für Geduld ist ein elementarer Begriff der Islamischen Lehre. Gott hat den Propheten in seiner Geduld gestärkt und hat ausdrücklich allen immer wieder Geduld und Ausdauer empfohlen. Aber dieser Aufruf zur Geduld ist kein Aufruf  zur Passivität, wie einige denken. Geduldig und standhaft zu bleiben ist ein rationales Vorgehen, d.h. der Geduldige setzt diese Eigenschaft ein, um an seine Ziele zu gelangen. In der Sure Asr (Sure  103 ) kommen vier elementare Begriffe vor, nämlich der Glaube, das rechtschaffene Handeln , das Recht und die Geduld.   Es heißt dort nämlich: „Der Mensch befindet sich wahrlich in Verlust, außer denjenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun und einander die Wahrheit eindringlich empfehlen und einander die Standhaftigkeit eindringlich empfehlen.“ Es zeugt für die Bedeutung der Standhaftigkeit, dass sie hier in einem Atemzug mit den anderen drei religiösen Werten genannt wird. 

Gemäß Überlieferung gibt es drei Arten von „Sabr“ –Standhaftigkeit.  Das sind:

Erstens: die Geduld bei der Erfüllung der religiösen Pflichten, d.h. dass der Mensch sich anstrengt, seine Pflichten richtig zu erfüllen

Zweitens:  die Standhaftigkeit gegenüber der Sünde, d.h. dass der Mensch danach strebt, bei Verlockungen gegenüber der Verführung durch Satan und durch eigene Gelüste standzuhalten und ihnen gegenüber Widerstand zu leisten

Die dritte Art von Sabr – der Standhaftigkeit – ist die Selbstbeherrschung und Standhaftigkeit gegenüber Unglück, wie Tod, Entbehrung, Krankheit und ähnlichen Vorkommnissen.

Im Vers 55 der Sure 2 heißt es:

„Und Wir werden euch ganz gewiss mit ein wenig Furcht und Hunger und Mangel an Besitz, Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde frohe Botschaft den Standhaften,“

Schließlich wollen wir noch  auf ein lebendiges Vorbild für Standhaftigkeit in der Islamischen Geschichte  hinweisen. Dieses Vorbild ist die Schwester Imam Husains, Zainab-i Kubra (Friede sei ihr), die im 7. Jahrhundert nach Christus gelebt hat. Sie hatte am Mittag des 10. Muharam, 61 Jahre nach der Hidschra sehr viele liebe Menschen verloren und den grausamen Tod ihres geliebten Bruders, Husain Ibn Ali (Friede sei ihm) miterlebt.  Ihre Standhaftigkeit in dieser tragischen Situation war so groß, dass sie als beispielhaft in die Geschichte einging. Als der Feind sie demütigte und sie an die Ermordung ihres Bruders und Imams erinnerte, sagte sie mit beispielloser Tapferkeit: „Ich habe nur Schönes erlebt,“ womit sie an den Heldenmut Imam Husains (Friede sei mit ihm)  und seiner treuen Helfer erinnerte, die sich für den Islam geopfert hatten.