Sep 06, 2018 04:14 CET
  • Spirituell gesund (24)

Ein weiteres Merkmal der spirituellen Gesundheit ist die Bereitschaft zum Selbstverzicht.

Ein spirituell gesunder Mensch  tut anderen Gutes und erwidert die guten Taten anderer ebenso mit Gutem. Entscheidend für die Qualität eines Werkes, ist die Absicht, die der Mensch damit verfolgt. Über die gute Absicht haben wir bereits gesprochen. Diesmal wollen wir über die Rolle des Selbstverzichtes  für die spirituelle Gesundheit sprechen. Der islamische Terminus für Selbstverzicht ist „Ithar“.

               

 

Ithar bedeutet Schenken und die anderen sich selber vorziehen.

Wenn der Mensch so edel ist auf etwas zu verzichten, was er selber braucht aber ein anderer noch mehr benötigt, dann hat er Ithar - einen Selbstverzicht begangen. Dieser Selbstverzicht kann in dem Verzicht auf Zeit oder auf Besitz oder auf die Freuden des Lebens  bestehen, welcher indirekt oder direkt anderen zugutekommt. Wer Selbstverzicht übt, der erwartet keine Gegenleistung von der anderen Seite.  Daher ist Ithar  nicht nur  Liebe, Großzügigkeit  und Wohltätigkeit zu den Mitmenschen, sondern mehr als das. In dem Selbstverzicht steckt ein Selbstopfer.

 Wenn ein Milliardär mehrere Millionen spendet so ist das ein gutes Werk aber  noch kein Ithar.  Ithar bedeutet zum Beispiel, dass jemand von seinem Essen anderen etwas abgibt obwohl er den eigenen  Hunger noch nicht gestillt hat. Wer Ithar begeht, tut dies aus freien Stücken und mit dem höheren Ziel, das Leben anderer zu verbessern. Es ist natürlich letztendlich auch für ihn selber von Vorteil denn er trägt dadurch  zu seiner eigenen spirituellen Gesundheit bei.  Bei Steigerung der spirituellen Gesundheit werden seine innere Zufriedenheit und der innere Friede, seine Hoffnung und die Bemühung um die Nächstenliebe weiter wachsen.  

 

In den materialistisch orientierten Gesellschaften stehen im Allgemeinen persönliche Vor- und Nachteile im Vordergrund und daher begegnen wir nicht so oft  wahrem Selbstverzicht. Aber in Gesellschaften in denen Gott im Mittelpunkt steht, werden spirituelle Werte großgeschrieben und die Gläubigen  möchten Gott mit ihren Werken zufrieden stellen.  Wenn in einer Gesellschaft der Gottglaube eine zentrale Rolle spielt, wird dem Einzelnen bewusst, dass er zur Verbesserung seines spirituellen Wohls  seine Handlungen und seine religiösen Werke und sogar sein Denken nach Gott ausrichten und  jeden Selbstverzicht  aufrichtig nur für Gott begehen soll.  Als Beleg für einen solchen Selbstverzicht in religiösen Gemeinschaften dienen uns alle die Opfer im Laufe der Geschichte, die Gläubige für ihre religiöse Überzeugung auf sich genommen haben. Man achte darauf, dass bei dieser Form von Selbstopfer und Selbstverzicht die Akzeptanz des Märtyrertodes  in allen Himmelsreligionen nicht nur auf den Jenseitsglauben zurückgeht  sondern auch darauf, dass dieses Schahadat eine Ehre ist.  Das anschaulichste Beispiel von Schahadat und Ithar in der Geschichte kennen wir von Imam Husain (Friede sei mit ihm) und seinen Kampf zur Verteidigung des Glaubens gegenüber dem mächtigen Heer des Yazid Ibn Muawiya am 10. des Muharam 61 Jahre nach der Hidschra (im 7. Jahrhundert nach Christus). Dieses Standhalten Imam Husains und seiner Getreuen gegenüber der Ungerechtigkeit umfasst alle Formen des Ithar, die für einen Menschen vorkommen können:  Verzicht auf Besitz, Leben, Annehmlichkeiten und die Sicherheit, welche der Imam in Mekka hätte haben können -  Verzicht auf die Sicherheit der Familie und der Verzicht auf geliebte Söhne und  Verwandten, die  vor den Augen des Vaters und ihrer Familie  im Kampf den Märtyrertod starben - und wir wissen alle wie schmerzhaft es für Eltern ist, den Tod eines Kindes mitzuerleben.  Und schließlich war dieses Ithar die selbstlose Hergabe des eigenen Lebens ausschließlich für die Rettung der Religion. Dies ist das hervorragendste Beispiel für das Selbstopfer für den religiösen Glauben. 

                     

Imam Husain  Husain- unvergängliches Beispiel des Selbstverzichtes in der Geschichte 
- Friede sei mit ihm - 

 

„Eine Hand, die Blumen überreicht, wird nach diesen Blumen duften.“ Ein mit Selbstverzicht einhergehendes Verhalten wird den Menschen dabei unterstützen,  höhere Stufen der Vollkommenheit zu erreichen  und ihn mehr als alles andere beglücken. In dieser Phase erreicht auch die spirituelle Gesundheit ihren Höhepunkt.  Der Selbstverzicht ist ein Erlebnis, welches Freude und das  Gefühl, nützlich zu sein, im Menschen erweckt. Menschen, die gelernt haben,  völlig aufrichtig und ohne jegliche Selbstdarstellung, anderen zu dienen, erfahren tiefsten Lebensgenuss und wahren Erfolg.  Überhaupt ist derjenige ein Held, der das Leben der anderen auf sinnvolle Weise verbessert.  Diejenigen, die Selbstverzicht üben, sind die wahren Helden. Sie eilen auch unter den härtesten Bedingungen den anderen mutig zu Hilfe.  

Wie bei allen Werken, kommt es auch bei jemandem der Selbstverzicht übt,  auf seine Absicht an. Nur echter aufrichtiger Selbstverzicht  steigert die spirituelle Gesundheit. Manchmal wollen einige  nur Aufmerksamkeit erregen und sich sozusagen lieb Kind machen. Dafür sind sie zu allem bereit und auch bereit, Selbstverzicht zu demonstrieren.  Nach außen hin ähneln ihre Taten den Taten derjenigen, die wirklich Selbstopfer erbringen. Aber wer tatsächlich aufrichtig auf eigene Vorteile zugunsten anderer verzichtet, der möchte damit  eine größere Nähe zu Gott erreichen, während scheinbar Opferbereite nur danach streben, bei den anderen Bestätigung zu finden . Die Heuchler entlarven sich schließlich dadurch, dass sie ihre Enttäuschung und Verärgerung zeigen,  wenn sich die Leute, für die sie sich scheinbar aufgeopfert haben, undankbar verhalten. 

Wahrer Selbstverzicht ruft bei dem, der ihn Gott zuliebe praktiziert, eine tiefe innere Zufriedenheit hervor und lässt ihn intensiv spirituelles Wohlsein verspüren.
                      

 

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