Jul 28, 2018 21:36 CET
  • Islam richtig kennenlernen  (143)

Ali (F) hat niemals für die Erfüllung seiner Pläne eine Politik eingesetzt, mit der Gott nicht zufrieden gewesen wäre. Er hat niemals Unmenschliches getan und falsche Mittel durch seine edlen Ziele zu rechtfertigen versucht.  Er vereinte Mut mit Bescheidenheit, Macht mit Barmherzigkeit, das Herrschen mit Gerechtigkeit, das Wissen mit der Gottesehrfurcht, die Enthaltsamkeit mit dem Kampf und wurde zum Vorbild für diejenigen, die dem Weg Gottes folgten. 

 

                                 

Wir haben bereits einige  charakteristischen Merkmale der Regierung Imam Alis (F) beschrieben. Mit seiner Vorgehensweise und besonderen Art hat dieser Imam die Lebens- und Regierungsweise des Propheten  ins Gedächtnis zurückgerufen. Aus der Betrachtung seines Persönlichkeitsbildes kann man viel Wichtiges lernen.  Aber was ihn für immer in der Geschichte erstrahlen lässt, ist sein edler Glaube und seine aufrichtige Gott-Ergebenheit.  Er widmete  sein Leben  der Behütung der wahren Lehre des Islams und hat oftmals dafür sein Leben eingesetzt. Keiner der Wegbegleiter des Propheten hat so sehr für den Islam sein Leben aufs Spiel gesetzt wie Ali (F)  Er ist der größte Helfer des Propheten und der Schlüssel zu den Siegen der Muslime.   Imam Ali liebte  das Rechte über alles. Der Prophet hat über ihn gesagt:

عَلِی مَعَ الحَقِّ وَالحَقُّ مَعَ عَلِی

                 

Ali ist mit dem Recht und das Recht ist mit Ali

 

Ein wichtiger Regierungsgrundsatz Alis (F) war es, moralische Missstände zu beseitigen und die spirituellen Tugenden in der Gesellschaft wiederzubeleben. Daher strebte er danach, Unrecht und Verdorbenheit an der Wurzel zu bekämpfen.

Das Leben Imam Alis (F) spiegelt vollständig die Lehre des Islams wieder.  Er pflegte mit seinen Helfern  wie mit Freunden zu beraten wobei er zugleich Erhabenheit ausstrahlte. Seine Helfer sagen: „Er war unter uns wie wir,  aber trotz seiner Bescheidenheit strahlte er eine solche Kraft aus, dass wir uns demgegenüber klein fühlten. "

Mehr als jeder andere war Ali  enthaltsam und gleichgültig gegenüber den Freuden des Lebens, und gottesfürchtig. Ali (F) lebte ausgesprochen schlicht.  Obwohl er über ein großes Reich herrschte, hat er sich nie sattgegessen  und lebte wie die Armen.  Seine Nahrung und Bekleidung und Unterkunft  entsprach denen, die wenig besaßen. 

Abdullah Ibn Abi Rafi` berichtet: 

Einmal betrat ich das Zimmer von Ali (F). Ich sah einen versiegelten Beutel  bei ihm und als er ihn öffnete, erblickte ich Brocken von Gerstenbrot darin. Ich sagte: `O Fürst der Gläubigen: Warum habt ihr diesen Beutel versiegelt?!`  Er antwortete: `Ich befürchte, dass meine Kinder sich Fett oder Oliven auf dieses Brot schmieren.`"

                   

 

Ali (F) hat mit dem Geld, das er sich hart erarbeitet hatte, tausend Sklaven freigekauft und nie hat er jemanden abgewiesen, der um etwas bat und etwas brauchte.  Er war Herrscher über das große Islamische Reich, aber er entnahm für sich nichts der Gemeinwohlkasse der Muslime. Als er starb hinterließ er nur einige  Dirham und nicht mehr. Er hat zahlreiche Dattelhaine angepflanzt und sie alle den Armen gestiftet.  Der Regent über das Islamische Reich  brachte in der Dunkelheit der Nacht selber Nahrung an die Hütten der Armen. Er achtete auf ihre Lage und die Lage der Waisenkinder und Obdachlosen und kümmerte sich oftmals persönlich um sie. Ali hat gesagt: "Ich bin der Vater der Waisenkinder und der Notleidenden. Ich  bin Fürsorger der Witwen und  Zuflucht der Schwachen und die Hoffnung und Stütze der Unterdrückten."

Zum Schluss seines Letzen Willens heißt es:

"اَللّهَ اللّهَ فی الأیتام

 

Bei Gott, bei Gott, vergesst die Waisen nicht!

Die Geschichte berichtet über folgende Begebenheit:

                                      

Einmal sah Ali auf der Straße einer Frau mit Mühe einen Wasserbeutel tragen.  Ali bat sie ihm den schweren Beutel zu überlassen ... Er nahm ihr den Beutel ab und erkundigte sich nach ihrer Situation. Da stellte sich heraus, dass der Mann dieser Frau  einer seiner Soldaten gewesen war, der bei einem Gefecht den Märtyrertod gefunden hatte und deshalb musste diese Frau hart arbeiten, um den Unterhalt ihrer Kinder bestreiten zu können. Imam Ali fragte, wo sie wohne und dann verabschiedete er sich.  Er konnte die ganze Nacht vor Kummer nicht schlafen und am Morgen füllte er einen Korb mit Datteln, Speisefett, Mehl und Fleisch und ging zum Haus der Witwe. Er klopfte an und betrat die Hütte, nachdem es ihm gestattet worden war. Dann fragte er die Frau, ob sie die Kinder mit einem Spiel beschäftigen wolle oder  das Mehl zu einem Teig verarbeiten und Brot backen möchte?

Die Frau, die nicht ahnte, dass er der Herrscher über das islamische Reich ist, antwortete: „Ihr könnt die Kinder beschäftigen, und ich werde mich  um den Teig kümmern und Brot backen. Gott möge mit dir zufrieden sein und zwischen mir und Ali Ibn Abi Talib richten."

                           

 

Ali (F) bereitete etwas Fleisch zu und gab es den Kindern zusammen mit Datteln und weiteren Dingen zu Essen. Bei jedem Bissen, den er den Kindern in den Mund schob sagte er: „Meine Kinder! Verzeiht Ali!“

Als die Frau den Brotteig zubereitet hatte, sagte die Frau: „O Diener Gottes, zünde den Ofen an.“ Ali (F) zündete das Feuer im Ofen an und hielt sein Gesicht nahe dem Feuer und sagt: „Ach Ali, bekomm es zu spüren. Dies ist die Strafe dessen, der die Waisen übergeht.“

Die Frau des Nachbarn war ins Haus gekommen und  sah Ali (F), wie er mit den Waisenkindern spielte und ihnen leckere Bissen in den Mund schob.  Diese Frau erkannte Ali (F). Sie war erstaunt und sagte zu der Mutter der Kinder: „Wehe dir. Dies ist Ali, der Kalif der Muslime, der in deinem Haus arbeitet und deine Kinder zum Lachen bringt.“ Da schämte sich die Frau über ihr Verhalten und entschuldigte sich bei Ali und sagte: „O Fürst der Gläubigen! Ich schäme mich, denn ich habe, weil ich nicht wusste wer du bist, einige Dinge gesagt und habe dich für mich arbeiten lassen.“ Aber Ali  sagte:

„Ich schäme mich vor euch, weil ich bis jetzt nichts davon wusste, wie ihr lebt.“

                                   

Alle wussten wie oft Ali (F) das Gebetsritual verrichtet und dass er die Nächte durchwacht, um Gott anzuflehen. Wer sich in den Inhalt der  Gebete Alis (F) vertieft,  erkennt sein großes Wissen und seine Gotterkenntnis und Liebe zum Schöpfer. 

Imam Ali fürchtete auch in den gefährlichen Nächten einer Schlacht nicht die Pfeile der Feinde, wenn er im Gebet stand und seine Bitten an Gott richtete und ihn anflehte.  Unterdessen  ritt er am Tag  auf dem Schauplatz des Kampfes furchtlos in die Mitte des feindlichen Heeres. Ali hat nie den Kampf gegen einen feindlichen Krieger gescheut, und wenn dieser auch noch so stark war. 

Es gibt niemanden in der Geschichte, der so kühn und mutig wie Ali gewesen wäre. Zugleich war er ein gefühlvoller und gütiger Mensch. Er gestattete seinen Soldaten nicht, dass sie Frauen, Kinder oder Verletzte angreifen und töten. Auch verfolgte er nicht Krieger des feindlichen Heeres, die die Flucht ergriffen. Er unterließ nächtliche Überfälle und  versperrte dem Feind nicht den Zugang zum Wasser. 

Ali hat zur Wiederbelebung von Wahrheit und Recht und um das Banner der Tugenden und Aufrichtigkeit zu hissen, viel Leid auf sich genommen. Er  hat während seiner Herrschaft  gegen Verschwörungen gekämpft, welche Leute hervorgerufen hatten, die nach dem Weltlichen strebten. Aber niemals hat er zur Erreichung seiner Ziele nie Methoden eingesetzt, mit denen Gott nicht zufrieden ist.  Er vereinte Mut mit Bescheidenheit, Macht mit Barmherzigkeit, das Herrschen mit der Gerechtigkeit, das Wissen mit der Gottesehrfucht, die Enthaltsamkeit mit dem Kampf und wurde zum Vorbild für diejenigen, die dem Weg Gottes folgten.  

                           

 

Imam Ali (F) zeichnete sich außerdem durch sein hervorragendes Wissen aus. Mehr als alle anderen kannte er die hohen Ziele des Korans. Der Prophet hat gesagt: „Ich bin die Stadt des Wissens und Ali ist das Tor zu ihr.“  Ali sprach offen und furchtlos über Wahrheit und Recht. Seine Worte waren nicht nur für die Menschen seiner Zeit eine hohe Charta der Charakterveredlung und Rechtleitung sondern sind es für alle Generationen der Menschheit. Ein Teil davon steht im Nahdsch-ul Balagha. Gegenstand seiner Briefe, Ansprachen und Schreiben sind unter anderem die Religion und Theologie und das Überirdische, die Moral und Läuterung der Seele, die sozialen Prinzipien, Koranwissen und auch sehr präzise wissenschaftliche Wahrheiten. Ebenso berühmt sind die Gebete von ihm. Seine Redeweise ist ästhetisch und überzeugend und beeindruckend.  Ibn Abi Al Hadid, der Kommentator zum Nahdsch-ul Balaghah hat über die vorzügliche Ausdrucksweise Alis gesagt: „Sieh wie die Sprachfertigkeit ihr Zaumzeug in die Hand dieses Mannes gelegt und ihm die Zügelung anvertraut hat. Schau dir die erstaunliche Ordnung der Wörter an. Eines nach dem anderen kommt herbei und stellt sich ihm zur Verfügung. Wie eine Quelle, die von selber mühelos aus dem Boden sprudelt.“

An einer anderen Stelle sagt Ibn Abi Al Hadid: „Er ist so meisterhaft im Reden, als ob die Welt der Wörter ihm unterworfen wäre und er auf schönste Weise sagen kann, was er nur will.“

                         

Wegen dieser ausgezeichneten Eigenschaften kennt die Geschichte keine weitere Persönlichkeit, die wie Ali (F) die Aufmerksamkeit von Gelehrten und  Denkern auf sich gezogen hätte.

Dieser großartige Mensch wurde früh morgens  am 19. Des Monats Ramadan 40 Jahre nach der Hidschra  und dem Mondkalender  (661 nach Christus) Opfer eines Attentats. Er war in der Moschee ins Gebet vertieft, als einer der Chawaridsch mit dem Säbel auf sein Haupt einschlug und ihn so schwer verletzte, dass er in der Nacht zum 21. Ramadan nach einem langen opferbereiten Leben zu Gott zurückkehrte.

George Jordaq , der libanesische Poet und Autor des arabischsprachigen Buches „Imam Ali – der Ruf nach menschlicher Gerechtigkeit“ (the voice of human justice)  schreibt über die einmalige Persönlichkeit Alis (F): „O Zeit, ach könntest du doch alle Kräfte , und du o Natur, ach könntest du doch alle Begabungen, in der Erschaffung eines großen Menschen, großes Genies und großen Helden vereinen und würdest unserer Welt noch einmal einen Ali schenken.“