Lotsen zum göttlichen Hafen (7)
Wir sprechen über das 10. Jahr nach der Hidschra, mit dem zwei wichtige Ereignisse einhergehen.
Es war im Monat Dhul Qada im 10. Jahr nach der Hidschra. Der Prophet des Islams sagte den Muezzin, sie sollten allen ankündigen, dass er sich zum Hadsch nach Mekka begibt. Am 25. oder 26. dieses Monats verließ eine riesige Hadsch-Karawane unter Anführung des Propheten die Stadt Medina. Einige haben berichtet, dass es sich um hunderttausend Pilger gehandelt hat. Der Prophet hüllte sich in Dhul Halifa (nahe bei Medina) in das Pilgergewand, und sprach den Bereitschaftsruf) Talbiyya ,
Die Muslime folgten seinem Vorbild und alle stimmten in den Bereitschaftsruf des Propheten ein:
"Hier bin ich, oh unser Allah, hier bin ich" [lab-baik allah-humma lab-baik]

Der Prophet nutzte jede Gelegenheit auf dieser Hadschreise um mit den Muslimen zu sprechen und ihnen die religiösen Gebote dazulegen. Am Arafat-Tag des Hadsches hat er in seiner Ansprache an die Pilger auf mehrere wichtige Punkte hingewiesen. Zum Beispiel hat er gesagt: "Ihr Menschen! Hört auf meine Worte. Es kann gut sein, dass ich euch im nächsten Jahr nicht mehr begegne. Ihr Menschen! Es ist euch verboten, auf Leben und Besitz voneinander überzugreifen, genauso wie dieser Tag und dieser Monat ein Heiliger Tag und Monat sind. Wenn ihr Gott begegnet, werdet ihr über eure Taten befragt werden. Jedem von euch, dem ein anderer ein Gut anvertraut hat, der soll es seinem Besitzer, der ihm vertraut hat, zurückgeben. Ihr Menschen! Satan hat für immer die Hoffnung darauf aufgegeben, dass ihm jemand in diesem Gebiet (in Arafat) dient. Dennoch hütet euch vor ihm was eure Religion anbetrifft. Beachtet die Rechte eurer Frauen; sie sind ein Pfand Gottes in eurer Hand!Ihr Menschen! Alle Muslime sind einander Brüder und kein Muslim hat an dem Eigentum eines anderen Muslims ein Recht, es sei denn dass dieser damit einverstanden wäre!"
Auf dieser Hadschreise hat der Prophet in drei seiner wichtigsten Reden laufend auf die Einheit und Brüderlichkeit der Muslime hingewiesen. Der Prophet war über die Zukunft der Muslime besorgt. Er hatte die Machenschaften der Munafiqin - der Heuchler - kennengelernt. Kurz vorher hatte er nach dem Gefecht von Tabuk, an dem er persönlich teilgenommen hatte, einen Terroranschlag von ihnen überlebt und wusste dass sie nur darauf warteten, dass er bald stirbt Außerdem waren auf der Arabischen Halbinsel falsche Propheten aufgetreten und hatten sich gegen den Islam gestellt.

Die Pilger beendeten unter Anleitung des Propheten ihren Hadsch. Doch der Prophet blieb nach Beendigung des Hadsches nicht mehr lang in Mekka, obwohl er zehn Jahre lang dieser seiner Heimatstadt ferngeblieben war. Vielmehr sagte er seinem ersten Muezzin, dem Afrikaner Bilal, er solle den Aufbruch verkünden. Fast alle schlossen sich dem Propheten an, als er Mekka verließ, auch die Pilger aus Jemen , welches in einer anderen Richtung als Medina lag. Schließlich erreichte die große Pilgerkarawane ein Gebiet „namens Kura`a-l-Ghamim" in dem der Ort Ghadir Chum lag.
der Prophet sagte:
اَیُّهَا النَّاسُ، أجیبُوا داعِیَ اللَّهِ، اَنَا رَسُولُ اللَّهِ.
Ihr Menschen! Hört auf den, der seitens Gott aufruft, ich bin ja der Prophet Gottes ."
Diese Worte des Propheten deuteten darauf hin, dass er etwas Wichtiges mitteilen möchte: Gott hat im Vers 67 der Sure 5 (Maida) dem Propheten offenbart:
„O du Gesandter, übermittele, was zu dir (als Offenbarung) von deinem Herrn herabgesandt worden ist! Wenn du es nicht tust, so hast du Seine Botschaft nicht übermittelt. Allah wird dich vor den (Gefahren der) Menschen schützen. ..."
In diesem Vers verspricht Gott Seinem Propheten, dass er ihm beistehen wird, wenn er Seine Botschaft übermittelt. Aus dem was daraufhin geschah erfahren wir um was es sich bei dieser Botschaft handelt. Die Pilger zogen weiter bis der Prophet in Ghadir Chum alle aufrief anzuhalten. Er gab Anweisung, dass diejenigen, die schon weitergezogen waren, zurückzuholen sind. Schließlich hatten sich alle Pilger in Ghadir Chum versammelt. Es war dort sehr heiß und alle, auch der Prophet, mussten ihren Kopf bedecken und einen Zipfel von ihrem Gewand unter die Füße legen. Die Pilger bauten ein kleines Schattendach auf und stapelten Steine und die Sättel von Pferden und das Zaumzeug der Kamele übereinander und warfen eine Tuch darüber. Der Prophet bestieg diesen behelfsmäßigen Predigerstuhl. Neben dieser provisorischen Kanzel stand Ali (Friede sei mit ihm).
Da begann der Propheten (S) mit folgenden Worten: „Niemand legt den tiefen Sinn des Korans und seine Deutung dar, außer der, dessen Hand ich ergreife und hochhebe.“ Und dann ergriff er die Hand Alis, hob sie in die Höhe und fuhr fort:
مَنْ کُنْتُ مَوْلاهُ، فَهذا عَلِىٌّ مَوْلاهُ
"Jeder, dessen Freund und Herr bin, dessen Freund und Herr ist dieser Ali!

Alle waren aufgeregt und mussten an die guten Eigenschaften Alis denken. Als der Prophet zu Ende gesprochen hatte, drängten sich die Pilger um Ali, um ihm zur Nachfolgerschaft des Propheten zu gratulieren. Der Prophet Gottes (S) sprach: „Dank sei Gott, der uns über die ganze Welt gestellt hat.“ An diesem Festtag, dem Eyd-e Ghadir erstrahlte das Antlitz des Propheten vor Freude und er sagte: „Gratuliert mir, denn Gott hat mich zum Propheten bestimmt und die aus meinem Hause zum Imamat – der Lenkung der Gläubigen.“
Der Prophet kehrte nach Medina zurück und blieb den Rest des Hadsch-Monats Dhul Hadscha und die darauffolgenden Monate Muharram und Safar in Medina. Die ersten Anzeichen einer Krankheit wurden deutlich. In diesen von Kummer überschatteten Tagen, in denen es dem Propheten nicht gut ging, ging er in die Moschee um zu der Gemeinde zu sprechen und damit die Gläubigen ihm bestätigen, dass er ihnen Gottes Botschaft mitgeteilt hat . Dabei bat er, dass jeder dem er ungewollt ein Unrecht angetan haben sollte, sich meldet und es begleicht. Da trat ein Mann nach vorne und sagte: „Einmal, als du dein Kamel vorantreiben wolltest, hast du mich aus Versehen mit deiner Gerte getroffen.“ Da forderte ihn der Prophet auf, dass er sich dafür revanchieren soll. Er wollte damit allen klar machen, wie wichtig es ist das Recht der anderen herzustellen. Der Mann trat näher, aber anstelle dem Propheten einen Schlag auf die Körperstelle, die er freigelegt hatte, zu versetzen, küsste er diese.
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Schließlich trat der traurige Tag ein. Der Prophet lag auf seiner Lagerstatt: Mal schloss er die Augen und verlor das Bewusstsein und mal kam er wieder zu sich und dann sprach er zu denen, die bei ihm waren. Ali (F) saß neben ihm. Hasan und Husain weinten und wollten sich an ihren Großvater schmiegen. Als Ali (F) sie vom Propheten trennen wollte, öffnete dieser die Augen und sagte: „Lieber Ali! Lass mich ihren Duft einatmen und lass sie meinen Duft einatmen. Lass mich von ihnen und sie von mir einen Proviant mit auf den Weg nehmen…“
Der Zustand des Propheten verschlechterte sich immer mehr. Schließlich verließ dieser große Vertrauenswürdige der Muslime und Wegweiser der Menschheit die vergängliche Welt. Es war das Jahr 11 nach der Hidschra und dem Mondkalender und gemäß einer bekannten Überlieferung der 28. des Monats Safar, der 25.5.632 n.Chr.
Nach dem Verlust des Gesandten Gottes (F) hat Ali (F) gesagt: „Das traurige Verscheiden des geehrten Propheten (S) legte mir eine solche schwere Last auf die Schultern, dass ich dachte, dass die Berge sie nicht ertragen könnten, wenn sie sie hätten tragen müssen.“ Ali (F) nahm weinend und von Kummer erfüllt die Totenwaschung des Propheten vor und hüllte ihn in das Leichentuch. Schließlich schlug er das Tuch über dem Antlitz des Propheten noch einmal beiseite und sprach: „Meine Eltern seien dir geopfert! Du hast in Reinheit gelebt und bist in Reinheit aus der Welt gegangen. Mit deinem Verscheiden ist die Kette der Gesandten und Propheten abgebrochen und dies ist etwas, was bei den anderen Propheten nicht geschehen ist. Du hast einen so hohen Rang erreicht, dass Gott dir Seinen Friedens- und Segensgruß entrichtet, und du hast ein so weites Herz gehabt, dass alle Menschen für dich gleich waren … Meine Eltern seien dir geopfert! Erinnere an uns vor deinem Herrn und erweise uns deine besondere Aufmerksamkeit.“

Ali (Friede sei mit ihm) hat gemäß Nahdsch-ul Balagha gesagt: „Der Gesandte Gottes (Allahs Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) lehnte an meiner Brust als er die Augen vor dieser Welt verschloss, und auf meinem Arm verließ die Seele seinen Leib. Da habe ich mit der Hand (auf der der Prophet starb) über mein Gesicht gestrichen und mir die rituelle Waschung des Hadhrat gelobt. Die Engel haben mir dabei geholfen. Es war als ob das ganze Haus und die Mauern weinten und schluchzten. Von allen Seiten her waren Stimmen zu hören, eine Schar von Engeln kam herab und eine andere Schar stieg wieder empor und ihr leises Sprechen während des Ritualgebetes, welches sie für den Hadhrat sprachen, brach keinen Moment lang ab und hielt bis zu dem Augenblick an, wo ich ihn in seine Ruhestätte legte …“
Als Ali (F) den edlen Leichnam des Gesandten Gottes beisetzte, sprach er mit Tränen in den Augen: „Geduld ist etwas Gutes, aber nicht wenn es um dich geht – Und Ungeduld ist nicht richtig bis auf die Ungeduld wegen dir (und deinem Fehlen), Der Kummer, der wegen deinem Weggang das Herz bedrückt, ist sehr groß.“
Der Prophet des Islams war zu Gott geeilt. Dank seines tapferen Einsatzes für die Religion Gottes, hatte der Islam zu einer Wende in der Geschichte geführt und der Menschheit zahlreiche gute Dinge gebracht. Die gewaltige Bewegung des Propheten des Islams war für die dekadente und ignorante Gesellschaft wie ein segensreicher Regen gewesen und hatte ihr die Früchte der Moral, der Tugend, der Menschlichkeit und Brüderlichkeit beschert. Der Islam hatte eine Revolution im Inneren der Menschen hervorgerufen und die Menschen zum Nachdenken über ihre Handlungen angeregt und sie wählten, von dem engstirnigen Denken und Verhalten aufgrund ihrer ethnischen Herkunft befreit , den Weg Gottes und eilten auf das Gute zu. Der Letzte Prophet hatte eine Weltreligion hinterlassen, die mit den Bedürfnissen aller Zeiten in Einklang steht.