Dez 14, 2018 05:34 CET

Wir haben im letzten Teil andeutungsweise von den verschiedenen Aspekte der Persönlichkeit Imam Alis (F) gesprochen. Sie haben über seine geheimnisvolle Geburt in der Kaaba erfahren und über sein Bekenntnis zum Islam als der Erste nach Chadidscha, (F), der Gemahlin des Propheten.  Wir werden heute weitere herausragende Abschnitte im Leben von Imam Ali betrachten.


Der Prophet des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) sah sich nach seiner Berufung ungünstigen Bedingungen für die öffentliche Verkündung des Islams in Mekka gegenüber. In dieser Stadt herrschten nämlich die Aristokraten des mächtigen Volksstammes Quraisch und die verwerfliche Kultur aus der vorislamischen Zeit der Unwissenheit, ebenso wie allgemeine finanzielle Armut, moralische Verdorbenheit und Götzenanbetung.  Die ersten drei Jahre sollte der Prophet daher auf Anweisung Gottes nur heimlich im engen Kreis zum Islam einladen. Nachdem ihm der  Vers 214  "Und warne die Nächsten deiner Sippe" in der Sure 26 (Schuara) offenbart worden war, sagte er zu Ali (F): „Gott hat mir befohlen, meine nahen Verwandten dazu aufzurufen, dass sie nur Ihn anbeten und nur Ihm dienen.“ Auf Anweisung des Propheten (S) sorgte Ali (F)  für Brot, Milch und Fleisch  und lud Ali (F)  ungefähr 40 Verwandte zu einem Gastmahl des Propheten Gottes (S) ein. Sie alle kamen und wurden würdig bewirtet. In dem Moment aber, wo der Erhabene Prophet (S) seine Ansprache beginnen wollte, sagte Abu Lahab (einer seiner Onkel): „Er blendet euch mit Zauber und will von dem Weg eurer Väter und Vorfahren wegführen." Aufgrund dieser Behauptung entstand Aufruhr, so dass der Prophet Gottes an jenem Tag nicht mehr zu Wort kam. Bald darauf lud er jedoch erneut die nahe Verwandtschaft  ein. 

 

"Und warne die Nächsten deiner Sippe"

 

Der Prophet sagte zu den versammelten Gästen:

„Ihr Söhne des Abd al Mutalib. Ich glaube nicht, dass jemand unter den Arabern für sein Volk etwas Besseres überbracht hat als das was ich überbringe. Wenn ihr meinem Aufruf folgt, garantiere ich euch für das Glück im Diesseits und im Jenseits.“ Dann fragte er: „Wer von euch unterstützt mich in dieser Sache, damit er unter euch mein Bruder, Nachfolger und Statthalter sei?“

Alle schwiegen.  In diesem entscheidenden Augenblick, durchbrach  die Stimme des 13-jährigen Alis die Stille. Er sagte: „O Gesandter Gottes, ich nehme eure Einladung an.“

 

Der Prophet (S) hat dreimal zum Islam aufgerufen und jedes Mal war es nur Ali (F) der seinen Aufruf beantwortete.  Da wandte Hadhrat-e Mohammad (S) sich an seine Familie und sagte: „Ali ist mein Nachfolger und Statthalter unter euch. Hört auf das, was er sagt und folgt seinen Anweisungen.“

Damit war das Treffen beendet.  Die Gäste sagten lachend zu  Abu Talib, dem Vater von Ali (F): „ Mohammad hat befohlen, dass wir deinem Sohn folgen, uns von ihm befehligen lassen, und wir ihn über dich stellen!“

 

                                    

 

An jenem historischen Tag war Ali für die Nachfolgerschaft und Statthalterschaft des Propheten Gottes (S) ernannt worden. Es war ihm ein schicksalhaftes Privileg zugewiesen  worden. In Wahrheit beabsichtigte der Prophet (S) weitsichtig und aufgrund eines gut überdachten Planes  im Laufe der Zeit die Menschen gedanklich auf das Imamat Alis nach ihm vorzubereiten, damit dieser auf Gottes Befehl den Weg des Prophetentums fortsetzt, und zukünftigen Ausreden sowie Schwierigkeiten für die muslimische Gemeinde vorgebeugt wird.  Ali (F) war von Kind auf im Hause  des Propheten Gottes (S) aufgewachsen und es war ganz natürlich, dass er den Propheten liebte. Er sah auch, dass sein Vater Abu Talib  den Propheten in Schutz nahm und befürchtete dass der Feind ihm etwas antun könnte und so stand er zusammen mit seinem Vater unentwegt wie ein Wächter neben ihm.

 

Drei Jahre nach seiner Berufung zum Propheten hat Hadhrat-e Mohammad – wie von Gott befohlen – seine himmlische Botschaft an die Öffentlichkeit gebracht und alle zum Islam eingeladen. Die Vornehmen der Quraisch und Anführer des Götzentums und Unglaubens intensivierten daraufhin den Druck auf ihn. Ali (F) blieb in dieser harten Zeit fest an der Seite des Propheten. Als dem Gesandten Gottes (S) schließlich offenbart wurde, dass seine Feinde beschlossen haben ihn umzubringen und er Mekka verlassen soll, machte er sich des nachts auf den Weg  nach Medina, damit er dort den Islam weiter verbreitet.

 

Bevor der Prophet Mekka verließ bat er Ali einen gefährlichen Auftrag zu erfüllen und zwar sollte er die Nacht im Haus des Propheten verbringen und auf dessen Lager schlafen, damit der Feind getäuscht wird.  Dem jungen Ali  war diese Gelegenheit willkommen, um seine Treue tatkräftig zu beweisen. Er wusste, dass eine Schar von Feinden auf der Lauer lagen, um  das Haus des Propheten zu stürmen und ihn zu ermorden. Dennoch legte er sich  im Haus des Propheten auf dessen Stelle schlafen. Am Morgen drangen die Feinde ins Haus ein und eilten zu der Schlafstätte des Propheten. Da sahen sie wie Imam Ali (F) plötzlich von dem Bett hochsprang. Er kam sofort auf Chalid, der allen voran mit dem  Säbel in der Hand herbeigestürzt kam, zu und nahm ihm den Säbel ab. Die Eindringlinge riefen: „Wir wollen nichts von dir. Aber wo ist dein Kamerad (Wo ist Mohammad?)“  Ali: Ich weiß es nicht“ Da wurde den Verschwörern klar, dass ihr Plan fehlgeschlagen war. Sie verließen  enttäuscht das Haus des Propheten  (S).

 Gott verweist auf die Opferbereitschaft Alis (F), der sein Leben für den Propheten in Gefahr gebracht hatte im Vers 207 der Sure 2 (Baqara) wie folgt:

 

„Und unter den Menschen ist manch einer, der sich selbst hergibt im Verlangen nach Allahs Wohlgefallen. Und Allah ist zu den Dienern Gnädig.“ 

                          

 

 

Die Nacht, in der Ali (F) dieses Opfer brachte wurde als Lailat-ul Mabit - Die Nacht der Übernachtung – berühmt. Viele Persönlichkeiten der Islamischen Welt haben Ali (F) wegen seiner großen Opferbereitschaft gelobt und diese Eigenschaft zu seinen besten Attribute gezählt. Immer wenn in den Chroniken oder in den Korankommentaren von diesem Ereignis die Rede ist, heißt es auch, dass der obige Vers 207 der Sure 2 mit Sicherheit  auf ihn zutrifft. Auch Ali (F) hat – um zu verhindern dass diese Stelle fälschlich auf Selbstopfer anderer bezogen in Form eines Gedichtes gesagt: "Ich habe mit meinem Leben, den besten Menschen, der den Fuß auf die Erde gesetzt hat und den rechtschaffensten  Mann, der das Haus Gottes und Hidschr Ismail beim Tawaf je umkreist hat, vor der Gefahr behütet, der er ausgesetzt war.  Sein edler Name ist Mohammad (S). Ich habe diesen gefährlichen Schritt getan, weil die Anführer des Unglaubens ihn zu ermorden planten. Da hat Gott, der Allmächtige, ihn vor ihrer List bewahrt und ich habe in seinem Bett die Nacht bis zum Morgen verbracht  und war – auf den Feind wartend – bereit zu sterben oder gefangen genommen zu werden.“    

 

Es gibt eine bekannte Überlieferung zu der Lailat-ul Mabid, welche viele sunnitische und schiitische Gelehrte angeführt haben. In diesem Hadith heißt es, dass Gott in jener historischen Nacht zu den Engel Dschibril (Gabriel) und Mikail (Michael) sprach: „Ich habe euch beide zu Brüdern gemacht und für einen von euch ein längeres Leben bestimmt. ... wer von euch akzeptiert es früher zu sterben und sein Leben für den anderen zu opfern?“ Keiner der beiden Engel wollte früher sterben als der andere. Da sprach Gott zu ihnen: „Steigt auf die Erde herab und seht wie Ali (F) den Tod in Kauf nimmt und bereit ist, sein Leben für den Propheten (S zu opfern.“ Da stiegen sie herab und gingen an die Stelle, wo Ali (F) ruhte und haben ihn vor seinen Feinden beschützt. Mikail stand zu seinen Füßen und Dschibril neben seinem Haupte, und sie sagten zu Ali (F) : Lob sei dir! Wer ist wie du, oh Sohn des Abu Talib, dass Gott  sich wegen ihm gegenüber den Engeln rühmt!“ 

Möglicherweise taucht für den einen oder anderen die Frage auf, warum der Prophet (S) denn Ali nicht mitgenommen hat und warum er in Mekka zurückblieb. Dies lässt sich so erklären: Der Prophet (S) hatte ja erfahren, dass die unwissenden und hasserfüllten Götzendiener von Mekka ihn töten wollten. Damit diese Verschwörung gegen ihn und damit gegen den Islam vereitelt wurde, musste er klug und bedacht vorgehen und durfte keine Spuren von sich hinterlassen. Deshalb verließ er im Dunkel der Nacht die Stadt, damit die Feinde nichts merken.  Außerdem wollte der Prophet  des Islams den Muslimen, insbesondere seinen engsten Helfern beweisen, dass einzig Ali (Friede sei mit ihm) bereit ist, jederzeit sein  Leben zu riskieren, wenn es darum geht den Propheten zu unterstützen. Außerdem – so heißt es in einigen Überlieferungen – hatte der Prophet noch einige Dinge  im Hause, die man ihm anvertraut hatte und außerdem noch einige wenige Schulden.  Der Prophet wollte, dass diese zurückgegeben bzw. zurückgezahlt werden. Um zu zeigen, dass für ihn Ali (F) der Zuverlässigste von allen ist, hat er diesen gewählt, damit er in Mekka bleibt und die Sache an seiner Stelle erledigt. 

                          

Zweifelsohne war es ein kluger und wohlüberlegter Schritt, dass Ali (F)in Mekka bleibt und die Nacht an der Schlafstelle des Propheten des Islams (S) verbringt. Mit Sicherheit hat dieser Schritt eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass der Prophet des Islams  Mekka verlassen und nach Medina auswandern konnte. Seine Auswanderung von Mekka nach Medina war ein so schicksalhaftes Ereignis in der Geschichte des Islams, dass der Zweite Kalif – auf Vorschlag von Ali (F) -   das Jahr der Auswanderung  622 n. Christus als Ausgangspunkt für die Zeitrechnung der Islamischen Welt festlegte.