Lotsen zum göttlichen Hafen ( und ihre Politik) (29 - Imam Hasan (F))
Nach dem Märtyrertod von Imam Ali, trat Imam Hasan, Mudschtaba (F) an seine Stelle. Wir möchten heute seine Person beschreiben
Nachdem Imam Ali (Friede sei mit ihm) hinterrücks beim Gebet ermordet worden war, übernahm sein ältester Sohn, Imam Mudschtaba (F) die Führung und das Imamat der Islamischen Gemeinde. Er wählte den gleichen Weg wie sein Vater. Imam Hasan (F) war das erste Kind aus der Ehe des Fürsten der Gläubigen, Ali (F) und der geehrten Tochter des Propheten Fatima (gegrüßet sei sie). Er kam am 15. des Monats Ramadan im 3. Jahr nach der Hidschra (624 n. Christus) in Medina auf die Welt. Fatima Zahra (F) bat Ali (F), dass er dem Kind einen Namen gibt, aber Ali (F) sagte, ich greife dem Propheten Gottes nicht vorweg (S). Also warteten sie bis der Prophet Gottes (S) ihr Haus betrat. Er sprach dem Neugeborenen - wie es islamische Sitte ist - in das rechte Ohr den Adhan – den Ruf zur Ankündigung der Gebetszeit - und in das linke die Iqama den Gebetsaufruf vor dem Stehen zum Gebet und gab ihm den Namen „Hasan“. Einen solchen Namen hatte es in der vorislamischen Zeit nicht gegeben.
Imam Hasan war also in einer sehr edlen Familie auf die Welt gekommen.
Hasan ibn Ali (F) hat nicht nur die Liebe und Erziehung eines solch hervorragenden Elternpaares erfahren, sondern ihm wurde auch die Liebe und Erziehung durch den Propheten zuteil. Hasan gehörte zu der edlen Familie dessen, auf den göttliche Offenbarung herabkam. Schon in seiner Kindheit gibt es Hinweise auf seine strahlende Zukunft, welche bereits diejenigen, die sich nicht der Größe dieser Familie bewusst waren, in Erstaunen versetzten. Dazu folgendes Beispiel: Der Prophet nahm den kleinen Hasan mit zu seinen Sitzungen. Hasan prägte sich genau die Verse ein, die sein edler Großvater auf diesen Sitzungen verkündete, und gab sie zuhause an seine Mutter weiter. Als Fatima (F) diese Verse ihrem Gemahl Ali (F) lückenlos vortrug, fragte Ali sie, woher sie diese Verse kennt. Sie sagte: „Unser kleiner Hasan berichtet mir über alle Verse, die er den Propheten (S) sagen hört.“
Der Prophet Gottes (S) liebte seinen Enkelsohn Hasan sehr und hat gesagt: „O Gott! Ich liebe ihn, so liebe auch Du ihn.“ In dem Buch Sahih Buchari wird Ibn Abbas zitiert, der berichtet: „Der geehrte Prophet (S) trug Hasan auf den Schultern. Ein Mann der dies sah sagte: `O Junge! Du hast ein gutes Reittier`. Da antwortete der Prophet: Er ist auch ein guter Reiter.`“
Ein Gefährte des Propheten berichtet: „Wir waren im Haus eines Gläubigen zum Essen eingeladen. Unterwegs sah der Prophet (S) Hasan spielen. Er eilte vor den Augen der anderen mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu und Hasan lief hin und her. Der Prophet Gottes lachte und schließlich fing er Hasan ein, drückte ihn an sich, küsste ihn und sagte: „Hasan ist von mir und ich bin von ihm. Gott liebt jeden, der Hasan liebt.“ Außerdem wird überliefert, dass der Prophet mehrmals zu Hasan gesagt hat: „Vom Wesen und der Schöpfung her bist du wie ich.“
Ein Wegbegleiter des Propheten berichtet außerdem: Ich habe gesehen wie Hasan herbeigelaufen kam und sich auf den Nacken bzw. Rücken des Propheten setzte, als dieser sich im Gebet bei der Niederwerfung (Sadschda) befand. Ich sah, dass der Prophet (S) seine Niederwerfung so lange ausdehnte, bis Hasan wieder herunterstieg.“
Es gibt viele Überlieferungen darüber, wie hoch der Prophet seine Familie schätzte. Er wollte den Gläubigen zeigen, dass sie später keinen Irrtum bei der Wahl ihres Anführers und Imams begehen sollen. Auch im Koran gibt es in diesem Zusammenhang mehrere Hinweise wie in den Versen über die Reinheit der Edlen aus der Familie des Propheten und der Liebe zu ihnen und der Teilnahme an dem Selbstverfluchungsordal mit den Christen von Nadschran ( Tathir (33:33), Mawadat (z.B 42: 23) und Mubahalah (3:61) und die Sure Insan (76) Diese Stellen im Koran treffen auch auf Imam Hasan (F) zu.
Hasan (F) hat jedoch von der entscheidenden Zeit, in der sein Großvater wirkte, nur sieben Jahre miterlebt. Er besaß nach dem Verscheiden des Propheten lauter schöne Erinnerungen über die Zuwendung des Propheten Gottes zu ihm. Nur wenige Monate nach dem Verlust seines Großvaters verlor er jedoch auch die geliebte Mutter, Fatima Zahra (F), welche an dem Leid, das ihr die machtsüchtigen Vertragsbrüchigen zugefügt hatten, verstarb und zu ihrem Schöpfer zurückkehrte.
Der einzige Trost und der beste Halt, der Hasan und seinen Geschwistern blieb, war Ali (F), ihr Vater. Ali war Beweis Gottes und Vorbild für die ganze Menschheit. Imam Ali, Hasans Vater, hatte die höchsten Stufen des Wissens, der Vervollkommnung, des Glaubens und der Gottesfürchtigkeit erreicht. Hasan sah ihn in der Nacht in Andacht und Gottesliebe versunken und im vertrauten Gespräch zu Gott. Diese Erlebnisse machten auch Hasan auf besondere Weise Gott zugewandt. Dies sah man ihm bereits an, wenn er bei der Vorbereitung auf das Gebet durch Wudhu (der rituellen Waschung) zu beben begann und sein Gesicht erbleichte. Als die anderen ihn nach dem Grund fragten sagte er: „Jeder der die Größe Gottes spürt sollte so sein, wenn er vor Ihm steht.“ Imam Hasan ist 25 Mal zu Fuß zur Kaaba in Mekka, dem Haus Gottes gepilgert, barfüßig!
Imam Hasan (F) der im Hause der göttlichen Offenbarung aufwuchs hat sich vom Koran zu guten Werken inspirieren lassen. Denn an jeder Stelle wo der Koran zur Verrichtung des Gebetsrituals auffordert (nämlich der Beziehung zu dem Schöpfer) ruft er auch zu der Abgabe der Zakat oder zum Spenden auf (nämlich der Beziehung zu den Geschöpfen Gottes). Imam Hasan hat daher parallel zu seiner Hinwendung zu dem Schöpfer auch nicht einen Augenblick die Bedürftigen unter Seinen Geschöpfen vergessen. Die Lebensweise des Propheten Gottes (S) und seines Vaters Ali (F) waren sein Vorbild.
Der sunnitische Gelehrte Mohammad ibn Yusuf Zerandi Al Hanafi hat in seinem Werk (Naẓm durar al-simṭayn fī faḍāʾil al-Muṣṭafā wa l-Murtaḍā wa l-Batūl wa l-Sibṭayn ʿalayhim al-salām) über die Tugenden der „Fünf der Ahl-e Bait“, nämlich des Propheten, seines Schwiegersohns und seiner Tochter und der beiden Enkel Hasan und Husain, folgende Begebenheit geschildert:
„Ein Notleidender hatte Imam Hasan einen Brief überreicht, in dem er um Hilfe gebeten hatte. Imam Hasan (F) sagte, ohne den Brief zu öffnen: `Deine Bitte wurde erfüllt.` Da sagte jemand: `O Nachkomme des Propheten Gottes. Wäre es nicht besser gewesen, erst den Brief zu lesen, damit du weißt, was er braucht, und dann zu antworten?` Imam Hasan-e Mudschtaba (F) antwortete : `Ich befürchte, dass Gott mich für die Verlegenheit und das Gefühl der Minderwertigkeit, die ihn dann überkommen, tadeln könnte.`“
Ein solches Verhalten gefällt Gott. Dieses Verhalten lehrt nicht nur die Hilfsbereitschaft, sondern verweist auch auf die Empfehlung des Korans, wo es heißt, dass der Gläubige, wenn er anderen hilft, nicht das kleinste Anzeichen der Geringschätzung oder der Erwartung einer Gegenleistung spürbar machen soll, sondern die Würde des Hilfeempfängers bewahrt werden muss, damit ihn kein Gefühl der Minderwertigkeit überkommt.
Einmal sah Imam Hasan (F) beim Betreten der Moschee jemanden im Bittgebet Gott anflehen und sprechen: „O Gott, schicke mir zehntausend Dirham, damit ich meine Bedürfnisse stillen kann.“ Man konnte dem Betenden nicht seine Bedürftigkeit ansehen. Er verbarg sie nach außen hin. Der Imam verließ die Moschee und, um den Notleidenden nicht zu beschämen, schickte er jemanden anderes mit Geld zu dem Betenden.
Um sich eine Vorstellung von dem Umfang der finanziellen Hilfen Imam Hasans (F) zu machen, genügt die Nachricht in zuverlässigen islamischen Quellen, dass er dreimal alles, was er besaß, halbiert hat und eine Hälfte davon - Gott zuliebe und im Streben nach Gottes Wohlgefallen - an Bedürftige spendete.
Imam Hasan zeichnete sich durch viele hohe Eigenschaften aus. Hier folgende Begebenheit: Ein Mann aus Schaam (damaliges Syrien) hegte, beeinflusst von den Umayyaden großen Hass auf die Familie des Propheten. Als er mit Imam Hasan zusammentraf, begann er ihn heftig zu beschimpfen. Der Imam aber blieb geduldig und sagte: „Ich glaube du bist in dieser Stadt fremd und allein. Wenn du etwas brauchst, so werde ich es besorgen. Und wenn du einen Wegführer benötigst, werde ich dich führen. Wenn du hungrig bist, werde ich dich sättigen und wenn du kein Obdach hast, werde ich dir ein Obdach geben.“
Als der Mann aus Schaam gewahr wurde, wie großmütig Imam Hasan (F) ist, bereute er heftig sein Verhalten. Unter Tränen sagte er: „Ich bezeuge, dass du fürwahr der Kalif Gottes auf Erden bist und dass Gott besser als alle weiß, wo er die Botschaft seiner Auserwählten sein lässt. Du und dein Vater waren für mich Leute, die ich am meisten gehasst habe, aber ab jetzt seid ihr für mich die Menschengeschöpfe Gottes, die ich am meisten liebe.“