Apr 11, 2019 10:47 CET

Wir sprechen heute über die Vorgehensweise Husains (F) zur Zeit seines Imamats und während der Herrschaft des Muawiyas.  

                              

Nachdem Imam Ali (F)  schwer verletzt wurde als er in der Moschee von Kufa ins Gebet vertieft war, und auf diese Weise den Märtyrertod gefunden hatte, war sein Sohn Hasan (F) Vorsteher der Gläubigen geworden. Er hatte es sehr schwer als Imam, und sein Bruder Husain (F) war Zeuge seiner Auseinandersetzung  mit Muawiya gewesen. Husain (F) wusste,  dass Imam Hasan  (F) aufgrund des Verrates seiner Gefährten und des Einflusses der Heuchler und der radikalen Chawaridsch schließlich das Friedensabkommen mit Muawiya geschlossen hatte, um den Islam zu retten. Imam Hasan hatte nach diesem Friedensschluss Kufa verlassen und war nach Medina gegangen. Dort lebte er 10 Jahre lang, bis auch er zum Märtyrer wurde. Damit war sein Imamat zu Ende und sein Bruder Husain (F) wurde der Imam der Gläubigen.

 

        

 

Imam Husain (F) verfolgte zu Lebzeiten des Muawiya die gleiche Strategie wie sein Bruder Imam Hasan(F).  Die Siffin-Schlacht und der Dschihad Imam Hasans hatten gezeigt, dass in einer Zeit, in der die Mehrheit des Volkes sich durch die listige Politik Muawiyas täuschen ließ, ein Krieg gegen diesen Umayyadenherrscher nur der Islamischen Gemeinde geschadet hätte und ihm zahllose unschuldige Menschen sinnlos zum Opfer gefallen wären. Außerdem hätten die Erzfeinde des Islams bei dem entstehenden Chaos sofort die Gelegenheit zur Vernichtung des Islams und der Muslime ausgenutzt.    

Uns liegt folgender klarer Satz des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) vor, nämlich „Hasan und Husain sind beide Imame, ob sie sich zum Aufstand erheben oder nicht.“ Dieser Satz beinhaltet etwas Entscheidendes, nämlich dass ein Imam, den Gott gewählt hat, neben dem Wissen, welches Gott ihm verleiht, außerdem so weise ist, dass er mehr als jeder anderer in seiner Zeit erkennen kann, was zum Wohl des Islams und der Islamischen Welt ist und entsprechend der Bedingungen der Zeit die notwendige und passende Strategie verfolgt. 

               

„Hasan und Husain sind beide Imame, ob sie sich zum Aufstand erheben oder nicht.“

 

Die Imame entscheiden sich wenn nötig für Frieden oder den bewaffneten Kampf, für Schweigen oder für den Aufschrei, für den Aufstand oder für die Friedfertigkeit.  Es kommt darauf an, was gerade zum Wohle des Islamischen Volkes ist. Mit anderen Worten: Die Imame verfolgen alle dieselbe  Politik und das gleiche Ziel, nur mit verschiedenen Kampfweisen. So kommt es, dass Imam Husain (F) solange Muawiya noch lebte friedfertige Methoden gegenüber diesem anwandte, wobei er allerdings angesichts des Unrechts dieses Umayyadenherrschers und seiner Ketzereien nicht schwieg. Der Grund dafür, dass Imam Husain nicht ins bewaffnete Gefecht mit Muawiya zog ist in der Tatsache zu sehen, dass  Muawiya durch seine vorgegebene Gläubigkeit  die Mehrheit des Volkes so sehr hatte täuschen können, dass diese Wahrheit und Lüge nicht mehr voneinander unterscheiden konnte.

Imam Ali (F) hatte bereits in einer Predigt (Predigt 50 im Nahdsch-ul Balaghah) eine Situation wie diese beschrieben.

„Der Anbeginn für die Entstehung von Zwietracht sind die Gelüste, denen Folge geleistet wird, und die Urteile, die (gegen den Islam) neu erfunden werden. Damit wird dem Buche Allahs zuwidergehandelt, und Menschen unterstützen einander, dagegen zu handeln, obwohl es gegen die Religion Allahs ist. Wenn das Falsche für sich und eindeutig wäre, dann wäre die Wahrheit nicht verdeckt, und wenn die Wahrheit völlig rein von Vermischung mit der Falschheit wäre, dann wären die Zungen der sich (ihr) hartnäckig Widersetzenden zum Verstummen gebracht worden. Aber es wird eine Handvoll hiervon und eine Handvoll davon genommen, und beide sind vermischt! Und dort bemächtigt sich der Satan seiner Freunde, und nur die entkommen, für die Gutes von Allah vorausgegangen ist.“

Dies sind Prognosen Alis (F) gewesen.

                   

Oberflächlich denkende Gläubige erfassen nicht den Kern der Religion und begnügen sich mit ihren Äußerlichkeiten.  So war es auch in der Zeit des Imamats Imam Husains. Sie ließen ihren Lotsen zum göttlichen Hafen stehen und folgten Muawiya. Aber die Gläubigen mit dem richtigen Religionsverständnis haben, unterstützt von Gottes Gnade, keinen Augenblick den geraden Gottesweg verlassen. Sie haben sorgfältig und klug die Pläne der Umayyaden beobachtet  und sind bis an ihr Lebensende oder bis zum Märtyrertod den  Grundsätzen des Islams treu geblieben. Muawiya fühlte sich von dieser Gruppe von Gläubigen, an deren Spitze Hudschr ibn Adi Kindi stand, ernsthaft bedroht und daher hat er diesen und seine treuen Unterstützer brutal ermordet. Imam Husain (F) hat nicht gegenüber ihrem Martyrium geschwiegen und offen unter den Gläubigen dagegen protestiert. Nachdem Muawiya durch seine Spitzel davon erfuhr, schickte er ein Schreiben an den Imam. Die Antwort Imam Husains(a) auf Muawiyas Warnschreiben lautete:

„Nun! Ich habe einen Brief erhalten, in welchem du mahntest, dass unerfreuliche Berichte über mich bei dir eingegangen sind und gesagt hast, dass es sich nach deiner Meinung für mich nicht geziemt auf diese Weise zu handeln...Wisse! Deine Berichterstatter sind Schmeichler und bösartige Schwätzer und Zuträger, die unter den Menschen die Saat der Zwietracht streuen. Ich wollte weder einen Krieg gegen dich vorbereiten noch habe ich an einen Aufstand gegen dich gedacht...Doch denke nur nicht, dass ich mit meinem Schweigen und dem Schweigen gegenüber deiner unrechtmäßigen Herrschaft und mit der Enthaltung vom Aufstand und Dschihad zufrieden bin, sondern ich fürchte meinen Gott und fürchte, dass bereits die Argumentierung in dieser Sache gegenüber dir und deinen Helfern, die vom Weg abgeraten sind und Unglauben betreiben, schlimmer ist als Sünde.“ Dann sagte er über die Tötung des Hudschr: “Bist du denn nicht der Mörder von Hudschr ibn Adi?  Hast du denn nicht seine Gefährten, die das Gebet pflegten und gottesfürchtig waren mit dem Säbel getötet?  Diese geläuterten Männer, die die Ketzereien verurteilt haben und das Gute geboten und das Schlechte verwehrten und die für Gottes Sache sich vor keinem Vorwurf fürchteten! Du hast trotz all deinen Schwüren und nachdem du ihnen Sicherheit versprochen und feste Vereinbarungen mit ihnen getroffen hattest, diese Edlen festnehmen lassen.  Du hast Gott nicht gefürchtet und sie in aller Dreistigkeit umgebracht!“

   

Ruhestätte von Hudschr Ibn Adi in Syrien vor der Zerstörung durch die IS-Terrormiliz

 

An einer anderen Stelle seiner Antwort an Muawiya schreibt Imam Husain (F): „Du hast in deinem Brief gesagt, es sei besser wenn ich mich meinem Leben,  der Religion und dem Volke Mohammads zuliebe ruhig verhalte, als dass ich gegen dich den Aufstand verübe. Aber wisse! Ich werde auf eine hohe Stufe bei Gott gelangen, wenn ich mich gegen dich erhebe. Ich weiß, dass ich ein großes Glück und einen großen Segen verloren habe, wenn ich von dem Dschihad gegen dich ablasse und schweige,  und dass ich Gott  um Vergebung bitten und Ihn darum bitten sollte, dass er meine Angelegenheit in Ordnung bringt  und mir den Weg zur Seligkeit weisen möge.“

Schließlich schrieb Imam Husain noch im letzten Teil seines Briefes an Muawiya: „Bereite dich auf die Vergeltung Gottes vor und wisse, dass Gott dich vor Seinem gerechten Gericht verurteilen wird; jenes Gericht, vor dem in deiner Akte alles über deine unmenschlichen und religionsfeindlichen Taten verbucht ist.“

             

Wie gesagt: Imam Husain (F) hat den Weg seines edlen Bruders Imam Hasan (F)fortgesetzt, der entgegen seinem eigenen Wunsch zum Schutz des Islams und der Einheit unter den Muslimen und zur Verhinderung eines Blutbades keinen anderen Ausweg sah, als friedfertig gegenüber der listigen Politik des Muawiya zu bleiben. Die Strategie des Muawiya war wie die des Pharaos gegenüber Moses, dem Propheten Gottes.  Pharao hatte so getan, als ob die Religion des Volkes gefährdet sei, dies jedoch für Moses keine Rolle spiele. Auf diese Weise stellte er sich als Sinnbild des Allgemeinwohls dar und  Moses als jemanden, der Übel über das Land bringt.  Muawiya hat die gleiche Täuschungspolitik betrieben, so dass er sogar Imam Husain (F) riet, keine Zwietracht zu stiften. Daher hat ihm der Imam in seinem Schreiben folgende entschiedene Antwort gegeben: „Du rätst mir,  dass ich keine Zwietracht und Unheil stiften soll und ich kenne keine schlimmeres Übel für das Volk als deine Herrschaft.“...