Apr 11, 2019 10:52 CET

Wir betrachten einen weiteren Abschnitt im Leben Imam Husains (F)

  

 

Im letzten Teil haben wir bereits von dem Verhalten Imam Husains (Friede sei mit ihm) zu Lebzeiten des  Umayyadenherrschers Muawiya gesprochen und gesagt, dass der Imam niemals gegenüber dem Unrecht des Muawiya geschwiegen hat.  Ein Beispiel ist seine Protestrede in der Hadschzeit in Mina. Diese hielt er im Jahre 58 nach der Hidschra, d.h. zwei Jahre bevor Muawiya starb. Diese Rede ist deshalb auch besonders wichtig weil er sie vor 700 der Ansar (die Muslime, die den Propheten und die Muslime nach der Auswanderung aus Mekka  in Medina aufgenommen hatten) und 200 der Tabiin – die Religionskundigen, die noch die Prophetengefährten gekannt haben und 300 Mitglieder des Volkstammes Bani Haschim, dem auch der Prophet und seine Nachkommen entstammen, hielt.

Diese Tausend Menschen hatten sich unter einem großen Schattendach versammelt. Imam Husain eröffnete seine Rede mit der Dankpreisung Gottes und beschrieb daraufhin die Politik des Muawiya: „...wie dieser Aufrührer mit uns und unseren Anhängern umgegangen ist, habt ihr alle gesehen und seid darüber im Bilde und Zeuge davon.  Nun möchte ich euch eine Frage stellen. Bestätigt mich, wenn ich die Wahrheit sagte und widersprecht mir, falls ich lügen sollte.“

Imam Husain (F) fuhr fort: „Ich beschwöre euch bei dem Recht, das Gott gegenüber euch besitzt, und bei dem Recht des Gesandten Gottes (S) und bei meiner Verwandtschaft zu eurem Propheten und bitte euch nicht zu verheimlichen was ich euch heute sage, sondern  es den anderen mitzuteilen.“    

 

               

 

Imam Husain (F) sprach daraufhin über die hohen Eigenschaften des Prophetenhauses und er sagte: „Ich beschwöre euch bei Gott!  Wisst ihr, dass Ali ibn Abi Talib, als der Prophet zwischen seinen Helfern das Bündnis der Brüderschaft schloss,  der Bruder des Propheten war und der Prophet gesagt hat: `Du bist mein Bruder und ich bin dein Bruder auf dieser Welt und im Jenseits`?“ Alle riefen: „Ja, bei Gott, das stimmt!“ Imam Husain fuhr fort: „Ich beschwöre euch bei Gott! Hat der Prophet (S) nicht die Türen aller Häuser, die sich zur Moschee hin öffneten, geschlossen und nur die Tür des Hauses meines Vaters Ali offen gelassen und hat der Gesandte Gottes nicht, nachdem die anderen protestierten, zu ihnen gesagt: `Gott hat mich angewiesen, die Türen eurer Häuser zu  schließen und nur die Tür des Hauses von Ali offenzulassen`?“ Wieder bestätigten dies alle: „Ja, bei Gott, das ist wahr!“

 

Außerdem hat der Fürst der Märtyrer,  Imam Husain Sohn des Ali (F) in seiner Ansprache in Mina gesagt: „Ich beschwöre euch bei Gott! Hat der Prophet denn nicht Ali am Ghadir-Chum-Tag das Amt des Imamats und der Wilayat (der Statthalterschaft und Verwaltung) verliehen und sein Kalifat laut und deutlich den Menschen bekanntgegeben und hat er nicht gesagt: `Die Anwesenden sollen diese Botschaft an diejenigen, die nicht anwesend sind, weitervermitteln`?“ Alle bestätigten: „Bei Gott, wir bezeugen es!“ Imam Husain (F) fuhr fort: „Hat der Prophet (S) nicht während der Tabuk –Schlacht gesagt: `O Ali du bist für mich das, was Harun (Aaron) für Musa (Moses) war und du bist nach mir der  Herr aller Gläubigen`? Hat der Prophet Gottes (S) nicht im Chaibar-Gefecht Ali (F) das Banner anvertraut, und am Vortag gesagt: `Morgen werde ich das Banner jemandem übergeben, den Gott und sein Prophet lieben und der Gott und seinen Propheten liebt?  Er wird seine Angriffe fortsetzen und kennt keine Flucht vor dem Feind und Gott wird von seiner Hand die Chaibar-Burg, die scheinbar nicht erobert werden kann, erobern`? Wisst ihr nicht, dass der geehrte Prophet (S) die Sure Bara`at  (siehe Sure Tauba)  mit Ali (F) zu den Götzenanbetern von Mekka schickte, während er sagte: `Niemand anders kann den Leuten diese Botschaft verkünden außer mir oder jemand, der von mir ist`?“

  

 

Alle haben damals in Mina bei Gott geschworen, dass alles so ist wie der Imam  es sagt. Nachdem er einige weitere Vorzüge Alis (F) genannt hatte, sagte Imam Husain (F) weiter: „Bekennt ihr, dass der Gesandte Gottes (S) in seiner letzten Ansprache, die er gehalten hat, gesagt hat: `Ich hinterlasse unter euch zwei gewichtige Dinge: Das Buch Gottes und meine Familie. Wenn ihr bei diesen beiden Halt sucht, werdet ihr niemals auf Abwege geraten`?“ Die Anwesenden sagten im Chor: „Wir schwören bei Gott, dass es so ist wie du sagst.“ Daraufhin beschwor der Imam sie und fragte: „Habt ihr gehört, dass der Erhabene Prophet (S) gesagt hat: `Jeder der denkt, er liebt mich, obwohl er Ali feind ist, lügt! Keiner kann Ali ein Feind sein, und zugleich mich lieben.` Jemand fragte: `O Prophet, warum nicht?` Er sagte: `weil Ali von mir ist und ich von Ali bin. Jeder der Ali liebt, der liebt  mich. Und jeder der mich liebt, der liebt Gott und jeder der Ali feind ist, ist mir feind und jeder der mein Feind ist, ist Gottes Feind.` „

Erneut schworen alle, die in Mina der Rede Imam Husains zuhörten bei Gott, dass sie diese Worte gehört hatten.

                   

Nun mag sich der eine oder andere fragen, wieso Imam Husain (F) in dem Heiligen Gebiet von Mina vor den Tausend Prophetengefährten und Gefährten der Prophetengefährten und Mitgliedern des Volksstammes der Haschimiten so sehr über die hohen Attribute seines Vaters (Imam Ali) gesprochen hat und immer wieder die Anwesenden aufgefordert hat, diese bei Gott zu bestätigen.

Das lag daran, dass Muawiya – wofür es zuverlässige historische Belege gibt,  einige Überlieferer durch Bestechung dazu bewegt hat, Schlechtes über Ali (F) behaupten. Nach Verbreitung dieser falschen Mitteilungen befahl er, dass Ali in allen Moscheen, am Freitag und zu den Gemeinschaftsgebeten in Mekka, Medina und vielen anderen muslimischen Städte verflucht werden muss. Die Leichtgläubigen unter dem Volke haben daher Imam Ali (F) nach ihren Gebeten  und von der Tribüne des Freitagsgebetes aus verwünscht und beschimpft, als er noch am Leben war. Das führte dazu, dass sich gemäß einer Überlieferung das Volk wunderte als es hörte, dass Imam Ali während des Gebetes in der Moschee von Kufa zum Märtyrer geworden war und fragte: Hat Ali denn das Gebet verrichtet?

Also wollte Imam Husain (F) durch Aufzählung der überragenden Eigenschaften Alis (F) vor all diesen Sahaba und Tabiin in Mina  klarmachen, welchen Rang Imam Ali in Wahrheit besitzt und wie sehr Muawiya ihn verleugnet hat.

 

   

 

Außerdem wollte Imam Husain (F) mit seiner aufklärerischen Ansprache den anwesenden Prophetengefährten, Tabiin und den Bani Haschim den letzten Beweis erbringen, so dass später keiner mehr eine Ausrede dafür haben sollte, dass er nicht die Unverletzbarkeit des Prophetenhauses verteidigt hat. Keiner sollte sich mehr damit herausreden könne,  er habe ja nichts gewusst und hätte das Prophetenhaus unterstützt, wenn er im Bilde gewesen wäre, so wie später einige hinsichtlich des Aschura-Geschehens argumentieren wollten. Sie sagen nämlich, die Menschen zur Zeit von Muawiya hätten doch die Zeit des Propheten des Islams nicht ,miterlebt und auch nicht viel über die gerechte Regierung von Imam Ali (F) gewusst  und Muawiya hätte mit seiner Heuchelei und seiner Propaganda gegen Ali die Menschen in Unwissenheit gehalten  und die Saat des Hasses auf die Familie des Propheten in die Herzen gestreut.  Das Volk habe automatisch Ali und seine Söhne nicht richtig gekannt  und daher an der Seite der umayyadischen Herrscher gegen Ali und Imam Husain Krieg geführt. Historiker mit dieser haltlosen Ansichten  streben anscheinend nach einer Rechtfertigung der  Verbrechen der Umayyaden insbesondere des Abu Sufyan, Muawiya und Yazid. Ebenso scheinen sie die ignoranten Menschen, die  die Familie des geehrten Propheten des Islams (S) bekämpft haben und Ali (F) für den Schiedsspruch von Siffin verantwortlich machen wollten, rechtfertigen zu wollen; all dies mit dem Ziel den Friedensschluss, der Imam Hasan aufgezwungen wurde und die erschütternde Tragödie von Aschura zu verharmlosen.  

Aber neben denen die im Bilde waren, wie die Sahaba und Tabiin, die es damals unter der breiten Masse gab, hat die irakische Bevölkerung circa 30 tausend Briefe an Imam Husain (F) geschickt und ihn aufgefordert sich auf den Weg nach Schaam (Syrien) zu machen damit sie mit seiner Unterstützung dem Regime der Umayyaden ein Ende bereiten.  Deshalb gibt es keine Entschuldigung für den Vertragsbruch und die Abweichung derjenigen, die die Ahl-i Bait des Propheten Gottes im Stich gelassen haben und sich den verbrecherischen Herrschern der Umayyaden zuwandten.  Es waren jene Menschen, die das Weltliche liebten und ihrem Egoismus folgten, jene,  die erst nach der Rede und der Aufklärung durch Zainab (F) die Schwester Imam Husains, und seinen Sohn (Imam  Sadschad) aus dem Schlaf der Unwissenheit gerissen wurden und um ihre Versäumnisse und ihren Verrat wieder gut zu machen mehrere Aufstände wie den der Tawwabin (der Reuigen) unter Anführung von  Muchtar gegen die Umayyaden verübten.

                               

Wir hoffen der Inhalt unseres heutigen Beitrags ist für alle nützlich gewesen und möchten zum Schluss noch auf einen Punkt hinweisen, nämlich dass man niemals leichtfertig an schicksalhaften Geschehnissen in der Geschichte vorbeigehen soll, sondern mittels einer genauen Betrachtung und Analyse dieser Ereignisse daraus eine Lehre ziehen und eine Wiederholung in der Geschichte vermeiden muss.