Apr 26, 2019 03:45 CET

Wir werden diesmal den Aufstand Imam Husains (F) gegen die Gewaltherrscher näher erklären.  

 

Wir haben darüber berichtet, dass Imam Husain (Friede sei mit ihm) alles getan hat, um eine bewaffnete Auseinandersetzung zu vermeiden. Er hat - um der üblen Herrschaft der Umayyaden entgegenzuwirken, Briefe geschrieben und Ansprachen gehalten und sich mit namhaften Personen aus Religion und Politik getroffen und die wahre Natur des Yazid für die Öffentlichkeit dargestellt.  Doch Yazid und seine Vasallen bereiteten  sich mit einer großen Zahl von geblendeten Muslime auf einen Krieg gegen Imam Husain (F) und seine treuen Anhänger vor. Sie bildeten sich ein, sie könnten das Licht Gottes auslöschen.  Dabei vergaßen sie, dass Gottes Licht nicht auslöschbar ist sondern sich immer mehr verbreiten wird. Gott verheißt dies im Vers 8 der Sure 61  (Saff)

„Sie wollen gern Allahs Licht mit ihren Mündern  auslöschen. Aber Allah wird Sein Licht vollenden, auch wenn es den Ungläubigen zuwider ist.“

 

Fast genauso ist der Wortlaut im Vers 32 der Sure 9. (Tauba)

    

 

    

Die Leute von Yazid und einige bekannte Gesichter unter den Muslimen, die sich hatten blenden lassen, haben zur Erreichung ihrer islamwidrigen Ziele  am Mittag des Aschuratages , des 10. Muharam 61 nach der Hidschra – 2.10.680 nach Christus -  eine Tragödie hervorgerufen, die für jeden der nur ein wenig Menschlichkeit besitzt unglaublich ist.  Ein Heer von Zehntausenden rückte gegen eine kleine Schar von 72 der edelsten Menschen heran, die Imam Husain, Sohn des Ali (F) anführte.  Die feindlichen Krieger haben, nachdem sie diese tapferen Kämpfer des Islam brutal niedergemetzelt hatten ,  die Leichen Imam Husains (F) und aller seiner treuen Mitkämpfer enthauptet und dann das Zeltlager mit den Frauen und Kindern gestürmt und in Brand gesteckt und Angst und Schrecken unter ihnen verbreitet. Es war ein fürchterlicher Verrat, den sie begingen.  Als Husain (F) kurz vor seinem Märtyrertod  die Schergen  des Yazids herannahen sah, tat er den unvergesslichen Ruf : „Ihr Leute, die ihr der Familie des Abu Sufiyan folgt : Wenn ihr keine Religion habt und euch nicht vor dem Jüngsten Tag fürchtet, so handelt wenigsten in eurem Leben freiheitlich.“

Doch die Krieger auf Yazids Seite, die die Religion verraten hatten und geblendet waren von Macht und materiellen Reizen, achteten nicht auf diesen menschenwürdigen Ruf. Sie setzten nach der Ermordung des Imams und seiner Helfer ihre Verbrechen fort, stürmten sein Zeltlager und  nahmen die trauernden Frauen und Kinder gefangen. Dann  verschleppten sie  sie unter denkbar brutalen Bedingungen siegestrunken erst nach Kufa vor den dortigen Gouverneur  Ubaidullah ibn Ziyād  und dann nach Schaam , dem damaligen Syrien, an den Hof von Yazid.  Yazid und seine Leute dachten, durch körperliche Fesselung dieser Menschen auch ihre große freiheitsliebende Seele in Ketten legen zu können. Jedoch sie erlebten, wie die Schwester Imam Husains (F) Zeynab und sein Sohn Imam Sadschad (F) in unbeschreiblicher Kühnheit mit ihrer  niederschmetternden Rede das Gewissen der Menschen in Kufa und in Schaam wachrüttelten.  Sie sprachen so beeindruckend gegenüber Ubaidullah und Yazid , dass ein Tumult entstand und die Macht der Umayyaden ins Schwanken geriet. 

                      

Nach diesem kurzen Überblick möchten wir nun das Heldenepos von Aschura in Karbala einer genaueren Betrachtung unterziehen. Yazid, der in der Schule seines Vaters Muawiya aufgewachsen war, konfrontierte mit Imam Husain (F) sehr niederträchtig. Er versuchte den Ruf Imam Husains (F) zu zerstören und dem Volke einzuflößen, dass er, Yazid, der Befehlshaber und Kalif der Muslime sei, ungeachtet aller seiner bekannten hässlichen  Eigenschaften, und dass  Husain (F) der edle Enkelsohn des Propheten Gottes sich gegen ihn, „den Kalifen der Muslime“ erhoben habe, um selber an die Macht zu gelangen und er daher getötet werden dürfe. Imam Husain (F) hat aber, um dieser falsche Propaganda des Yazids die Wirkung zu nehmen, über seinen Aufstand gesagt: „Wahrlich! Ich habe mich nicht aus Selbstsucht (und wegen persönlicher Ziele)  zum Vergnügen und zur Unheilstiftung und zu Unrecht erhoben. Vielmehr ist mein Ziel die Verwirklichung des Gebotes, das Gute zu gebieten und die guten Werte zu schützen, sowie das Schlechte zu verbieten und die Anti-Werte zu bekämpfen. Ich will die Übel für Glauben, Gesellschaft, Moral und Politik beseitigen und mich für Heilung  einsetzen. Hierbei befolge ich die Vorgehensweise  meines Großvaters des Propheten Gottes (Gottes Segen sei auf ihm) und  meines Vaters Ali ibn Abi Talib. Daher geht jeder, der meine Botschaft anerkennt (und sie befolgt) den Weg Gottes, und wenn jemand sie nicht anerkennt (und sich von ihr abwendet) so werde ich mit Ausdauer und Standhaftigkeit meinen Weg fortsetzen, damit Gott zwischen uns richtet, und er ist der beste Richter.“

 

Imam Husain (F) hat mit seinen Stellungnahmen für die Menschen seiner Zeit und die zukünftigen Generationen klargestellt, dass erstens  aufrührerische ungerechte Herrscher, von denen Unheil und Verderben ausgeht und die zur Festigung ihrer Position Verbrechen begehen, nicht für das Regieren geeignet sind und ihr  Amt würdigen und verantwortungsbewussten Menschen anvertraut werden muss. Im Koran steht im Vers 58 der Sure 4 (Nisa)  :

„Allah befiehlt euch, anvertraute Güter (insbesondere die wichtige Aufgabe des Regierens) ihren Eigentümern  zu überlassen und, wenn ihr zwischen den Menschen richtet, in Gerechtigkeit zu richten. ...“

 Außerdem verfolgte  Imam Husain (F) – im Gegensatz zu Yazid und den anderen Umayyadenherrschern nicht die Absicht die Macht für teuflische Ziele  zu instrumentalisieren sondern er wollte die Gesellschaft in die richtige Bahn lenken. 

 

                               

Einige Historiker und Analytiker zählen die Konfrontation Imam Husains ibn Ali (F) und der Umayyaden zu den Ereignissen in der Geschichte, die wie viele andere vorüber sind ohne eine Botschaft zu hinterlassen.  Aber in Wahrheit ist der Aschura-Aufstand Imam Husains (F) eine Bewegung, die durch die Geschichte hindurch freiheitsliebende Menschen und erwachte unterdrückte Völker und viele Protestbewegungen inspiriert hat, zum Beispiel die Islamische Revolution im Iran.  Wäre das Heldenepos von Aschura in Karbala ein Ereignis, das nur der Vergangenheit  angehört, wäre es wie viele andere historischen Ereignisse inzwischen vergessen worden. Aber in den  14 Jahrhunderten, die seit dem Aschura-Tag vergangen sind,  hat die Erinnerung an diesen  Aufstand nichts an ihrer Lebendigkeit verloren. Im Gegenteil erstrahlt  dieses Epos immer mehr.

 

Imam Husain (F) wusste, dass er den Märtyrertod findet und dies ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Aschura-Heldengeschehens und steigert den Wert seiner Protestbewegung. Denn die Bekämpfung von falschen Mächten wird dann etwas Heiliges, wenn sie aufgrund freier Willensmacht geschieht. Dennoch wollen einige das Geschehen von Aschura deterministisch  als ein Spiel des Schicksals deuten, dem Imam Husain zwangsläufig ausgeliefert gewesen sei.  

 

 

 

 

In der Geschichte gibt es viele Beispiele für große freiheitsliebende Menschen mit hohen menschlichen Zielen, die obwohl sie wussten, dass sie sterben würden, bis zum letzten Moment  im Kampf  um die  hohen Ziele durchhielten.  Zum Beispiel die Zauberer , die Pharao an seinen Hof bestellt hatte, damit sie gegen Prophet Moses antreten. Diesen war bewusst geworden, dass der Prophet Gottes Moses die Wahrheit sagt, so dass sie sich zu ihm  bekannten. Als  der Pharao drohte, ihnen Hände und Füße abzuschlagen und sie zu kreuzigen wenn sie ihr Bekenntnis nicht zurücknehmen, sagten sie gemäß Verse 71 und 72 der Sure 20 (Taha)

 „Wir werden dich nicht dem vorziehen, was an klaren Beweisen zu uns gekommen ist, und (vor) Demjenigen, Der uns erschaffen hat. So entscheide, was du entscheiden magst; du entscheidest nur über dieses irdische Leben

Wir glauben an unseren Herrn, damit Er uns unsere Verfehlungen vergebe und (auch) die Zauberei, zu der du uns gezwungen hast. Allah ist besser und beständiger.“

Siehe auch die Stelle 120 bis 126 in der Sure 7 (Araf)

 

Ein weiteres großartiges Beispiel für die Treue zum Glaubensbekenntnis ist das Beispiel von Asia, der Gemahlin des Pharaos. Sie kannte die Machtgier des Pharaos nur zu gut und wusste, dass der Pharao sie umbringt, falls sie sich zu dem Glauben an den Einen Gott, den Moses verkündete, bekennt. Aber dennoch ließ sie sich nicht von den Drohungen des Pharaos einschüchtern und hielt  bis zu ihrem Märtyrertod an ihrer Überzeugung fest und dafür kam ihr Name unter die besten Frauen der Welt zu stehen. Diese und zahllose weitere Beispiele  verdeutlichen, dass es sich nicht um ein unausweichliches Schicksal handelt sondern dass diese Menschen  freiwillig ihren Weg wählten und den Märtyrertod in Kauf nahmen, um ihrer Überzeugung treu zu bleiben.  Diese Treue zu den göttlichen und hohen menschlichen Werten trotz des drohenden Todes verdient zu jeder Zeit Bewunderung.

Imam Husain (F) hat zwischen Recht und Unrecht und zwischen einem ehrenhaften Tod und einem schmachvollen Leben entschieden. Von ihm stammt der Ausruf: „Ich sehe im Tod und dem Martyrium nichts anderes als Glück und in einem Leben mit den Unterdrückern nichts anderes als Schmach und Schaden.“

 

Als Imam Husain , Fürst der Märtyrer, vor der Entscheidung stand entweder dem Yazid die Treue zu schwören oder den Märtyrertod zu sterben, rief er laut: „Der unreine Sohn des Unreinen hat von mir verlangt, dass ich ihm die Treue schwöre und mich in die Schmach begebe oder mich auf den Tod und das Martyrium vorbereite. Aber wisset: Wir kennen keine Schmach.  Gott, der Gesandte Gottes und die (aufrichtigen) Gläubigen und die Mütter, in deren Schoß wir aufgewachsen sind verabscheuen es, dass ich mich in die Schmach begebe. Schmach liegt unserer Familie, liegt unserem reinen hohen Geist fern.“Einem weiteren Beispiel dafür, dass jemand freiwillig in den Märtyrertod zieht begegnen wir in der Nacht zum Aschuratag, als Imam Husain seinen Unterstützern sagte: „Ich hebe den Treueeid, den ihr mir geschworen habt auf und ihr könnt mich verlassen. Wisset dass ihr getötet werden,  wenn ihr bleibt!“ Da riefen  seine treuen Gefährten mit Tränen in den Augen: „Wir werden nicht davon ablassen dich zu unterstützen,  und sollten wir auch 70 Mal getötet werden.“