Jul 15, 2019 05:18 CET

Diesmal  beschreiben wir die Vorgehensweise von  Imam Mohammad Baqir (F) und berichten über seinen Märtyrertod.

 

Beim letzten Mal,  sagten wir, dass Imam Baqir (F) sich  zur Auslösung eines kulturellen Wandels  auf die Ausbildung von Gelehrten konzentrierte,  um den Einfluss des wahren Islams zu verstärken und die schiitische Rechtsschule zu bewahren. Außerdem unterstrich er die Eigenschaften eines wahren Schiiten – Anhänger des Prophetenhauses –, um ein Handlungsmodell für die wahren islamischen Werte zu veranschaulichen.  Wir haben diesbezüglich schon einige Anweisungen dieses Auserwählten genannt und nehmen erneut das Thema auf.

                                              

 

Die Gewichtigkeit des Handelns ist ein islamischer Grundsatz. Gemäß diesem Grundsatz ist das Handeln der wichtigste Maßstab zur Beurteilung des Charakters eines Menschen und kommt jemand mit Behauptungen nicht weiter, wenn er nicht danach handelt.  Aufgrund dieser Sichtweise hat Imam Baqir (F) zu einem seiner Gefährten namens Dschabir gesagt:  „Reicht es denn zu behaupten ein Schiit zu sein und uns zu lieben?  Bei Gott,  unser Anhänger (Schiit) ist nur jemand, der sich vor dem Ungehorsam gegenüber Gott fürchtet und ihm gehorcht. O Dschabir! Unsere wahren Anhänger (Schiiten) sind an folgenden Eigenschaften und Merkmalen  zu erkennen: Bescheidenheit, Zuverlässigkeit als Pfandhüter, Gott-eingedenk-Sein in großem Umfange, Fasten,  die Pflege des Gebetes, die guten Werke an den  Eltern, die Beachtung der Rechte bedürftiger Nachbarn, die Nachsicht mit Schuldnern und mit Waisen, ehrliche Rede, Rezitation des Korans,  Wohlgesinntheit gegenüber den anderen und zuverlässig und vertrauenswürdig für seine Verwandten.“

 

Der Imam sagte weiter: „Wer Gottes Befehl gehorcht, ist unser Freund und wer ungehorsam ist, ist unser Feind. Unsere Wilayat (unsere Lenkung) ist nur durch Taten und Gottesfürchtigkeit zu erlangen.“

Imam Baqir hat die Praktizierung guter  Eigenschaften hervorgehoben und gesagt: „Fürwahr unser Anhänger, nämlich der Anhänger Alis (F), verteidigt uns mit großmütiger Hand und großmütigem aufrichtigem Herzen  und ist unser Verbündeter und Unterstützer,  um die Religion am Leben zu erhalten.  Im Zorn begeht er  kein Unrecht  und in der Freude überschreitet er nicht das Maß. Er ist gütig und ein Segen für seinen Nachbarn und er begegnet auf friedliche Weise denen, die gegensätzlicher Meinung sind.“

Imam Baqir (F) war unentwegt darum bemüht, den Charakter der wahren Anhänger des Prophetenhauses an ihren Handlungen erkennbar zu machen , während die Umayyadenkalifen ähnlich den heutigen Hegemonisten versuchten, die  Imame und ihrer Anhänger falsch darzustellen, um so den Einfluss  des wahren Islams zu verhindern. Aufgrund dieser Absicht haben sie verschiedene Sekten entstehen lassen und sie unterstützt. So wie in unserer heutigen Zeit  das internationale Lager des Unglaubens durch Hervorrufung und Unterstützung des saudischen Wahhabismus und der amerikanischen IS-Terrormiliz und anderen teuflischen und abwegigen Gruppen, versuchen dem strahlenden Antlitz des wahren Islams zu schaden.

In der Überlieferung steht über folgende  Begebenheit geschrieben:

Imam Baqir (F) hatte sich  zusammen mit seinem Sohn Sadiq (F)  zu den Hadschzeremonien auf den Weg zur Heiligen Moschee in Mekka gemacht. Eine große Pilgermenge hatte sich zum Hause Gottes versammelt und auch der Umayyadenkalif Hischam Ibn Abdul Malik war – um seinen angeblichen Glauben zu demonstrieren -  zur Kaaba gekommen.  Imam Sadiq, Sohn des Imam Baqir sah eine ideale Gelegenheit gegeben,  um  durch Vorstellung der charakteristischen Merkmale eines Schiiten, die diabolische und feindselige  Politik  der Umayyaden wirkungslos zu machen.  Deshalb stand er in Gegenwart des Umayyadenkalifen auf, um  die Merkmale der wahren Schiiten – der wahren Anhänger des Prophetenhauses -aufzuzählen.   Er schloss mit den Worten:  „Dies sind die religiösen, moralischen und sozialen Gefährten und Helfer in der Gesellschaft und die wahren Erben der Ahl-i Bait.“

Diese Erklärung sollte die anderen darauf aufmerksam machen, sich mit ihren  Fragen über den Glauben an den  Imam wenden. Außerdem sollte sie dazu dienen, eine abwegige Orientierung  zu verhindern.  Imam Sadiq, der in Denkschule seines Vaters Imam Baqir aufgewachsen war, hatte die Legalität der Umayyadenherrscher mit dieser Erklärung in Frage gestellt und den anderen  zu verstehen gegeben, dass diese nicht für die Führung der Islamischen Gesellschaft geeignet sind und zu Unrecht die Regierungsmacht für sich beanspruchen.

 

 

Die Umayyaden, die die Regierung an sich gerissen hatten , waren erbost über die erfolgreiche Verbreitung der Lehren Imam Baqirs( F). Hischam Ibn Abdul Malik  befahl nach der Rückkehr vom Hadsch, Imam Baqir und Imam Sadiq (Friede sei mit ihnen) die in seiner Gegenwart öffentlich sein Kalifat in Frage gestellt hatte, von Medina nach Damaskus zu holen.

Imam Sadiq (F) berichtet, dass Hischam nach ihrem Eintreffen in Damaskus drei Tage lang nichts von sich hören ließ und ihnen am vierten Tag befahl, in seinen Palast zu kommen. Sie sahen ihn auf dem Thron sitzen und den Leuten an seinem Hofe beim Bogenschießen zuschauen. Imam Sadiq berichtet: „Hischam rief meinen Vater beim Namen und forderte ihn auf: `Schließe dich den Großen deines Stammes beim Bogenschießen an.` Mein Vater sagte: `Ich bin alt geworden und es ist damit bei mir vorbei, entschuldige mich!` Hischam aber wollte meinen Vater herabwürdigen und ihn als schwach hinstellen. Deshalb blieb er beharrlich und drohte, dass er seinen Befehl durchführen müsse. Dann sagte  er zu einem der Anwesenden: `Gib ihm deinen Bogen!`   Als mein Vater sah, dass er keine andere Wahl hat,  nahm er den Bogen, steckte einen Pfeil in die Sehne und schoss ihn ab. Der erste Pfeil schlug genau im Ziel ein. Dann steckte er den zweiten Pfeil in die Sehne und als er diesen abschoss traf er auf den Kopf des  ersten Pfeils auf und spaltete ihn.  Der dritte schlug auf den zweiten und der vierte auf den dritten Pfeil ein und so fort  bis zum neunten Pfeil der auf den achten Pfeil einschlug. Die Anwesenden stießen einen Schrei der Verwunderung aus. Hischam, der keine solche Szene erwartet hatte, rief: `Bravo Aba Dschafar,  du bist der beste Bogenschütze unter den Arabern und Nicht-Arabern. Warum hast du so getan als ob die Zeit, in der du mit Pfeil und Bogen umgehen konntest, vorbei sei?  Solange die Quraisch jemanden wie dich haben,  können sie sich vor Arabern und Nicht-Arabern rühmen. Bei wem hast du diese Perfektion im Bogenschießen erlernt und wie lange hat es gedauert?`Mein Vater antwortete: `Du weißt, dass das Bogenschießen unter den Bewohnern von Medina üblich ist, und ich bin  als junger Mensch eine Zeitlang  dieser Beschäftigung nachgegangen.` Hischam sagte: „So weit ich zurückdenken kann habe ich  keinen Bogenschützen mit dieser Meisterhaftigkeit gesehen und ich glaube nicht, dass noch jemand anderer auf der Erde diese Kunst dermaßen beherrscht wie du. Können deine Kinder genauso mit Pfeil und Bogen umgehen wie du?“

Imam Sadiq berichtet, wie sein Vater, Imam Baqir (F) daraufhin dem Hischam wie folgt antwortet „Wir haben die Vervollkommnung und Vollendung  geerbt.  Gott hat doch folgendes Zeichen  (in Sure 5, Vers 3) auf Seinen Propheten herabgesandt:

-`Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gunst an euch vollendet, und Ich bin mit dem Islam als Religion für euch zufrieden.`“

Dann fügte Imam Baqir  hinzu: „Die Erde wird niemals ohne jemanden sein, der diese beiden Merkmale aufweist und der Hudschat Gottes – der Beweis Gottes -  ist.“

Imam Sadiq berichtet weiter:  „Da konnte Hischam nicht mehr länger die Worte meines Vaters ertragen. Er   krümmte sich wie jemand, der von einer Schlange gebissen worden ist. In dem Moment, so spürte ich, beschloss er,  meinen Vater zu töten.“

                  

Hischam ibn Abdul Malik  konnte den zunehmenden Einfluss Imam Baqirs nicht verhindern und war Zeuge seines wachsenden Ansehens unter dem Volke und den Gelehrten und der Verbreitung des echten Islams – des Islams des Propheten. Nachdem er Imam Baqir (F) und Imam Sadiq (F) die Rückkehr nach Medina befohlen hatte und nachdem er weitere Schritte unternommen hatte, um dem Ansehen Imam Baqirs zu schaden beschloss er seine Ermordung. Seine Handlanger vergifteten den Imam und dieser kehrte am 7. des Monats Dhul Hidscha 114 nach der Hidschra (732 nach Christus) im Alter von 57 Jahren zu Gott zurück.  Am Abend seines Märtyrertodes sagte er zu seinem Sohn Imam Sadiq (F): „Ich werde heute Nacht die Welt verlassen. Mir ist  eben mein Vater, Hadrate Sadschad erschienen, und er  hat mir einen köstlichen Trunk gereicht. Ich habe ihn getrunken und er hat mir die Einkehr in die ewige Wohnstätte und die Begegnung mit Gott verheißen.“

Am nächsten Tag haben sie den Leichnam dieses Imams, der ein Meer göttlichen Wissens war, in Medina auf dem Baqi-Friedhof neben  Imam Hasan und Imam Sadschad (Friede sei ihnen) beigesetzt. Der Friedensgruß Gottes und aller Gottesfreunde und Engel Gottes sei auf seiner lichterlosen Grabstelle, auf dem von den Wahhabiten zerstörtem Friedhof Baqi

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Grabstelle von Imam Mohammad  Baqir (F) neben dem heiligen Gräbern Imam Hasans (F) und Imam Sadschad (F) und Imam Dschafar Sadiq (F)  auf dem Baqi-Friedhof in Medina.

 

Abschließend noch einige Wegweisungen Imam Baqirs (F)

Er hat gesagt:

„Vollkommenheit und ihr Gipfel bestehen in der Kenntnis von der Religion, der Geduld bei Unbilden und Härten, der Planung für die Verwaltung des Lebens und der Besorgung des Lebensunterhaltes.“

Ein anderes Wort von ihm lautet: „Das Lächeln des Menschen gegenüber seinem Glaubensbruder gilt als gutes Werk und es zählt schon als gute Tat, wenn er  nur in der Größe eines Strohhalms Kummer aus dessen Gesicht entfernt.“

Imam Baqir (F) hat außerdem folgende Antwort des Propheten auf die Frage, wer der beste Diener Gottes ist, überliefert:

„Jemand der sich freut, wenn er Gutes tut und um Vergebung bittet, wenn er eine schlechte Tat begeht, der dankt, wenn er eine Segensgabe erhält und der Geduld übt, wenn er in Schwierigkeiten  gerät, und der über die Fehler der anderen hinwegsieht, wenn er zornig wird.“  

 

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